Stärkt umweltfreundliches Verhalten die dt. Wirtschaft?

vom 02.09.2007, 08:31 Uhr

Um zu erklären, warum ich mir da ein paar Gedanken gemacht habe, muss ich erst etwas ausholen. Am Donnerstag lief bei n-tv eine Diskussion in der Sendung busch at n-tv mit Hans-Olaf Henkel. Es ging um China, deren Wirtschaft, Produktpiraterie, Billigprodukte, den Fall "Mattel" usw. Ein paar Tage zuvor waren wir bei IKEA und da war ich über die Länder, aus denen die Produkte stammen fast ausschließlich entsetzt. Da lag Bettwäsche aus Indien und Pakistan einträchtig nebeneinander. Und dann der mal wieder nötige Großeinkauf gestern, ausnahmsweise mal etwas weiter weg in einem Mega-Supermarkt.

Deutschlands Handelsbilanz ist dick im Plus, davon profitiert unsere Wirtschaft. Der Export ist unser Motor, der alles am Laufen hält, der Binnenmarkt dagegen eher immer noch schwach und der Aufschwung wird fast ausschließlich vom Export getragen. Kann man nun zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, den Binnenmarkt stärken indem man sich umweltfreundlich verhält?

1. These:
Ja, wenn man z.B. beim Obst darauf achtet, dass man eben keine Früchte kauft, die völlig untypisch für die Jahreszeit sind und mit dem Flugzeug eingeflogen werden (Trauben aus Chile im Winter). Spart enorm CO2 und man kann stattdessen ja auch auf gelagerte Äpfel vom z.B. Bodensee zurückgreifen. Weniger Importe, höhere Nachfrage nach inländisch erzeugten Produkten...

2. These:
Kauf von etwas teureren, aber zumindest in Deutschland oder der EU erzeugten Alternativpodukten zu chinesischer Billigware.
Sicherlich macht es mehr Mühe nach Produkten zu suchen, die nicht aus China kommen, aber man kann ja erstmal mit einigen Sachen anfangen. Ich hab z.B. auf den Kauf von CD-Rohlingen aus China verzichtet und lieber teurere aus Luxemburg genommen.
Auch hier denke, es senkt den Import und sichert zumindest Arbeitsplätze in der EU.

3. These:
An der Lebensmitteltheke wird es ja sehr leicht ersichtlich, woher ein produkt kommt. Gerade bei Käse wäre es doch ein Leichtes auf Importware zu verzichten, nicht generell, aber wenn jeder nur einmal im Monat statt eines französischen oder irischen Käses ein Produkt Made in germany kauft, dann spart man auch hier enorme Transportkosten und stärkt die heimischen Produkte. Das Transport gekühlter Ware ist nämlich nich energieintensiver als der normale Transport mit dem LKW eh schon ist.

4. These:
Energiekosten senken. Damit schont man ja nicht nur den eigenen Geldbeutel, sondern der Import von Gas und Kohle wird reduziert. Gleiches gilt fürs Spritsparen, öfter mal das Fahrrad nehmen, kann bei einer dicker werdenden Bevölkerung - also durchschnittlich gesehen - eh nicht schaden.

5. These:
Wechsel des Stromanbieters zu einem Ökostromlieferanten. Die Mehrkosten bewegen sich inzwischen bei nur noch rund 1ct mehr pro kw/h. Und das sind rund 5% mehr, die sich eigentlich bei jedem zuhause einsparen lassen. Damit senke ich die Nachfrage nach konventionell erzeugtem Strom mit importierten Rohstoffen, wie Gas und Kohle und erhöhe die NAchfrage nach inländisch erzeugtem Strom aus Wind, Wasser und Biomasse. Da in Deutschland die Forschung und Entwicklung dieser Technologien weltweit gesehen führend ist, würde ich damit auch die Forscung in diesem Breich stärken und ebenfalls Arbeitsplätze sichern.

Ergebnis:
Als Folge dieser ersten Thesen würde die Binnenfrage anziehen, Arbeitsplätze in Deutschland entstehen und somit z.B. auch die Lohnnebenkosten sinken (zeigt sich ja bei der Arbeitslosenverischerung, mehr Beschäftigte, niedrigere Beiträge). Zugleich würde das Plus in der Handelsbilanz steigen und es stünde mehr Geld für den Konsum zur Verfügung.

Es gäbe noch viel mehr Beispiele, die meiner Meinung nach die Wirtschaft stärken und die Umwelt entlasten. Aber die oben aufgeführten sollen nur eine Auswahl darstellen.

Lonht es sich also, so zu handeln, oder habt Ihr andere Vorstellungen oder seht Ihr Nachteile?

» dokodo » Beiträge: 75 » Talkpoints: 3,08 »



Naja, ich sehe darin zwar auch die Vorteile, aber auch Nachteile.

Zum 1. Punkt:
Ich kaufe aber trotzdem gerne Früchte wann ich möchte und da ist mir die CO² Bilanz egal - da wäre ich eher froh, wenn man Obst oder Gemüse ein Co² Ticket ausstellen könnte und bei einem schlechten Wert der Preis hoch ist. So wäre es Menschen möglich, das weiterzukaufen ohne schlechtes Gewissen zu haben und wer es sich leisten kann, zahlt eben und finanziert durch diese Abgabe den Umweltschutz. So ist es kein Massenprodukt. Außerdem kann man auch darauf achten, daß es im Herkunftsland ökologisch korrekt angebaut wird.

Zum 2. Punkt:
Rohlinge aus Luxemburg? Klar, mach ich sowieso, aber aus anderen Gründen:
Luxemburg hat die niedrigsten Kopierschutzabgaben - deswegen importier ich mir lieber Rohlinge, zahl 40 % weniger und bekommdafür noch welche von TDK. Der deutschen Industrie und ihren PseudoAbgaben werfe ich da kein Geld mehr in den Rachen, naja, dazu gibt`s hier auch einen langen Thread.

3. Punkt
Ja hier zieht wieder mein Grund für Punkt 1: Ich liebe gutes Essen, und Austern und Jakobsmuscheln müssen für mich z. B. aus Frankreich sein, bestimmte Käse oder Schinkensorten müssen eben aus Frnakreich, Italien, England oder Holland oder Spanien stammen, warum soll ich da ein schlecht nachgemachtes deutsches Produkt kaufen, dem man schon den minderwertigerem Geschmack ansieht? Nein, dann lieber der Käse aus der Provence als aus einer deutschen Käseschmiede, die keine jahrhundertelange Erfahrung hat, wie man diesen richtig herstellt. Im Grunde wäre ich dann selber ein Chinese - ich unterstütze mit meinem Kauf deutsche Plagiate, anstatt z. B. originalen Gazi oder Feta zu kaufen.
Also beim Essen spare ich nicht gerne, ich würde eine Umweltpauschale draufzahlen, aber nicht von hochwertigen Nahrungsmitteln die Hand lassen.

Zu 4 und 5:
Ja sehe ich auch so, Biomasse hat noch viel Potenzial und proudziert selbst bei Verbrennung weniger Kohlendioxid und Schwefeldioxid als ein Braunkohlekraftwerk oder ein herkömmliches Kohlekraftwerk.

» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Punkt 1:
Die Ökoabgabe wäre mehr als wünschenswert. Das würde sich schon erledigen, wenn man Flugbenzin endlich besteuern würde. Aber da wird es wohl nie zu einer Einigung kommen.

Punkt 2:
MADE in LUXEMBURG, nich importiert aus China und dann in Luxemburg gekauft. Es geht um MADE IN EU...

Punkt 3:
Da sprichst Du Produkte an, die sich durch Qualität auszeichnen. Mir ging es aber vor allem darum, dass der Billig-Käse bei Aldi&Co, der auch oft aus Frankreich kommt, einKäse ist, der den Namen eigentlich fast gar nicht verdient. Und gerade bei solchen Produkten wäre ein Alternativprodukte aus Deutschland sicher nicht schlechter. Regionale Spezialitäten aus ganz Europa gehören schließlich zu unserem Alltag und daran sollte man ja auch nichts ändern. Gutes, qualitatives Essen ist schließlich ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur.

» dokodo » Beiträge: 75 » Talkpoints: 3,08 »



dokodo hat geschrieben:Punkt 2:
MADE in LUXEMBURG, nich importiert aus China und dann in Luxemburg gekauft. Es geht um MADE IN EU...

Irgendwie hast Du da etwas nicht verstanden - ich hab nicht behauptet daß die in China hergestellt werden, lies es Dir noch einmal durch.
Stimmt auch nicht, da das TDK Werk in Bascharage ist, auch wenn es zwischenzeitlich geschlossen und verlagert wurde - nur ist es billiger, diese aus Luxemburg zu importieren, statt hier zu kaufen, da die Abgaben niedriger sind, hat u. a. damit zu tun Sparen beim Brennen von CD`s und DVD`s. Meine Rohlinge sind alle noch MADE IN EU, wenn Du es so willst, sthet auch drauf.

» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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