Verschlossene Menschen - Weiter bohren oder bleiben lassen?

vom 21.11.2009, 17:09 Uhr

Ich finde, dass Maria92 das sehr gut erklärt hat.

Leider muss ich mich auch zu den verschlossenen Menschen zählen, da ich eine soziale Phobie habe. Zum Glück ist das schon viel besser geworden. Es gab aber schon häufig Menschen, die mit mir nicht umgehen konnten. Manche hat meine Art sogar aggressiv gemacht, dabei habe ich doch nur versucht, "niemanden zu stören". Also Sprüche wie "Mach doch mal die Zähne auseinander!" oder "Kannst du eigentlich auch sprechen?" haben meine Situation bestimmt nicht verbessert sondern verschlimmert. Das war immer wie eine Beleidigung für mich.

Ich benötige, bevor ich einigermaßen locker mit einer Person sprechen kann, SEHR viel Vertrauen. Dazu gehört, dass die Person mich nicht als unnormal empfindet. Sie muss mich behandeln, als wäre das kein Problem, dass ich wenig spreche. Das kann sie z. B. dadurch erreichen, dass sie von sich erzählt. Ich fühle mich oft schnell "ausgefragt" und dadurch in die Ecke gedrängt. Ich habe Angst, meine Meinung zu äußern, besonders, wenn ich die Person noch nicht einschätzen kann, mit der ich spreche.

Manche Menschen schüchtern mich mit ihrer Art auch noch mehr ein. Wenn jemand von Natur aus laut ist z. B. Bei anderen ruhigen Menschen bin ich nicht so schüchtern, weil ich keine Angst habe, dass sie mich merkwürdig finden könnten.

Und ich spreche immer lieber mit einer Person alleine, da ich nicht gerne im Mittelpunkt stehe. Wenn mir mehrere Menschen zuhören, ist das ein Horror für mich. Sie könnten ja schlecht von mir denken.

So, das war mein Sammelsurium an Gedanken zu dem Thema. Du solltest ihn auf KEINEN Fall merken lassen, dass du ihn sonderbar findest - egal, ob er einfach so ein Typ ist, der wenig Interesse an Unterhaltungen hat oder ob er schüchtern ist. Auch ein besonderes Maß an "Zuwendung", wie z. B. Versuche, ihn aus der Reserve zu locken können ihn merken lassen, dass du ihm "helfen" willst, er also nicht normal für dich ist. Sonst wird er nur noch mehr Distanz zu dir wahren wollen.

» Bibse » Beiträge: 27 » Talkpoints: 10,71 »



Bei mir in der Schule war auch so ein Junge. Er hat nie von sich aus etwas gesagt, auch nicht im Unterricht, und wenn man ihn etwas gefragt hat, kam immer nur eine knappe Antwort und darauf folgte nichts weiter. Ich erinnere mich, dass ich ihn mal zu einer Geburtstagsfeier eingeladen hatte, weil die ganze Klasse eingeladen war, und er dann versehentlich eine Stunde zu früh kam. Das war vielleicht schrecklich, wir saßen zusammen da und es war absolut unmöglich, mit ihm ein Gespräch zu beginnen. Er hatte auch keinen einzigen Freund in der Schule.

Das komische bei Philipp war, dass es für seine Schweigsamkeit keinen offensichtlichen Grund gab. Seine Eltern waren beide sehr nette, durchaus gesprächige Eltern. Er hatte auch zwei jüngere Brüder, die mit uns zwar aus gegebenem Anlass nie viel geredet haben, aber doch normal kommunikativ waren.

Ich finde, es gibt da schon noch einen Unterschied zwischen so einem Verhalten und einfacher Schüchternheit. Ich kenne einige Menschen, die schüchtern sind und lange brauchen, bis sie sich jemandem gegenüber öffnen, aber sie sind doch zumindest in der Lage auf Fragen aufzubauen, sodass sich dadurch ein Gespräch entwickelt. Mein ehemaliger Klassenkamerad konnte aber absolut nicht mit anderen Menschen kommunizieren, auch nicht, wenn man auf ihn zuging. Das ist schon etwas anderes.

Meiner Meinung nach hilft es da auch nicht, immer weiter zu bohren. Ich glaube, solche Menschen fühlen sich dann auch nicht so toll, wenn es ihnen doch eigentlich schwerfällt, mit anderen zu reden. Eher sollte man wohl einfach etwas Sympathie zeigen, also zum Beispiel grüßen, ab und zu fragen, wie es demjenigen geht, lächeln und es dabei belassen.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


In meinem eigenen Fall ist es ebenfalls so, dass ich sehr schüchtern bin und nicht besonders kommunikativ. Dabei gibt es jedoch noch den Unterschied, dass ich mit guten Freunden wesentlich offener bin.

Es kommt immer auf die Person selbst an, ob man mehr boren sollte oder sie/ihn besser in Ruhe lassen sollte. Bei mir wäre es wohl tatsächlich besser gewesen, wenn man auf mich zugegangen wäre bzw. wenn man auch heute noch mich ansprechen würde. Bin immerhin schon 22, so dass ich mich auch nicht mehr in einer typisch unsicheren Phase befinde.

Mit meinen eigenen Geschwistern kann ich auch eher selten richtig offen umgehen, da wir uns alle ziemlich unterschiedlich sind, so dass sich manchmal die Zweifel in mir aufdrängen, ob sie mich überhaupt verstehen könnten. Somit glaube ich, dass es auf das Verhätnis zu den Geschwistern ankommt, ob ihnen gegenüber so eine Zurückhaltung eher gewöhnlich oder bedenklich ist.

Es gab einmal vor mehr als fünf Jahren eine Phase, in denen ein Sitznachbar aus meiner ehemaligen Klasse öfter mit mir Gespräche angefangen hat, wie z.B. meine Ferien gewesen sind oder so etwas. Darauf hab ich ähnlich reagiert wie dein Bekannter, sprich höchstens knapp geantwortet und keine Rückfragen gestellt.

Ich war aber dennoch froh darüber, dass überhaupt jemand mit mir geredet hat, weil ich aufgrund meiner starken Angst davor, etwas Falsches zu sagen, sonst völlig in der Verschlossenheit versunken wäre.

Vielleicht wäre das bei deinem Bekannten auch so. Den Ratschlag, ihm vorerst einfach Sympathie entgegen zu bringen, also ihm hin und wieder ein Lächeln zu schenken, fand ich gut und würde ich zu beherzigen versuchen.
So etwas wirkt bei, denke ich, ziemlich vielen Menschen Wunder.

» SadandLonely » Beiträge: 10 » Talkpoints: 0,11 »



Solche Leute, die so extrem verschlossen sind und auch mit ihrer Familie fast nie irgendwie reden müssen eigentlich mal zu einem Psychologen. Wenn er berufstätig ist wäre es doch mal interessant zu erfahren wie er sich auf der Arbeit so verhält. Man kann ja kaum einen Beruf ausüben ohne zu sprechen. Überhaupt kann man ohne zu sprechen ja fast überhaupt nichts machen.

Hast du schon einmal daran gedacht dass er vielleicht garnicht so gut Sprechen kann? Frag seine Schwester doch mal seit wannn das so ist oder ob er schon immer so verschwiegen war. Für den Fall, dass er schon immer so extremst verschlossen war ist es doch auch eine wahrscheinliche Möglichkeit, dass er einfach eine Sprachstörung hat und überhaupt nicht richtig sprechen kann.

In diesem Fall könnte man ja mal eine Teraphie anstreben, wobei das wahrscheinlich sehr schwer werden würde, da man ja je älter man wird immer langsamer lernt und er schon recht alt ist. Bohren hat keinen Sinn. Wenn er so verschlossen ist, dann kannst du ja fast keinen Kontakt mit ihm aufnehmen und ich würde es einfach lassen und ihm empfehlen mal zum Psychologen zu gehen.

Hat er überhaupt Freunde? Hol dir einfach mal ein paar Informationen über ihn.

» Lapda » Beiträge: 32 » Talkpoints: 19,35 »



Grundsätzlich gibt es sicher verschiedene Sorten von verschlossenen Menschen. Es gibt solche, die sich nur selten mitteilen und ihr ganzes Leben nicht nach außen tragen. Mit solchen Leuten kann aber grundsätzlich ins Gespräch kommen. Mit fremden Leuten spreche ich auch nicht so oft, beziehungsweise ich spreche nicht besonders häufig jemanden an, da ich oftmals keine Lust auf belanglosen Smalltalk mit irgendwelchen Menschen habe, die mir nicht interessant erscheinen. Allerdings antworte ich durchaus in ganzen Sätzen, wenn ich etwas gefragt werde und kann auch ein Gespräch am Leben erhalten, wenn mein Gegenüber ebenfalls am Gespräch interessiert ist.

Dann gibt es ja auch noch die Leute, die irgendwie überhaupt nichts zu sagen haben und sich mit jedem Menschen und in jeder Situation recht einsilbig geben. Bei diesen Leuten denke ich immer, dass sie gar nicht so richtig wissen, wie man kommuniziert und es auch einfach nicht gewohnt sind. Einigen fehlt sicher auch der Horizont, sich auf verbaler Ebene mit anderen Menschen vernünftig auseinanderzusetzen.

Dass der Typ immerhin schon 23 ist und auch einen Job hat, muss ja nichts heißen. Vielleicht muss er in seinem Beruf nicht viel oder gar nicht reden. Wenn er im privaten Umfeld schon nichts gesagt hat, wird er kaum einen Job haben, in dem er viel reden muss.

Ich frage mich, ob der Bruder deiner Croßcousine einfach nicht reden will oder ob er es schon gerne möchte, aber irgendwie keinen richtigen Weg findet, sich auszudrücken oder ein Gespräch am Leben zu erhalten. Redest du viel und würdest dich selbst auch als eloquent bezeichnen? Solche Faktoren können auf Leute, die ohnehin schon Probleme mit Sprache und Kommunikation haben, sehr abschreckend wirken, weil sie sich solchen Leuten und den Gesprächen, die damit eventuell auf sie zukommen könnten, nicht gewachsen fühlen.

Früher habe ich eher gebohrt, auch wenn jemand nicht viel gesagt hat, oder nur Andeutungen gemacht hat. Es gibt ja auch noch die Spezialisten, die irgendwelche Andeutungen machen, in der Hoffnung dass man immer wieder nachbohrt und sie fragt. Bei diesen Leuten mit dem "Bitte frag mich"-Schildchen auf der Stirn bohre ich nicht, da diese Personen auch von sich aus reden und ich keine Lust auf solche Spielchen habe. Wenn jemand etwas erzählen möchte, soll er es erzählen oder bleiben lassen. Wenn mir jemand sehr am Herzen liegt, bohre ich eher schon mal, da mich die Gedanken, Sorgen und Probleme desjenigen einfach interessieren. Bei fremden Leuten oder solchen, die mir nicht so viel bedeuten, bohre ich auch nicht großartig, wenn ich merke, dass jemand entweder nicht reden will oder nicht reden kann.

Bei dieser Familienfeier gab es doch sicher auch noch weitere Leute, die in deiner Nähe saßen und mit denen du dich dann unterhalten konntest. Es ist natürlich nicht schön, wenn jemand das Gefühl bekommt, von Gesprächen ausgeschlossen zu sein. Aber ich denke, dass solche Leute auch ein bisschen Eigeninitiative zeigen müssen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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