1. Lebensbrief

vom 28.08.2007, 12:12 Uhr

Also bevor ihr euch das durchlest: Das ist eine (wahre) Geschichte über meine Jugend ... Weiß auch gar nicht, ob das hier überhaupt reinpasst.

Ich heiße Philipp ****, bin 16 Jahre und habe jetzt schon ein tragisches Leben. Ich wohne in einer Kleinstadt in der nähe von Leipzig. Ich bin 1,84 m groß wiege so gegen 76 Kilogramm, das passt wohl manchen nicht. Fangen wir erstmal mit der Schule an. Ich hasse es jeden Tag in die Schule zu gehen, denn jedes mal wenn ich diese Gesichter, Fratzen sehen muss wird es mir schon von dem Anblick schlecht. Ich bin zurzeit in der 10. Klasse.

Seit ungefähr der 7. Klasse ist es so, seit ich das Profil Wirtschaft besuche. Ich werde geschlagen, gedemütigt man könnte einfach sagen sie „mobben“ mich. Aber das kann ich alles leicht wegstecken und das ist zurzeit auch gar nicht so schlimm. Einmal hatte alles artikuliert und ich bin ausgerastet als 5 auf mich eingeschlagen und mich getreten haben. Es wird immer solche Assis geben die es einfach nicht lassen können Da lag der der Zirkel nicht weit weg als ich vor schmerzend krümmen auf dem Boden lag… Was mich aber am meisten ankotzt ist dass das geschehen live im Klassenzimmer passiert ist und die Lehrerin hat einfach weggeguckt.

Es gab auch schon Gespräche mit Lehren wegen diesem „Problem“, aber es kam nie zu einer richtigen Antwort, wahrscheinlich weil sie mich entweder auch nicht leiden können oder sie einfach unfähig sind. Nicht nur die Schüler kotzen mich an sondern auch manchen Lehrer, manchmal frage ich mich selbst ob es da ein Schüler-Lehrer Abkommen gibt, welches total gegen mich ist. Ich habe gerade Mal auf dieser schule einen Freund der mich annähernd versteht. Was ich noch hinzufügen sollte ist wohl dass ich auf so eine billige Mittelschule gehe (noch denn ich will aufs Gymnasium wechseln), wo alle Lehrer überfordert sind und welchen es egal ist wie ihre Schüler sind. Über ein bisschen mehr Zivilcourage, „Gehorsamkeit der Schüler“ und „Zucht und Ordnung“ würde ich mich allerdings freuen.

Es ist ja nicht so dass jeder Lehrer schlecht ist, aber ich denke mir dass sie die Lust und Kraft verloren haben sich ausreichend zu kümmern und lehren. Die meisten die mich „gemobbt“ haben waren Nazis (was es ja zurzeit leider in hülle und fülle gibt), daher erkläre ich mir selbst das ich mich eher zu Punks zähle. Bei mir ist es jetzt nicht so extrem mit Iro und so, aber ich höre fast ausschließlich solche Musik, denn sie beschreibt irgendwie immer mein Leben, mein leiden, den ganzen Dreck. Wahrscheinlich ist das eine Art Gegenwehr die ich da versuche aufzubauen, was mich eigentlich immer nur schlechter darstellen lässt. Die Schläge und die Demütigungen sind nicht so schlimm, man gewöhnt sich dran öfters mal eine ins Maul zu bekommen und mit blauen Flecken rumlaufen zu dürfen.

Freundinnen hatte ich auch noch nicht allzu viele, aber da war es so dass ich entweder Schluss gemacht habe oder wir uns auseinander gelebt haben. Alle Freundinnen die ich hatte kamen nicht aus meiner Nähe. Ich gehe auch auf die Mädchen meist nicht zu, was wahrscheinlich mein Problem ist, denn ich bei solchen Sachen eher Schüchtern. Deshalb hatte ich auch noch nicht das Problem das mir eine sie einen Korb gegeben hat. Außerdem glaube ich dass ich nie verliebt war, denn ich fühlte nie viel. Sie sahen einfach nur gut aus.

Kommen wir zu meinem Privatleben, welches eigentlich noch viel schlimmer ist. Manchmal denke ich mir dass ich nicht ganz normal bin. Ich lache über Sachen, über die normale Menschen niemals lachen würden. Ich freue mich wenn es anderen schlecht geht, denn dann sehe ich wie gut es mir eigentlich geht. Über eine Sache bin ich sehr froh, dass ist das ich nicht behindert bin, jedenfalls nicht körperlich. Ich versuche außerdem mir wichtige Fragen zu beantworten z.B. Was ist mit meiner „Seele“ wenn ich sterbe oder was das Leben für einen Sinn gibt. Leider komme ich nie zu einer wirklichen Antwort. Außerdem fühle ich mich bei dunklem, düsterem Wetter äußerst gut und befreit, aber ich bin kein Satanist oder ähnliches. Ich könnte eigentlich ständig Amok laufen.

Das jüngste Problem hat mit der Liebe zu tun, was für mich wie schon gesagt nicht leicht ist. Irgendwie ist es anders als sonst, ich fühle Glück und Schmerz zugleich. Meine Nachbarin (wurde immi genannt)(14) hatte mal, so vor einem Monat oder so, eine Freundin mitgebracht, die ich eigentlich auch nur hübsch fand. Sie heißt Melanie und ist auch 13. Im vornherein muss ich sagen das meine Nachbarin was von mir will, aber das erwidere ich überhaupt nicht, sie ist zwar nett aber na ja… Melle wie alle Melanie nannten kam immer öfters zu immi. Und das Gefühl stieg in mir immer mehr an. Sie ist etwas versaut was ich schon bei den ersten malen mitbekam, denn ich kam nun auch öfters zu immi (eigentlich sonst nie).

Sie machte immer irgendwelche Anspielungen wie zum Beispiel das in ihrem Horoskop steht das wir drei heute Sex haben und so, na ja daraus ist auch nichts passiert. Ich wollte von ihr ja keinen Sex, ich fragte mich überhaupt was ich von ihr wollte. Jedenfalls kam sie gestern wieder zu meiner Nachbarin und dann passierte der Fehler meines Lebens, ich habe den Freund aus der Schule gesagt das er auch kommen sollte damit ich nicht so alleine bin wenn ich nicht mehr weiß was ich sagen soll. Wir gingen nun gestern Nachmittag raus wo wir sie dann auf dem Spielplatz direkt trafen, Ich war anfangs sehr Happy was dann mit der Zeit schwand. Ich merkte wie sich Melle und Nils (der Freund aus der Schule) immer mehr unterhaltenen. Er wusste was ich für sie empfinde. Na ja anfangs habe ich mir nicht gedacht.

Es war offensichtlich das das Nils was von ihr wollte. Mir wurde immer schlechter und ich hätte am liebsten gekotzt. Etwas später spielten wir dann noch Flaschendrehen (ich weiß jetzt wieder warum ich das Spiel hasse). Es kamen solche scheiß taten wie küssen und grabschen dran. Mir wurde es langsam zu bunt, denn ich wurde von Melle nur einmal geküsst und das war sehr kurz. Nils war der Mittelpunkt des Abends, sonst sagt er so gut wie nie etwas d.h. in der Schule. Ständig kamen zwischen den Mädels solche taten wie ziehe Nils das Hemd aus oder grabsch ihm an den Arsch oder küss ihn.

Das Fass ist in meinem inneren dann zu explodieren gekommen als sich Nils und Melle dann küssten. Das war kein normaler Kuss zwar ohne Zunge aber dafür sehr lange mindestens 5 Sekunden, Mir kam das wie eine Ewigkeit vor. Ich bin nun öfters mal ne Runde gelaufen, denn ich konnte das nicht ertragen in der Zeit haben sie sich wohl sehr viel unterhalten. Er muss gefragt haben ob sie was von mir will. Sie hat gesagt nein. Als ich wieder kam gingen wir alle rein.

Er sagte mir oben in meinem Zimmer dass sie von mir nichts will. Für mich brach eine Art Welt zusammen, obwohl ich es eigentlich in meinem innersten schon die ganze Zeit wusste. Aber was noch viel schlimmer war, war das Nils im gleichen Atemzug mir sagte das er was von ihr will. Das war das was ich glaube ich nicht verkraften kann. Heute sollen wir uns wieder treffen, aber ich hab eine sms geschrieben dass ich euch den Spaß nicht verderben will. Wir werden sehen was das so noch bringen wird.

Die ZEITEN ändern sich und am Ende hat sie wohl keiner bekommen, weil sie mit uns beiden nur gespielt hat - traurig, traurig - und meine Weltansicht ist jetzt (27.05.2007) auch leicht anders. ;-) Hatte auch noch einen 2.ten Lebensbrief gemacht ... naja mal schauen.

» bilbo.mc.bong » Beiträge: 7 » Talkpoints: 0,42 »



War ja ein ganz schöner Happen das ganze durchzulesen. :D

Ich würde sagen, dass du dich freust, wenns anderen schlecht geht, einfach darauf zurückführen lässt, dass du dir dann vorkommst, als würde es dir besser gehen was in schwierigen lebensphasen, wie du sie Beschrieben hast, eine Möglichkeit ist mit seinem Kummer umzugehen als praktisch herunterzuspielen.

Weiß nicht von welcher Nationalität du bist, aber ich musste noch viel schlimmere Erfahrungen machen, als sowohl Körperliche, als auch schlimmste verbale Gewalt. Alles fing an, als ich mit meinen 7 Jahren( mit mienem Bruder und mienen Eltern) hierher nach Deutschland emigrierte. So kam ich zunächst mit meiner Famaly in eine Wohngemeinschaft wo ebenfalls Emmigranten wohnten, die noch nicht eine Wohnung gefunden hatten usw.

Ich stand Deutschland noch sehr neugierig gegenüber was sich schlagartig änderte als ich in einen Vorschulkindergarten, eingeschult wurde: dort kamen grausame 3 Monate auf mich und mienen Bruder zu: Ständig wurde ich, sogar von mädchen, verprügelt und verbal angegriffen. Nur gut dass ich da noch sogut wie garnicht Deutsch konnte.

Wäre dies nicht der Fall, wäre ich bei so viel Mobbing einfach untergegangen und hätte mich Umgebracht. Als ich von diesem Vorschulkindergarten aber endlich weggkam, war ich mehr oder weniger zufrieden. Doch ich wusste nicht, was mir noch alles bevorstand.

So zog ich mit meinern famaly irgendwann in einen ca.60 km. entfernten Ort in der nähe von Hannover und bekamen dort eine Wohnung. Auch dort wurden ich und mein Bruder eingeschult, in die erste Klasse. So fing erneut alles an: Nun saß ich da in der Klasse und verstand kein Wort außer "ja" und "nein". Jedoch bekam ich es schon durch die Betonung der Sätze und einfach den ton, dass man es nicht gut mit mir meinen würde.

So gingen die verbalen Atacken in körperliche Gewalt über. Und die Lehrer schauten immer weg, unternahmen garnichts und beteiligten sich sogar teilweise. Da wurde ich in den Pausen immer wieder von Türcken, später auch von Deutschen zusammengeschlagen und das immer wieder, jeden Tag aufs neue.

So ging es bis zur 6ten Klasse weiter, wobei ich die 1 aufgrund meinr guten Deustchkentnisse (besseren als die der deutschen Kinder!) übersprungen hatte. Also hatte sich alles zur 6ten Klasse hin beruhigt. Doch bis zu diesem Zeitpunkt war ich schon ein seelich verkrüppelt geworden.
Verkrüppelt in einem Land, wo das Nazi-regime eigentlich schon vor 62 Jahren zuende war, allerdings nicht bei den Juden-fendlichen Türken.

Nach der 6ten Klasse war ich dann doch einigermaßen froh, es womöglich überstanden zu haben. Aber 5 Jahre MObbing hatten ihre Spuren hinterlassen, sodass man sich letztendlich als der allerletzde Dreck fühlt. Jedoch hatte meine krank-hewordene Psyche darauf reagiert. So wurde ich einfach zu einem schweigsamen- Zombi der keine Gefühle mehr empfindet.
Eigentlich eine natürliche reaktion wenn man täglich gemobbt wird.

Und die Lehrer schauten immer weg, unternahmen garnichts und beteiligten sich sogar teilweise. Jetzt stellt sich die Frage, wie man aus so einem Zustand rauskommt. Da kommt auf meinen Psychotherapeuten ganz schön viel Arbeit zu. :P

» lovedove » Beiträge: 255 » Talkpoints: -0,83 » Auszeichnung für 100 Beiträge


also ich bin deutscher und das mobbing kam meist wegen meiner recht guten (nicht strebermäßig, aber guten noten) zustande und weil ich ein moppelchen war. allerdings bin ich dann auf das gymnasium gegangen und dort war alles anders, alles war pirma, toll und alle waren total nett. naja, durch musik und neue freunde habe ich das allerdings alles sehr gut überstanden und jetzt lässt nichts mehr an mir ahnen, was früher einmal war.

» bilbo.mc.bong » Beiträge: 7 » Talkpoints: 0,42 »



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^