Grundschüler als Pausenaufsicht in der Schule

vom 18.07.2009, 12:20 Uhr

Hallo!

In vielen Schulen (und auch Grundschulen) wird es schon so gehandhabt, dass man den älteren Kindern in der Schule eine Aufgabe gibt, die auch Verantwortung hat.

So bekommen in manchen Schulen schon 3 und 4 Klässler eine orange Weste an und sollen den Lehrer bei der Pausenaufsicht unterstützen. In den erweiterten Schulen finde ich es ja auch nciht so tragisch, weil sich die älteren Schüler sich doch manchmal den jüngeren Schülern noch besser gegenüber durchsetzen können als die Lehrer. Aber in den Grundschulen finde ich das eigentlich zu viel Verantwortung.

Die Kinder müssen sich ja dann auch automatisch zwischen Schüler und Lehrer entscheiden. Denn die Aufffassung von "gut" und "nicht gut" ist doch bei Kindern und Erwachsenen doch anders und so wissen doch 8-10 jährige Kinder gar nicht, wie sie sich durchsetzen sollen.

Klar, sollen sie nciht allein die Pausenaufsicht übernehmen. Aber sie sollen den Lehrer unterstützen. Werden diese Schüler dann nicht auch oft als Streber und Petze hingestellt, wenn sie eingreifen, wenn in der Pause was vorfällt? Im Prinzip sind sie ja in dem Moment "gegen" die Schüler und "für" die Lehrer. Das fördert doch meines Erachtens nicht unbedingt das Sozialverhalten zwischen den Schülern, oder?

Was haltet ihr davon, wenn 8-10 jährige Kinder eine so große Verantwortung in der Schule bekommen? Ist es wirklich gut für die Schüler? Werden diese Schüler nicht eher von den anderen dann gemoppt?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



An meiner alten Grundschule gibt es seit einigen Jahren so genannte "Streitschlichter", die auch zu einem gewissen Teil Lehrerverantwortung übernehmen. Sie sollen, wie der Name schon sagt, Streit zwischen Mitschülern schlichten. Ich denke, dabei geht es auch bei der Pausenaufsicht hauptsächlich. Die Streitschlichter werden von der Klasse gewählt (immer zwei pro Klasse) und ihre "Arbeit" wird natürlich auch auf dem Pausenhof fortgesetzt. Die Streitschlichter kommen wohl auch bei den Schülern sehr gut an. Dadurch, dass sie gewählt werden, sind es eigentlich auch immer beliebte Schüler, die mit allen/den meisten gut klarkommen und so weniger der Gefahr ausgesetzt sind, gehänselt zu werden.

Welche Schüler werden bei der Pausenaufsicht eingesetzt? Sind das gewählte Aufpasser oder werden sie vom Lehrer bestimmt? Ich denke, das spielt eine ganz große Rolle dabei, ob die betreffenden Schüler dann als Petze oder Streber hingestellt werden. Die Schüler sollen die Lehrer ja nur unterstützen und nicht ihre Aufgaben übernehmen. Ich denke, auch jüngere Kinder kommen mit so einer Aufgabe klar.

Welche Aufgaben haben die Kinder überhaupt als Pausenaufsicht? Wenn es sich um das Schlichten von Streitereien handelt, halte ich es sogar besser für das Sozialverhalten der Kinder, wenn sie Streit untereinander regeln und nicht immer gleich ein Erwachsener eingreift. (Bei größeren Streits oder Schlägereien wird ja mit Sicherheit der Lehrer dazwischen gehen.)

Die Streitschlichter an meiner alten Schule sind eigentlich ziemlich stolz auf ihren Job. Immerhin wurden sie ja von den anderen gewählt, was ja ähnlich einem Klassensprecherposten ist. Da werden ja auch nur die beliebtesten Schüler gewählt und in der Regel auch akzeptiert.

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» Studia » Beiträge: 1182 » Talkpoints: 2,44 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde es gut, dass es sowas gibt. Bei uns gab es das damals allerdings nicht. Ich denke aber, dass es durchaus genug Schulen gibt, wo sich Kinder auch mal ordentlich raufen - und dann ist da keiner, der dazwischen gehen kann. Solche Kinder könnten dann durchaus einen Erwachsenen holen, der was tut. Unfälle und Verletzungen könnten vermieden werden.

Der positive Nebeneffekt ist natürlich sicher der, dass die Kinder einen Sinn für Gerechtigkeit bekommen und Verantwortung übernehmen. Das ist ganz wichtig. Denn immernoch gibt es das Denken, dass das ja jeder machen könnte, nur nicht man selbst. Und so tut sich gar nichts, ährend alle nur gucken.

Aber selbst wenn sich ein Kind alleine beim Spielen verletzt wird das manches mal nicht bemerkt. Viele Augen sehen mehr, als wenige und natürlich können Erzieherinnen nicht überall sein, auch wenn sie es müssten.

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» winny2311 » Beiträge: 14978 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hallo!

In den erweiterten Schulen finde ich das auch ok. Und da kenne ich auch die Aufgabe der Streitschlichter. Aber ich denke, dass Grundschüler einfach überfordert sind.

Die Aufgabe sollte darin bestehen, dass die Schüler dem Lehrer Bescheid geben, wenn es irgendwo Krach gibt oder Prügeleien oder Provokationen und da sehe ich wieder das problem, dass der Schüler dann als "Petze" dargestellt wird und dass er dann keinen guten Stand bei den Schülern hat. Besonders in der Grundschule finde ich das nicht ok, wenn die Kleinen dann als Aussenseiter dastehen.

Diese Pausenaufsicht der Schüler soll , so wie ich es gehört habe, von den Lehrern gewählt werden, weil diese am besten einschätzen können, ob der Schüler sich auch eventuell durchsetzen kann.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



An sich finde ich die Idee auch nicht schlecht. Ich denke auch schon so junge Schüler können ein bisschen Verantwortung übernehmen. Die Gefahr, dass diese Leute als Petze hingestellt werden, sehe ich eigentlich eher weniger, wenn die Lehrer eine wirklich vernünftige Wahl treffen und wirklich Leute heraussuchen, die sich auch durchsetzen können. Wenn man natürlich jemanden diesen Posten gibt, der sowieso schon eher ein Außenseiter ist, dann könnte das schon problematisch werden.

Aber das kommt sicherlich auch auf den Gesamtzusammenhang in der Schule an. Bei Schulen, bei denen schon höheres Gewaltpotential vorhanden ist, kann so etwas auch nach hinten gehen, wenn die Lehrer sich dann zu sehr auf ihre "Helfer" verlassen und selbst nicht mehr so präsent sind. Andererseits können die Schüler da natürlich auch eine gute Unterstützung sein. Eigentlich muss man sich immer den Einzelfall anschauen, um zu sagen, ob die Sache eine gute Idee ist.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Auch ich finde diese Maßnahme nicht schlecht, selbst wenn es sich dabei um Grundschüler handelt. Selbst im Kindergarten werden die Kinder schon dazu angehalten, andere Kinder dazu anzuhalten, die gemeinsam besprochenen Regeln einzuhalten. Klar ist der Grad zwischen einfachem zur Ordnung rufen und petzen manchmal sehr schmal, aber auch das müssen die Kinder mal lernen.

Wie weasel denke ich, dass es sehr stark von der Schule abhängt, wie sinnvoll solch eine Maßnahme um- und eingesetzt wird. Dazu gehört schon die Auswahl der Schüler. Bei uns war es beispielsweise so, dass nur Schüler die Pausenaufsicht machen durften, die eine Vorbildwirkung hatten, weil sie selbst die Regeln einhielten. Diese Schüler wurden zwar auch ab und an geärgert und als Streber bezeichnet, im Großen und Ganzen waren sie aber beliebt und wurden vor allen Dingen respektiert.

Ganz klar sollte die Verantwortung nicht nur auf die Grundschüler abgewälzt werden, auch Lehrer sollten anwesend sein und in Situationen einspringen, die die Schüler überfordern. Aber das Schüler andere Schüler anhalten bestimmte, allen bekannte, Regeln einzuhalten stellt sicher keine Überforderung dar. Dabei sollten die Schüler aber wissen, welche Forderungen angemessen sind und wie sie die am sinnvollsten für alle Beteiligten durchsetzen. Das zu vermitteln bzw. zu erlernen ist doch gar nicht verkehrt.

Diamante hat geschrieben:Die Aufgabe sollte darin bestehen, dass die Schüler dem Lehrer Bescheid geben, wenn es irgendwo Krach gibt oder Prügeleien oder Provokationen und da sehe ich wieder das problem, dass der Schüler dann als "Petze" dargestellt wird und dass er dann keinen guten Stand bei den Schülern hat.

Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht so ganz vorstellen und das würde ich auch nicht unterstützen, denn so ist der Schüler ja wirklich nur Gehilfe und steht zwischen den Fronten. Ich kenne es (auch in der Kita schon) eher so, dass die Kinder zunächst erst einmal versuchen, solche Dinge selbst zu vermeiden. Indem man das Kind beispielsweise fest anschaut und ihm eben sagt, dass diese oder jene Verhaltensweise nicht erwünscht ist. Im frühen Stadium einer solchen Konfrontation hat das selbst bei den Kindergartenkindern schon große Erfolge gezeigt, oft kam es dann gar nicht mehr zum Ärger. Wenn aber doch, dann wurde der Ausbruch etwas verschoben und die Erzieher waren eher zur Stelle um einzugreifen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Also Pausenaufsicht, in diesem Sinne, hatten wir eigentlich nicht. Da es bei uns Klassensprecher und Klassensprecherstellvertreter gab, wie in anderen Schulen sehr wahrscheinlich auch noch, baten uns die Lehrer aber oft, wenn sie etwas holen gehen mussten- also kurzzeitig die Klasse verlassen mussten- die Schüler aufzuschreiben, die laut waren oder nicht wussten, wie sie sich zu benehmen hatten.

Natürlich wurden wir gleich als Streber hingestellt und es war nun nicht gerade angenehm. Trotzdem muss ich sagen, dass sowohl sie (die Klassensprecherin) als auch ich (die Klassensprecherstellvertreterin), viele Freunde hatten, die hinter uns gestanden sind. So haben wir das auch durchgestanden. Wenn ich es mir aber nochmals aussuchen könnte, würde ich mich nicht mehr zu so einem Amt entscheiden. Jetzt, da ich ja "schon groß" bin, sehe ich allerdings das Ganze nicht mehr so verbissen und ernst, aber in diesem Alter ist das alles nicht ganz so einfach und man ist oft sehr gekränkt.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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