Ungewöhnlich, wenn Produkt keine Zielgruppe ansprechen soll?

Ich habe gelesen, dass der Moderator Joko Winterscheidt in zwei Tagen ein neues Magazin auf den Markt bringen wird. Auf die Frage hin, welche Zielgruppe er denn mit seinem Produkt ansprechen wollen würde meinte er, dass er kein Freund von Zielgruppen sei. Daher würde er mit dem Heft weder Männer noch Frauen oder bestimmte Altersgruppen ansprechen wollen. Wer das Magazin lesen wollte, würde schon etwas finden, was ihn interessiert.

Findet ihr es ungewöhnlich, wenn ein Produkt so gar keine Zielgruppe ansprechen soll? Kann man damit überhaupt Erfolg haben? Oder meint ihr, dass es immer eine Zielgruppe gibt und Joko Winterscheidt in dieser Hinsicht falsche Angaben gemacht hat? Wie muss denn etwas gemacht sein, dass es keine richtige Zielgruppe bedarf?

Natürlich wird es eine Zielgruppe geben. Wie soll denn ein Magazin ohne Zielgruppe funktionieren, vor allem wo der Markt für Printmedien eh immer kleiner wird? Für ein Magazin musst du ein Konzept haben und dafür musst du definieren, was für Inhalte du in dem Magazin haben willst. Und dann bist du auch schon bei der Frage nach der Zielgruppe.

Und selbst wenn das Konzept so aussieht, dass dieser Herausgeber einfach nur das im Magazin haben will, was ihn ganz persönlich interessiert kann man daraus eine Zielgruppe ableiten. Nämlich Leser, die einen ähnlichen Hintergrund haben wie er. Also wahrscheinlich Männer in seinem Alter, die "irgendwas mit Medien" machen und im Hipster Milieu unterwegs sind.

Die Frage wäre eher - ist es sinnvoll die Zielgruppe nach außen hin konkret zu benennen? Oder anders gefragt, welches Magazin würdest du lieber kaufen. Das Magazin, das für jeden etwas interessantes bietet oder das Magazin, für das du laut Zielgruppe zehn Jahre zu alt bist?

Ich empfinde die Aussage nicht so, dass der Moderator keine Zielgruppe ansprechen möchte, sondern dass er für jede Zielgruppe etwas bietet und somit jeder etwas findet, was ihn an dem Magazin gefällt. Ich finde das auch gar nicht verkehrt, weil ich auch nicht unbedingt ein Fan von Zielgruppen bin und mich für einige Dinge interessiere, zu deren Zielgruppe ich nicht wirklich gehöre.

Du kannst aber kein Magazin machen, das für jede Zielgruppe etwas bietet. Und selbst wenn du die Möglichkeit hättest ein so umfangreiches Magazin heraus zu bringen, das Artikel für die Hausfrau, den Manager, den Schlagerfan, den Hobbykoch, den Extremsportler, den Gamer, den Autobastler und so weiter bietet. Wer hätte Lust sich durch fünfzig Seiten Zeug zu blättern, das ihn nicht interessiert, um dann den einen Artikel zu lesen, in dem es um die aktuellen Bücher geht, die ihn interessieren?

Es gibt einen sehr guten Grund dafür, dass es fast nur noch sehr spezialisierte Zeitschriften auf dem Markt gibt. Die Zeitschriften mit so großen Zielgruppen wie "Frauen" sind selten geworden. Die Zielgruppen sehen heute eher so aus - Frauen, die selber nähen, fortgeschrittene Kenntnisse haben und eine Kleidergröße zwischen 36 und 42.