Unwahrheit nicht immer unbedingt korrigieren?

vom 09.10.2017, 13:20 Uhr

Eine Freundin meinte, dass sie eine Nachbarin beim Einkauf getroffen hätte. Die Nachbarn habe sie dann gefragt, ob sie heute gar nicht arbeiten müsste und den freien Tag dann zum einkaufen nutzen würde. Meine Freundin meinte, dass die dies einfach nur so bestätigt hätte und ihre Nachbarin da nicht korrigiert hätte. Denn meine Freundin geht nicht arbeiten und ist Hausfrau. Sie hatte allerdings wohl keine Lust, die im Supermarkt aufzuklären und hat daher einfach nur bestätigt, was die Nachbarin vermutet hat.

Ich weiß gar nicht, wie ich an Stelle meiner Freundin reagiert hätte. Aber wirklich schlimm finde ich es nicht, dass meine Freundin da nicht aufgeklärt hat, dass sie Hausfrau ist. Sie hat sich im Nachhinein wohl doch gefragt, ob das so richtig war.

Müsst ihr die Unwahrheit immer korrigieren? Macht ihr das vom jeweiligen Fall abhängig? Wie hättet ihr an Stelle meiner Freundin reagiert? Findet ihr es da verwerflich, einfach zuzustimmen und die Person nicht aufzuklären? Oder findet ihr das in dem Fall eher unwichtig?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Wenn es die Nachbarin war, dann wird über kurz oder lang doch auffliegen, dass deine Freundin eine Hausfrau ist und keine Arbeit hat. Mir wäre es an ihrer Stelle dann doch etwas peinlich, so zu lügen. Irgendwann kommt es raus, denn es entgeht einem Nachbarn doch nicht, dass jemand permanent zu Hause ist. Und dann hat man auch eine andere Sicht auf die Person, die geflunkert hat.

Ich kann mir aber vorstellen, dass es deiner Freundin möglicherweise unangenehm war zu erklären, dass sie Hausfrau ist. In Deutschland gibt es sehr viele Hausfrauen, schließlich tragen deutsche Frauen im Vergleich zu unseren EU-Nachbarn am wenigsten zum Haushaltseinkommen bei. Aber der Trend geht nun mal auch immer mehr zur selbstbewussten und eigenständigen Frau hin. Ich kann mir daher vorstellen, dass es unangenehm ist zuzugeben, dass man nur den Haushalt für den Partner schmeißt und von diesem abhängig ist. Wirklich zeitgemäß ist das nicht mehr.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Crispin, dein Frauen-Bashing ist mal wieder faszinierend. Wenn du wenigstens noch wüsstest, wovon du redest. Bist du schon einmal auf die Idee gekommen, dass es Nachbarn schlichtweg nichts angeht, was man tut? Wenn so jemand irgendwelche Schlussfolgerungen zieht, dann ist das nicht mein Problem. Und wenn ich mich nicht weiter dazu äußere, dann lüge ich nicht. Ich breite nur mein Privatleben nicht vor Fremden aus. Ein Ja, ja ist nichts als Selbstschutz.

Dazu wieder dein Theater gegen Hausfrauen ohne mal ansatzweise mitzudenken. Ja, insbesondere Mütter arbeiten oft nur Teilzeit. Dass sie das meist deshalb tun, weil mehr Stunden mangels Betreuung nicht gehen, das verschweigst du. Ebenso wie du unser Steuersystem übersiehst. Bei gleichem Einkommen steuere ich in den Niederlanden 40 Prozent zum Familieneinkommen bei. In Irland wird es schon weniger, weil es sich lohnt, den Anteil, der mit 42 Prozent versteuert wird, beim Gatten zu drücken. Und in Deutschland? In der günstigsten Variante sind es weniger als 30 Prozent. Natürlich könnte man die Steuerklassen wechseln, aber dann wären es über 250 Euro Einkommen pro Monat weniger.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Aus welchen Gründen sollte Deine Freundin etwas richtig stellen, was einer ihr fremden Person nichts angeht? Es ist eine einfache Nachbarin soweit ich das verstanden habe und das bedeutet, ohne freundschaftliche Ambitionen. Eben einfach ein kurzes Hallo und Tschüss oder mal eine kurze Plauderei, aber das bedeutet nicht, dass Deine Freundin da etwas richtig stellen soll oder gar muss.

Ich bin schon immer der Meinung gewesen, dass es niemanden etwas angeht, was ich tue oder eben nicht tue. Ich habe auch so eine Nachbarin gehabt, die mich immer gefragt hat, wo ich hingehe, mit wem ich mich treffe und was ich tue. Okay sie war älter und ich habe ihr natürlich nicht gesagt, was Sache ist, sondern habe ich mal kurz geplauscht. Aber auch nur, weil sie eine ältere Lady war und ich höflich sein wollte. Sie hat eben niemanden gehabt.

Bei jungen Damen würde ich wahrscheinlich irgendwann mal fragen, ob sie zu wenig im eigenen Leben zu tun haben, dass sie in meinem rumstöbern? Denn ich bin auf diese Art der Nachbarschaft auch nicht direkt scharf, sondern lebe ich mein Leben mit meinem Umfeld und fröne selten Freundschaften sowie Bekanntschaften mit Nachbarn. Lege ich eben kein Wert drauf.

In meiner Auffassung geht es die Nachbarin eben überhaupt nichts an, sodass sie weder etwas klar stellen muss oder sich gar schämen müsste, dass sie nicht aufgeklärt hat, dass sie eine arbeitslose Hausfrau ist. Daran ist im Übrigen auch nichts verwerflich und das muss sie niemanden auf der Nase binden, den sie eigentlich nur sporadisch kennt.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich finde das auch nicht schlimm, wenn man so etwas dann nicht korrigiert, weil für mich da auch gar keine Notwendigkeit besteht, das zu tun. Es geht die Nachbarin ja nichts an, was deine Freundin beruflich macht oder eben nicht. Wenn man dann nichts dazu sagt, dann würde ich das eben auch nicht so sehen, dass man lügen würde. Das wäre für mich eben dann der Fall, wenn man erzählt, was für einen tollen Beruf man hat.

Aber wenn man einfach nichts sagt, dann finde ich das total in Ordnung und dann sehe ich es einfach auch so, dass es nicht sein muss, dass man solche Aussagen korrigiert. Wenn sich Kunden bei mir verabschieden und sagen, dass sie nachmittags wieder kommen und wir uns dann ja wieder sehen, dann korrigiere ich das auch nicht, wenn ich nachmittags frei habe, weil ich das einfach unnötig finde.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Zuerst einmal finde ich es seltsam, dass die Nachbarn so gar nicht mitbekommen haben wollen, dass deine Freundin die ganze Zeit Hausfrau ist. Es fällt doch auf, wenn eine Hausfrau nicht regelmäßig das Haus verlässt oder wieder nach Hause kommt - wie bei normalen Arbeitszeiten eben.

Aber gut, vielleicht arbeiten die Nachbarn ja auch und kriegen das nicht mit, wobei ich das aber vom Dorf her so kenne, dass da trotzdem jeder Bescheid weiß und das eben die Runde macht wegen der sozialen Kontrolle und dem Klatsch und Tratsch.

Abgesehen davon finde ich nicht, dass man falsche Annahmen unbedingt korrigieren muss. Wenn ich keine Lust auf ein langes Gespräch habe, dann kläre ich auch nicht über den gesamten Stammbaum, meinen Beruf oder meine Beziehung auf, weil das einfach keinen was angeht.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Täubchen hat geschrieben:Zuerst einmal finde ich es seltsam, dass die Nachbarn so gar nicht mitbekommen haben wollen, dass deine Freundin die ganze Zeit Hausfrau ist. Es fällt doch auf, wenn eine Hausfrau nicht regelmäßig das Haus verlässt oder wieder nach Hause kommt - wie bei normalen Arbeitszeiten eben.

Nicht jeder interessiert sich für das Leben seiner Mitmenschen. Mich beispielsweise hindern meine "normalen Arbeitszeiten" daran, mitzubekommen, ob, wann und wie meine Nachbarn arbeiten gehen, weil ich früher aufbreche und später heimkomme als die meisten. Außerdem frage ich mich, wieso ich mich überhaupt dafür interessieren soll, ob jemand morgens das Haus verlässt oder nicht. Gerade so, als würde es mich etwas angehen. :think:

Davon abgesehen geht es bei Small Talk doch vor allem um die Pflege von Kontakten und weniger um den Austausch korrekter Informationen. Wenn ich mit jemandem im Supermarkt oder auf der Straße ein paar Worte wechsele, und die Person nimmt beispielsweise an, dass ich verheiratet bin oder ähnliches, mache ich mir auch nie die Mühe, sie zu "korrigieren", weil dies nur den Gesprächsfluss stört und zum eigentlichen Zweck des Gesprächs nichts beiträgt.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Täubchen hat geschrieben:Zuerst einmal finde ich es seltsam, dass die Nachbarn so gar nicht mitbekommen haben wollen, dass deine Freundin die ganze Zeit Hausfrau ist. Es fällt doch auf, wenn eine Hausfrau nicht regelmäßig das Haus verlässt oder wieder nach Hause kommt - wie bei normalen Arbeitszeiten eben.

Heiliges Schubladendenken! Ich meine, ich kenne es ja von meinen Nachbarn. Für die meisten kümmere ich mich nicht einmal ordentlich um Haushalt und Kinder, weil ich mir eine Putzfrau leiste, obwohl ich doch nur daheim bin oder mich um die Pferde und die Hunde kümmere, während der arme Gatte das Geld ranschaffen muss. :lol: Aber von einer gebildeten jungen Frau würde ich nun mehr erwarten. Wer nicht zu normalen Arbeitszeiten das Haus verlässt und weiblich ist ist also zwingend Hausfrau?

Außerdem stimme ich Gerbera voll zu. Nicht jeden interessiert, was die anderen so machen. Ich habe nun wirklich die Möglichkeit, alles mitzubekommen, weil ich eben zu den normalen Arbeitszeiten in der Hütte sitze und meine Bürozeiten einhalte. Nur was kümmert es mich, ob Frau X immer dienstags und donnerstags für drei Stunden das Haus verlässt? Falls ich das überhaupt bemerke, interessiert mich einfach nicht, ob die dann arbeiten geht, einkauft, ein Ehrenamt ausübt oder ihren Liebhaber trifft.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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