Ärger mit dem Kinderarzt!

Hallo,

ich arbeite als Kindergartenpädagogin in einem Kindergarten mit sechs Gruppen und wir stoßen immer wieder auf das gleiche Problem! Der Kinderarzt, zu dem viele unserer Eltern gehen, schreibt den Eltern Atteste, in denen steht, dass ihre Kinder nicht krank sind, nur damit sie nicht zu Hause bleiben müssen.

Diese Situation ist für uns sehr unangenehm, da wir diese Bestätigungen auch für Kinderkrankheiten (im neuesten Fall bei einem Kind mit Ringelröteln) oder auch bei Läusen bekommen. Für uns ist es natürlich einerseits unverständlich, wie man sein krankes Kind in den Kindergarten schicken kann, aber andererseits auch schlimm für alle anderen anwesenden Kinder, wenn ein krankens Kind weiterhin in den Kindergarten kommt.

Wir stoßen bei diesem Arzt wirklich an unsere Grenzen und wissen nicht mehr weiter. Denn wenn der Arzt behauptet, dass es keine Kinderkrankheit ist, kann man doch nichts machen, oder? Was würdet ihr uns in dieser Situation raten?

Ich würde dir raten, mit eurem Anliegen weiter zu gehen, also entweder die Kindergarteninspektorin darüber informieren, oder aber der Träger des Kindergartens- meistens die Gemeinde oder Stadt. Hier muss dann über eine Alternative entschieden werden, etwa für einen anderen Arzt. Ich weiß nicht, wie bei euch das Gesetz ist, aber vielleicht könntet ihr ja das Kind wieder nach Hause schicken, wenn es wirklich krank ist. Ob dann die Eltern was machen können, weiß ich nicht.

Läuse und dergleichen sind so oder so meldepflichtig, da kommen die normalerweise ja gar nicht aus, oder? Wie kann das sein, dass man ein Kind mit Läusen in den Kindergarten schickt? Das kann ich auch nicht nachvollziehen. Auch gegen Kinderkrankheiten werden doch normalerweise alle Babies geimpft, da man sonst kein Kindergeld mehr erhält, oder? Also ich verstehe das alles zusammen nicht, auf jeden Fall würde ich das an die nächste höhere Instanz weiter leiten.

Rede mit den Eltern, erkläre ihnen, dass ein Kind mit Läusen diese munter weiter trägt. Ich weiß ja nicht, wie das bei euch ist, aber ich kenne es noch so, dass sämtliche Jacken schön dicht beieinander an den Garderoben hingen - ideal für Läuse.

Was andere, noch dazu ansteckende Krankheiten angeht, da denke ich, dass ein krankes Kind ins Bett gehört, nicht in den Kindergarten. Versteh da auch die Eltern nicht, die müssen doch sehen, wenn es ihrem Kind nicht gut geht und schicken es dann trotzdem in den Kindergarten?

Ja, Läuse sind meldepflichtig! Doch wenn wir ein Kind nach Hause schicken und die Mutter am nächsten Tag mit einer Bestätigung des besagten Kinderarztes dasteht, auf der steht, dass das Kind keine Läuse hat, können wir momentan nicht viel tun.

Nur weil ein Baby geimpft ist, heißt das- leider- noch nicht, dass es keine Röteln, Masern oder andere Kinderkrankheiten bekommen kann. Auch hier schreibt der besagte Kinderarzt Atteste, dass die Kinder frei von Infektionskrankheiten sind und die Eltern sie in den Kindergarten bringen dürfen. Genau aus diesem Grund sind uns eben die Hände gebunden.

Der Kinderarzt ist aber nur eine Seite der Medaille. Die andere Seite bilden die Eltern der erkrankten Kinder. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass der Arzt nicht unverlangt Attest ausstellt sondern auf Verlangen der Eltern. Da stellt sich dann auch die Frage, in welcher Not-Situation die sich befinden. In Deutschland kann man ein Kind maximal 20 Tage betreuen und dafür der Arbeit fernbleiben mit mehreren Kindern maximal 50 Tage. Sind diese Tage ausgeschöpft hat man ein Problem. Daher kenne ich es auch gut, dass die Ärzte zwar schon raten, dem Kind genug Zeit zum Auskurieren geben, aber auch schon eher mal ein Attest ausstellen. Dann aber auf Bitte der Eltern.

Wenn der Arzt erst mal nichts weiter ändert, dann ist es höchste Zeit dies mit den Eltern zu besprechen. Auch in unserer Kita gibt es einige Eltern, denen es lange Zeit gar nicht bewusst war, was sie den anderen Kindern mit ihren Verhalten antun können. Gespräche können da schon mal helfen. Einerseits den Eltern bewusst machen, dass ihr Verhalten so nicht in Ordnung ist, andererseits aber auch den Erziehern, die Beweggründe zu verstehen und vielleicht aus unbeteiligter Sicht andere Lösungen vorzuschlagen.

Ich würde eventuell mal den Kinderarzt direkt ansprechen. Halt auch sagen, das die Kinder in einem Zustand in den Kindergarten kommen, der dem betroffenen Kind nicht gut tut und auch den anderen anwesenden Kinder nicht.

Und ich würde einen Elternabend machen. Dort halt sagen das es immer wieder vorkommt, das kranke Kinder vom Kinderarzt gesund geschrieben werden, es aber nicht wirklich sind. Das dadurch natürlich auch ein Risiko für die gesunden Kindergartenkinder besteht. Ich würde da eher in die Richtung tendieren: Nehmen wir mal an, ihr gesundes Kind kommt in den Kindergarten und wird durch ein zu früh gesundes Kind geschriebenes Kind angesteckt. Ich glaube das da Eltern eher drauf reagieren. Die meisten Eltern sind ja doch weniger begeisert, wenn ihr Kind ständig angesteckt wird. Vielleicht sehen es die Eltern der Kindern, die ihr Kind gesund schreiben lassen, dann anders.

Desweiteren denke ich, man kann auch ruhig in die Richtung argumentieren, das jeder Erwachsene weiss, wie er sich fühlt, wenn er krank zur Arbeit geht. Ich kann mir durchaus vorstellen, das Kinder sich noch mieser fühlen. Auch so Argumente wie, wenn man krank zur Arbeit geht und die Krankheit so verschleppt, dauert das Gesund werden meistens wesentlich länger.

Wenn das alles nichts hilft, würde ich auch durchaus das örtliche Gesundheitsamt einschalten.

Ich kann auch das Argument, man kann nur so und soviel Krankheitstage haben als Eltern verstehen. Ich kann da auch die Eltern verstehen, die vielleicht auch gar nicht anders handeln können. Das sind aber dann auch oftmals die, die am lautesten brüllen, wenn das eigene Kind ständig von anderen Kindern angesteckt wird.

Was mir da eventuell als Lösung einfallen würde wäre, gerade bei den typischen Kinderkrankheiten ist ja meistens nicht nur ein Kindergartenkidn betroffen. Wäre es dann nicht eventuell möglich, das bei zum Beispiel zwei kranken Kindern nur die Mutter eines Kindes daheim bleibt und das zweite kranke Kind mitversorgt?

Versteh da auch die Eltern nicht, die müssen doch sehen, wenn es ihrem Kind nicht gut geht und schicken es dann trotzdem in den Kindergarten?

Sehr wahrscheinlich liegt es daran, dass die meisten Eltern, die ihr Kind in einen Kindergarten geben, auch arbeiten gehen müssen, um Geld zu verdienen. So kann es natürlich sein, dass sie dann auch frei nehmen müssten, wenn ihr Kind krank ist, oder aber das Kind bei einer anderen Betreuung unterbringen, für die Zeit, in der es krank ist. Da aber nicht jeder so liebevolle Großeltern hat, oder eine Freundin, die sich zur Verfügung stellt, ist es das Einfachste, die Krankheit zu ignorieren und das Kind weiter in den Kindergarten zu schicken.

Natürlich gibt es leider auch Eltern, denen die Gesundheit ihrer Kinder egal ist und die sie einfach nur aus den Füßen haben möchten, auch wenn sie ganztags zu Hause sind, das ist leider die Kehrseite der Medaille. Es kann daher auch sein, dass auch bei den Hausfrauen ein paar schwarze Schafe dabei sind, die ihr Kind bewusst krank in den Kindergarten schicken.

Wie aber auch immer die Sache aus Elternsicht ist, aus Sicht der anderen und aus Sicht des Gesetzes gehört ein krankes Kind, vor allem ein Kind, welches eine ansteckende Krankheit hat, zu Hause ins Bett, damit es nicht andere ansteckt und sich außerdem gut von der Krankheit erholen kann. Meine Tochter klebt zum Beispiel wenn sie krank ist, nur an meiner Seite und ich könnte es mir auch gar nicht vorstellen, sie krank in die Spielgruppe zu schicken. Auch jemanden anderen würde ich nicht gerne aufpassen lassen, weil ich finde, ein krankes Kind gehört zur Mutter bzw. zu den eigenen Eltern.