Wer die Welt nicht ändert, ist Schuld wenn sie so bleibt!

vom 01.09.2009, 23:58 Uhr

Heute abend hab ich mit meinem Freund ziemlich heftig darüber diskutiert - Grundthema war: "Wer die Welt nicht ändert, ist Schuld wenn sie so bleibt!", eben weil gerade auch wieder Wahl ist.

Mein Freund ist politisch ziemlich engagiert und auch Parteimitglied (ich eher nur wenn es mal wieder "Zeit ist") und eben dieser Meinung (deswegen gibt`s auch gern mal Streit :wink:), dass jeder der nichts macht, wobei das beim Wählen gehen anfängt aber nicht aufhört, daran Schuld ist wenn die Welt ist wie sie ist und sich nichts ändert und die Welt so bleibt wie sie ist. Und: Jeder der sich nicht dazu aufrafft ist im Grunde seiner Meinung daran Schuld, wenn es weiter nach unten geht und sich nichts ändert. Was meint ihr?

» Catchphrase » Beiträge: 67 » Talkpoints: 0,47 »



Klar hat er Recht mit seiner Aussage. Jemand der nciht wählen geht, kann sich auch nicht beschweren, dass eine Partei an der Macht ist, die nicht er unterstützt. Da ist man wirklich selbst dran Schuld und man hat keinerlei gerechtfertigten Grund sich zu beklagen.

Andererseits gibts eben Minderheiten, die ihr Leben lang so viel wählen können, wie sie wollen, und doch kommt nie "ihre" Partei an die Macht. Das ist die große Ungerechtigkeit einer Demokratie. Minderheiten kommen immer zu kurz.

ABER ich finde, es gibt eben auch genügend Menschen, für die es reicht zu bestimmen. Sie interessieren sich einfach nicht für Politik und haben ihr ganzes Leben nichts damit am Hut. Trotzdem geht es ihnen gut. Solange sich immer nur ein klein wenig ändert, und eben jene politisch Uninteressierte nicht erheblich dabei benachteiligt werden, wird es ihnen nicht sonderlich auffallen und sie bei nichts in ihrem Leben behindern.

Also ich stimme zwar der Aussage zu, allerdings gibt es genügend Menschen, die ihr Leben komplett ohne Politik auskommen.

"...ist Schuld wenn sie so bleibt" . Solange das einen aber nicht selbst zu sehr einschränkt und die aktuelle Situation einen auch überhaupt nicht stört - so ist es nicht von Belang. Also so verstehe ich das, jedoch versuche ich etwas zu ändern, da es für mich aber, obwohl es mich nicht einmal einschränkt, doch von Belang ist.

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» Sann » Beiträge: 466 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


@Threadersteller
Da hab ich mal eine Frage an dich: Wieviel kannst du bzw. dein Freund denn wirklich verändern?? Wir leben in einer Demokratie, deren Wesen ist, dass Änderungen quasi mehrere Wahlperioden brauchen um sich wirklich durchzusetzen.

Im Übrigen es gibt genug Leute, die nicht wählen gehen, aber doch (wie ich sie gern nenne) eine unsichtbare Partei wählen.

Damit meine ich folgendes: In der DDR durfte man zwar wählen, aber hatte nicht wirklich eine Stimme, da es nur eine Partei gab, folglich ging man gar nicht mehr wählen, wodurch es ein Umbruch gab, dies erhoffen sich auch einige hier in Deutschland zur heutigen Zeit

» KreativX » Beiträge: 104 » Talkpoints: -0,41 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich schließe mich der Meinung deines Freundes da komplett an. Er hat natürlich recht! Das ist nicht nur beim Wählen so, sondern auch bei allen anderen Dingen. Wenn man beispielsweise gar nichts wählen möchte, weil einem keine Partei zusagt, dann sollte man selber in die Politik gehen, sich aufstellen lassen und es besser machen.

Mich ärgert es immer, wenn es Menschen, vor allem ältere Semester gibt, die immer dieselbe Partei wählen, und sich anschließend über die schlechte Politik, die diese Partei macht, beschwert. Ja, wenn ich diese Partei wähle, dann muss ich auch mit den Konsequenzen rechnen und darf mich nicht darüber aufregen, dass es so ist, wie es ist.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich sehe das anders und glaube nicht, dass man als stinknormaler Mensch davon ausgehen kann, dass die eigene Macht und das Tun und Handeln dazu führt, dass sich die Welt ändert. In dieser Hinsicht kann man auch einfach mal bodenständig bleiben. Natürlich ist es wichtig, dass man seine Interessen verfolgt und sich, im Rahmen seiner Möglichkeiten, auch für das einsetzt, was einem wichtig ist. Aber mal im Ernst: Kann man von einem normalen Menschen immer erwarten, dass er sich einfach für alles und jeden einsetzt? Ich könnte mein Leben so überhaupt nicht gestalten.

Ich würde es finanziell niemals schaffen, nur Lebensmittel und Produkte zu kaufen, die absolut vertretbar sind. Ich dürfte dann z.B. auch nicht fliegen, weil ich die Umwelt ja schützen müsste. Das sind nur zwei Beispiele dafür was man alles tun müsste, um die Welt besser zu machen. Aber dann kann ich leider keine Fernreisen mehr machen. Und dein Freund findet ernsthaft, dass, wenn ich sie dennoch mache, SCHULD daran habe, dass die Welt nicht gut und die Umwelt versaut ist? Ich glaube wirklich nicht, dass ich geboren wurde um mir das Leben schwer zu machen. Ich quetsche mich nicht jeden Morgen in einen überfüllten Bus und nehme die doppelte Anfahrtszeit in Kauf um die Umwelt zu schonen. Ich finde, dass man sich selbst auch noch wichtig nehmen darf - Jeder sollte das tun.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


KreativX hat geschrieben:Damit meine ich folgendes: In der DDR durfte man zwar wählen, aber hatte nicht wirklich eine Stimme, da es nur eine Partei gab, folglich ging man gar nicht mehr wählen, wodurch es ein Umbruch gab, dies erhoffen sich auch einige hier in Deutschland zur heutigen Zeit

Das ist so leider nicht ganz richtig, denn man konnte beispielsweise vor der Wahl sich über die einzelnen Kandidaten genau informieren und erfuhr auch alles über ihre Programme und Ziele. Man musste zu den Veranstaltungen nur hin gehen und war somit informiert.

Ich denke als eine einzelne Person kann man die Welt nicht verändern, aber man kann mit gestalten das Leben etwas lebenswerter zu machen. Es sind die kleinen Schritte, die in der Mehrzahl viel bewegen können. Beispielsweise kleine Verbesserungen im alltäglichen Leben sind hier schon ein Schritt in die richtige Richtung.

Man wird es nie und in keinem System allen Menschen recht machen können. Es gibt keine ideale Gesellschaft und diese wird es auch nie geben. Aber jeder Bürger kann mit kleinen Schritten etwas dazu beitragen, dass sich einige Sachen auch sichtbar verbessern.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich sehe das eher pragmatisch. Klar ist Wählen wichtig, und ich selbst kann auch nicht nachvollziehen, wenn Personen von sich behaupten, überzeugte Nichtwähler zu sein, weil sie eh nichts verändern können. Der Knackpunkt ist, dass ja, wenn die Mehrzahl der Menschen so denken würde, dann eine Minderheit bestimmen würde, wer dieses Land regiert.

Auf der anderen Seite finde ich nicht, dass jeder nun politisch aktiv sein muss, abgesehen von dem Wählen, das ich schon als Bürgerpflicht in einer Demokratie sehe. Aber es interessiert sich nun mal nicht jeder für das politische Geschehen und nicht jeder ist ein Weltverbesserer.

Ein grundsätzliches Schuldprinzip vorauszusetzen allerdings nur weil sich jemand nicht großartig politisch engagiert, halte ich für übertrieben. Man kann als Einzelner nicht gleich die Welt umkrempeln, nur weil man in irgendeinem Verein ist. Klar ist das sicherlich nicht falsch, sich zu engagieren, aber man kann umgekehrt auch Personen, die sich nicht großartig engagieren nicht die Schuld an allem Übel in der Welt geben.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



@Sippschaft
Darum geht es doch nicht, dass man hier FairTrade Kram kaufen soll und öffentliche Verkehrsmittel benutzt - zumindest kann ich das aus der Eröffnung nicht herauslesen.

@Topic
Klar hat dein Freund Recht - wer nichts macht hat automatisch Schuld. Oder wie es anders so schön heißt: Schweigen heißt Zustimmung, nichts machen ist nichts anderes als zu schweigen und das zu akzeptieren, was je nachdem aktuell ist! So drastisch würde ich es allerdings nicht formulieren, ich sag da lieber: Wer nichts macht hat kein Recht sich zu beschweren!

Und das fängt eben beim Wählen gehen an, dass man hier versucht eine Veränderung im kleinen durchzudrücken und hört dabei auf, dass man sich wirklich engagiert irgendwo einsetzt. Nur öffentliche Verkehrsmittel benutzen und Fairtrade Sachen kaufen zählt für mich, da das ja jetzt angesprochen wurde, nicht wirklich dazu - das ist maximal "passives" Engagement, da man sich hier (meist wegen des schlechten Gewissens) an etwas beteiligt wozu man nichts beigetragen hat, z. B. indem man es mit aufgebaut hat (egal wie stark). Sicher sind hier die Kunden wichtig, aber mehr auch nicht - sie verändern de facto nichts wenn da nicht laufend Projekte von anderen betreut werden würden.

Wählen gehen ist eben das minimalste Engagement das man abverlangen kann und trotzdem ein sehr entscheidendes! Bei uns im Wahlkreis hat man das diese Bundestagswahl sehr gut gesehen, da hier massive Wahlgänge seitens der Jüngeren einen äußerst knappen Sieg des SPD Kandidaten bewirkten (obwohl der Wahlkreis bzw. das Direktmandat traditionell an die CDU geht). Wären hier nur 500 SPD Wähler zuhause geblieben hätte es anders ausgesehen (und das bei ein paar hunderttausend Wahlberechtigten). Und auch hier: Wer nicht wählen geht zeigt damit, dass er an Veränderungen kein Interesse hat und auch Schuld daran hat wenn sich nichts ändert.

Dazu kommt natürlich, dass das Engagement in einer politischen Partei sehr viel verändern kann - wenn auch oft nur langfristig, da gerade jüngere Mitglieder (vom Alter als auch von der Mitgliedsdauer) sich hier oft mit den "Alteingesessen" messen müssen bevor das was man einbringt letztendlich auch mal angenommen und umgesetzt wird. Solang man in der richtigen Partei ist die sich ungefähr mit den eigenen Vorstellungen deckt (100% geht nie, außer bei Einpersonenparteien ;)) stehen die Chancen dafür sehr gut.

Und man muss nicht einmal in eine Partei gehen wenn einem Politik zuwider ist, man kann sich auch bei Verbänden engagieren - das machen z. B. viele Kollegen von mir, neben ihrem Job einfach noch Rechtsarbeit für Verbände, Verbraucherhilfe / Lohnsteuerhilfevereinen und Gewerkschaften. Das kostet nicht viel Zeit, hilft anderen enorm (und was natürlich der direkte Vorteil ist) man macht kostenlos Werbung für sich und schafft sich soziale Referenzen.

Das einzige was das ganze wirklich kostet ist Zeit - und meist auch etwas Hirn, da mitdenken meist gefragt ist und verlangt wird. Und die Zeit hat wirklich jeder, selbst ich habe (und erübrige) die trotz Beruf, trotz Unternehmen und somit trotz 100+ Stundenwoche, denn oft werden nicht einmal 5 - 10 Stunden im Monat an Engagement verlangt! Aber solang jeder im Schnitt 270 Minuten am Tag fernsieht sind wohl selbst die zuviel verlangt ;)

karlchen66 hat geschrieben:Ich denke als eine einzelne Person kann man die Welt nicht verändern, aber man kann mit gestalten das Leben etwas lebenswerter zu machen. Es sind die kleinen Schritte, die in der Mehrzahl viel bewegen können. Beispielsweise kleine Verbesserungen im alltäglichen Leben sind hier schon ein Schritt in die richtige Richtung.

Eben, darauf kommt es an - wenn stets nur wenige etwas machen wird sich auch nur wenig tun. Jeder Depp hat irgendein Interessengebiet dass er bedienen könnte und wenn sich hier rein theoretisch jeder dafür einsetzen würde dass sich etwas tut sind viele kleine Schritte auch ein großer Sprung.

Zur DDR fällt mir noch ein: Man konnte, wenn man wollte, seinem Abgeordneten oder Brigadeleiter usw. auch schon damals gut auf den Keks gehen und mehr oder weniger (meist halt weniger) nach dem Sowjetprinzip verlangen, dass dieser diesen und jenen Vorschlag, sofern von der Allgemeinheit mehrheitlich gewollt vorschlägt und versucht umzusetzen.

neti78 hat geschrieben:Aber es interessiert sich nun mal nicht jeder für das politische Geschehen und nicht jeder ist ein Weltverbesserer.

Ja, dann geht man eben nicht in eine Partei, sondern betätigt sich anders - es gibt genug überpolitische Projekte in fast jedem Bereich. Um hier eine akzeptable Ausrede dafür zu haben, sich nicht zu engagieren muss man entweder a) tot oder b) völlig ohne jedwede Interessen sein.

neti78 hat geschrieben:Man kann als Einzelner nicht gleich die Welt umkrempeln, nur weil man in irgendeinem Verein ist. Klar ist das sicherlich nicht falsch, sich zu engagieren, aber man kann umgekehrt auch Personen, die sich nicht großartig engagieren nicht die Schuld an allem Übel in der Welt geben.

Grundlegend falsch, es gibt genug Einzelpersonen die hier reihenweise vorzeigbar sind die genau das geschafft haben - die Welt ein Stück zu verändern! Sowohl negativ als auch positiv - jeder Terrorist und jeder Hinterhof Weltverbesserer lädt weniger Schuld und mehr Lob auf sich als ein "Nichtstuer". Und wer sich nicht engagiert hat natürlich Schuld oder um es polemisch auszudrücken: Das sind im Grunde die einzig Schuldigen, die im Grunde nur leben um zu existieren, aber nicht um etwas mit ihrem Leben anzufangen - vögeln, fressen, schlafen sehe ich jetzt mal nicht als das an, worauf man wirklich stolz sein kann und was einem groß vom Tier unterscheidet.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich kann der These in der Überschrift auch nur zustimmen! Das gilt für die Politik aber auch für andere Dinge. Noch mal zur Politik und den Wahlen in der DDR: Sicher war man da eingeschränkt, aber mit etwas Geschick konnte man da auch etwas Erreichen. Wichtig war dabei sicher eine gewisse Penetranz, aber die ist doch heute oft genug auch immer noch nötig! Übrigens ist in unserem Wahlkreis durch den Urnengang gerade der jüngeren Wähler sehr knapp ein anderer Abgeordneter gewählt worden, und auch bei uns war es sehr knapp. Wählen bringt also doch was, auch wenn es nicht das Traumergebnis ist.

Sicher ist es auch richtig, dass man als Einzelperson in den Möglichkeiten eingeschränkt ist. Allerdings habe ich gerade in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass es nur einer Person bedarf, die anfängt. Schnell finden sich dann einige Mitstreiter und die können dann doch schon einiges ändern. Dem einen oder anderen mag es zwar affig vorkommen: aber nachdem erst mal eine berufstätige Mutter im Kuratorium der Kita war, trauten sich mehr und inzwischen hat diese Gruppe die Mehrheit und so werden die Dinge eben so geplant, dass es auch für berufstätige Mütter machbar ist, den Veranstaltungen beizuwohnen. Und das war nur ein Beispiel, ich denke, dass jeder in seiner Umgebung Dinge findet, an denen er sich mit vertretbarem Aufwand beteiligen kann und eben ein Stück den Dingen Gewicht verleiht, die ihm wichtig sind. Und wer sich mal überwunden hat, der wird feststellen, dass so ein Engagement auch sehr erfüllend sein kann und für das eigene Wohlbefinden wichtig ist.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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