Eltern hassen

vom 23.11.2008, 12:32 Uhr

Mich würde es interessieren, ob man seine Eltern wirklich hassen kann. Und damit meine ich keine Phase in der Pubertät. Auf der einen Seite kann ich nicht wissen, ob man als Säugling Liebe ausstrahlen kann und sich dessen bewusst ist, dass die Mutter geliebt werden sollte. Wenn man dan größer wird, kann man seine eigene Meinung bilden. Man hört in Interviews und anderen Reports, dass sich viele Personen von ihren Eltern "verabschiedet" haben und mit ihnen nichts mehr am Hut haben wollen. Aber auch hier muss doch irgenwann einmal Liebe untereinander gewesen sein, oder?

Was haltet ihr davon, kann man seine Eltern wirklich hassen?

» nick1 » Beiträge: 373 » Talkpoints: -8,69 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe weder zu meiner Mutter noch zu meinem Vater Kontakt. Daß ich zu meinem Vater keinen Kontakt habe, hat mehrere Gründe und fängt beim Desinteresse seinerseits an. Meine Eltern haben sich noch vor meiner Geburt getrennt und ich lernte ihn erst im Alter von 10 Jahren oder so kennen.

Den Kontakt zu meiner Mutter habe ich abgebrochen, da sie auch nach 10 Jahren der Meinung ist, daß mein Mann schlecht für mich wäre. Auch komme ich mit ihrer Lebensweise nicht zurecht. Inzwischen soll sie sich zwar gebessert haben, ich denke aber nicht, daß ihr Charakter sich verändert haben wird. Daher sehe ich keine Zukunft bezüglich einer Zusammenführung.

Auch wenn ich zu beiden Personen kein gutes Verhältnis habe, würde ich niemals von "hassen" sprechen.

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» merlinda » Beiträge: 530 » Talkpoints: 0,41 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich glaube schon, dass man auch seine Eltern hassen kann. Die Tatsache, dass sie einen gemacht und aufgezogen haben, muss ja nicht heissen, dass sie gut zu einem gewesen sind.

Ich denke, dass kleine Kinder ihre Eltern zunächst einmal instinktiv lieben, weil es eben ihre Bezugspersonen sind und Menschen dafür gemacht sind, Zuneigung zu wollen und zu geben. Das muss aber nicht zwingend so bleiben, je nachdem was die Eltern einem antun.

In Fällen von körperlicher oder seelischer Misshandlung oder auch bei sexuellem Missbrauch hört die Zuneigung sicherlich irgendwann auf. Besonders dann, wenn neben dem elterlichen ein zweites, freundlicheres Umfeld existiert. Ob die Liebe dann in Hass umschlägt ist vermutlich vom Einzelfall abhängig, aber für möglich halte ich das schon.

Wobei ich denke, dass der tatsächliche Hass nicht lange andauert. Nach einer mehr oder weniger langen Zeitspanne, wenn die Hitze abgekühlt ist, verwandelt sich diese Gefühlswallung dann wohl häufig in Gleichgültigkeit. Man ist nicht mehr wütend und wünscht dem anderen die Pest an den Hals, man interessiert sich einfach nicht mehr für ihn.

Ich habe in meinem Bekanntenkreis diverse Fälle wo von völligem Desinteresse bis hin zu schlimmen Misshandlungen von Seiten der Eltern alles stattgefunden hat. Diese Menschen sind dann, als sich die Möglichkeit bot, ausgezogen und reagierten dann, nach Monaten oder Jahren von Wut und Verzweiflung, einfach mit nicht mehr vorhandenem Interesse an ihren Erzeugern.

In einem Fall ging das so weit, dass ein Bekannter von mir seinen sterbenden Vater nicht besucht hat. Nicht wegen noch vorhandener Aggressionen, sondern weil er diesen Mann einfach nicht als seinen Vater betrachtete und sich ihm folglich auch nicht verpflichtet fühlte oder sich für sein Wohlergehen interessierte.

Ich glaube also nicht, dass man jemandem, der einen schlecht behandelt - in welchem Ausmaß auch immer - nur weil er ein Elternteil ist, andere Emotionen entgegen bringt. Vielleicht dauert es länger, bis die Prozesse von Hass oder Desinteresse in Gang gesetzt werden, weil man instinktiv mehr an so jemandem hängt und es einem ja auch von der Gesellschaft so suggeriert wird, dass man das nicht darf. Vielleicht reagiert man deswegen auch ungläubig, wenn man das als Außenstehender hört, denn Eltern und Kinder sollten sich nach allgemeiner Auffassung lieben und nicht hassen. Aber letztendlich, vielleicht auch erst als Erwachsener, verhält man sich seinen Eltern gegenüber genauso, wie jeder anderen Person.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich denke schon, dass so eine Art Hass entstehen kann. Je nach dem, was einem die eltern angetan haben. aber ich denke, wenn Kinder in der Pupertät davon reden "Ich hasse dich", dass es dann eher eine Trotzreaktion den Eltern gegenü´ber ist und das Unverständnis, dass die Eltern es eigentlich gut mit den Kindern meinen.

Ich denke, dass den Satz schon viele Mütter und Väter von ihren Kindern in der Pupertät gehört haben. Es tut auch sehr weh, wenn die Kinder das sagen. Auch meine Tochter hat den Satz schon losgelassen, als sie in der Pupertät war und ich habe sie neulich sogar mal drauf angesprochen und ihr war es auch sichtlich peinlich, dass ich diesen Satz auch nicht vergessen habe. Sie konnte sich im Nachhinein selber nicht verstehen, dass sie so verletzend gewesen ist.

Ich habe nie ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter gehabt und mein Vater ist viel zu früh gestorben. Aber ich kann nicht sagen, dass ich sie wirklich gehasst habe. Sie hat mir zwar viel angetan, aber ich denke, dass es dann eher zur Gleichgültigkeit wurde. Manchmal habe ich zwar im stillen gedacht, dass ich sie für das hasse, was sie mir angetan hat, aber auch da denke ich , dass es eher situationsbedingt war und ich einfach nur furchtbar wütend war.

Hass ist ein hartes Wort und damit sollte man eigentlich auch vorsichtig umgehen. Denn Hass ist ein Gefühl, dass wirklich der totale Gegensatz zur Liebe ist und schliesslich ahben die Eltern auch einiges dazugetan, dass man so ist wie man ist.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich denke in manchen Situationen können Kindern ihre Eltern wirklich hassen, aber nur in diesen Momenten in denen sie sich streiten. Vielleicht denke ich mir dann: Mann, ich hasse meine Mutter, aber eigentlich weiß man selbst, dass man die Eltern nur lieben kann.

Allerdings gibt es bestimmt auch andere Fälle, bei denen die Kinder ihre Eltern wirklich förmlich hassen, und nicht lieben. Zum Beispiel bei den Familien, die ihre Kinder adoptiert haben und ihren Kindern ihr ganzes Leben vorgetäuscht haben, ihre leiblichen Eltern zu sein. Bei solchen Fällen zum Beispiel haben die Kinder dann schon das Recht, ihre Eltern zu hassen, finde ich.

» miri78910 » Beiträge: 172 » Talkpoints: 3,49 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich muss ehrlich sagen, dass es für mich unvorstellbar ist, dass man seine eigenen Eltern wirklich hassen kann. Das beruht hauptsächlich darauf, dass ich meine Eltern wirklich über alles liebe und ich sehr froh bin, solche Eltern zu haben. Wir haben auch heute, wo ich ausgezogen bin, ein super gutes Verhältnis und unterstützen uns wo es nur geht, also dass ich meine Eltern wirklich hassen könnte, das glaube ich, würde nicht wirklich gehen, dafür liebe ich sie einfach zu sehr.

Aber ich kann es vielleicht nachvollziehen, wenn man seine Eltern hasst, wenn sie einem wirklich Schreckliches angetan haben. Da kann ich es nachvollziehen und vielleicht sogar auch verstehen, dass man dann zum Beispiel auch den Kontakt zu seinen Eltern abbricht und einfach nichts mehr mit ihnen zu tun haben möchte. Ich kenne nur eine einzige Person, die das gemacht hat, nämlich komplett den Kontakt zu ihren Eltern abgebrochen, aber soweit ich weiß, hatte sie eine sehr unangenehme Kindheit (sie wurde zum Beispiel von ihren Eltern oft geschlagen und eingesperrt) und deswegen hat sie auch irgendwann in ihrem Leben gesagt, dass es ihr reicht und dass sie es nicht länger dulden kann, mit ihren Eltern gemeinsam unter einem Dach zu wohnen. Sie ist dann wo sie 19 war ausgezogen (ich denke, sie war 19 oder 20, das weiß ich leider nicht mehr so genau) und hat dann auch den Kontakt zu ihren Eltern komplett abgebrochen. Sie hat dann auch eine Therapie gemacht und sagt selbst, dass sie einfach nur froh ist, dass sie keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern hat und dass es wirklich die beste Entscheidung in ihrem Leben war. Ich kann es verstehen, irgendwo.

Also wie gesagt, wenn die Eltern wirklich böses getan haben, dann kann ich es verstehen, wenn man seine Eltern hasst. Aber es gibt ja auch Leute, die selbst dann den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen, wenn auch nur mal ein kleiner Streit war o.ä. Kenne ich auch... aber das hält meistens nicht lange an und dann stehen sie auch wieder in Kontakt. Aber dass die Leute dann sagen, dass sie ihre Eltern wirklich hassen, habe ich auch noch nicht gehört. Jedenfalls ist es auch schwer nachzuvollziehen.

Ich denke da aber auch immer daran, was ist, wenn andere Menschen einem Leid zufügen und gemein sind, diese Menschen kann man dann doch auch verabscheuen und hassen, ich denke, bei den Eltern dürfte es ähnlich sein. Natürlich, Eltern kann man sich nicht aussuchen und sie werden ein Leben lang die eigenen Eltern sein, aber man kann sicherlich auch Hass für seine Eltern empfinden, es kommt halt immer auf die Vorgeschichte darauf an.

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» fantastique » Beiträge: 576 » Talkpoints: -8,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Meiner Meinung nach kann man nur jemanden hassen, der einem auch sehr wichtig ist. Wenn mir jemand, der mir gleichgültig ist, etwa böses tut, trifft es mich erstmal nicht so hart als wenn mir diese Person wichtig ist. Und zweitens rege ich mich vielleicht anfangs darüber auf, aber irgendwann ist es mir egal. Für mich ist Hass ein genauso starkes Gefühl wie Liebe und auch eine Art Liebe, nur eben die hässliche Liebe.

Deswegen denke ich, dass man gerade Eltern sehr oft hassen kann. Jede andere Person (Freunde, Partner) wird man irgendwann nicht mehr lieben, d.h. sie wird egal und man hasst sie nicht mehr. Aber die Liebe zu den Eltern ist irgendwie ein Grundbedürfnis und hört eben sehr oft nie im Leben auf, d.h. man kann seine Eltern (oder andere Verwandte) natürlich auch sein Leben lang hassen.

Eine Freundin von mir z.B. hasst ihre Mutter. Ich kenne sie seit Jahren und habe früher immer nur gesagt, sie soll nicht so schlecht über sie reden. Irgendwann haben wir mal genauer über dasThema geredet und es kam raus, dass ihre Mutter sie ihre ganze Kindheit über immer benachteiligt hat gegenüber den Brüdern. Sie wurde nie von der Mutter umarmt oder irgendwie wert geschätzt. Im Gegenteil hat sie Mutter sie immer nur runter gemacht.
Meine Freundin sagte, dass sie ihr ganzes Leben darum kämpft, dass ihre Mutter sie liebt, aber sie tut es nicht (bzw. zeigt es ihr zumindest nicht). Und dafür hasst sie sie. Dieser Hass ist also verzweifelte Liebe.

Und ich glaube, das ist der Hass gegen Eltern meistens. Es gibt leider viele Eltern, die ihren Kindern ihr angeborenes Recht auf die Liebe der Eltern verweigern - mal schlimmer, wenn zum Beispiel Kinder misshandelt werden; manchmal weniger schlimm, wenn man dem Kind einfach keine Unterstützung gibt und sei es, wenn man im Zweifelsfall zum geschiedenen Mann anstatt zur Tochter hält. Der Hass gegenüber den Eltern ist dann einfach Verzweiflung, Wut und Enttäuschung darüber, dass die eigene Liebe nicht erwidert wird. Und das kann ich oft sehr gut verstehen.

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» Studia » Beiträge: 1182 » Talkpoints: 2,44 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also meiner Meinung nach kommt es ganz drauf an. Erstens auf das Alter von einem selbst und dann auch noch warum man sie hassen könnte. Ich glaube wirklich hassen kann man Eltern nur dann wenn sexuelle Übergriffe erfolgt sind.

Früher ( Pubertät) hab ich auch immer gedacht und gesagt wie sehr ich meinen Vater hasse. Aber mittlerweile, denke ich eher - was für ein armes Würstchen! Er ist mittlerweile ganz allein, im Suff, ohne Geld, ohne Freunde. Nach 15 Jahren Rückblick denke ich eher, schade, das es nicht anders gelaufen ist für alle.

Ich habe für mich das Fazit gezogen, dass ich soetwas nie meiner Tochter antun würde und bevor mein Freund dies tun würde, würde ich mich trennen und es nicht "übersehen". Also Hassen tue ich definitiv nicht, gleichgültigkeit wäre eher treffend. Fremde könnten mir näher stehen :lol:

» Joky1980 » Beiträge: 11 » Talkpoints: 0,04 »


Ich empfinde meinen Eltern gar nicht gegenüber. Ist das Hass? Ist Hass eigentlich heiß (aktives Hassen, dauerhafte Wut, Rachegedanken) oder eiskalt (kein Interesse mehr, Gleichgültigkeit)? Ich weiß nicht, ob ich meine Eltern hasse. Ich möchte nicht zu weit ausholen, aber sie haben mich über all die Jahre sehr schlecht behandelt, misshandelt kann man schon sagen, und irgendwann war es mir zu viel und ich bin gegangen.

In der Anfangszeit habe ich auch ein wenig gezögert und war mir nicht sicher, ob das die richtige Entscheidung war, und habe fast Mitleid gehabt, dass sie nun allein sind, weil ich schon denke, dass ihnen nun etwas fehlt (und sei es nur jemand, den sie den gesamten Tag anschreien und dem sie Vorwürfe machen können), aber andererseits.

Haben sie es anders verdient? Soll ich mich weiter quälen lassen, nur, damit sie sich gut fühlen? Sicher nicht. Und somit sind sie mir ja doch irgendwie egal, weil es mir nicht so wichtig ist, wie es ihnen geht. Nicht mehr, jedenfalls.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich vertrete die Meinung, dass es man nie wirklich sagen kann, dass man seine Eltern hasst. Es sind immerhin die allerersten Personen von denen man Liebe erfährt und sie werden, egal was auch passiert, immer deine Eltern bleiben. Daran kann niemand etwas ändern. Ich denke gegen Menschen, die man von Geburt an kennt und die auch einen großen Teil dazu beigetragen haben, dass man so ist wie man ist, kann man keinen Hass empfinden.

Natürlich gibt es Situationen, in denen man sich nicht einig ist und man sagt, man hasse seine Eltern, Selbst wenn ein Streit mehrere Jahre anhält, denke ich, dass im Inneren immer noch die Kind-Elternbeziehung vorhanden bleibt.
Ich denke, somit nicht, dass es möglich ist, seine Eltern wirklich kompromisslos zu hassen.

» CJ_Hamma » Beiträge: 49 » Talkpoints: 0,12 »


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