Direktversicherungen vs. herkömmliche Versicherer

vom 15.02.2009, 11:31 Uhr

Da ich gerade wieder "Spaß" mit meinen Versicherungsverträgen habe, wollte ich mal in die Runde fragen, was euch zur Wahl einer Direkt- oder eben auch einer "herkömmlichen" Versicherung via Makler bewegt. Was sind aus eurer Sicht Pro und Contras?

Ich war in den letzten knapp 10 Jahren bei einem Versicherer und habe 3 Maklergenerationen "ausgehalten", wobei ich mich langsam aber sicher frage: Warum eigentlich? Früher hätte ich gesagt: Für den Fall das mal was ist, hat man einen Ansprechpartner. Naja, bisher war das nicht so sehr der Renner.

Bisher hatte ich einen Autounfall, einen Marderschaden und eine Frage zur Rentenberechnung. Nach dem Autounfall habe ich den Makler angerufen und bekam als Reaktion "sie sind ja versichert" und die Formulare für den Schadensbericht, die ich an die Zentrale Verwaltungsstelle schicken sollte. Unterstützung beim Ausfüllen oder der anschließenden Frage, ob sich ein Schadenrückkauf für mich lohnen würde gab es nicht.

Beim Marderschaden und dem darauf folgenden Anruf beim Makler, erhielt ich eine Falschauskunft und musste dann selber mit der Firmenzentrale telefonieren, um eine Schadensnummer und den gewünschten Verlauf/Gutachten zu organisieren.

Ganz toll fand ich den kürzlich eingetretenen Fall, dass ich mit einer Wertbestätigung der Rentenversicherung nicht so viel anfangen konnte, da kein Betrag zur erwarteten Auszahlung, sondern nur ein Grundbetrag zzgl. eines Betrag X pro 10.000 Euro Vertragsguthaben ausgewiesen wurde.
Da ich leider die Tabelle mit der Hochrechnung aus der Angebotsphase nicht mehr habe, wandte ich mich vertrauensvoll an meinen Makler, um ihn über eine neue Hochrechnung zu bitten bzw. um die Aussage, wieviel Vertragsguthaben zu Rentenbeginn voraussichtlich angesammelt wäre. Die "qualifizierte" Antwort: Das können Sie doch ganz einfach selbst ausrechnen: monatlicher Beitrag mal 12 mal Laufzeit. Mal davon abgesehen, dass da noch keine Verzinsung mit eingerechnet werde, stimmt das ja schon aufgrund der im Beitrag enthaltenen BUZ nicht.

Ehrlich gesagt habe ich die Nase von meiner "herkömmlichen" Versicherung bzw. den dazugehörigen Maklern gestrichen voll. Zumal es sich bei dem Versicherer doch um einen der größeren Vertreter auf dem Markt handelt. Vielleicht hatte ich einfach nur Pech mit den Maklern? Gezahlt hat die Versicherung bisher immer anstandslos. Aber da ein Unternehmen sich auch durch seine Mitarbeiter bzw. hier besonders durch die Makler nach außen präsentiert, fällt mein Unmut auch auf das Unternehmen, so dass einem Wechselgedanken nicht gerade schwer fallen.

Bei meinen Direktversicherungen verlief das Leben bisher deutlich entspannter. Bisher hatte ich meine Krankenzusatzversicherung bei einem Direktversicherer auf E-Mail-Anfragen wurde immer innerhalb weniger Stunden geantwortet - bisher sogar immer mit einem Rückruf - auch wenn mir persönlich eine kurze Antwort per Mail gereicht hatte. Und die Abwicklung der Zuzahlung zur Brille verlief auch schnell, freundlich und problemlos.

Durch die positiven Erfahrungen mit der Krankenzusatzversicherung bin ich jetzt auch mit der KFZ-Versicherung zu einer Direktversicherung gewechselt. Viel schlimmer als bei der alten Versicherung kann's ja fast nicht werden - nur weiß ich hier schon im Vorfeld, dass ich mich selbst um die Angelegenheiten kümmern muss und spare auch noch dabei. So schnell hatte ich noch nie eine Deckungszusage - von daher bin ich da auch schon mal im ersten Moment glücklich... :-)

» masc-online » Beiträge: 101 » Talkpoints: 61,03 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Bei - spontan geschätzt - einer halben Million Makler in Deutschland kann man durchaus Pech haben und einen schlechten erwischen, daraus kann man kein generelles Pro oder Kontra machen. Wenn man einen Makler hat, zu dem man einen guten Draht hat, dem man vertraut und der auch wirklich an seinem Kunden interessiert ist, ist die diese eher konservative Art der Versicherung auf jeden Fall sehr gut. So habe ich das zumindest erlebt, bei Problemen mit irgendwelchen Formularen wurde mir schnell, freundlich und kompetent geholfen, oder der Makler (habe schon mit fünf verschiedenen zusammengearbeitet) hat das gleich für mich erledigt. Auch eine Fragen wegen Beiträgen oder anderer Zahlen, wurde mir von "meinem" Makler schnell ausgerechnet und entweder schriftlich oder telefonisch übergeben. Per Mail erreiche ich die Kollegen ebenso, wie telefonisch und persönlich.

Eben dieser persönliche Kontakt ist mir relativ wichtig, da ich mir halt gerne in einem Schadensfall sage "Oh da rufe mal Herrn Müller von der Versicherung an", anstatt "Hm da muss ich wohl mal wieder mit der Hotline telefonieren, wie waren da noch gleich die Öffnungszeiten, oder gab es da nicht so ein Formular auf der Webseite?!".

Bei den Direktversicherern ist man nur eine Nummer, anonym, genau so, wie auch die Leute die meinen Schaden bearbeitet, das ist jedes mal ein anderer oder eben gleich eine Maschine (per Mail oder Webformular).

Da zahle ich lieber ein wenig mehr und habe dafür einen Makler, der mich mit Namen grüsst, schon bevor ich ihm meine Versicherungsnummer gegeben habe, den ich anraunzen kann, wenn es mal schief geht, dem ich aber auch auf die Schulter klopfen kann, wenn es sehr gut läuft.

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» crissi » Beiträge: 1137 » Talkpoints: -9,86 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


crissi hat geschrieben:Eben dieser persönliche Kontakt ist mir relativ wichtig, da ich mir halt gerne in einem Schadensfall sage "Oh da rufe mal Herrn Müller von der Versicherung an", anstatt "Hm da muss ich wohl mal wieder mit der Hotline telefonieren, wie waren da noch gleich die Öffnungszeiten, oder gab es da nicht so ein Formular auf der Webseite?!".

Der Meinung war ich früher auch - nur hat es an der Durchführung irgendwie gemangelt - letztendlich habe ich dann ja doch immer mit dem Callcenter der Versicherungszentrale telefoniert - und das habe ich auch mit jedem der bisherigen "Betreuer" erleben dürfen. Daher machen die Jungs auf mich grad etwas den Eindruck von Verkäufern - betreut fühle ich mich nicht wirklich. Und das war alles im Rahmen einer Versicherungsgesellschaft. Nach den bisherigen Erfahrungen habe ich grad eher weniger Lust, mir wieder den nächsten "Versicherungsmenschen" ins Haus zu holen, der dann lustig die Verträge umstellt, damit er auch etwas davon hat - und dann mich evtl. genauso "gut" betreut, wie seine Vorgänger.

Daher frage ich mich gerade ketzerisch, ob der sinnvolle Einsatz von Versicherungsmaklern nicht darin besteht, eine bestimmte Absicherungsstufe zu erreichen, um sich dann später in Eigenregie um die Angelegenheiten zu kümmern und Preis- und Leistungsvergleiche ausgehend von der Beratungsbasis zu veranstalten...

P.S. Ich will hier niemanden auf den Schlips treten, aber in meiner derzeitigen Lage gerne mal provozierend Fragen in den Raum werfen.

» masc-online » Beiträge: 101 » Talkpoints: 61,03 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Die Erfahrungen, die du gemacht hast, sind nicht nur schade, sondern auch extrem erschreckend und nicht gerade ruffördernd für unsere Branche. Es ist schlimm, dass es auch nach der Einführung der Vermittlerrichtlinie und deren Folgen für die Versicherungswirtschaft Makler draußen rum laufen, die nicht in der Lage sind, ihre Kunden zu betreuen und sich um deren Belange zu kümmern. Die Hoffnung aller Versicherer war ja, dass solche Makler und Ausschließlichkeitsvermittler (diese sind nur für ein Unternehmen tätig) vom Markt endlich verschwinden und den Weg für vernünftige Beratung UND Betreuung frei machen.

Gerade wenn ein Kunde, wie du z.B., nach Betreuung verlangen (sei es nun im Rahmen von Schäden, oder auch bei ganz normalen Fragen), dann muss doch der Vermittler zwingend da sein und sich um dich kümmern. Es heißt immer, das vor allem Makler jedem Kunden immer das Beste vom Besten raus suchen, was genau das richtige ist. Leider habe ich in den letzten Jahren feststellen müssen, dass viele Makler nicht das raus suchen, was für den Kunden das beste ist, sondern das, was für den Makler das beste ist. Man muss sich ja auch nicht um diesen Kunden kümmern, denn sein Geld hat der Makler ja verdient. ("Super" Einstellung).

Nun aber zu deinem eigentlichen Anliegen: Für eine Direktversicherung spricht in meinen Augen lediglich der Preis. Dagegen sprechen für mich folgende Sachen: Du hast keinen festen Ansprechpartner (ok, das hattest du in der letzten Zeit selber auch nicht, aber bei einer Direktversicherung hast du das nie). Du musst dir selber die Bedingungen durcharbeiten um sicher zu sein, was du eigentlich versichert hast. Es gibt in den Servicecentern (egal ob Direktversicherer oder nicht) niemanden, der auch nur den Hauch einer Ahnung von den Bedingungen hat, die hinter der Versicherung stehen(Im Schadenfall bearbeitet das nicht das Servicecenter, sondern eine entsprechend ausgebildete Fachabteilung). Du bekommst keinerlei fundierte Beratung, die auch Lücken im Versicherungsschutz aufweist (z.B. wenn die Lebensversicherung in den ersten 3 Jahren nicht bei Selbstötung zahlt). Weiterhin musst du dich immer um alles selber kümmern. Ich weiß nicht, ob du darauf immer Lust hast (auch wenn du es in der Vergangenheit immer machen musstest).

Gegen einen Makler/gebundenen Versicherungsvermittler spricht: Der Tarifpreis, der für eine Versicherung verlangt wird (ich schreibe bewusst Tarifpreis, warum, da komme ich gleich bei den Vorteilen drauf). Weiterhin kannst du Pech haben (wie du es selber hattest) dass du dich um alles selber kümmern musst.

Für den Vermittler vor Ort spricht: Der Vermittler vor Ort muss dich umfassend beraten und das auch protokollieren. Das diese Beratung nicht nur die Vorteile einer Versicherung einschließen darf, sondern auch einzelne Lücken im Schutz aufzeigen sollte, das ist selbstredend. Der Vermittler vor Ort kann dir immer mit Rat und Tat zur Seite stehen (vorausgesetzt es ist nicht so einer, wie du sie bis lang kennen gelernt hast) und dir bei Schäden oder Fragen helfen.

Der Vermittler hat immer einen Spielraum, mit dem er dir im Preis entgegen kommen kann, wenn es notwendig ist. Wenn er das nicht macht, dann ist er eben auf deine Versicherungen nicht angwiesen. Im Notfall ist er meistens 24 h am Tag erreichbar. Wenn wirklich einmal etwas schief geht, dann kannst du zu ihm gehen und ihm direkt die Faust vor die Nase halten, ihn auch mal anschreien usw. Manchmal haben Vermittler auch einen kleinen Einfluss darauf, bei Schäden, wo die Fachabteilung nein sagt einen Weg zu finden, doch noch eine vernünftige Lösung zu erzielen.

Mein Fazit: Wenn du keine Beratung brauchst und dir die Kilometerlangen Bediungen selber durchlesen willst um deinen Schutz genau zu kennen, dann ist ein Direktversicherer gut für dich. Wenn du aber Wert auf Beratung legst und den Menschen vor Ort haben willst, der sich um dich kümmert, dann geh zu einem Vermittler vor Ort. Lass den Makler links liegen und geh direkt zu einem Vertreter der entsprechenden Versicherung. Das bringt mehr als so ein Mensch, der vermeintlich die besten Sachen für dich raus sucht und am Ende doch nur das verkauft, wo er die meiste Provision für bekommt.

PS: Im Schadenfall möchte ich selber nicht an einen Direktversicherer gebunden sein und mit dem 12ten "Berater" im Servicecenter telefonieren müssen.

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» jasper » Beiträge: 554 » Talkpoints: -0,26 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Von Direktversicherungen bin ich kein Freund. Das kann man vielleicht bei einer privaten Rentenversicherung machen, wo quasi kein Schaden eintritt und man lediglich seine monatlichen Beiträge zahlt und dann einmal im Jahr die aktuelle Übersicht über das eingezahlte Guthaben und die Überschussbeteiligung. Bei anderen Versicherungen empfehle ich aber einen direkten Ansprechpartner vor Ort.

Allerdings haben mich meine Versicherungsvertreter von zwei großen namhaften Versicherungsgesellschaften in letzter Zeit auch ziemlich enttäuscht. Die "Betreuung" bestand bei dem einen darin, mir einmal im Jahr irgendein neues Versicherungsangebot zuzusenden, das ich mir dann selber durchlesen durfte und ihn bei Fragen natürlich kontaktieren konnte. Die andere Vertreterin habe ich jahrelang nicht gesehen und auch nichts von ihr gehört.

Deshalb bin ich jetzt zu einem unabhängigen Versicherungsmakler gewechselt. Er hat alle meine Versicherungen durchgecheckt und bei denen, wo Handlungsbedarf bestand, hat er mir die für mich beste Gesellschaft aus dem ganzen vielfältigen Angebot herausgesucht und andere "schlechte" Versicherungen haben wir gekündigt. Jetzt habe ich wirklich das Gefühl, nach meinen Bedürfnissen abgesichert zu sein. Und ich denke, das geht wirklich nur, wenn man sich von einem unabhängigen Makler beraten lässt.

» Estrella78 » Beiträge: 685 » Talkpoints: 1,13 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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