Versuchen Schüler mit Süßigkeiten zu beeinflussen?

vom 13.03.2019, 11:48 Uhr

Eine Bekannte ist Lehrerin und hat erzählt, dass an ihrer Schule teilweise die Lehrer Süßigkeiten mit den Unterricht bringen, um die Schüler so positiv zu beeinflussen, dass diese sich benehmen und gut mitarbeiten. Also eine Art Bestechung für gutes Benehmen und Mitarbeit. Die Schüler bestimmter Klassen sollen nämlich teils nicht leicht zu händeln sein.

Meine Bekannte ist empört darüber und meint, dass es doch nicht der richtige Weg sein kann. Sie selbst würdet durchgreifen, damit die Schüler sich nicht alles herausnehmen und das würde auch gut funktionieren.

Findet ihr es in Ordnung, wenn Lehrer versuchen ihre Schüler durch Süßigkeiten zu beeinflussen? Könnt ihr nachvollziehen, dass einem Lehrer irgendwann die Ideen ausgehen, um sich durchsetzen zu können? Ist das durchaus eine Methode, die ihr in Ordnung findet? Hat ein Lehrer den falschen Beruf ergriffen, wenn er zu solchen Maßnahmen greifen muss?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Nachvollziehen kann ich das bei der heutigen Jugend schon, die sind ja teilweise wirklich sehr sehr schlimm und nicht in den Griff zu bekommen. Wobei ich mir auch nicht vorstellen kann, dass man da wirklich etwas mit Süßigkeiten in den Griff bekommen kann, was man sonst nicht auch irgendwie anders lösen kann.

Süßigkeiten sind sicherlich eine Bestechung, die funktionieren kann, aber ich würde nicht auf Bestechung setzen, damit die Schüler entsprechend mitmachen. Man muss da schon andere Mittel und Wege finden seinen Unterricht interessant und für die Kinder ansprechend zu gestalten. Ich hatte durchaus auch Lehrer, die das auf ihre eigene Art gut hinbekommen haben und selbst die langweiligsten Themen gut vermitteln konnten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ja ja, die heutige Jugend. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte.

Als ich ein Teenager war, waren wir alle natürlich total angepasst, die Hausaufgaben waren immer vollständig, jeder konnte ein sauberes Taschentuch und saubere Fingernägel beim Appell vorweisen und deswegen war Fräulein Rottenmeyer auch nicht auf "Bestechung" in Form von Bonbons angewiesen.

Und genauso war es bei meinen Eltern vor 50, 60 Jahren. Die waren total leicht in den Griff zu bekommen, kein Protest, keine Widerworte und niemand hat Jeans angehabt, elektrisch verstärkte Musik gehört oder die Haare länger als zwei Fingerbreit über dem Kragen getragen.

Aber Satire beiseite: Wenn Schüler sich heutzutage wirklich mit Bonbons zu besserer Mitarbeit "bestechen" lassen, ist das für mich eher ein Zeichen von geradezu rührender Angepasstheit und Motivation als für moralische Verkommenheit. Wir waren wirklich brav damals, aber selbst auf dem biederen Kleinstadtgymnasium hat der biedere Lateinlehrer mal Schokolade springen lassen, wenn eine Arbeit gut ausgefallen ist oder wir sind vor den Ferien ein Eis essen gegangen.

Wer den Schülern heutzutage nicht mal diese minimalen Freuden und Boni als Ansporn gönnt, ist wohl tatsächlich noch in einer Ära steckengeblieben, als die Furcht vor Schlägen für Jugendliche schon Motivation genug sein musste.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich finde es schwierig zu sagen, aber empört wäre ich darüber nicht, dass es manche Lehrer eben auf diese Weise versuchen, die Schüler zur Mitarbeit im Unterricht zu bewegen. Sicher sind Schüler zum Teil nicht einfach im Umgang und da muss man als Lehrer einfach seine Möglichkeiten suchen, das ein Stück weit zu kompensieren. Wenn deine Bekannte es mit Strenge schafft, die Schüler unter Kontrolle zu halten, ist es ja gut, aber sie sollte es ihren Kollegen auch zugestehen, dass sie andere Maßnahmen angebrachter finden.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Was hier meiner Meinung nach versucht wird, ist keine Bestechung, sondern Konditionierung. Wird das gewünschte Verhalten gezeigt, dann erfolgt eine angenehme Konsequenz - in diesem Fall eben die Belohnung mit einer Süßigkeit - und somit eine positive Verstärkung dieses Verhaltens. In der Psychotherapie nutzt man dieses Prinzip seit eh und je und hält es für wesentlich wirksamer als die Arbeit mit negativen Konsequenzen und Bestrafungen für Fehlverhalten. An und für sich ist der Gedanke also nicht falsch und der Erfolg absehbar.

Ob der Belohner nun in Form von Süßigkeiten angeboten werden soll oder darf, lässt sich diskutieren. Zum einen ist bei der heutigen Einstellung einiger Menschen zum Thema Ernährung und Nahrungsmittel generell wahrscheinlich dazu zu raten, mit den Eltern Rücksprache zu halten, um einen Eklat zu verhindern, nur weil dem Nachwuchs unerlaubterweise böser böser Haushaltszucker und Industrieware mit künstlichen Farbstoffen anstelle von Nüssen aus biologischem Anbau mit einer hauchdünnen Süße aus Agavendicksaft gegeben wurde. Auch ist es nicht der günstigste Weg, materielle Verstärker einzusetzen, da dies zu Forderungsverhalten und Versteifung auf sachliche Belohnungen führen kann, wohingegen positiver Zuspruch, Lob und zwischenmenschliche Interaktion als Zuwendung die „besseren“ Werte bedient.

Lehrer sind aber keine Therapeuten, sondern Pädagogen. Sie setzen solche Mittel nun mal primär ein, um ihren Unterricht störungsfrei abhalten zu können und die Mitarbeit ihrer Klasse zu fördern. Wenn über den schulischen Rahmen hinaus kein Benehmen herrscht und die Kinder impulsive Durchbrüche zeigen, dann muss man sich anderweitig Hilfe bei einer Erziehungsberatung oder einer Kinder- und Jugendpsychotherapiestelle holen.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


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