Praktikum weit von zu Hause entfernt machen?

vom 25.12.2008, 11:39 Uhr

In etwas mehr als einem Jahr bin ich hoffentlich fertig mit meiner Ausbildung zur Bürokauffrau. Im darauffolgenden Herbst möchte ich anfangen zu studieren und bis dahin möchte ich noch einige Praktika absolvieren. Mir schwebt auch vor, in einem großen Betrieb ein Praktikum zu machen. Allerdings liegt dieser Betrieb über 300 km von meinem Zuhause entfernt. Das würde bedeuten, ich müsste für die Zeit des Praktikums mir ein Zimmer oder ein kleines Appartement suchen.

Allerdings sind alle Unterkünfte in dieser Umgebung sehr teuer. Wenn man Glück hat, findet man ein Zimmer mit Gemeinschaftsdusche und -bad für 400 €. Die Praktikumsvergütung beträgt in dieser Firma 400 € Brutto. Im Endeffekt würde ich also Miese machen. Würdet ihr weit weg von zu Hause ein Praktikum machen? Wenn ja, was spricht dafür, wenn nein, was spricht dagegen?

Ich denke, wenn das mit dem Praktikum klappen sollte, dann werde ich das schon machen, aber es geht natürlich ganz schön ins Geld. Außerdem habe ich die Befürchtung, dass ich mich ganz schön einsam fühlen werde, wenn ich in der Gegend niemanden kenne und ganz auf mich allein gestellt bin. Wenn ich dort drei Monate ein Praktikum mache, vielleicht finde ich die Zeit und vielleicht klappt es auch mit dem Geld, wenn ich dann währenddessen am Wochenende zweimal meine Familie besuchen könnte, aber häufiger ist das wohl nicht möglich. Hättet ihr auch solche Ängste und Befürchtungen?

» Mareikel » Beiträge: 1738 » Talkpoints: 6,97 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Prinzipiell kann es ja nie schaden, mal raus zu kommen aus der gewohnten Umgebung, allerdings muss da eben wirklich immer abwägen. Ich habe auch mal ein Praktikum relativ weit entfern von meiner Heimatstadt gemacht, in Hamburg, allerdings hatte ich da den Vorteil, dass die Eltern meines Freundes da ein Haus hatten und ich dadurch zum Nulltarif dort wohnen konnte, das waren auf jeden Fall bessere Voraussetzungen als bei dir. Außerdem hatte ich ja dort meinen Freund und seine Familie und war deshalb auch nicht einsam.

Wie lange würde denn dein angstrebtes Praktikum dauern? Ich hätte zum Beispiel auch jetzt die Möglichekit gehabt, ein Tertial (4 Monate) in die Schweiz zu gehen aber ich hätte auf keinen Fall das Geld gehabt, um dort eine Wohnung zu bezahlen und gleichzeitig meine Wohnung hier noch weiter laufen zu lassen. Und die Wohnung für 4 Monate aufgeben und dann etwas Neues suchen finde ich auch auch Quatsch und viel zu stressig, deshalb habe ich mich im Endeffekt dagegen entschieden.

Es stimmt zwar schon, dass das im Prinzip einmalige Erfahrungen sind, die man so im Berufsleben sicherlich nicht noch mal machen kann aber meiner Meinung nach sollte man trotzdem immer noch eine Kosten-Nutzen-Rechnung machen und ich würde deshalb das Praktikum nur dann machen, wenn es dir auch wirklich für dein späteres Leben etwas bringt. Oft ist es nämlich so, dass man das Gleiche auch zu Hause in seiner Heimatstadt lernen kann und nur fü die Luftveränderung lohnt sich der ganze Stress und die Kosten oft gar nicht.

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich halte es immer für sinnvoll, auch mal eine andere Umgebung als die gewohnte kennenzulernen. Bei Dir sind die Umstände ein bisschen schwieriger, aber nicht so schlimm, dass sie gegen das Praktikum sprechen würden. Ein normales Praktikum dauert einige Wochen oder Monate, und während dieser Zeit ist es ja eigentlich nicht schlimm, sich ein wenig einzuschränken, wenn es nicht möglich ist, eine komfortablere Unterkunft zu wählen.

Nach meinem Physikum will ich auf jeden Fall in verschiedenen Ländern famulieren. An erster Stelle stehen dabei die Schweiz und die Niederlande. Falls ich irgendwann Schwedisch lerne, was ich eigentlich vorhabe, wäre auch Schweden eine Option. Die restliche Praktikumszeit in Deutschland will ich auch nicht in meiner gewohnten Umgebung verbringen, sondern in Frankfurt am Main oder in Berlin. Auf eine Unterbringung durch Bekannte oder Verwandte kann ich weder in Deutschland noch im Ausland hoffen, dennoch schreckt mich dieser Gedanke nicht ab.

Ich denke, dass Aufenthalte in einer ungewohnten Umgebung, und gerade auch im Ausland, den eigenen Horizont erweitern und daher von unschätzbarem Wert sind. Falls Du die Lebenshaltungskosten während des Praktikums finanzieren kannst, rate ich Dir, das Praktikum an diesem Ort zu absolvieren.

» Nachtflugzeug » Beiträge: 490 » Talkpoints: -1,97 » Auszeichnung für 100 Beiträge



300km finde ich jetzt nicht gerade weit, aber ich kann dir zumindest ein paar Ängste nehmen. Diese Ängste irgendwohin zugehen was etwas weiter weg ist von zu Hause hat wirklich JEDER Mensch am Anfang, auch wenn man es nicht zugeben will. Ich hatte die, als ich mein Studium in einer völlig fremden Stadt begonnen hatte in der ich niemanden kannte. Genauso hatte ich die, als ich für 6 Monate ins Ausland gegangen bin. Jedes mal waren die Ängste total unbegründet und mir haben die Entscheidungen, weg von zu Hause zu gehen weit mehr als nur berufliche Erfahrung gebracht (Selbstständigkeit, Gelassenheit, Sprachkenntnisse und und und)

Man lernt bei solchen Aktionen für das Leben, was keiner wirklich nachvollziehen kann, der es nicht ausprobiert hat. Es gibt Menschen, die sich gerne an dem Klammern was sie haben und aus Angst etwas neues fremdes, schlechteres zu erfahren diesen Schritt nie riskieren. Ich kann sagen, dass wirklich alle in meinen Bekanntenkreis, die diesen Schritt gewagt haben, diesen nie bereut haben. Eher im Gegenteil, man lernt neue Orte, Kulturen und Menschen kennen und gewinnt dadurch an Selbstbewusstsein und Erfahrung, die man danach nicht mehr missen möchte.

In meinem Fall zum Beispiel habe ich durch den Schritt weg von zu Hause zu gehen, jede Menge neue Freunde und sogar Lebenspartnerinnen gefunden, die ich heute nicht mehr missen möchte. Ein Leben ohne diese Schritt gewagt zu haben, kann ich mir daher heute überhaupt nicht mehr vorstellen.

Ich kann jedem der jung ist nur empfehlen diesen Schritt trotz der besagten Ängste zu wagen. Die wenigsten werden dies bereuen und sagen, dass die Zeit in der sie dies gewagt haben eine tolle Erfahrung für ihr Leben war. Später im Berufsleben und wenn man eine Familie und Kinder hat, kann man sowas nicht mehr so leicht wagen und da kommt dann sehr schnell das Gefühl auf, etwas verpasst zu haben in seinem Leben, wenn alle Freunde und Bekannte erzählen wo sie waren als sie jung waren und was sie erlebt haben. Ich bin zurzeit auch an dem Punkt angelangt, wo ich mir sage, dass ich genug gesehen habe und mich so langsam irgendwo fest niederlassen möchte, was ich dann als "zu Hause" definiere.

Und ja, natürlich ist dies mit organisatorischen Aufwand verbunden. Man sollte immer darauf achten, dass der Aufwand zu der zu gewinnenden Erfahrung steht. Für z.B. 3 Monate 300km weit zu gehen würde ich niemals meine Wohnung kündigen und mir dann eine neue Suchen müssen, eher untervermieten oder ähnliches. Auch wenn du Miese machst, solltest du dir überlegen, ob du da nicht lieber etwas machen willst was sich mehr lohnt: Bsp. Auslandspraktikum.

Ich bin da z.B. +-0 rausgekommen und habe in der Zeit extrem viel neues über mich und andere Kulturen und Länder gelernt, was ich heute nicht mehr missen möchte. Solange der organisatorische Aufwand im Verhältnis zu der gewinnenden Erfahrung steht, sollte man diesen Schritt wagen und sich auf gar keinen Fall von dem organisatorischen Aufwand abschrecken lassen. Man findet immer eine Lösung, wenn man es denn will.

» Ditschi » Beiträge: 321 » Talkpoints: 0,39 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich sehe es ähnlich wie Grooovegirl. Sicher ist es richtig, dass man mit einem Praktikum weit von zu Hause entfernt Erfahrungen sammeln kann, die man nach der Ausbildung nur schwer sammeln kann (vorausgesetzt man möchte nicht zur Generation Praktikum gehören). Bei all diesen Vorteilen sollte man aber die Finanzen nicht zu sehr aus den Augen verlieren.

Allerdings würde ich mich gerade bei einer größern Firma auch einmal erkundigen, ob diese nicht günstige Unterkünfte stellen oder bei deren Suche helfen kann - erst recht, wenn die Planung so langfristig ist wie Deine.

Aber ich habe den Verdacht, dass Deine größte Sorge ist, Dich 300 km von zu Hause nicht richtig einleben zu können. Ohne Deine Vertrauten zu vereinsamen. Gerade aus diesem Grund wäre es doch sinnvoll, dieses Praktikum anzugehen. Wenn Du nicht gerade der totale Eigenbrötler bist, wirst Du sicher nicht einsam und allein sein. Per Internet sollte es auch möglich sein, schon vor Praktikumsbeginn Kontakte mit dort ansässigen Menschen zu knüpfen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Danke für eure Tipps! Zur Generation Praktikum möchte ich ganz bestimmt nicht gehören. Aber da ich ja bereits Ende Januar mit der Ausbildung fertig bin und dann noch so bis Oktober Zeit habe, möchte ich die Zeit auch sinnvoll nutzen und nicht nur untätig zu Hause herumsitzen. Die Firma, die ich fürs Praktikum ins Auge gefasst habe, soll sich auch sehr gut um ihre Praktikanten kümmern. Sie ist sehr groß und beschäftigt mehrere hundert Praktikanten im Jahr. Praktikanten, die gute Leistungen erzielen, werden wohl gut im Auge behalten und ihnen wird dann oft nach dem Studium auch eine feste Arbeitsstelle angeboten. Insgeheim würde ich mir das wohl auch erhoffen.

In meiner näheren Umgebung gibt es keine Firma in dieser Dimension. Ach ja, ganz außer Acht lassen möchte ich nicht, dass man bei den Firmen wohl eine unterschiedlich hohe Praktikumsvergütung erhält. Wenn man bereits studiert, bekommt man mehr als wenn man mit dem Studium noch nicht angefangen hat. Bei einer Firma, die nicht ganz so weit entfernt ist, bekommt man jedoch immer gleich viel. Würdest du dich denn dann direkt bei der Firma erkundigen, wie es mit günstigen Unterkünften in der Umgebung aussieht? Im Internet habe ich darüber nichts gefunden.

Ja, das ist wohl meine größte Sorge, dass ich befürchte, dann weit weg von meinem Zuhause zu sein und mich schrecklich einsam zu fühlen, sodass ich das Praktikum am liebsten sofort abbrechen möchte. Ich bin auch ein ziemlich schüchterner, nicht gerade selbstsicherer Mensch. Das macht es wohl besonders schwierig. Sicherlich wäre das toll, wenn das mit dem Praktikum bei der Firma klappen würde. Sicherlich würde ich auch einiges dazulernen, ganz neue Erfahrungen sammeln und das nicht nur im fachlichen Bereich, denke ich.

Meine Wohnung müsste ich während der Zeit nicht kündigen, denn ich lebe noch bei meinen Eltern. Wenn ich allerdings 300 km weit entfernt ein Praktikum machen würde, müsste ich mir dort natürlich eine Unterkunft suchen und das ist nicht gerade günstig.

Nee, ein Auslandspraktikum möchte ich nicht unbedingt machen. Sicherlich könnte man da auch tolle Erfahrungen sammeln, aber in erster Linie möchte ich mich durch das Praktikum auch fachlich weiterbilden und vielleicht neue, berufliche Kontakte knüpfen. Außerdem würde sich das bestimmt nicht schlecht in meinem Lebenslauf machen, wenn ich in der besagten Firma ein Praktikum machen würde. Eine luxuriöse Wohnung möchte ich während meiner Praktikumszeit nicht beziehen, aber ich hätte auch gerne eine eigene, kleine Bleibe mit einem eigenen Bad. Und das kostet auch schon einiges.

Also als Zusatzkosten, wenn ich das Praktikum drei Monate lang mache, würden auf mich vielleicht 2000 € zukommen, schätze ich. Das Geld könnte ich, wenn ich jetzt schon immer etwas zur Seite lege, bestimmt aufbringen, aber für mich ist das auch eine Menge Geld. Während des Praktikums würde ich im Monat von der Firma 400 € brutto bekommen. Was wäre das wohl netto? Etwas Miese würde ich in jedem Fall machen, aber ich denke, das würde sich noch in Grenzen halten und ich wäre schon bereit, etwas Geld für das Praktikum auszugeben.

Natürlich weiß man vorher nie so recht, ob einem das Praktikum etwas für mein späteres Leben bringt, aber ich könnte es mir schon vorstellen.

» Mareikel » Beiträge: 1738 » Talkpoints: 6,97 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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