Vertrauen und Respekt wichtiger als Leidenschaft?

vom 07.05.2019, 19:04 Uhr

Früher haben die Menschen oft nicht aus Leidenschaft und Liebe geheiratet, sondern weil es sich einfach so ergeben hat. Meine Oma hat vor vielen Jahrzehnten mal den Spruch gesagt, dass sie Opa am Anfang nicht geliebt hat und Leidenschaft gab es bei ihnen nie. Aber Vertrauen und Respekt war von Beginn an der Fall. Die beiden waren sehr sehr lange verheiratet und dass sie sich, was ich dann als Kind und Jugendlicher bis zu ihrem Tod mitbekommen habe, haben sie sich dann auch geliebt und wollten nie ohne den anderen sein.

Von einer türkischen Freundin habe ich auch mal erfahren, dass sie ihren Mann gar nicht richtig kannte, als sie ihn geheiratet hat, weil sie schon versprochen waren, als sie noch Kleinkinder waren. Sie haben mittlerweile zwei Kinder und können sich keine harmonischere Ehe vorstellen. Meine Freundin meinte, dass gegenseitiges Vertrauen und Respekt viel wichtiger sind und länger hält als die Leidenschaft, aus der viele heraus heiraten. Was denkt ihr darüber? Denkt ihr, dass eine Ehe auch ohne Leidenschaft und großer Liebe für die "Ewigkeit" ist?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich lebe weder in einer Gemeinschaft, in der Kinder einander versprochen werden und gefälligst zu gehorchen haben, noch lebe ich in einer Zeit, in der ich als Frau dringend einen Mann haben muss, um gesellschaftlich akzeptiert und wirtschaftlich abgesichert zu sein.

Und ich bin sehr dankbar dafür. Ich meine, noch wenige Jahre vor meiner Geburt war ein uneheliches Kind rechtlich nicht mit dem Vater verwandt und die Mutter musste das eigene Kind adoptieren, um sein Vormund zu werden. Wobei die Adoption fast immer unmöglich war, weil die ledige Mutter schließlich bewiesen hatte, dass die charakterlich ungeeignet ist. :wall:

Natürlich setzt jemand, der zur Eheschließung gezwungen ist, um familiäre und gesellschaftliche Konventionen zu erfüllen, ganz andere Prioritäten. Unter diesen Umständen erscheinen Vertrauen und Respekt als das große Los. Aber mir wäre das viel zu wenig.

Um mich zu binden, müssen schon etwas andere Bedingungen erfüllt sein. Ich bin ja nicht gezwungen, mich zwischen Vertrauen und Respekt oder Leidenschaft zu entscheiden. Daher sieht meine "Liste" so aus: Loyalität und Integrität, da sind Vertrauen und Respekt gleich mit drin, Empathie, Akzeptanz, Denkmuster, die mich faszinieren, und dazu Liebe und Leidenschaft. Warum sollte ich mich mit weniger begnügen, wenn ich mich nicht fest binden muss? Bisher funktioniert diese Mischung in allen Belangen seit dem letzten Jahrtausend. Denn auch Leidenschaft und Liebe können lange halten, warum sollte ich darauf verzichten?

» cooper75 » Beiträge: 13326 » Talkpoints: 497,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich sehe es wie Cooper: Ich lebe im 21. Jahrhundert, muss mich nicht aushalten lassen und meine Kultur zwingt mich auch nicht dazu, irgendeinem Dödel zu Willen zu sein, den meine Eltern ausgesucht haben, um nicht ins soziale Aus zu geraten. Wieso sollte ich also auf Leidenschaft und romantische Liebe verzichten, und mich mit "Vertrauen und Respekt" begnügen? Ich habe Glück, ich kann beides verbinden, und darunter würde ich sowieso mit niemandem etwas Langfristiges anfangen.

Außerdem finde ich schon ein bisschen befremdlich, wenn jemand so tut, als wäre nur eins von beiden möglich: Vertrauen und Respekt oder Feuerwerk und wilder Überschwang der Gefühle - auch in einer langjährigen Beziehung. Aber irgendwo verstehe ich es schon, dass Frauen, die eine Versorgungs- oder arrangierte Ehe eingehen, sich ihren fremdbestimmten Lebensentwurf irgendwie schön reden müssen und so tun, als sei ihre Beziehung so viel besser als das ganze oberflächliche Getue von Liebe und Leidenschaft, die sowieso nur ein Strohfeuer darstellt.

Würde ich auch nicht anders machen, wenn ich den Alten nur abbekommen hätte, weil es sich so "ergeben" hat bzw. meine Eltern mich als Kleinkind unbesehen verschachert hätten. Wer braucht schon Romantik, solange die Kohle stimmt?

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich muss auch anmerken, dass ich froh bin, nicht versprochen worden zu sein oder in einer Kultur groß geworden zu sein, wo man mich verspricht. Ich als Frau zu gehorchen habe und im Grunde sowieso keine Wahl habe. Das in einer solchen Kultur und Eheschließung aufzuwachsen ganz andere Prioritäten herrschen, sollte jedem klar sein und das dort oftmals auch andere Erwartungen zugrunde liegen, ebenfalls. Die entsprechen aber in keiner Weise die meinigen.

Wenn ich meinen Freund heiraten würde, dann aus Liebe. Die Leidenschaft sollte auch dort weiterhin beibehalten sein, weil sonst heirate ich auch nicht. Wenn wir jetzt dasselbe unter Leidenschaft verstehen, was ich denke. Respekt und Achtung sind für mich da ohnehin von ganz natürlicher Eigenschaft in einer Beziehung, weil ich sonst nicht einmal die Beziehung eingehe. Ebenfalls nicht, wenn ich nicht auf Augenhöhe mit meinen Partner kommuniziere und agiere. Deswegen setze ich das generell voraus.

Ich würde also nur dann heiraten, wenn es entsprechende Faktoren dazu gibt. Liebe, Leidenschaft, auch ein gutes Miteinander, eine gute Kommunikation, Respekt, Verständnis, Ehrlichkeit usw. Das muss bei mir wirklich passen. Ich bin auch kein einfacher Mensch und manchmal von der Attitüde sehr männlich, ehrlich, dreist und offen. Klassisch auf für die Ruhrpottfresse. Das muss man sowieso erst einmal können.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich finde es komisch, dass du hier ein entweder oder einforderst, immerhin muss sich das ja nicht ausschließen. Ich liebe meinen Mann beispielsweise von ganzen Herzen und das war auch von Anfang an der Fall und dennoch empfinden wir ebenso Vertrauen und Respekt füreinander. Meine Großeltern, die durchaus auch einer Zeit entstammt haben, in der man sich noch viel eingemischt hat, haben auch aus Liebe geheiratet und waren über 50 Jahre miteinander verheiratet. Der respektvolle Umgang und das gegenseitige Vertrauen war dennoch vorhanden.

Wir leben in einer Zeit, in der man sich seinen Partner nicht mehr von Eltern aussuchen lassen muss und dennoch einen guten Umgang bekommen kann. Man muss sich den ganzen Mist aber auch einfach nicht mehr gefallen lassen. Ein Mann und auch eine Frau haben sich in einer Beziehung zu benehmen und müssen den Partner schätzen, weil man sonst schnell Schluss macht. Das ist doch auch in Ordnung. Ich glaube früher gab es viele unglückliche Ehen, da bringt einem gegenseitiger Respekt auch nichts.

Eine gute Ehe besteht doch aus allem genannten: Vertrauen, Respekt, Liebe und Leidenschaft. Man muss bei keinem Partner mehr bleiben, der einen wie Mist behandelt und kann durchaus diese Eigenschaften auch vereint bekommen und alles zusammen erleben, denn nur so eine Beziehung hat auch eine glückliche Zukunft. Sicherlich kann man auch jahrelang zusammen sein und sich anpassen, ist man dann aber glücklicher als jemand, der seine Liebe gefunden hat?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde sowohl Vertrauen, als auch Respekt und Leidenschaft als wichtig. Für mich funktioniert eine Beziehung nur, wenn ich alles zusammen haben kann. Habe ich nur Vertrauen und Respekt, dann ist es für mich eine Freundschaft, habe ich nur Leidenschaft, ist es für mich nur eine Spielerei der eine Liebschaft, mehr aber auch nicht. In einer funktionierenden Beziehung erwarte ich alles davon

Natürlich sind Vertrauen und Respekt die Basis einer Beziehung, aber wenn die Leidenschaft fehlt, führt man ja auch nur eine platonische Beziehung ohne Pfeffer. Wenn die Leidenschaft nicht da ist, dann kann ich ja genauso gut mit einem Kumpel auf dem Sofa sitzen. Das ist aber nicht das, was ich will.

Sicher ist mein Partner auch mein bester Freund und mir ist es wichtig, sich gegenseitig respektvoll zu behandeln, aneinander zu vertrauen, verschiedene Sachen miteinander zu unternehmen und über alles miteinander reden zu können. Trotzdem muss die Leidenschaft da sein, die eine Beziehung auch dauerhaft spannend macht, die dazu führt, dass ich meinen Partner vermisse und auch wirklich liebe und das eben nicht nur freundschaftlich.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Für mich ist es kein Entweder - Oder. Es ist beides wichtig. Nur Leidenschaft reicht nicht. Und eine Beziehung ohne sexuelle Anziehungskraft zumindest am Anfang kann ich mir auch nicht vorstellen. Klar war früher die Ehe etwas anderes als heute. Es war eine Versorgungsehe oder die Adelshäuser heirateten untereinander, um ihre Ländereien und ihre Macht zu vergrößern oder aus politischen Gründen. Und wahrscheinlich wurde die eheliche Pflicht oft nur erfüllt, um Kinder in die Welt zu setzen. Die Leidenschaft wurde durch Liebschaften befriedigt, wahrscheinlich von den Frauen nicht viel seltener als von den Männern. Aber heute kann man ja beides haben. Wenn die Leidenschaft dann vielleicht nachlässt, ist natürlich das Vertrauen und der Respekt ein entscheidender Faktor.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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