Verstoßene Tochter kontaktieren, wenn es um Organspende geht

vom 26.02.2016, 19:09 Uhr

Ich habe vorgestern eine Serie im TV gesehen namens "Rizzoli&Isles". Dort hat Maura (kann ich ja jetzt hier schreiben, da die Person nicht in Realität existiert) eine Mutter, wie wir wohl alle. Das Problem war, dass ihre Mutter mit einem kriminellen Herren ein Kind gezeugt hat, der zu ihr meinte, dass die gemeinsame Tochter tot sei. Sie haben sie sogar gemeinsam beerdigt.

Nun kam heraus, dass Maura eben doch lebt, was Hope so durcheinander brachte, dass sie sofort abgehauen ist. Sie hat sogar gesagt, dass sie keine Tochter hat, weil ihre Tochter tot ist. Nebenher hat Hope jedoch schon eine weitere Tochter bekommen, welche sich immer fühlte, als sei sie nur der Ersatz für die totgeglaubte Maura sei.

Als die Tochter somit Mauras Halbschwester ein Organleiden an der Niere erlitten hat, dachte sich Hope doch tatsächlich, dass sie ihre totgeglaubte und erstmals verstoßene Tochter nun um eine Niere anbetteln kann. Natürlich war die Reaktion total erschrocken, aber letzten Endes gab es die Niere trotzdem.

Ich weiß jedoch aus vielen TV-Sendungen, dass es ähnliche Situationen schon des Öfteren gab, sodass ich den Thread bewusst geöffnet hatte. Es gibt immer wieder Eltern, Kinder oder Geschwister, welche keinen Kontakt zueinander haben, aber wenn es um Organspenden geht, dann die ersten auf der Anruferliste sind!

Nun frage ich mich, wie man als Mensch reagieren soll, wenn sich auf einmal, wenn man etwas nicht unbedeutendes wie eine Niere, Leber & Co benötigt, sich doch noch an die Verwandtschaft erinnert? Wärt Ihr dazu wirklich bereit, dann Euer Organ zu spenden, obwohl man Euch vorher nie mit dem Arsch angesehen hat?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Man sollte niemals irgendeine Gefälligkeit von der Reaktion des anderen abhängig machen, dann bleibt man auch mit sich selbst im Reinen. Drehen wir den Fall etwas, dann sieht man, was ich meine. Nehmen wir an, das Verhältnis ist gut und der Familienangehörige spendet einen Leberlappen oder eine Niere.

Was passiert, wenn sich danach das Verhältnis ändert? Gibt man etwas, weil man erwartet, dass man etwas zurück erhält, kann man nur auf die Nase fallen. Ein potenzieller Organempfänger muss einem nicht zwangsläufig besonders wohl gewogen sein, noch ist von ihm tiefe Dankbarkeit auf ewig zu erwarten.

Folglich muss man so etwas als möglicher Spender ganz mit sich allein ausmachen. Ist man selbst bereit die Risiken zu tragen? Kann man sich selbst noch im Spiegel ansehen, wenn man es nicht tut? Das ganze am Empfänger festzumachen wird einem langfristig große Probleme machen.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Wenn man um sein Leben oder um das des Kindes bangt, ist man doch praktisch zu allem bereit. Da lässt man Stolz, Wut, verletzte Gefühle, Scham und alles andere beiseite. Man muss es versuchen. Es geht immerhin um Leben und Tod und das ist wichtiger.

Als verstoßene Tochter, die nun unter Risiko für sich selbst zur Rettung beitragen soll, wird das schon schwieriger. Klar, wäre ich da auch unendlich wütend und würde mich ausgenutzt fühlen. Aber letztlich geht es auch für diese Person nur darum, dass sie das Leben von jemanden retten kann oder es bleiben lässt. Auch da spielen all die Gefühle wie Stolz und Wut keine Rolle.

Denn Cooper75 hat Recht. Letztlich muss man es nur mit sich selbst ausmachen. Es gibt so unendlich viele mögliche Reaktionen, sozusagen Grade an Dankbarkeit. Das können Erwartungen und Reaktionen doch gar nicht perfekt passen.

Ich denke, ich würde spenden. Man rettet damit ein Leben. Wie kann man da Nein sagen? Aber die Mutter, die mich verstoßen hat, würde ich dennoch nicht sehen wollen. Ich glaube, die Genugtuung, dass sie dann nett tut und einem in den Arsch kriecht, hält auch nur für kurz.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich kenne diese Geschichten auch aus diversen Fernsehsendungen, aber ich habe noch nie von einem Fall gehört, der sich so in der Realität zugetragen hat. Ich habe deshalb so meine Probleme mir das Ganze als realistisches Szenario vorzustellen.

Aber ich denke, dass ich an Stelle der Tochter nicht zustimmen würde. Ich habe schon Blut gespendet, ich bin für die Stammzellenspende registriert und nach meinem Tod kann man meine Organe auch gerne recyceln, aber ich würde einem fremden Menschen kein lebenswichtiges Organ spenden. Und genau das wäre diese Mutter ja für mich.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Kätzchen14 hat geschrieben:Nun frage ich mich, wie man als Mensch reagieren soll, wenn sich auf einmal, wenn man etwas nicht unbedeutendes wie eine Niere, Leber & Co benötigt, sich doch noch an die Verwandtschaft erinnert? Wärt Ihr dazu wirklich bereit, dann Euer Organ zu spenden, obwohl man Euch vorher nie mit dem Arsch angesehen hat?

Es kommt immer drauf an, was genau passiert ist. Die Geschichte, die du beschreibst ist ja heftig. Ich würde niemanden verurteilen, der in so einer Situation nicht spenden wollen würde, genauso wenig jemanden, der sich für eine Spende entscheidet. Eine Bekannte von mir wurde als Kind vom Freund ihrer Schwester vergewaltigt. Aus mir unbekannten und unerklärlichen Gründen, spricht sie trotzdem mit ihm, zwar distanziert, aber immer hin.

Da stelle ich mir grad auch die Frage, würde sie ihm, bei Bedarf ein Organ spenden wollen oder sogar eines von ihm empfangen wollen?! Es kommt auf die Vorgeschichte an!! Ich könnte jetzt sagen, nein, ich wäre nicht bereit, aber tatsächlich weiß ich nicht, wie ich in dem Moment agieren würde! Das ist so eine Sache.

Soweit ich weiß, ist es ja nicht damit getan, dass man sein Organ abgibt, sondern man ist auch lebenslang an Medikamente gebunden, damit das eine Organ schaffen kann, was zuvor 2 bewältigt haben. Es ist und bleibt eine persönliche Entscheidung in so einem Fall, wenn man den Empfänger kennt! Allgemein denke ich, dass Organspende sehr wichtig ist und jeder einen Ausweis haben sollte!

» rena » Beiträge: 3 » Talkpoints: 0,86 »


Ich muss auch sagen, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass so etwas in der Realität häufig vorkommt, aber möglich ist es natürlich schon. Es ist dann auf jeden Fall schwierig, sich zu entscheiden. Ich stelle es mir jedenfalls in einem solchen Fall unendlich schwierig vor. Wenn man nicht beachtet wurde und soll diesen Menschen nun einen Gefallen tun, dann ist das sicher nicht einfach und im ersten Moment würde ich wohl denken, dass ich das nicht mache, weil ich zu sehr verletzt worden bin.

Aber wenn man dann darüber nachdenkt und weiß, dass man die Möglichkeit hat, einen Menschen zu retten, dann ist es schon etwas anderes. Dann läuft es wirklich auf die Frage hinaus, ob man das Risiko eingehen möchte, dass bei der Operation etwas passiert und das für eine Familie, die einen doch nicht beachtet hat. Wenn man es nicht tut, dann kann es natürlich auch sein, dass man dauerhaft ein schlechtes Gewissen hat, wenn sich kein anderer Spender findet und die Halbschwester es nicht schafft.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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