Nicht praktizierbare Tipps für Eltern

vom 25.02.2009, 00:10 Uhr

Kennt bzw. kanntet ihr das auch? Man ist extrem unsicher, da es sich um das 1. Kind handelt, möchte natürlich möglichst nichts falsch machen, und wird dann ja bekanntlich von guten Tipps von allen Seiten nur so überschüttet.

Leider handelt es sich dabei auch nicht selten um Tipps, die vielleicht bei Kind A hinhauen, bei Kind B aber absolut nicht umsetzbar sind. Zum Glück bin ich mittlerweile um das Wissen reicher, dass Kinder nun mal Individuen sind und keine genormten Lebewesen.

Aber kurz nach der Geburt meines Sohnes hatte ich dieses Wissen noch nicht und bekam so den ein- oder anderen Tip, der sich als Flop erwies und mich in die Krise stürzte.

Ein Beispiel war der Tipp auf der Website www.schlafumgebung.de - eigentlich eine interessante und hilfreiche Seite, die sich mit der Vermeidung des Plötzlichen Kindstods auseinandersetzt. Dort heißt es unter anderem, dass man sein Baby unbedingt nicht in der Bauchlage schlafen lassen soll, da diese den Plötzlichen Kindstod unter Umständen begünstigen kann. Die ersten Wochen war das auch noch einfach. Aber die Koliken meines Sohnes waren irgendwann so stark, dass er sich strikt weigerte, auf dem Rücken zu schlafen und es teilweise sogar schaffte, sich auf den Bauch zu drehen. Irgendwann war ich so genervt, da ich ihn ständig umdrehte und er so nur noch schrie und kaum zur Ruhe kam, dass ich ihn - zum großen Entsetzen des Kinderarztes, der aber auch keine Lösung parat hatte - gewähren ließ. Aber was bitte hätte ich machen sollen? Kind irgendwie am Rücken festbinden und stundenlang schreien lassen, bis es irgendwann einschläft? Das war nur ein Beispiel, das mir besonders im Gedächtnis geblieben ist.

Hattet ihr auch solche "guten Ratschläge", die aber einfach in der Praxis nicht funktionierten?

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Also ich war 22 als ich meinen Sohn bekam und kenne das Gefühl der Unsicherheit in Bezug auf die Versorgung von ihm nicht. Ich wünsche mir Kinder seid ich klein bin und nun hatte ich den richtigen Partner und der berufliche Hintergrund stimmt und wir entschieden uns dafür jetzt ein Kind zu bekommen.

Meine Familie und Freunde wussten, wie vernarrt ich in Kinder war und daher hatte ich auch schon einige Erfahrungen mit fremdem Kindern sammeln können. Ich bin da auch nicht so blauäugig ran gegangen. Wir haben uns auf das schlimmste eingestellt (schlaflose Nächte etc.) und konnten nur positiv überrascht werden. Daher hat mir auch nie jemand Ratschläge gegeben, meine Mutter (selbst 3 Kinder) hat mich sogar öfters gefragt, wie ich dies oder jenes so gut hin bekomme. Durch das Babysitten in meiner Jugend, konnte ich aber in verschiedene Erziehungsmethoden rein blicken und so von jeder Familie das beste für mich nutzen.

Davon abgesehen, habe ich von Anfang an darauf geachtet, dass ich auf meinen Instinkt höre. Jedes Kind ist anders und Tipps finde ich höchstens bei medizinischen Problemen hilfreich.

» Naffi » Beiträge: 948 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Aber was bitte hätte ich machen sollen?

Klettband auf den Rücken nähen? :lol:

Nein. Es ist ja schon so, dass die Kleinen Individuen sind. Was bei einem als Rat klappt ist beim anderen ein Schuss in den Ofen. Es gibt gewisse Grundsätze die wohl für alle gelten (zum Beispiel brauchen alle Kinder einen strukturieren Tagesablauf, Regeln auf die sie sich verlassen können, Berechenbarkeit), aber die Schlafposition wird sich wohl kaum vorschreiben lassen. Und über den Plötzlichen Kindstod weiss man schlicht zuwenig um da wirklich fundierte Aussagen machen zu können. Wenn der Kleine auf dem Bauch schlafen will, dann ist das so. Wenn es ihm egal wäre, dann würde ich ihn auch auf den Rücken legen.

Grundsätzlich ist es keine schlechte Idee sich an die relativ wenigen "Grossen Regeln" in der Kindererziehung (wie oben angedeutet) zu halten. Den Rest mit gesundem Menschenverstand ergänzen. Lass dich nicht von selbsternannten "Fachpersonen" zu unsinnigem Verhalten verleiten. Das gilt auch für Impfungen. Ich wünsche keinem Kind die Kinderlähmung, also wird geimpft. Aber diese Diskussion ist eine Andere.

» thisnamewasfree » Beiträge: 1102 » Talkpoints: 2,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kenne das auch gut, zwar sind in meinem Freundeskreis nun schon alle sehr souverän im Umgang mit den Kindern, aber es gibt immer wieder Situationen, die einen um Rat bitten lassen. So hatte eine gute Bekannte extreme Schwierigkeiten, da ihr Sohn am morgen beim Anziehen immer extrem trödelte. Also erzählte ich ihr davon, dass es bei uns gut hilft, dem Kinde anzudrohen, es müsse dann eben im Schlafanzug in den Kindergarten. Was mein Kind sehr entsetzte, fand ihr Kind super und provozierte richtig um im Schlafzeug in den Kindergarten gehen zu können. Da konnten wir dann herzlich drüber lachen.

Genauso unsinnig finde ich Regeln, wann Kinder denn nun ins Bett gehören. Auch das war Gesprächsstoff zwischen einer Freundin und mir. Wir beide hatten fast schon ein schlechtes Gewissen, wie spät unsere Kinder einschlafen (trotzdem aber sehr früh wieder wach und vor allen Dingen völlig fit sind) und waren dann erleichtert als die jeweils andere beichtete, das es gar nichts bringe, das Kind um 18:30 Uhr ins Bett zu bringen, 19:30 Uhr ist früh genug, damit das Kind dann auch nicht zu lange wach im Bett liegt.

Ich denke Tipps sind zwar nicht schlecht, aber nicht alle sind für jedes Kind umsetzbar. Wie thisnamewasfree schon erwähnte, gibt es einige allgemeine Regeln, die man dann aber doch mit dem passenden Leben erfüllen muss.

Außerdem bin ich inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass "normale" Eltern mit "normalen" Kindern auch weniger Tipps kommen, mit denen sie nichts anfangen können, als Eltern die etwas aus der Norm sind bzw. wenn die Kinder nicht völlig "normal" sind.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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