Warum legen Deutsche ihr Geld auf dem Sparbuch an?

vom 15.04.2022, 12:24 Uhr

Das altehrwürdige Sparbuch hat in den letzten Jahren viel an Attraktivität verloren, aber laut Umfragen sollen dennoch rund 45% der Deutschen ihr Geld auf dem Sparbuch anlegen. Ich besitze zwar auch noch ein Postsparbuch und da ist sogar auch noch ein einstelliger Betrag drauf, aber dort habe ich schon ewig kein Geld mehr geparkt. Legt ihr noch Geld auf´s Sparbuch und warum? Was könnte denn der Beweggrund dafür sein, dass immer noch so viele Leute das Sparbuch nutzen?

» specki » Beiträge: 291 » Talkpoints: 178,89 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Überlege mal dass wir mindestens zwei Generationen in Deutschland haben, die durch Währungsänderungen Geld verloren haben. Je nach Alter dürften da auch noch mehr Geldverluste in einem Leben gewesen sein, weil der Staat da einfach mal entschieden hat. Das Sparbuch ist dabei durch den Gesetzgeber immer noch geschützt.

Börse, Aktien und andere Geldanlagen, die sich nicht gerade Festgeld oder Bundesschatzbriefe nennen, sind vielen Menschen suspekt und das nicht nur bei den älteren Generationen. Sicherlich hat man zum Beispiel bei Aktien oder Fonds ein gewisses Risiko, was man aber schon fast vernachlässigen kann, je breiter man seine Anlagen aufstellt. Trotzdem scheuen sich auch jüngere Menschen davor, dass sie einsteigen.

Ich selbst habe auch noch ein Sparbuch, wo ich Kleinbeträge von diversen Internetangeboten sammle, die hier und da zur Auszahlung kommen. Das lasse ich dorthin auszahlen, um Bankgebühren zu sparen und buche das einmal im Jahr um, damit ich es gewinnbringender investieren kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Je nach Alter dürften da auch noch mehr Geldverluste in einem Leben gewesen sein, weil der Staat da einfach mal entschieden hat. Das Sparbuch ist dabei durch den Gesetzgeber immer noch geschützt.

Das stimmt so aber auch nicht unbegrenzt. Frage mal die ehemaligen Bürger der DDR wie gut ihr Geld auf dem Sparbuch geschützt war, als es die Währungsumstellung von DDR-Mark zur D-Mark gab. Wer da zu viel Geld hatte, dem wurde auch vom Sparbuch nicht alles zum vereinbarten Kurs umgetauscht.

Ich verstehe aber, wenn du sagen willst, dass es viele einfach für eine sichere Anlage halten. Aber das ist finde ich am Ende des Tages mehr eine gefühlte als eine echte Sicherheit. Es ist ja so, dass selbst, wenn der Staat kein Geld kürzt, verliert es durch nicht vorhandene Zinsen ja schon an Wert und wird de facto weniger. Also es mag dann toll sein, dass da jedes Jahr die gleiche Zahl steht und es nicht weniger wird. Aber man kriegt dann halt einfach weniger für das Geld und dann hat man auch nichts davon.

Das Problem wird wohl einfach sein, dass viele Deutsche einfach Angst vor der Börse haben. Da werden nicht wenige damals bei der Telekom eingestiegen sein, als die an die Börse gegangen ist und sich die Hände verbrannt haben oder dann beim Neuen Markt erst spät rein als dieser schon unglaublich hoch ging und haben dann auch wieder Geld verloren. Aktienhandel ist eben nicht so etabliert bei uns wie in anderen Länder und wenn du dann eben schlechte Erfahrungen machst und nie dabei bist, wenn der Markt mal hoch geht, dann ist wahrscheinlich selbst eine Rendite von 0 gefühlt besser als ein paar verlustreiche Jahre.

Ich habe von früher auch noch ein Sparbuch, aber da ist nur ein kleiner Betrag drauf. Der Großteil meines Geldes ist am Aktienmarkt investiert über verschiedene Investitionsformen und das ist auch das einzige Geld, was einen nennenswerten Ertrag erzielt. Natürlich mache ich auch mal Verluste, aber eben auch Gewinne und unterm Strich steht da über einen längeren Zeitraum ein gutes Plus, was beim Sparbuch und beim Girokonto eben nicht steht.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich denke viele Menschen scheuen die Börse weil da eben direkt von einem Risiko gesprochen wird. Das Sparbuch, auch wenn da Null Zins und Inflation den Wert verringern, hat eben die Sicherheit, dass die tausend Euro, die heute drauf sind, auch nächstes Jahr noch so dastehen. Dass man aber für diese tausend Euro weniger Gegenwert kaufen kann, verdrängen viele Menschen erfolgreich und das eben nicht nur die ältere Generation. Meine Tochter will von der Börse auch nichts wissen, obwohl ich dort investiere und bisher nicht mal Verluste hatte.

Und was den Umtausch von DDR-Mark zu D-Mark angeht, ist mir kein Fall bekannt, wo von den Banken falsch gerechnet wurde. Probleme gab es eigentlich nur bei denen, die schön in der Familie aufgeteilt haben, um ja alles 1:1 umtauschen zu können und dann danach Unstimmigkeiten hatten.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Punktedieb hat geschrieben:Und was den Umtausch von DDR-Mark zu D-Mark angeht, ist mir kein Fall bekannt, wo von den Banken falsch gerechnet wurde. Probleme gab es eigentlich nur bei denen, die schön in der Familie aufgeteilt haben, um ja alles 1:1 umtauschen zu können und dann danach Unstimmigkeiten hatten.

Naja nicht falsch gerechnet. Das hat ja niemand gesagt. Aber es war ja eben so, dass je nach Alter zwischen 2.000 bis zu 6.000 DDR-Mark 1:1 in D-Mark getauscht wurden und alles darüber nur noch 2:1. Und es gab mehr als genug Bürger in der DDR, die mehr als die 6.000 DDR-Mark hatten und damit zumindest was den Zählbetrag angingen dadurch Geld verloren haben. Auch wenn man natürlich sagen muss, dass zumindest in D-Mark gerechnet, die DDR-Mark damit viel zu hoch bewertet wurde.

Aber sofern es etwas zu kaufen gab, war es ja schon so, dass die DDR-Bürger da für ihr Geld mehr bekommen hätten, als sie es nachher in D-Mark bekommen haben. Das ist eben auch in einigen Köpfen hängen geblieben. Und wenn man schon dem Staat nur halb traut, traut man eben der Börse noch weniger. Wobei ich aber eben auch glaube, dass ein Problem für viele Leute der Anlagezeitraum ist.

Nicht wenige denken ja, dass sie da mal schnell ein wenig investieren und dann sofort reich werden und vergessen dabei eben, dass man eine gewisse Sicherheit nur über einen Anlagezeitraum von mehreren Jahren bekommt oder eben viel Zeit in die Analyse seiner Wertpapiere stecken muss, wenn man kurzfristig Erfolge erzielen will.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Klehmchen hat geschrieben:Aber sofern es etwas zu kaufen gab, war es ja schon so, dass die DDR-Bürger da für ihr Geld mehr bekommen hätten, als sie es nachher in D-Mark bekommen haben.

Da behaupte ich mal, dass man für die D-Mark dann mehr Warenwert hatte, als mit der DDR-Mark, wenn man von den Grundnahrungsmitteln absieht. Nur mal so als Vergleich ein Farbfernseher. Der hat in der DDR um die 4.000 Mark gekostet. Vergleichsgeräte in der BRD waren für wenige hundert D-Mark zu haben.

Aber was die Börse angeht, so muss man da eben Geduld haben. Ich selbst habe die Strategie kaufen und dabei gute Dividenden mitnehmen. Verkauft wird da nur, wenn die Dividenden langfristig bei einem Wert rückläufig sind.

Was mich dabei aber auch wundert, dass viele jüngere Leute, die also nur den Euro kennen, auch vor der Börse zurück schrecken. Ich sehe das ja an meiner Tochter. Sie hat selbst bei einem Sparplan die feste Meinung, dass sie bei ihrem Glück damit Verluste machen würde. Da können ihr nicht mal die sogenannten Erträgnis Gutschriften von meinem Depot überzeugen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Was mich dabei aber auch wundert, dass viele jüngere Leute, die also nur den Euro kennen, auch vor der Börse zurück schrecken.

Mal abgesehen davon, dass man vieles im eigenen Haushalt lernt und sich abschaut und sich dadurch Angst vor der Börse von Eltern auf Kinder übertragen kann, was bei dir jetzt nicht so der Fall ist, gibt es ja auch andere Gründe.

Es gibt ja genug junge Menschen, die lieber im Hier und Jetzt leben und das Geld was sie haben besser ausgeben und dann entweder kein Geld zum Investieren übrig haben oder zumindest Angst davor haben, dass sie eben dann auf ihr Aktien-/Fondsguthaben zurückgreifen müssen, wenn das gerade an Wert verloren hat.

Und natürlich darf man eben auch nicht vergessen, dass da einfach Lebenserfahrung fehlt. Wo soll die auch herkommen? Wenn man erst seit ein paar Jahren Geld verdient, ist man halt nicht so entspannt zu sagen, da kommt auch die nächsten 20 Jahre immer wieder genug rein um davon zu leben und ich kann ein paar Tausend Euro irgendwo anlegen und dann quasi vergessen bis ich damit reich geworden bin. Das wird auch bei vielen eine Rolle spielen.

Punktedieb hat geschrieben:
Klehmchen hat geschrieben:Aber sofern es etwas zu kaufen gab, war es ja schon so, dass die DDR-Bürger da für ihr Geld mehr bekommen hätten, als sie es nachher in D-Mark bekommen haben.

Da behaupte ich mal, dass man für die D-Mark dann mehr Warenwert hatte, als mit der DDR-Mark, wenn man von den Grundnahrungsmitteln absieht. Nur mal so als Vergleich ein Farbfernseher. Der hat in der DDR um die 4.000 Mark gekostet. Vergleichsgeräte in der BRD waren für wenige hundert D-Mark zu haben.

Das mag sein. Aber wie oft kaufst du dir denn ein Auto oder einen Fernseher oder besser gesagt, wie oft hat das ein DDR-Bürger getan? Ein Auto gab es doch eh nur mit 20 Jahren Wartezeit. Also wenn du da einmal viel zu viel für ausgegeben hast, gab es die Ausgaben 20 Jahre lang nicht mehr. Aber Miete und Nahrungsmittel, mal in die Kneipe gehen, das haben die jeden Tag oder zumindest jeden Monat gemacht. Und da haben sie eben massiv gespart (ob das jetzt so gut war sei mal dahingestellt). Also da gab es 1990 genug Menschen, die eben einfach viel mehr Geld auf dem Sparbuch hatten als sie dann 1:1 tauschen durften und denen wurde dann quasi ihr Geld einfach weggestrichen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Um an der Börse erfolgreich einzusteigen reichen ja erst mal Sparpläne, die man schon für 25 Euro im Monat haben kann. Also kann selbst ein junger Mensch, der gerade sein erstes Geld verdient, einsteigen. Und da ist es wie früher die hoch gepriesene Lebensversicherung. Je früher man einsteigt, desto mehr wirft es am Ende ab. Da hier immer mal wieder Themen im Forum erscheinen, wo es um Influencer geht, sollten die vielleicht mehr in die Richtung bringen. Könnte bei Jugendlichen sicher gut ankommen.

Was das Auto zu DDR-Zeiten angeht, so hatten meine Eltern 1981 eine Anmeldung für einen Trabant gemacht. Damalige Wartezeit 10 Jahre, so dass ich den mit Volljährigkeit hätte gleich bekommen können. Kurz vor der Wende war die Wartezeit dann 14 Jahre gewesen. Allerdings weiß ich nicht, wie lange die Zeiten für einen Wartburg waren.

Gastronomie, wenn es nicht gerade den Stil einer Dorfkneipe haben sollte, war auch nicht so preiswert. Das konnte sich der durchschnittliche DDR-Bürger auch nicht so oft leisten. Denn die Löhne waren ja vergleichsweise doch recht niedrig. Was aber auch dem geschuldet war, dass man eben das normale Leben recht preiswert bekommen hat. Auch ein Urlaub konnte recht günstig sein, wenn man einen Platz über die Gewerkschaft ergattert hat. Es gab also gar nicht so viele Möglichkeiten richtig viel Geld auszugeben oder man hat eben bewusst gespart um sich größere Anschaffungen, wie einen Farbfernseher oder ein Auto leisten zu können.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Um an der Börse erfolgreich einzusteigen reichen ja erst mal Sparpläne, die man schon für 25 Euro im Monat haben kann. Also kann selbst ein junger Mensch, der gerade sein erstes Geld verdient, einsteigen. Und da ist es wie früher die hoch gepriesene Lebensversicherung.

Na sicher, das sehe ich ja ganz genauso wie du. Wobei ich denke, dass man mit 25 Euro jetzt nicht so weit kommt. Bei der Summe musst du ja auch schon wieder anfangen zu vergleichen, dass deine Bank oder dein Broker nicht auch noch Gebühren davon nimmt, die dann deine Rendite auffressen. Da würde ich dann lieber etwas mehr Geld nehmen und im Zweifel halt quartalsweise kaufen.

Aber auch dafür ist das eigentlich zu wenig. Das sind ja über 40 Jahre Erwerbsleben gerade mal 12.000 Euro die du da einzahlst. Da muss ja schon eine Wahnsinnsrendite her, dass da richtig was bei rumspringt. Und wenn du diese Rendite schaffst, ärgerst du dich, dass du nicht mehr eingezahlt hast.

Allerdings kommt eben da genau das gleiche Problem. Du musst halt wirklich langfristig dabei bleiben und von Anfang an langfristig denken, damit dabei etwas herauskommt. Rein logisch und nüchtern ist das alles klar. Aber bedenke das mal wenn du jung bist und leben willst. Da haben viele eben einfach andere Sachen im Kopf und rechnen wahrscheinlich die 25 Euro lieber in ein zwei Drinks im Club um.

Da muss sicher noch viel in der Mentalität passieren, dass Geldanlegen einfach völlig normal wird, so wie man Geld für ein Auto oder eine Wohnung ausgibt und das eben nicht als Luxus angesehen wird. Ist ja auch nicht ungewöhnlich, dass man genau das zu hören kriegt. Das sich sowas eh nur Menschen leisten können, die eh genug Geld haben. Und auch so wird ja über Geld in Deutschland zu wenig gesprochen. Aber das würde ja dazu gehören, dass man sich austauscht und informiert, wo man sein Geld gut anlegen kann, wer einen guten Broker hat, welche Unternehmen eine gute Perspektive haben. Aber wenn es um das Geld geht, macht man das in Deutschland ja lieber still und heimlich, damit bloß keiner mitbekommt, was man an Geld hat.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich selbst habe einen ETF mit 25 Euro pro Monat laufen. Da ich mein Depot bei meiner Hausbank habe, um im Notfall einen persönlichen Ansprechpartner zu haben, bringt mir der ETF ein kostenfreies Depot. Allerdings habe ich da eben keinen ETF, der Anfängern überall empfohlen wird, sondern mir einen branchenspezifischen ausgesucht, der aus meiner Sicht gutes Wachstumspotenial hat. Bisher hat er das auch bestätigt.

Anfang des Jahres hatte ich ein Gespräch mit einem Kunden, dem als Anlage ein ETF mit vierteljährlicher Dividendenausschüttung empfohlen wurde. Das klang für mich interessant und ich habe sogar eine lukrative Anlage gefunden, die monatlich ausschüttet. Da muss ich allerdings manuell kaufen und kann das nicht automatisieren. Ist aber recht nebensächlich zu bewerten und ich kann damit eben dazu kaufen, wenn wieder genug Geld für die Börse zusammen gekommen ist.

Ich agiere also nicht nach Ratschlägen von sogenannten Experten, sondern informiere mich, wenn mir etwas interessantes durch Gespräche oder Medienmeldungen über den Weg läuft. Aber wie schon Birgit Schrowange vor zwei oder drei Jahren sagte, beschäftigen sich vor allem viel zu wenig Frauen mit Geldanlagen. Aber ich gebe auch zu, dass ich schon immer eher der Typ war, der sein Geld zusammen hält, statt auszugeben.

Vielleicht ist das auch der Unterschied zu meinem Umfeld, wo fast nur das klassische Sparverhalten gelebt wird. Wobei das nebenbei ja auch noch bei mir betrieben wird, um eben für kurzfristige und vor allem ungeplante Aussagen die entsprechenden Rücklagen zu haben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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