Wann wird Angebot zur Hilfe zur Einmischung?

vom 07.10.2018, 22:38 Uhr

Die Mutter einer Bekannten bietet meiner Bekannten, die alleinerziehende Mutter von 2 Kindern ist, oft ihre Hilfe an. Das wusste ich aber bis dato nicht, dass es meiner Bekannten nervt, wenn die Mutter ständig ihre Hilfe anbietet. So bin ich da auch ins Fettnäpfchen getreten, als ich bei ihr war.

Ich habe gesehen, dass sie überfordert ist mit Haushalt und Kindern und habe gefragt, ob ich ihr helfen kann. Sie ist da ziemlich sauer geworden und meinte, dass ich schon genauso anfange wie ihre Mutter. Ich habe mich dann entschuldigt, dass es nicht böse gemeint war.

Sie meinte dann, dass sich alle einmischen würden und sie auch alleine zurecht kommt. Sie meint, dass es keinen was angeht, wie es bei ihr ausschaut und sie selbst auch weiß, dass sie keine gute Hausfrau ist und ihre Kinder ihr über alles gehen. Ich wollte dann aber auch nicht näher auf das Chaos eingehen, was ich bei ihr vorgefunden habe.

Ich habe mich aber zu hause gefragt, wann wohl das Angebot zur Hilfe zur Einmischung wird. Wann sollte man auf keinen Fall Hilfe anbieten, weil es falsch verstanden werden könnte und mit einmischen gedeutet werden könnte?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Erst einmal wusstest du ja nichts davon, dass deine Bekannte unter den ständigen Hilfsangeboten ihrer Mutter schon regelrecht leidet. Daher kann man dir sicherlich keinen Vorwurf machen, dass du deiner Bekannten dann unwissend auch Hilfe angeboten hast.

Ich denke, dass Hilfe zur Einmischung wird, wenn es aufdringlich ist und man die Person dazu drängt, doch die Hilfe unbedingt anzunehmen und vielleicht noch darauf hinweist, wie es im Haushalt aussieht, im Fall von deiner Bekannten. Das ist ja durchaus schon Einmischung in die Privatsphäre. Deine Bekannte sagt ja, dass sie selbst weiß, wie es bei ihr aussieht. Vielleicht fühlt sie sich durch die ständigen Hilfsangebote unter Druck gesetzt und reagiert deswegen so gereizt. Es kann ja aber auch ein Zeichen von Überforderung sein.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich denke, Hilfe anbieten kann man prinzipiell immer, wenn es angebracht erscheint, sprich wenn jemand offensichtlich viel um die Ohren hat, alleinerziehend oder nicht. Aber man sollte eben Diskretion walten lassen und auch ein Nein akzeptieren, und nicht aus lauter falsch verstandener Hilfsbereitschaft die Leute unter Druck setzen. Zudem finde ich, dass es darauf ankommt, ob man selber oder Dritte, die sich nicht selbst helfen können, beeinträchtigt sind.

Sprich, um ein anderes Beispiel zu wählen: Wenn jemand gerade viel um die Ohren hat und sein Hund deswegen 22 Stunden am Tag im Bad eingesperrt ist, würde ich mit mehr Vehemenz anbieten, mit der Töle spazieren zu gehen, als wenn lediglich der Teppich verhaart wäre und die Wohnung in generell größerer Unordnung, als es meinem Hygieneempfinden lieb wäre. Aber nur weil ich der Meinung bin, dass jemand anders meine Hilfe braucht, muss das ja nicht stimmen. Und solange ich dort nicht wohnen muss, geht es mich beispielsweise ja nichts an, ob jemand im Chaos oder im Schmuckkästchen wohnt. Nicht jeder hat die gleichen Prioritäten im Leben, und nur weil es irgendwo aussieht wie Kraut und Rüben, ist derjenige ja nicht gerade in höchster Not und braucht dringend einen Retter.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Das Anbieten von Hilfe ist nie eine Einmischung. Einmischen tut man sich doch erst wenn man wirklich aktiv etwas tut. Nur zu fragen: „Kann ich dir irgendwie helfen?“ ist in meinen Augen keine Einmischung sondern einfach nur eine Frage bzw. ein Hilfsangebot. Solange man sich nicht aufdrängt und ungefragt Dinge tut die der Andere nicht will, ist es keine Einmischung und völlig in Ordnung.

In dem oben genannten Fall wurde die Frau jedoch nicht wirklich wegen deinem Hilfsangebot wütend sondern weil Sie das Gefühl hat sich verteidigen zu müssen. Ich denke das Sie jedes Mal wenn ihr jemand Hilfe anbietet, und somit offensichtlich sieht das Sie mit ihrem Haushalt und ihren Kindern überfordert ist, daran erinnert wird das Sie „versagt“ hat und ihren Alltag nicht alleine bewältigen kann. Mütter stehen unglaublich unter Druck und haben Angst zu „versagen“.

Viele schämen sich wenn Sie mit ihren Kindern überfordert sind und reagieren dementsprechend gereizt wenn jemand erkennt das Sie Hilfe benötigen. Natürlich wäre es besser wenn die Frau aus deinem Beispiel einfach eure Hilfe annimmt, aber vielen fällt es unheimlich schwer diesbezüglich über ihren Schatten zu springen.

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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