Wegen enttäuschter Liebe ins Kloster gehen

vom 25.09.2009, 22:41 Uhr

Hallo!

Ich habe heute erfahren, dass ein alter Bekannter aus meiner alten Heimat ins Kloster gegangen ist. Er war eigentlich nie ein gläubiger Mensch. Aber seine Frau bzw. langjährige Partnerin hat ihn verlassen und er ist dann wohl aus enttäuschter Liebe ins Kloster gegangen. Er ist schon fast 50 und ist wohl auch nicht das erste Mal enttäuscht worden.

Ich persönlich finde so etwas eine Kurzschlußreaktion. Denn er war wirklich nie so religiös angehaucht, dass man sowas je geglaubt hätte. Er hat nicht mal 14 Tage nach der Trennung abgewartet und war weg. Sowas ist in meinen Augen wie heiraten aus steuerlichen Gründen.

Was meint ihr, kann ein Mensch glücklich werden, wenn er aus enttäuschter Liebe dann ins Kloster geht und sein Leben Gott widmet?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Nee, ich glaube nicht, dass jemand so richtig glücklich werden kann, wenn er aus solchen Gründen ins Kloster geht. Es sieht für mich auch nach einer Kurzschlussreaktion aus, die ganz schön bitter schmecken kann, sobald die ersten Wunden verheilt sind. Denn irgendwann vergeht der Schmerz des Endtäuschseins und was dann? Was natürlich auch sein kann, ist er durch die Erfahrung im Kloster zu sich selbst findet und es ihm am Ende doch was bringt! Kann man aus einem Kloster eigentlich wieder austrete so ohne weiteres?

Lg mimi

» mimi » Beiträge: 263 » Talkpoints: 0,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo mimi!

Solange er das Gelübde nicht abgibt, kann er jederzeit wieder aus dem Kloster austreten. Aber so wie ich das verstanden habe, meint er es wirklich ernst. Er ist schon fast ein Jahr in diesem Kloster und will wohl auch drin bleiben.

Freunde und Bekannte, die ihn kennen, konnten sich das bei ihm nicht vorstellen und wir sind alle fassungslos. Denn so sehr kann ein Mensch sich meines Erachtens doch nicht verändert haben.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Das ist natürlich heftig, ich dachte immer dies wäre bei Nonnen so. Es kann aber ja wirklich sein, dass er im etwas Kloster gefunden hat, dass ihm Kraft gibt und so stark ist, dass ihm sein bisheriges Lebens nicht mehr wichtig genug erscheint. Vermutlich war die letzte Trennung nur ein Auslöser und ein Antrieb für diesen Entschluss, den er zwar tief im innern stets verspürte aber niemals gewagt hätte, so lange er in festen Händen war. Vielleicht ist dies auch ein Grund für seine gescheiterten Beziehungen? Ja ich weiß, man kann jetzt unendlich lange spekulieren und am Ende versteht man diesen Entschluss ja doch nicht. Erst recht nicht, wenn es sich bei der Person um einen guten Bekannten handelt.

Ich habe mal einen ähnlichen Fall aus meiner Nachbarschaft mit bekommen. Da hat ein 20jähriges Mädel, von heut auf morgen, beschlossen in ein katholisches Kloster zu gehen und Nonne zu werden. Keiner hat es verstanden, ich auch nicht. Doch sie war glücklich mit diesem Entschluss und bereut es bis heute, 5 Jahre später, nicht! Ich frage mich dann immer, was ist wenn sie sich doch verliebt? Wird sie sich ihren Gefühlen hingeben oder verzichten? Schließlich ist sie ja noch jung und die biologische Uhr tickt noch nicht so laut. :shock:

Es ist ein schwieriges Thema und ich hoffe dein Bekannter hat es sich gut überlegt!

lg mimi

» mimi » Beiträge: 263 » Talkpoints: 0,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Die Frage ist doch, ist der Mann wirklich "nur" wegen der enttäuschten Liebe ins Kloster gegangen oder reifte der Entschluss vielleicht schon länger und die Trennung war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Und es ist auch gar nicht mal so selten, dass auch gute Freunde nichts ahnen und die Entscheidung scheinbar völlig aus heiterem Himmel getroffen wird.

Übrigens kann man auch nach dem Gelübde wieder aus dem Kloster austreten. All das ist möglich. Nur wird eine solche Entscheidung sichere genauso wenig impulsiv getroffen wie der Eintritt in ein Kloster und später auch das Ablegen des Gelübdes.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Hallo zusammen,

grundsätzlich kann ich mir schon vorstellen, warum dein Bekannter ins Kloster gegangen ist.

Du schreibst davon, dass er mehrfach enttäuscht worden ist. Vielleicht ist er ja irgendwie darauf gekommen nach dem Sinn des Lebens zu suchen oder etwas in der Art. Da hört man ja gar oft von Menschen die sich in die Ruhe der Klostermauern zurückziehen. Wer weiß, vielleicht hat er ja dort irgendwelche spirituellen Anwandlungen dann bekommen und beschloss erstmal im Kloster zu bleiben. Das kann man sehen wie man will, aber wenn er so glücklicher ist, dann soll er doch gern dort bleiben.

» Carmili » Beiträge: 539 » Talkpoints: 0,62 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich glaube, dass wenn man die Entscheidung trifft, in ein Kloster zu gehen, hat man sich diese Entscheidung gut überlegt. Áuch kann ich mir gut vorstellen, dass einem in einem Kloster geholfen werden kann. Es ist eine ganz andere Lebenseintellung dort und man lernt, loszulassen. Vielleicht schafft man es dort, über solche Verluste hinweg zukommen.

Für mich selbst würde ein Kloster allerdings nicht in Frage kommen, da ich glaube, dass man dort in seinen Freiheiten schon stark eingeschränkt ist. Allerdings weiß ich auch nicht, ob ich irgendwann in einer schlimmeren Lage komme.

» Kavijaahr » Beiträge: 138 » Talkpoints: 5,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Tja, Menschen handeln manchmal so abstrakt, dass alle anderen es eben nicht begreifen können. Es gibt ja auch Leute, die kündigen von heute auf morgen ihren Job, heben all ihr Geld ab, verkaufen ihr Hab und Gut, brechen alle Kontakte ab und wandern in den Urwald, die Berge oder andere von der Gesellschaft abgelegene Gebiete ab. Das will im ersten Moment auch niemand verstehen. Aber eigentlich ist es nicht weiter verwunderlich, wenn man immer wieder enttäuscht worden ist. Irgendwann kann und will man einfach nicht mehr, da hat mans einfach satt. Dann schließt man mit allem ab, weil man ja nichts mehr zu verlieren hat und fängt irgendwo ganz neu an.

Die meisten Auswanderer - Deinen Bekannten kann man ja auch so bezeichnen - kommen allerdings irgendwann wieder. Bei manchen dauert das Jahre, bis sie sich erholt haben, bei anderen geht es etwas schneller. Andere erholen sich nie und bleiben der Gesellschaft für immer fern. Mir geht das auch manchmal so, dass ich am liebsten den ganzen Senf hinwerfen würde, weil mir die Gesellschaft - pardon - langsam zum Halse heraushängt. Ich beneide dann solche Leute sogar manchmal ein wenig, die das wirklich irgendwann durchziehen. Ich habe leider immerwieder das Gefühl, dass ich hier immerweiter versuchen muss, etwas zu verändern, da das Ganze hier sonst den Bach runtergeht. Ich ärgere mich dann ohnehin immer nur wieder grün und blau, wenn die Leute doch wieder nichts begreifen wollen. Trotzdem schaffe ich es nicht so einen Schlussstrich zu ziehen, aber okay, vielleicht kommt das noch, bin ja noch jung. :wink:

Warum sich dein Bekannter gerade das Kloster herausgesucht hat, weiß wohl nur er. Ich würde es nicht unbedingt als Kurzschlussreaktion bezeichnen. Er hat ja schon ne ganze Menge an Enttäuschungen vorzuweisen, das Ganze ist dann wohl doch etwas langwieriger. Ob er nun auch im Kloster bleibt oder einfach nur für ein paar Wochen oder Monate untergetaucht ist, wird sich noch herausstellen. Als Mönch darf er jedenfalls nicht dort ein und ausgehen, wenn er eigentlich Atheist ist. Da muss er zunächst eine längere Probezeit absolvieren und dann ein Gelübde ablegen. Das macht man nicht, wenn man nicht an Gott glaubt.

Vielleicht hat er in den letzten Jahren ja doch so etwas wie einen Glauben entwickelt - weiß man es denn? Es kann ja keiner in ihn hineinschauen. Vielleicht versucht er jetzt Gott zu finden, weil er alles, was ihm wirklich etwas bedeutet hat, verloren hat. Das ist menschlich, das ist nicht verwunderlich. Wenn die Menschen nur noch enttäuschen, man aber trotzdem an das Leben glauben will, versucht man die Bestätigung, dass das Leben schön ist, über das Göttliche zu bekommen. So manchem ist das schon gelungen. Man sollte ihn daher nicht "in Frage stellen". Es ist seine Entscheidung.

Vielleicht sucht er ja aber auch einfach nur etwas Ruhe und Abstand. Wo - außer in der Wildnis oder dem Kloster - kann man das heutzutage noch? Nirgends natürlich. Das Kloster ist ja nicht nur für Gläubige da, sondern für alle, die Schutz suchen. Wartet doch alle einfach erstmal ab, wie sich die Lage entwickelt.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich stufe die Reaktion deines Bekannten auch als Kurzschlusshandlung ein. Es gibt meiner Meinung nach mehrere Erklärungen für das Verhalten dieses Mannes. Gerade wenn er eigentlich kein besonders gläubiger Mensch war, kann ich mir nicht vorstellen, dass seine Entscheidung wohl überlegt war. Auch die Zeit zwischen Trennung und Eintritt in das Kloster erscheint mir sehr kurz. Nach meiner letzten Trennung war ich in den ersten Monaten wie betäubt und habe auch alles mögliche überlegt, vom Umzug bis hin zum Auswandern. Das wären letztendlich auch nur Kurzschlusshandlungen gewesen, die man als solche erst nach einer ganzen Weile erkennt.

Vielleicht hat dein Bekannter durch die Trennung einen solchen Schock erlitten, dass ihm das weitere Leben unter "normalen" Umständen nicht mehr attraktiv erscheint. Andererseits kann es ja auch sein, dass er noch gar nicht so richtig begriffen hat, was eigentlich passiert ist und erst einmal aus der Situation flüchten wollte. Ein Kloster bietet ihm vielleicht die Ruhe, die er aktuell benötigt. Ich frage mich, ob er seine Entscheidung in den nächsten Wochen oder Monaten bereut und dann vielleicht wieder einen Weg zurück in das bürgerliche Leben sucht.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass er glücklich wird, wenn er ausschließlich wegen der Trennung in das Kloster gegangen ist. Wenn man sich für diesen Weg entscheidet, muss man schon dafür gestrickt sein. Das Kloster ist kein Ort, um eine schmerzhafte Trennung zu verarbeiten. Für mich klingt das eher nach einer Flucht. Liebe ist sehr mächtig und man leidet wirklich unglaublich, wenn eine Liebe zuende geht. Dennoch ist der Glaube, den man vorher vielleicht nicht einmal hatte, kein Ersatz für die (enttäuschte) Liebe.

Hast du mit dem Bekannten mal über seinen Schritt gesprochen oder wirst du das noch tun? Ich denke, das die Welt in einigen Wochen wieder anders aussieht, da ich mir nicht vorstellen kann, dass es sich um eine wohlüberlegte Entscheidung gehandelt hat, als er in das Kloster eingetreten ist.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


In deinem Posting schreibst du, dass es ein alter Bekannter war und die Information, dass er in das Kloster gegenagen ist, ist scheinbar auch nicht von ihm direkt,sondern irgendwie an dich weiter vermittelt worden. So eng kann der Kontakt zu dem Bekannten also auch nicht sein, denn man kommt nicht von Heute auf Morgen in ein Kloster, auch das dauert seine Zeit. Was du letztendlich weist ist, dass der Bekannte mit seiner Partnerin nicht mehr zusammen ist und er, zumindest wurde dir das so vermittelt, aufgrund der Unverträglichkeit der Trennung ins Kloster gegangen ist.

Was also genau passiert ist, welche Hintergründe noch für ein Klosterleben sprach, weis man nicht genau, bzw. du nicht. Mag sein das er früher nicht derjenige war, der in seinem Leben von Gottes Lehren Gebrauch gemacht hat aber auch sowas kann sich ändern.

Wie ich schon sagte, man kommt nicht von einem Tag zum Anderen in ein Kloster, führt vorher ein sehr intensives Gespräch und es wird auch nicht jeder aufgenommen. Daher denke ich, werden es unter Umständen noch andere Beweggründe geben, die ihn letztendlich zu diesem Schritt bewegt haben. Mag sein, dass die trennung der auslöser war aber sicher nicht der einzige Grund.

Ich würde sowas auch nicht zwangsläufig als "Flucht" bezeichnen, denn gerade in der Stille und ohne Ablenkung vom gesellschaftlichen Leben ist man mit den Gedanken mehr konfrontiert als ausserhalb der Klostermauern. Du bist ständig dazu angehalten mit dir im "Stillen" zu verbringen und ich glaube kaum, dass diese Stille eine Ablenkung zu seinem Schmerz ist.Ich kann mir vorstellen, dass Menschen aus genau diesen Gründen ins Kloster gehen, von dem Glauben den sie unter umständen im Stillen angenommen haben mal abgesehen. Ich glaube das viele Menschen mit ihrem "weltlichen" Leben nicht mehr zurecht kommen und durch ein Klosterleben versuchen wieder zu sich selber zu finden. Gerade in der größten Not greift man Strohhälme und wenn durch den Strohhalm das eigene Wohlbefinden Milderung verursacht, warum sollte man sich nicht zu den Wurzeln der Milderung hingezogen fühlen?

Zudem, hat er ja Zeit sich zu entscheiden ob es wirklich sein Weg ist. Wenn man im Kloster augenommen wird, wird man nicht automatisch zum ewigen Leben hinter den Mauern verpflichtet. Es gibt eine gewisse Zeit, in der er sich überprüfen kann ob dieser Weg für ihn das richtige ist. Ich bin mir nicht sicher aber ich meine es handelt sich um eine Zeitspanne von einem Jahr. Während dieser Zeit kann er jederzeit das Kloster verlassen. nach diesem Jahr werden ihm noch mal die Fragen gestellt, in wie weit er sich zu seiner Entscheidung bekennt oder nicht. Erst danach wird es ein größeres Untefangen aus dem Orden auszutreten.

Letztendlich ist es sein Entscheidung und wenn es zu dem Zeitpunkt genau das ist womit er sich identifiziert, dann ist das so und mir wäre dabei auch völlig egal was Andere denken und ob sie mir das zugestehen würden oder nicht.

Ich selber habe auch öfter Gedanken, die mich dazu hinreißen einen Weg zu finden nur mit mir zu sein und allem Anderen zu versagen. Ich würde vermutlich nicht die Klosterwelt bevorzugen aber eventuell mal zwei Monate Pilgern gehen, obwohl ich nicht gläubig bin. Es wäre nur ein Weg, nur mit mir ins reine zu kommen und wieder schätzen zu lernen, das leben zu genießen und zu nehmen wie es ist.

Was ich letztendlich damit sagen will ist, dass es die unterschiedlichsten Gründe gibt warum sich ein Mensch für gewisse Dinge entscheidet, in diesem Falle dein Bekannter für das Kloster.

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