Was soll man von solchen Bewerbern halten?

vom 26.08.2009, 20:21 Uhr

:lol: Armer Julix, solche Bewerber hatten wir auch schon zwei oder drei mal. Ich würde gar nicht mal behaupten, dass diese Leute nicht ernsthaft an dem Job interessiert wären oder nur den Stempel für das Amt abholen wollen. Die die ich erlebt habe sind die wirklich einfach der Meinung, dass sie so den Job bekommen. Man hört ja in der Tat immer wieder, dass man bei Gelegenheit schon mal telefonisch oder aber persönlich vorsprechen sollte.

Übrigens kenne ich es aus meiner Zeit als einer von mehreren Geschäftsführern auch so, dass man als Frau in einem technisch orientierten Betrieb nicht für voll genommen wurde. Da kamen dann wirklich Bewerber, die nur mit dem Geschäftsführer sprechen wollten, obwohl kein konkreter Ansprechpartner angegeben war. Ganz klar, dass solche Bewerber ihre Chancen schon damit verspielt hatten.

Aber lass den Kopf nicht hängen. Unter den Bewerbern aus den Angeboten der Agentur waren auch schon echte Volltreffer dabei. So waren einige dabei, die sich schon vor Ablauf ihrer bisherigen Tätigkeit (meist Wehr- oder Zivildienst) beworben haben und dann wirklich fachlich top waren und auch loyal, bis sie sich dann eben auch anderweitig orientiert haben.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kenne die Lage von beiden Seiten aus und kann dir sagen: Es liegt an der Art und Weise wie das Arbeitsamt vorgeht, die wird nämlich beiden Seiten nicht gerecht. Nicht dem der Arbeit sucht und auch nicht dem der einen neuen Mitarbeiter sucht.

So rein theoretisch bin ich als Grafikerin qualifiziert, mit einer Menge zusätzlicher Skills, welche aber in erster Hinsicht für Firmen interessant wären die schon etwas spezielles suchen. Diese gibt es, aber aus gesundheitlichen Gründen bin ich grad etwas gehandikapt. Egal, wenn es sich bieten würde wäre ich mir auch nicht zu fein dazu z.B. in einer Druckerei die Beilagen für den örtlichen Kaufmann ins richtige Format zu schieben (auch schon gemacht …), auch wenn das reichlich weit von meinen eigentlichen Fähigkeiten angesiedelt ist.

Hingegen als Kellnerin oder Putzfrau – mal ganz davon abgesehen, das es echt nicht meiner Qualifikation entspricht, aber so ganz und gar nicht – da wäre noch immer jener andere, nicht zu vernachlässigende Punkt: Körperliche Eignung. Und die ist derzeit für beide Jobs nichtmal ansatzweise da (was man auch sieht). Wäre es anders, bräuchte ich garantiert nicht den Spaßvogelverein, sondern hätt mich kurz umgehört und würde da wenigstens jobben. Soviel von meiner Seite.

Und nun ratet mal wie oft ich schon meinen armen, siechen Leib in die Richtung solcher Stellen bewegen sollte - bis ich irgendwann fragte, ob ich wirklich einen Bescheid vom Arzt mitbringen soll, dass bestimmte Arbeiten derzeit einfach nicht drin sind. Seitdem versuche ich denen beizubiegen, das ich in meinem eigentlichen Bereich durchaus vermittelbar wäre, weil Grafiker für gewöhnlich nicht wirklich schwer körperlich schuften müssen. Entweder die haben meine Pflaumenmuskräfte bisher wahnwitzig überschätzt – oder unterschätzen was für ein Knochenjob Kellnerin eigentlich ist.

Wobei ich letzteres vermute, seitdem ich einer guten Bekannten half (eigentlich mit Werbematerial für ihre Kneipe) und zwischendrin sie in ihrem Büro vertrat. Was da vom Arbeitsamt an Leuten geschickt wurde war echt abenteuerlich, ich mein, die Leute sollen anderen Essen & Trinken servieren (brauchen die nicht sogar ein Gesundheitszeugnis oder so?) und ein guter Teil davon roch wie ranziger Aschenbecher - und sah auch so aus. Der Hit allerdings war ein freundlicher, älterer Herr, der schon jenseits der sechzig war und alles in allem einen wirklich kultivierten Eindruck machte (allerdings auch unumwunden zugab, das er Zweifel habe ob er den Job schaffen würde, da wackliges Herz) – und der meinte „Warum ich hier bin? Vermutlich weil ich dem (ziemlich wüstes Schimpfwort) gesagt habe, was ich von seinem Fortbildungsvorschlag hielt.“ Er sollte einen Einsteigerkurs für den Umgang mit Computern machen. Bevor sein letzter Arbeitgeber pleite machte, war er Teamleiter Datenbankentwicklung gewesen.

Am besten ist echt: Nicht ärgern, Anzeige in Zeitung schalten und hin und wieder den Göttern ein Tiefkühlhähnchen opfern, um die Dämonen vom Arbeitsamt fern zu halten.

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Es ist wirklich traurig, dass immer mehr Menschen sich keine Mühe geben, eine Arbeit zu finden und lieber weiter von ihrem Hartz 4 Geld leben. Deswegen versuchen sie dann die Bedingungen des Arbeitsamtes zu erfüllen, schicken ihre Bewerbungen ab. Allerdings sind diese Bewerbungen dann so schlampig, dass keiner sie einstellen würde.

Allerdings muss ich sagen, dass der Mann, der in der Themabeschreibung vorgestellt wurde, mir etwas sympatischer ist, als die anderen. Immerhin hat er sich bemüht mit dem Chef persönlich zu sprechen. :) Natürlich wirkt diese ganze Geschichte nicht sehr seriös auf ihn.

» Maamel » Beiträge: 178 » Talkpoints: 2,29 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Sich in der beschriebenen Weise irgendwo vorzustellen, ist ja wirklich eine bodenlose Unverschämtheit. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass solche Leute ein ernsthaftes Interesse an dem Job haben, sondern dieses Vorstellungsgespräch lediglich besuchen, um zu verhindern, dass ihnen das Arbeitslosengeld beziehungsweise die Arbeitslosenhilfe aufgrund einer fehlenden Eigenbemühung gekürzt wird.

Ich frage mich allerdings, ob sich diese Leute absichtlich so benehmen oder ob diese Art für sie normal ist. Ich bin vielleicht etwas zu naiv, allerdings kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass jemand so dreist ist und es nicht einmal merkt. Ich frage mich, was solche Leute für eine Kinderstube genossen haben.

Ich finde es unglaublich unverschämt, dass diese Leute denen, die sich wirklich ernsthaft um Arbeit bemühen, das Geschäft versauen. Wenn ein Arbeitgeber zunehmend negative Erfahrungen mit den Bewerbern macht, die vom Arbeitsamt vermittelt werden, wird er zukünftig andere Wege suchen, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, die auch ein ernsthaftes Interesse an dem Job haben. Die wirklich guten Bewerber, die dann vielleicht auch vom Arbeitsamt vermittelt werden, haben dann unter Umständen sehr viel schlechtere Chancen bei bestimmten Arbeitgebern einen Job oder auch nur ein Vorstellungsgespräch zu bekommen.

Ich denke übrigens nicht, dass man die Schuld hierbei so leicht auf das Arbeitsamt abwälzen kann. Ich kann mir vorstellen, dass bei dieser Agentur nicht alles glatt läuft. Dennoch sollten die üblichen Umgangsformen und ein respektvoller Umgang mit anderen Menschen, also auch mit einem potentiellen Arbeitgeber, einfach selbstverständlich sein. Man begrüßt fremde Leute einfach nicht mit einem "du", vor allem nicht, wenn man sich von ihnen eine Anstellung erhofft. Zudem finde ich es heftig, sich vor der Vorstellung beim Arbeitgeber noch ein Bier reinzukippen. Manche Leute kommen ja auch in den schmuddeligsten Klamotten, die der heimische Kleiderschrank hergibt. So etwas darf einfach nicht vorkommen und für solche Verhaltensweisen kann das Arbeitsamt nichts.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wenn ich das lese rückt der Gedanke, jemanden fest anzustellen bei mir wieder in weite Ferne :lol:.

Glücklicherweise kann ich mein Unternehmen zu 100 % (noch) mit freien Mitarbeitern führen, angefangen von der Buchhaltung bis hin zu allen Mitarbeitern. Einerseits natürlich, weil ich keine Lust auf die Zahlung von Lohnnebenkosten habe und andererseits weil man festangestellte immer eine Weile an der Backe hat und nie so wirklich weiß, was einem da erwartet.

Lustigerweise wollte ich, da das mit der Buchhaltung bei mir überhand nimmt und ich da selbst nur eine Schlampe bin das ganze mal an eine feste Kraft abgeben und mich auch mit dem Arbeitsamt in Verbindung setzen - ich kam aber gar nicht dazu, mich mit den ersten Bewerbern herumzuschlagen, da bereits der telefonische Kontakt mit dem Arbeitsamt so für den Ar... war, dass ich da gar keine Lust mehr zu hatte, das ganze zum Ende durchzustehen! Andere haben mir aber auch schon im Vorfeld davon abgeraten, fähige Kräfte über das Arbeitsamt zu suchen! Da ging die Argumentation eher in deine Richtung, lieber eine Annonce aufzugeben, denn wer wirklich Arbeit möchte bekommt sie nicht von Mitarbeiter XY aufgedrückt sondern findet sie selber durch Eigeninitiave.

Mal sehen, ob ich in das Gejammer bald mit einstimmen kann - alle Bewerbungen die ich bisher bekommen habe kamen unaufgefordert von Menschen, wo ich mich ernsthaft gefragt habe, ob die überhaupt einen Plan davon haben, was ich eigentlich mache. Da war mir meine Zeit selbst zum Antworten zu Schade bzw. "Ablage Papierkorb" genau richtig.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


ys1980 hat geschrieben:Das sind Bewerber, die sich nur bewerben weil die Agentur für Arbeit es so möchte.

Solche Menschen gibt es leider überall. Aber da muss man sich eben zum Schein bewerben, weil sonst Sanktionen vom Amt drohen und das möchte man natürlich vermeiden. Daher wird ein Vorstellungsgespräch angestrebt, in dem man sich dann total daneben benimmt und versucht möglichst abschreckend zu wirken.

So habe ich auch schon von Frauen gehört, die dann bei ungeliebten Jobs - bei denen sie unter Druck gesetzt worden sind, sich zu bewerben - im Vorstellungsgespräch dann über die Familienplanung und dergleichen gesprochen haben, was ja auch sehr abschreckend wirkt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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