Ein gemeinsames Kind, die Ex und die Neue

Am Wochenende habe ich mit einer Freundin gesprochen und bin mit ihr auf ein Thema gekommen, dass sich wirklich noch am ehesten in der etwas merkwürdigen Überschrift widerspiegelt.

Ausgangspunkt war die Information meines Kindes, dass sein Vater (mein Ex) eine neue Freundin hat. Dass dieser Zeitpunkt irgendwann kommen würde und mein Sohn davon erfahren sollte, wenn es wirklich ernst ist, das ist ja kein Problem. Nun erzählte mir meine Freundin aber, dass sie eine Arbeitskollegin hat, die von ihrem Ex allen Ernstes erwartet hat, dass der ihr zuerst seine neue Partnerin vorstellen sollte, bevor erst weiterhin regelmäßig sein Kind sehen darf. Außerdem wollte sie verbieten, dass die Neue überhaupt Kontakt zu dem gemeinsamen Kind hat. Dass sie zu diesem Zeitpunkt aber schon seit einigen Monaten mit einem neuen Partner zusammen lebte und ihr Ex nicht darauf bestanden hatte diesen kennen zu lernen, vergaß sie wohl dabei.

Nun fragte mich meine Freundin augenzwinkernd, ob ich das nicht auch so handhaben wollte. Ganz zu schweigen davon, dass ich noch keinen Partner habe/hatte, den ich meinem Kind als neuen Lebensgefährten vorstellen wollte, käme mir eine solch erniedrigende Prozedur gar nicht in den Sinn. Gut bei mir kommt noch erleichternd hinzu, dass entweder mein Ex oder dessen Neue gar kein Interesse an gemeinsamen Unternehmungen als Paar mit dem Kind haben. Aber kann man so etwas nicht auch anders handhaben als so erpresserisch? Sicher würde ich das schon mit etwas gemischten Gefühlen sehen, würden die drei etwas gemeinsam unternehmen. Allerdings habe ich da doch genug Vertrauen in meinen Ex, dass er zum Wohle des Kindes handelt. Sollte das einmal nicht der Fall sein, würde ich sicher auch das Gespräch suchen und in der Folge auch Konsequenzen ziehen. Aber doch nicht schon von Vornherein!

Übrigens, ich glaube die Geschichte meiner Freundin schon deswegen, weil ich die Arbeitskollegin auch kenne und sie mir selbst schon Bruchteile dieser Story erzählt hat. Bei dieser Frau habe ich übrigens das starke Gefühl, dass ihr Selbstbewusstsein doch stark angeknackst ist und sie noch immer nicht die Trennung vom Ex verarbeitet hat.

Nuja, kennen lernen würde ich die neue Partnerin meines Ex wohl auch gern, wenn ich ihr meine Kinder anvertraue. Aber wenn der Vater der Kinder generell ein verantwortungsbewussster Mensch ist, hätte ich da wohl wenig Bedenken. Er wird sich dann schon keine Person, die meine Kinder negativ beeinflusst oder gar misshandelt, angelacht haben. Im übrigen meine ich, dass ich nur etwas verlangen kann, was ich selbst zu leisten bereit bin. Ich müsste also auch mein Urteilsvermögen in Bezug auf meinen neuen Partner in Frage stellen lassen.

Ich würde allerdings generell vereinbaren, dass das Kind nicht jeden neuen Partner kennen lernt, sondern nur die, mit denen man an eine Zukunft glaubt. Der Vater einer Freudin von mir führte seinen Töchtern nämlich jede neue Frauenbekanntschaft immer gleich als die Stiefmutter in spe vor und verunsicherte die beiden damit total. Aber ansonsten finde ich so ein Theater um neue Partnerschafte übertrieben und würde es auch eher als Machtspielchen zwischen den Expartnern interpretieren, denn als tatsächliche Sorge um das Wohl des Kindes.

Hallo Sorcya, mein Sohn hat schon einen potentielle Partner von meiner Seite sowie eine potentielle Partnerin von meinem Ex kennen gelernt, aber eben nicht als neue Lebensgefährten sondern als Freund bzw. Freundin, wie er es eben mit seinen Kindergartenfreunden kennt und so wie er eben auch fast alle anderen meiner langjährigen Freunde/Freundinnen bzw. die seines Vaters kennt. Bisher ist nichts draus geworden und das hat auch keine Spuren hinterlassen. Nun ist es aber eben mit dieser Frau wohl ernst und da fanden wir es angemessen, dass der Kleine es erfährt.

Ich selbst habe ja auch schon gemerkt, dass es kaum einen Mann ohne Vorgeschichte gibt und mich daher schon in Gedanken damit beschäftigt. Klar würde sicher auch daran interessiert sein, mit der Mutter des gemeinsamen Kindes ein Gespräch zu führen, wenn das Kind längere Zeit bei mir und dem Vater lebt oder vielleicht in Urlaub fährt. Und sicher würde man sich dabei auch abtasten. Allerdings würde ich solche Gespräche möglichst ausschließlich zum Wohle des Kindes führen und nicht um irgendwelche Macht zu demonstrieren.

Hallo JotJot,

das ist genau das, was ich meine. Man beschnuppert die Neue mal vorsichtig, eben aus Interesse und wenn man keine ernsten Bedenken hat, belässt man es dabei. Aber das, was deine Kollegin da betreibt klingt eben deutlich anders. Das sieht, zumindest für Außenstehende, nach einem Versuch aus, die neue Beziehung ihres alten Partners zu sabotieren. Denn natürlich bekommt so ein Kind das mit, wenn der eine Elternteil den neuen Partner des anderen radikal ablehnt. Vor allem gehört es in meinen Augen dazu, sich mit den Kindern des Partners anzufreunden, wenn man jemanden wählt, der welche hat. Wird das unterbunden, wird die Beziehung auch erschwert. Darum finde ich es ja so furchtbar, wenn man unbegründeter Weise so ein Theater veranstaltet.

Was das kennen lernen angeht denke ich, dass man neue Bekanntschaften schon vorstellen kann und auch sollte. Schließlich ist das ja ein Mensch, der Mama oder Papa wichtig ist. Ob es im Endeffekt wirklich gut geht, weiß man ja leider nie, sonst wäre man wohl nicht vom anderen Elternteil getrennt. Aber einige betreiben das wirklich rekordverdächtig ihre Kinder mit der neuesten "Liebe ihres Lebens" zu bombardieren, von denen sie sich dann nach spätestens drei Monaten immer wieder trennen. Und da würde ich als anderer Elternteil vermutlich versuchen meinem Ex Einhalt zu gebieten und probieren das ständige Kennenlernen neuer Partner einzuschränken. Solange das aber in einem normalen Rahmen passiert, ist das natürlich etwas anderes.