Wann blutet euch euer Mamaherz?

Man hört ja hin und wieder die Aussage, dass einem das Mamaherz blutet. Das kann aus verschiedenen Gründen so sein. Besonders oft ist es aber so, wenn man als Mutter erkennen muss, dass das Kind älter und damit auch selbstständiger wird. Manchen blutet das Mamaherz, wenn das Kind irgendwann auszieht, wobei ich aber auch eine Bekannte habe, die es ganz schlimm fand, als ihr Kind dann so "groß" war, um in den Kindergarten zu gehen.

Dadurch dass die Bekannte dann auch wieder zur Arbeit gegangen ist, ist die gemeinsame Zeit des zu Hause seins für beide geendet. Ihr Kind dann "ziehen zu lassen" hat meiner Bekannten ein bisschen das Herz zerrissen. Wann blutet euch euer Mamaherz?

Ich hatte schon verschiedene Situationen wo es mir echt das Herz zerrissen hat. Schlimm fand ich die Abschiede in den ersten Tagen in den Kindergarten. Man gibt sein Kind in fremde Hände, auch wenn die ihren Job gut machen, aber es ist halt doch was ganz anderes.

Mir hat auch immer sehr das Herz geblutet wenn es Situationen gab in denen ich nicht helfen konnte. Das waren zum Beispiel Situationen, in denen andere Kinder sie ausgeschlossen haben oder nicht mit Ihnen spielen wollten. Das tut mir echt immer sehr leid.

Da ich keine Mama bin, gibt es zumindest aus der Herzregion wenig zu bluten. Da ich in Sachen klassischer Kernfamilie nur eine Zuschauerrolle innehabe, finde ich es oft genug zumindest leicht befremdlich, wann Mamas sentimental werden und wann nicht. Schließlich war ich auch selber mal ein Kind und Leute um mich rum haben auch Nachwuchs.

Beispielsweise finde ich es bemerkenswert, dass das Mamaherz in vielen Fällen maximal bis einschließlich Einschulung ("Buhu, mein Baby wird erwachsen") blutet, und wenn der Nachwuchs dann immer selbstständiger wird, fängt er eher an zu nerven. Und kaum ein paar Jahre später ist es dann das nervige, lästige "Pubertier", das nach Schweiß müffelt, bis mittags pennt und keine Lust mehr auf Familienfeiern bei Oma an der Kaffeetafel hat.

Mir würde es in vielen Fällen erstrebenswerter erscheinen, wenn Eltern auch noch jenseits des Kindergartenalters emotional in die Entwicklung ihrer Kinder eingebunden wären, auch wenn sie keine niedlichen Schühchen mehr haben und keiner mehr weint, weil die lieben Löckchen beim Friseur gekürzt werden müssen.

Mit dem Begriff "Mamaherz bluten" kann ich nicht viel anfangen. Das spiegelt für mich nicht das Gefühl wieder, das mich in manchen Situationen überkam. Das waren bei mir tatsächlich Kindergarten- und Schuleintritte. Das waren dann aber eher sentimentale Gefühle. Ein bisschen Eifersucht war dann manchmal auch dabei, wenn von einer Lehrerin zum Beispiel in höchsten Tönen geschwärmt wurde und ihr mehr Kompetenz zugesprochen wurde als mir. Da muss man sich als Mutter zurückhalten und das ganz rational sehen. Lehrer und Lehrerinnen, aber auch Erzieher und Erzieherinnen sind nun mal wichtige Bezugspersonen.

Meine Kinder sind Gott sei Dank nie gemobbt worden. Falls das so gewesen wäre, dann hätte mich das auch sehr mitgenommen. Mein Ältester ist vielleicht am ehesten mal geärgert worden, aber er ist da ziemlich resilient. Einmal hat ihm jemand im Kindergarten ein Bein gestellt. Das war gleich am ersten Tag. Er schaute nach dem Stolpern aber nur kurz zurück, so, als ob eine Baumwurzel im Weg gestanden war, und es hielt ihn nicht weiter auf auf dem Weg zu den Legosteinen. Er war einfach kein geeignetes Opfer. Mir hat es aber einen Stich gegeben.

Schlimm war es auch, als die Kinder in relativ kurzer Zeit hintereinander auszogen. Das war aber kein kurzzeitiges Gefühl, sondern hat sich langfristiger bemerkbar gemacht. Ich war natürlich auch erleichtert und stolz, dass sie so selbstständig waren, aber mich überkam dann trotzdem ein Schmerz, wenn ich meine Freundin besuchte und deren Kinder noch am Mittagstisch saßen, während meine so mit ihrem spannenden Leben beschäftigt waren, dass sie sich kaum meldeten. Einerseits bin ich stolz auf sie, andererseits hätte ich gerne ein bisschen mehr Teilhabe an ihrem Leben.

Ich bin nicht nur kinderfrei sondern auch mit einer sehr bildlichen Vorstellungskraft ausgestattet. Wenn ich so einen Spruch lese, den glaube ich mir gegenüber noch nie jemand benutzt hat, habe ich ganz interessante Bilder im Kopf, die eher Richtung Horrorfilm oder medizinischer Notfall gehen.

Ich verstehe auch überhaupt nicht, warum es so ein Drama zu sein scheint wenn ein Kind älter und selbstständiger wird. Das ist doch einfach mal völlig normal. Möchtest du statt dessen ein Kind, das ewig von dir abhängig ist und kein eigenes Leben auf die Reihe bekommt?

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Das ist doch einfach mal völlig normal. Möchtest du statt dessen ein Kind, das ewig von dir abhängig ist und kein eigenes Leben auf die Reihe bekommt?

Auch normale Sachen können durchaus schmerzen oder rühren. Viele Menschen weinen auch, wenn die Tochter vor dem Traualtar steht, wenn die alte Mutter stirbt, obwohl es das Normalste auf der Welt ist, oder vielleicht, wenn man sich nach dem Abitur von seiner Freundin verabschiedet, die für ein Jahr nach Amerika geht.

Und wenn ein Kind gemobbt wird und man sich als Mutter machtlos fühlt, kann ich den Schmerz durchaus gut nachvollziehen. Ich fand es auch schlimm, als eines meiner Kinder am Anfang nicht in den Kindergarten wollte und beim Abschied geweint hat. Aber es musste halt sein und die wirklich sehr gute, etwas ältere Kindergärtnerin versicherte mir, dass das Weinen immer sehr schnell aufhörte.

Trotzdem zerreißt es einem ganz instinktiv bei einem weinenden Kind das Herz. Das ist zwar eine normale Phase, aber trotzdem kann man das in solchen Augenblicken nicht ganz rational sehen und sich sagen, dass es ja ganz normal und gut ist, dass das Kind weint.