Unseriös, wenn Wissenschaftler nicht über Fakten reden?

vom 30.11.2018, 09:01 Uhr

Ich habe letzte Woche an einer sehr interessanten Veranstaltung teilgenommen. Es ging um einen wissenschaftlichen Vortrag über Asylanten und Flüchtlinge und der neuste Stand der Forschung. Der Vortrag fand an meiner Alma Mater statt.

An sich war der Vortrag gar nicht mal so schlecht. Aber merkwürdig fand ich, dass der Referent vergessen hatte einige Sachen zu recherchieren. Ich finde es auch merkwürdig, wie man zu dem Thema promovieren kann und im Vortrag wiederholt so etwas sagt wie "ich glaube, das ist so, weil". Ich meine, glauben kann man viel, aber Fakten sehen anders aus.

Ich habe mich nach dem Vortrag mit anderen Teilnehmern unterhalten und auf viele wirkte diese (mehrfache) Formulierung unprofessionell. Wie seht ihr das? Findet ihr es unseriös, wenn Wissenschaftler nicht über Fakten reden, sondern eher darüber, was sie glauben?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Es gibt Forschungen die keineswegs 100% Ergebnisse liefern und selbst wenn sie es tun, kommt 10 Jahre später ein neues Forschungsteam daher und widerlegt die vorherigen. Zudem wurde hier ein Thema gewählt, das Menschen, Emotionen und somit ein schwer fassbares Gebiet in der Forschung betreffen.

Daher empfinde ich die Aussage deines Referenten professioneller als wenn er von absoluten, unumstößlichen Fakten reden würde. Er mag Forschungen und "Fakten" als Grundlage hernehmen und zieht daraus seine eigenen Schlüsse. In der Mathematik oder der Physik mag es nur ein mögliches Ergebnis geben, beim Menschen eher nicht.

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Das hängt bei mir ganz von der Wissenschaft ab, und Unschärfen gibt es schließlich überall. Wenn sich jemand nicht gerade mit ganz kalten, harten Fakten wie - was weiß ich - der Laufbahn von Gestirnen oder dem Schmelzpunkt von Metallen befasst (und selbst hier gibt es Schwankungen) hat Wissenschaft für mich eher etwas mit Forschen zu tun, und das besagt ja, dass man etwas (noch) nicht weiß und mit allen möglichen Mitteln versucht, "Fakten" festzustellen. Um wie schon erwähnt dann doch wieder widerlegt zu werden. Oder die Fakten selber ändern sich, und schon kann man nicht mehr über sie "reden".

Ich finde es dann eher seriös, wenn man auf Tendenzen und statistische Wahrscheinlichkeiten eingeht und "Fakten" anderen Branchen wie der Strafverfolgung überlässt. Ob der auf frischer Tat ertappte Einbrecher im Supermarkt einen deutschen Pass hat, ist beispielsweise so ein Faktum, ob man daraus schließen kann, dass alle Leute, die den gleichen Pass haben wie der ertappte Einbrecher, Supermärkte überfallen, eher nicht. Wobei man natürlich auch unterscheiden muss, ob die Fakten fehlen, weil man die Umstände nicht derart vereinfachen und reduzieren kann, dass nur noch der harte Kern bleibt, oder ob jemand schlecht recherchiert hat.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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