Kind mit IQ 66 - Welche Möglichkeiten zur Förderung gibt es?

vom 04.03.2009, 20:22 Uhr

Eine befreundete Mutter erzählte mir, dass ihr Kind einen IQ Test bei einem Arzt machen musste und ein IQ von 66 dabei rauskam und nun soll der Junge Therapien bekommen und in ein Förderzentrum eingeschult werden. Kann mir jemand sagen, wie zuverlässig IQ Tests im Grundschulalter sind?

Ich glaube mich zu erinnern, dass ich mal gelesen habe, dass IQ Tests auch Tagesform abhängig wären und auch durch Nervosität sehr viel schlechtere Ergebnisse raus kommen können. Irgendwie glaube ich nicht, dass das Kind wirklich so einen niedrigen IQ hat, denn er hat eigentlich eine sehr gute Auffassungsgabe.

» Durak » Beiträge: 15 » Talkpoints: 0,16 »



Hallo,

ein IQ von 66 ist wirklich etwas unterdurchschnittlich. Warum musste der IQ Test denn gemacht werden? Hatte der Junge eine Lernschwäche? Wie alt ist der Junge?

Also im allgemeinen ist meine Meinung dazu nicht sonderlich positiv. Ich finde es nicht gut, wenn bei einem so jungen Kind schon eine IQ Test gemacht wird. Ich hoffe sehr für das Kind, dass der IQ Test spielerisch durchgeführt wurde und die Mutter nun gut damit umgehen kann. Das heißt, dass sie dem Jungen nicht das Ergebnis verrät, oder ihm das Gefühl gibt er wäre blöd (was er sicherlich nicht ist).

IQ Test sind immer von der Tagesform abhängig, egal ob der Test bei einem Kind oder bei einem Erwachsenen durchgeführt wurde. Und die Nervosität spielt auch eine wichtige Rolle. Darum frage ich ja, ob der Test spielerisch nebenbei durchgeführt wurde. Wenn dem Jungen allerdings schon vorher gesagt wurde, dass jetzt seine Intelligenz getestet wird und er da jetzt sein Bestes geben muss, dann kann ich mir gut vorstellen, dass der Junge dermaßen nervös war und Sachen nicht wusste/konnte die er unter normalen Umständen problemlos gelöst hätte.

Was bedeutet Förderzentrum? Meinst du damit eine Förderschule, also muss er die normale Grundschule verlassen und wird in eine andere Schule eingeschult? Oder meinst du damit lediglich ein paar Übungsstunden am Nachmittag? Also bevor ich mein Kind in eine Schule für Kinder mit Lernschwäche einschulen würde, würde ich alles andere ausprobieren! Man verbaut den Kindern damit womöglich das komplette restliche Leben. Ob so ein Kind jemals sein Abitur machen wird ist fraglich, nach dem Werdegang auf einer Förderschule.

Ich kenne einen Fall, da hatte das Kind ADS und hatte von der Grundschule eine Empfehlung zur Sonderschule (damals hieß das noch so). Die Eltern wollten das nicht und haben den Jungen dann in ein Internat getan. Dort konnte er ganz normal zur Schule gehen wurde aber intensiver betreut und gefördert. Mittlerweile ist der Junge Diplom Ingeneur :) Es ist sehr fraglich ob er das heute auch wäre, wenn er damals in die Sonderschule gekommen wäre und von vielen den Stempel "Blöd" aufgedrückt bekommen hätte.

Also meine Empfehlung: lieber noch eine zweite oder dritte Meinung einholen, bevor vorschnell gehandelt wird!

Benutzeravatar

» Mrs.Butterfly » Beiträge: 391 » Talkpoints: -0,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Es stimmt, IQ Tests sind von der Tagesverfassung, eigentlich sogar viel mehr von der Verfassung während des Tests abhängig. Wenn das Kind den Tester nicht mag oder Prüfungsangst hat, dann wird das Ergebnis schon von sich aus schlechter.

Auch weiß ich nicht, weshalb 66 für ein Kind so schlecht sein soll. Die Tests der Erwachsenen haben 100 als Mittelwert, bei Kindern ist der aber tiefer. Wurde da ein Erwachsenentest mit dem Kind gemacht, oder wie kommt man auf die Einstufung des Ergebnisses?

Auch wechselt der IQ im Lauf des Lebens, je nach geistiger Beanspruchung und Förderung. Nicht zuletzt sagt ein IQ Test auch nicht aus, wie intelligent die Menschen sind, sondern nur, welche Definition für Intelligenz der Tester hat. Denn es gibt ja keine greifbare, genormte Intteligenz. Intelligenz ist ein abstrakter Begriff, den man nicht beweisen kann, allenfalls vermuten.

Wenn das Kind nicht auffällig ist und im Grunde genommen wie alle anderen Kinder aus seinem Umfeld auch, dann besteht meiner Meinung nach kein Grund zu Sorge.

Ich würde in jedem Fall mehrere Meinungen einholen und nicht nur von einer Fachrichtung. Man kann dem Kind viel verbauen, wenn man es leichtfertig in die Fördermühle entlässt. Deutschland ist wahrlich kein Vorreiter der Behindertenförderung, im Gegenteil. Umso schlimmer ist es dann, wenn man in diese Mühlen aufgrund eines einzelnen Testergebnisses kommt.

Natürlich sollte man so objektiv wie möglich sein, und ein in Anführungsstrichen dummes Kind nicht zum Hochbegabten erklären. Aber wenn am reinen Verhalten nichts Auffälliges ist, dann ist da in der Regel auch nichts. Kommt das Kind dann in Lerneinrichtungen nicht so gut mit, dann stimmt vielleicht die Lehrmethode nicht, während das Kind normal intelligent ist. Es deshalb in eine Förderschule zu stecken, nunja. Erstmal andere Schulen ausprobieren, die sind ja auch unterschiedlich um Schüler bemüht und haben verschiedene Konzepte.

Wenn es nun wirklich nichts bringt, dann kann man immer noch eine Förderschule suchen. Leider bedeuten Förderschulen aber auch, dass die Kinder in Deutschland verloren haben. Der Abschluss bringt ihnen nichts, die Förderung mag gut sein, hat aber in der Regel nicht das Ziel, den Anschluss an die Gesellschaft zu schaffen, sondern neue Klienten für die Behindertenwerke zu fabrizieren. Dabei sollte Integration das Ziel sein, nicht Abschottung.

» Rockefeller » Beiträge: 127 » Talkpoints: 19,66 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^