Unangenehm sich selbst in Zeitung oder Fernsehen zu sehen?

vom 12.04.2017, 08:48 Uhr

Vor kurzem war ein Bekannter in der regionalen Zeitung zu sehen. Er hatte wohl irgendwas geleistet und die Zeitung wurde darauf aufmerksam. Er setzt sich viel für Natur und Tiere ein und darüber wurde dann auch in diesem Artikel berichtet. Dadurch kam es natürlich auch so, dass der Bekannte nicht nur namentlich erwähnt wurde, sondern auch ein Foto von ihm abgebildet war.

Als ich meinen Bekannten dann mal auf den Artikel angesprochen habe, war er doch sichtlich peinlich berührt. Es schien ihm wirklich unangenehm zu sein, dass er in der Zeitung einen Artikel bekommen hatte. Er ist wohl generell ein Mensch, der es nicht so mag, wenn so großes Aufsehen um seine Person gemacht wird. Seine Frau kann wohl gar nicht verstehen, dass er dies als unangenehm empfindet. Sie ist der Meinung, dass doch stolz darauf sein könnte, was er geleistet hat und das er deswegen in der Zeitung abgebildet wurde.

Könnt ihr nachvollziehen, dass es jemandem unangenehm ist, sich selbst in der Zeitung oder im Fernsehen zu sehen? Würde es euch da auch so gehen, dass ihr dies eher peinlich finden würdet? Sollte man sich dann nicht vielleicht direkt weigern, für einen Artikel in die Zeitung zu kommen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Er hat es ja nicht gemacht um in die Zeitung zu kommen, sondern einfach nur, weil er es für richtig hält und da kann ich schon verstehen, dass er das als unangenehm empfindet. Er denkt sicherlich, dass er doch nur einen kleinen Teil gemacht hat und deswegen nicht veröffentlicht werden muss. Gerade beim Tier- oder Naturschutz kann ich solche Gedanken auch nachvollziehen.

Ich war auch schon in der Zeitung zu sehen, ebenso wie andere Familienmitglieder von mir. Von mir wurden als Kind viele Bilder in der Zeitung veröffentlicht, da meine Mutter dafür geschrieben hat. Ehrlich gesagt ist mir das recht egal gewesen, auch als Kind schon. Auch die anderen Familienmitglieder sind nun nicht stolz durch die Gegend gelaufen, sondern wollten trotzdem eher ihre Ruhe mit dem Thema. Es ist sicherlich auch blöd, wenn man vom gesamten Umfeld darauf angesprochen wird.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Kommt doch ganz darauf an in welchen Zusammenhang man in der Zeitung erscheint. Ist das eher etwas negatives und man wird davon vom kompletten Umfeld gehatert, dann ist es etwas anderes als wenn man einen sachlichen Bericht oder einen Leserbrief abgedruckt hat bzw. einen Artikel hinter dem man voll steht.

Peinlich ist es mir nicht wenn ich mich in der Zeitung finde oder auch Aussagen von mir, die Zitiert werden. Wenn diese aber im falschen Zusammenhang zitiert und aufgegriffen werden, dann weiß ich mich dagegen auch zu wehren. Denn leider ist es auch so, dass die Presse manchmal alles in den Dreck zieht was abläuft. So fand ich mich auch schon in den negativen Kommentaren, da ich Arbeitsplätze abgebaut habe und auf einen Schlag 100 Menschen keinen Job mehr hatten.

Das aber zeitgleich ein neuer Sektor wenigen Wochen aufgemacht hat und das auch schon vorher festgestanden hatte und ein Großteil dort untergekommen ist, dass wurde mit keiner Silbe erwähnt in dem ersten Artikel. Es war den Mitarbeitern bekannt, diese haben daraus keinen Aufstand gemacht sondern es mit Fassung getragen, mussten lediglich für wenige Wochen sich Arbeitslos melden bis sie wieder untergekommen sind. Somit wurde ich ganz unfreiwillig zum Buhmann gemacht, auch wenn das gar nicht den Tatsachen entsprochen hatte.

Fernsehen das gleiche. Ich habe mich auch schon im Fernsehen gesehen im Hintergrund bei einer Rettungsaktion bei einem Unfall. Gut, da war einiges Unvorteilhaft vom Bild her aber auch da gab es negative Kommentare dazu von Menschen die keinen Überblick über die Gesamtsituation hatte. Es redet sich immer einfacher wenn man nicht mit dabei gewesen ist und weiß was vorher gelaufen ist, bevor die Kamera auch darauf gehalten hatte und einige Fetzen aufgeschnappt. Ist leider so und wird sich auch nicht ändern, aber peinlich war es mir dennoch nicht, es hat mich genervt was das Umfeld dann daraus gemacht hat.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich kann es schon verstehen, denn wenn dein Bekannter nicht so viel Aufmerksamkeit möchte, dann ist es ihm sicher unangenehm, weil er durch den Bericht in der Zeitung nun die Aufmerksamkeit hat, die er nicht so mag. Sicher hat seine Frau recht und er kann darauf stolz sein, was er erreicht hat und dass die Medien auf ihn aufmerksam wurden. Aber das war sicher nicht sein Ziel und er hat nur das getan, was er für wichtig hielt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Man kann sich aber auch anstellen. Auf mich wirkt das eher gekünstelt und geheuchelt. Wenn man so ein Problem damit hat, in der Presse zu landen, kann man das auch verbieten lassen. Schließlich hat jeder das Recht am eigenen Bild. Wenn man nicht möchte, dass man selbst so detailliert von der Presse ausgeschlachtet wird, kann man das auch unterbinden lassen, wenn man wirklich wollte. Es aber nicht zu tun, der Presse alles zu erlauben aber hinterher zu jammern finde ich ziemlich kindisch und niveaulos.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Als ich noch jünger war, war ich auch ein paarmal in der Zeitung, weil ich irgendetwas Interessantes für den Lokalteil gemacht habe. Die Sauregurkenzeit muss schließlich irgendwie überbrückt werden. Ich fand es zwar ganz interessant, so ein bisschen interviewt zu werden, aber ich hatte weder den Eindruck, groß Aufmerksamkeit dadurch zu bekommen noch war mir daran irgend etwas peinlich.

Die Artikel waren ganz solide, ich hatte keinen Grund, mich zu schämen, und war damals schon realitätsbezogen genug, um zu verstehen, dass es hier nicht um mich ging, sondern darum, ein paar Quadratzentimeter im Lokalblättchen zu füllen. Von "so großem Aufsehen" würde ich erst sprechen, wenn auf überregionaler, wenn nicht gar nationaler Ebene Aufhebens gemacht würde, und davon lese ich jetzt nichts.

Außerdem hat ja jeder die Möglichkeit, Interviews und Fotos abzulehnen und die Medien müssen sich daran halten. Wenn also jemand tatsächlich so verkrampft oder verschüchtert ist, dass ihn so etwas aus dem Gleichgewicht bringt, steht es jedem frei, sich aus dem Licht der Öffentlichkeit fern zu halten, sei es auch noch so trüb oder kurzlebig.

» Gerbera » Beiträge: 11294 » Talkpoints: 42,78 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Letzten Sommer hat die Zeitung hier einen größeren Artikel über das Tierheim gebracht und da ich dort die Bilder von den Tieren mache und da die Journalistin gerne meine Bilder verwende wollte stand ich mit im Verteiler der E-Mails.

Auch wenn ich von diesem Artikel nur peripher betroffen war und nur eine ganz kleine Erwähnung unter den Bildern bekommen habe weiß ich deshalb sehr genau, wie die "Verhandlungen" ablaufen. Man muss sich nicht interviewen lassen, man muss sich auch nicht fotografieren lassen oder seine Bilder zur Verfügung stellen und es ist auch üblich den Artikel vor der Veröffentlichung einzusehen.

Lange Rede kurzer Sinn - wenn es wirklich so unangenehm wäre wenn man einen Artikel in der Zeitung bekommt sagt man das Interview halt einfach ab und bittet darum, dass kein Artikel geschrieben wird. Ganz verhindern kann man das wahrscheinlich nicht, aber zumindest die Veröffentlichung eines Fotos kann man unterbinden.

Mir ist es übrigens tatsächlich schon passiert, dass ich von Fremden angesprochen wurde weil mein Gesicht eine gefühlte halbe Sekunde in einem Krimi zu sehen war. Das fand ich schon lustig, weil man bei solchen Statistenjobs ja oft komplett raus geschnitten wird oder nur so kurz zu sehen ist, dass der große Auftritt selbst von der eigenen Familie, die sehr genau hinschaut, fast verpasst wird. Unangenehm war das nicht und ich hätte den Job ja nicht machen müssen, es gibt genug Studenten, die sich anders finanziert haben.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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