Schule - Sitznachbarn abschreiben lassen?

vom 01.04.2009, 08:31 Uhr

Bei mir kommt es immer darauf an. Wenn es sich um eine sehr gute Freundin handelt, dann lasse ich sie auch abschreiben. Aber das mache ich auch nicht immer. Wenn sie zum Beispiel einen guten Grund hatte, weil sie nicht lernen konnte oder krank war, dann lasse ich sie ohne mit der Wimper zu zucken abschreiben.

Wenn es aber nur ein loser Bekannter ist, dann würde ich es mir eher noch mal überlegen. Wenn dann aber noch so ein Spruch kommt der besagt, dass man sich mehr hätte anstrengen sollen, dann würde ich ihn oder sie nie wieder abschreiben lassen.

» Hufeisen » Beiträge: 6057 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich finde auch nicht, dass du damals unbedingt übertrieben hast. Ich habe früher, als das noch bei uns ein echtes Drangthema war, einmal sogar geweint deswegen und das war ganz normal im Unterricht, als ein paar Leute da von mir abgeschrieben haben, also nicht einmal wirklich in einer Klassenarbeit, in der es ja wirklich um etwas geht. Aber ich war da um ehrlich zu sein schon immer ein wenig sensibel und man konnte eher schwerer von mir abschreiben. Auch die Hausaufgaben habe ich eher selten weitergegeben, obwohl das in unserer Klasse schon total Gang und Gebe und auch völlig normal war, auch in einer vermehrten Form, wie man sie sonst eigentlich nicht erwartet an Schulen und vor allem nicht an Gymnasien, wie ich persönlich finde.

Aber ich muss Hufeisen Recht geben, es kommt schon auch noch darauf an, mit wem man es denn da an seiner Seite zu tun hat. So saß ich in französisch immer neben einem Jungen, mit dem ich auch sehr oft zusammen etwas unternehme und mit dem ich auch sehr viel Sport mache und da war es für mich natürlich überhaupt kein Problem, dass ich ihn abschreiben lassen habe. Aber das hat dann auch ein wenig ausgeartet das Ganze und so habe ich ihn quasi immer abschreiben lassen, fast bei jeder Klassenarbeit oder sogar jeder kleineren Lernkontrolle.

Ich kam zum Glück erst selten in die prekäre Lage, nun unbedingt Hilfe auf dem anderen Blatt zu suchen. Aber wenn ich denn einmal in die Versuchung kam und bei jemandem abgeschaut habe, was dieser denn so auf seinem Blatt alles stehen hat, dann hat dieser mich auch sehr häufig gewähren lassen. Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen, dass es praktisch keine Person gab, welche mich nicht hat abschreiben lassen, aber womöglich habe ich das dann auch ganz schnell wieder verdrängt, das kann auch sehr gut sein. Ich finde es aber nicht das Vergehen schlechthin, wenn man eben einmal nicht wirklich weiter weiß in einem Test und dann abschreibt, das kann man auch als Lehrer durchaus verzeihen, wie ich finde.

Aber wenn der Sitznachbar es eben nicht möchte, dass man abschreibt, dann würde es mir ehrlich gesagt auch eher schwer fallen, dies so zu akzeptieren und das einfach so hinzunehmen. Denn schließlich ist man doch total unter Druck in so einer Situation und wenn man eben niemand Anderen in der Nähe hat, von dem man sich Informationen eventuell holen könnte, dann ist man doch mehr oder weniger dazu gezwungen, einfach mal einen Blick auf das Blatt des Anderen zu werfen, oder? Ich sehe das nicht als schlimm an und ich persönlich würde, wenn ich die Person denn kenne und wenn sie nicht gerade aus einer anderen Klasse ist und dann auch noch neu zu uns gekommen ist, wobei dies dann auch wieder so eine Sache wäre, abschreiben lassen, denn man weiß genau, dass man auch selbst in so eine Lage schnell mal kommt und dann würde man sich genauso sehr wünschen, dass man bei dem anderen Menschen abschreiben kann.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Bei uns in der Schule war das Abschreiben früher ein richtiger Kult. Alle haben sich lieber damit beschäftigt, auf irgendwelchen Partys anzutanzen und Stunden für ihr Styling im Badezimmer verschwendet, anstatt sich einfach mal mit den Heftern hinzusetzen und ein paar Vokabeln zu pauken oder Merkzahlen auswendig zu lernen. Auch war ausnahmslos jeder stolz auf seine Dreien und Vieren, teilweise sogar Fünfen und Sechsen, wer bessere Noten geschrieben hat als ein anderer, wurde natürlich sofort gemieden und hinter vorgehaltener Hand als ein Streber bezeichnet, mit dem niemand etwas zu tun haben wollte, weil er natürlich absolut uncool war. Ich selbst habe nie verstanden, was denn nun genau am Lernen so uncool sein soll, ich jedenfalls war schon immer der Meinung dass es „cooler“ sei, ein „Streber“ zu sein als jemand, der auf das Abschreiben angewiesen ist. Und wer dann später wohl eher die Möglichkeit bekommt, ein „cooles“ Leben zu führen, steht wohl auch außer Frage.

Wie dem auch sei, ich persönlich habe früher zwar für so gut wie jeden Test und jede Klassenarbeit gelernt, mich allerdings trotzdem auch an einigen kleineren Spickhilfen bedient. Die habe ich aber eigentlich dann doch nur zur Rate gezogen, wenn ich plötzlich wirklich nicht mehr weiter wusste und trotz des Lernens einen Blackout hatte… oder wenn ich nicht rechtzeitig alles benötigte Wissen in mich aufsaugen konnte, beispielsweise hatten meine Lehrer immer die ach so tolle Angewohnheit, Tests frühestens zwei Tage vorher anzukündigen. Egal, wie viel man dafür auch lernen musste. Bei Klassenarbeiten gilt ja allerdings, dass diese mindestens eine Woche vorher angesagt werden müssen, daran hielten sich meine Lehrer auch, allerdings sagten die wenigsten die Arbeiten dann mal einen Tag vor dem „Limit“ an, weshalb es eigentlich gar nicht so abwegig war, bei uns mit einem Spickzettel zu erscheinen, da man seine Hefter einfach nicht teilweise innerhalb von zwei Tagen komplett auswendig lernen konnte.

Wer trotzdem nicht auf die Idee gekommen ist, sich einen Spicker zu schreiben, nutzte eben die klassische Variante, einfach vom Nachbarn abzuschreiben. Ich selbst hab das eigentlich höchstens mal bei einem Überraschungstest gemacht, ein Fan vom Abschreiben war ich nämlich noch nie. Es hat mich jedenfalls immer tierisch genervt, wenn mein Banknachbar nichts Besseres zu tun hatte, als besonders während Englischarbeiten ständig zu mir herüberzugucken und von meinem Blatt abzuschreiben. Okay, manchmal haben wir uns auch gegenseitig geholfen, wenn wir bestimmte Aufgaben nicht so gut konnten, aber im Großen und Ganzen regt es mich einfach auf, wenn jemand ständig von mir abschreibt weil er zu faul ist selbst zu lernen, und besonders nervtötend empfinde ich auch den Fall, wenn sich jemand nur jemanden setzt, um abschreiben zu können. Da hatte ich in meiner Klasse damals auch so ein besonders schönes Beispiel, welches sich immer nur neben die Besten der Klasse setzte und von denen abschrieb – die hatten dann zu allem Überfluss nicht einmal etwas dagegen einzuwenden.

Den von dir geschilderten Fall finde ich auch ziemlich extrem. Um genauer zu sein halte ich es schon für ungeheuerlich, dass sich deine frühere Banknachbarin so komplett auf dich und deine Noten verlassen hat, dass sie dich sogar regelrecht beschuldigt hat, wenn du einmal ihrer Meinung nach „nicht genügend gelernt“ hattest, immerhin ist es wirklich ihre eigene Schuld gewesen dass sie selbst sich überhaupt keine Mühe gab.

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» porcelain » Beiträge: 1071 » Talkpoints: 5,47 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Als ich den Titel vom Thread gelesen habe, habe ich gleich an eine Situation meiner eigenen Schulzeit denken müssen. Generell denke ich, dass es sehr viele Schüler gibt, die sich durch gegenseitiges Abschreiben helfen oder zumindest helfen wollen.

Das war in meiner Schulzeit auch so. Ich war eine durchschnittliche Schülerin. In einigen Fächern war ich besonders gut, da haben andere von mir abgeschrieben, in anderen Fächern war ich eher schlecht, da wurde mir dann ein wenig geholfen. Ich kann mich aber noch gut an eine Rechnungswesensschularbeit erinnern. Ich war in Rechnungswesen nie besonders gut und ich hätte bei dieser einen Schularbeit eine gute Note gut brauchen können.

Ich habe auch immer fleißig gelernt, aber trotzdem habe ich mir eben bei Rechnungswesen oft schwer getan. Dann war unsere Lehrerin auch noch krank und wir bekamen eine Supplierung, die auf Schummeln, beziehungsweise Abschreiben noch weniger achtete als die normale Lehrerin. Ich wollte die Chance nutzen, weil ich neben einer Freundin saß, die in Rechnungswesen ausgezeichnet war und wollte eben von ihr möglichst viel abschreiben.

Die Freundin hatte auch nichts dagegen, weil ich ihr dafür eben in Französisch geholfen habe. Dass ich ein zwei kurze Blicke gewagt habe, war ich auch durchaus schon gewohnt. In der Regel war aber das Hauptwerk doch von mir. Dieses eine Mal hatte ich dann aber wohl übertrieben und ich wollte auf Nummer Sicher gehen und habe sehr viel von ihr abgeschrieben.

Problem war nur, dass ich dafür viel zu nervös war und mein schlechtes Gewissen mich dann wohl doch geplagt hat. So habe ich leider beim Abschreiben einige Fehler gemacht und vor Nervosität eben gar nicht bemerkt. Im Endeffekt habe ich dann eine negative Note auf die Schularbeit bekommen. Wenn ich die Schularbeit ganz alleine gemacht hätte, wäre sie vielleicht sogar positiv gewesen.

Nun, so kann es auch gehen. War dann natürlich total peinlich, weil mich die Lehrerin auch gefragt hat, wie ich zu diesen Ergebnissen gekommen bin und so weiter. Das Thema Abschreiben war für mich dann jedenfalls eine Zeit lang erledigt.

Ich denke, dass es beim Abschreiben auf die Intensität ankommt. Wenn immer alles von einem abgeschrieben wird, würde mich das auch nerven. Aber wenn man mal gelegentlich ein klein wenig nach hilft, finde ich das nicht so störend oder dramatisch und in der Regel beruht das ja eben auf Gegenseitigkeit.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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