Von welchem Verhalten dürfen Eltern enttäuscht sein?

vom 13.01.2020, 00:50 Uhr

Negative Gefühle dem eigenen Kind gegenüber tun weh und darüber zu sprechen ist in der Gesellschaft fast ein Tabu. Kinder - das eigene Fleisch und Blut - sind nun mal oft das Ein und Alles für die eigenen Eltern. Oft entsteht dieses Gefühl aufgrund einer überzogenen Erwartungshaltung und der damit verbundenen Enttäuschung.

Für manche Mütter - zum Beispiel meine Schwiegermutter - sind es sogar nur kleine Alltagsmomente die schon für Missstimmung sorgen. Solcher Unmut ensteht zum Beispiel wenn das Kind den Muttertag vergisst oder den Geburtstag. Oder wenn es zu selten anruft oder keine Zeit habt für regelmäßige Besuche. Oft ist es nur ein kurzer Unmut der in Summe dann aber doch in einer Enttäuschung endet. Bei meiner Schwiegermutter äußert sich das durch tagelange Vorwürfe und beleidigtes - fast schon kindisches - Verhalten.

Ich habe vor Kurzem einen guten Spruch gelesen welcher lautet:

Es ist vom Leben so gewollt, dass wir unsere Kinder mehr lieben als sie uns. Wenn wir von unseren Kindern enttäuscht werden, sollten wir uns das immer bewusst machen.

Müssen wir also von unseren Kindern genauso viel Fürsorge, Unterstützung und Verantwortungsbewusstsein erwarten wie wir den Kindern gegeben haben. Sollte die emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind genauso stark gewichtet sein? Von welchem Verhalten des Kindes dürfen Eltern tatsächlich enttäuscht sein?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Unsere Tochter war in allem stets ein Überflieger. Mir ist keine Situation bewusst, in der ich enttäuscht gewesen sein sollte. Das Gegenteil war der Fall. Stets hoben wir nur die positiven Dinge die sie tat hervor und lobten sie und versicherten ihr, dass wir stolz auf ihr Verhalten seien. Das führte dann stets dazu, dass sie das positive Verhalten verstärkte und wir wirklich keinen Anlass zur Kritik hatten.

Egal was meine Tochter in Zukunft tut, ich würde das Verhalten nicht missbilligen, solange sie nicht mit dem Gesetz in Konflikt käme. Würde sie eine Bank überfallen und dabei einen Menschen anschießen, dürfte ich allerdings schon über ihr Verhalten enttäuscht sein. Kleiner Witz. Ich verlange auch niemals, dass sie meine Liebe und Fürsorge irgendwann mal auf mich überträgt. Denn dazu ist sie nicht auf dieser Welt.

Sollte sie einmal Familie haben, wird sie diese lieben und das ist es doch was für mich zählt. Um mehr geht es mir einfach nicht. Würde sie Regale im Supermarkt einräumen, statt Informatikerin zu werden, würde ich sie trotzdem frei von Vorbehalten lieben. Einfach nur um ihrer selbst Willen und ohne irgendwelche Ansprüche an sie zu haben. Letzten Endes ist es doch sowieso nur so, dass derjenige enttäuscht wird, der Erwartungen hegt.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Mir ist diese Frage irgendwie zu abstrakt. Wer schreibt mir schon vor, wann ich enttäuscht sein "darf"? Gelten für leibliche Eltern andere Regeln als für entferntere Verwandte? "Darf" ich somit gefühlsmäßig enttäuscht sein, wenn meine Nichte mein liebevoll ausgewähltes Geburtstagsgeschenk an die Wand wirft, obwohl ich rein rational weiß, das Kind ist drei Jahre alt und entwicklungsbedingt nur sehr bedingt fähig zur Empathie?

Eine schwierige Frage, zumal da ich mich auch frage ,ob und wann das Eltern-Kind-Verhältnis jemals beendet ist. Wird es nicht irgendwann krankhaft, wenn die Eltern enttäuscht von mir sind, wenn ich mit 40 den Job wechsle oder jemanden heirate, der Mama und Papa nicht zusagt? Oder ist es nicht eher der Job der jüngeren Generation, die Eltern zu enttäuschen?

Für mich gehört es eigentlich zum ganz normalen Zusammenleben dazu, dass man hin und wieder enttäuscht ist, und zwar auch und ganz besonders von den Leuten, die man liebt. Dafür muss der Nachwuchs keine Scheune abfackeln oder sonst etwas "Schlimmes" veranstalten.

Ich könnte mir jedenfalls nicht vorstellen, eine wie auch immer geartete Beziehung zu einem anderen Menschen zu haben, bei der ich wirklich nie auch nur das kleinste Gefühl der Enttäuschung erlebe. Und sei es auch nur, dass ein Geschenk zurückgewiesen wird oder ähnlicher Kleinkram. Weder hege ich derart geringe Erwartungen noch vergöttere ich jemanden derart unhinterfragt, dass ich mir so etwas gar nicht vorstellen kann.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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