Fernlernen - ja oder nein?

vom 19.08.2009, 09:39 Uhr

Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise überlegen viele, ob sie sich nicht weiterbilden. Gerade das Fernlernen ist dabei gefragt, denn beim Fernunterricht werden die Lernmaterialien dem Lernenden per Post und/oder immer häufiger per Internet zur Verfügung gestellt. Der Lernende entscheidet dann selbst, wann und wo er den Stoff erarbeitet. Sind Präsenztage (hier treffen sich Studenten und Dozenten zum gemeinsamen lernen) vorgesehen, so finden diese meist an den Wochenenden statt, für Prüfungen muss man sich eventuell einen Werktag frei nehmen.

Ob einem das fernlernen liegt, muss man selbst entscheiden. Wer noch nie größere Probleme hatte, allein mit einem Buch zu lernen, der wird auch mit dem fernlernen weniger Probleme haben. Anders sieht es für diejenigen aus, die schon immer lieber in der Gruppe und mit einem Dozenten gelernt haben. Allerdings bieten immer mehr Institute Probewochen an, so dass man noch mal für sich testen kann.

Gerade wenn man neben dem Beruf einen Fernkurs oder ein Fernstudium absolviert, dann muss man sich darauf einstellen, dass man soziale Kontakte unter Umständen ein wenig einschränken muss. Immerhin muss man für ein Fernstudium etwa 10 Stunden Aufwand wöchentlich einplanen, je nach Kurs können es auch mehr Stunden sein. Dafür müssen Familie und Freunde Verständnis haben.

Nicht zu vergessen: Fernkurse kosten Geld. Je nach Institut unterscheiden sich die Kosten erheblich. Private Institute kosten mehr Geld, da sie sich ausschließlich über die Studiengebühren finanzieren. Anders sieht es bei konfessionellen oder staatlichen Einrichtungen aus - hier sind die Kosten meist geringer. Man sollte aber trotz der Kosten darauf achten, dass die Kurse von der Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) zugelassen sind. Diese Stelle prüft die Kurse auf die Einhaltung qualitativer Mindeststandards.

Arbeitgeber und Kollegen gegenüber sollte man zunächst erst einmal schweigen. Dieser Personenkreis könnte sonst denken, dass man mit der Doppelbelastung nicht zurecht kommt. Ist die Ausbildung dann erfolgreich abgeschlossen kann und sollte man diese natürlich erwähnen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kenne jemanden, der ein Fernstudium macht. Dieses wird jedoch nicht von einer speziellen Gesellschaft angeboten, sondern an einer normalen Universität, die auch gewöhnliche Kurse hat. Nur hat sie eben auch zwei Fernstudien-Kurse im Angebot.

Die Gebühren sind kaum anders, als die für die normalen Kurse auch, nur, dass man für die Nutzung einer Online-Plattform einen kleinen Aufpreis zahlen muss. Diesen kann man aber wahrscheinlich in den meisten Fällen schon noch irgendwie aufbringen, wenn einem an einem Fernstudium gelegen sein sollte.

Die Bedingungen, dieses Fernstudium aufzunehmen, sind übrigens nicht anders, als bei den anderen Kursen auch. Es gab einen Numerus Clausus, und man musste sich genauso bewerben, wie für alle anderen Kurse ebenfalls. Da wurde dann auch zu 50 Prozent ausgelost, wer angenommen wird, und die anderen 50% der Annahmen waren abhängig vom Zensurendurchschnitt des Abiturs oder Fachabiturs des jeweiligen Bewerbers. Insofern gab es wirklich keinerlei Unterschiede zu einem gewöhnlichen Studiengang.

Meiner Meinung nach hat dieser Fernstudiengang, wie ich das bei meinem Bekannten mitbekommen habe, irgendwie nur Vorteile. Wie hier bereits geschrieben wurde, ist das natürlich immer sehr abhängig davon, wie man persönlich am besten lernt. Aber wenn man die Seminare mit den Lehrveranstaltungen mit anderen Studenten zusammen nicht benötigt, und auch keinerlei Diskussionsveranstaltungen, sondern man stattdessen am Liebsten einfach nur anhand von Büchern lernt, dann müsste für einen so ein Fernstudium ideal sein.

Beispielsweise übrigens auch für Menschen mit einer sozialen Phobie oder Platzangst. Die könnten sich dann schließlich die Bahnfahrten zur Universität sparen und auch das Sitzen in überfüllten Hörsälen mit mehreren hundert Personen, was bei einer sozialen Phobie doch sehr anstrengend sein kann. Stattdessen könnten diese Leute dann alles von Zuhause aus erledigen. Anders wäre ein Studienabschluss für einen Menschen mit einer Sozialphobie wohl gar nicht zu schaffen. Dass man diese Phobie behandeln sollte, sollte natürlich klar sein. Aber so lange sie nicht geheilt wurde, so finde ich, ist es schon sinnvoller, in dieser Zeit etwas tun zu können, beispielsweise sogar zu studieren, statt einfach nur zuhause zu sitzen und gar nichts zu tun, weil man sich nicht hinaus traut. Da ist ein Studium besser, als verschwendete Zeit.

Ja, wie sieht es nun meinen Erfahrungen nach mit einem Fernstudium aus, beziehungsweise was sehe ich bei diesem Bekannten? Er bekommt am Anfang jedes Semesters sofort online alle Dokumente zur Verfügung gestellt, die er bis zum Ende des Semesters, für die Klausuren, lernen muss. Es handelt sich übrigens um ein Studium in Medieninformatik. Es ist ihm völlig selbst überlassen, wann und wo er die Dokumente liest und lernt. Das heißt, es lässt sich alles genau so planen, wie man selbst das mag, wenn man denn bis zur Klausur damit fertig wird. Man hat keinerlei Terminzwang, eben außer des Klausurtermins, man hat im Grunde "flexible Arbeitszeiten", kann arbeiten, wo man möchte, und muss auch nicht zu irgendwelchen Veranstaltungen gehen und dazu weiß ich wohin fahren.

Das dürfte übrigens auch für Leute ideal sein, die in einem Ort wohnen, wo es keine Universität gibt, und die nicht umziehen können oder wollen. Denn diese müssen dann ja nur zur Klausur zu der Universität fahren, ansonsten können sie das gesamte Jahr über in ihrem Heimatort bleiben und dort beispielsweise in einen Beruf oder auch nur einfach in familiäre Angelegenheiten eingebunden sein. Ein Umzug in eine fremde Stadt, um dort zur Universität zu gehen, ist nicht notwendig.

Wie nutzen nun Leute so ein Fernstudium? Viele arbeiten nebenbei in einem regulären Beruf. Aber einige genießen auch die Zeit vor dem Beruf und lassen es sich quasi, so lange sie noch das Fernstudium machen, gut gehen. Sie nehmen sich regelmäßig Zeit für das Lesen der Unterlagen und für das Lernen für die Klausuren, aber ansonsten gehen sie einfach ihren Hobbies nach, wie es ihnen Spaß macht. Ich würde fast sagen, diese Leute haben mehr oder minder immer Urlaub.

Und dann gibt es auch noch Fernstudenten, die zwar nicht regulären Arbeiten nachgehen, sich aber auch nicht die ganze Zeit nur dem Faulenzen widmen: Sie verbringend die Zeit zum Beispiel mit verschiedenen Praktika, was ich auch sehr praktisch finde, wenn es darum geht, bereits zu "erproben", welchen Beruf man nach dem abgeschlossenen Studium ausüben könnte. Während eines normalen Studiums fehlt einem aufgrund der zahlreichen, über den gesamten Tag verstreuten, Lehrveranstaltungen mit Präsenzpflicht ja leider oft die Zeit, nebenher noch irgendwelche Praktika zu probieren. Das gleichzeitige Studieren und Geldverdienen, was aber für viele Studenten sehr wichtig ist, wird auch oft zu einer großen Belastung. Bei einem Fernstudium wäre dies nicht so.

Für mich wäre so ein Fernstudium richtig traumhaft. Wobei ich wohl zu denen gehören würden, die neben dem Fernstudium arbeiten würden, um Geld zu verdienen, das sich auf einem Konto zusammensparen lässt. Aber die Frage nach einem Fernstudium stellt sich mir leider gar nicht mehr, denn ich studiere bereits "normal" und habe demnächst sowieso meinen Abschluss. Schade nur, denke ich mir, dass dies so viel mühevoller war, als es das wohl bei einem Fernstudium geworden wäre.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Eine Bekannte von mir macht gerade den Master in Wirtschaftspsychologie und schreibt gerade ihre Thesis. Sie selbst studiert an einer Fernuni und kommt super damit klar. Sie scheint die letzten beiden Jahre organisatorisch gut gemeistert zu haben, wobei ich sie aber nie nach Details gefragt habe. Ich finde es gut, wenn Menschen sich (hohe) Ziele setzen und dann auch zielstrebig alles dran setzen, diese Ziele zu erreichen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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