Bauernhaus kaufen - ist ein Gutachter notwendig?

vom 14.11.2008, 23:40 Uhr

Wir wollen uns alle zusammen ein altes Bauernhaus kaufen und wenn es geht eines dass auch ein wenig Land drum herum hat. Aber wir sind uns nicht sicher was den Preis angeht, denn da gibt es schon sehr große Unterschiede.

Ausserdem sehen viele Häuser so aus als wenn man sehr viel Geld reinstecken müsste für die Renovierung. Wäre es besser wenn wir uns einen Gutachter mitnehmen würden damit wir auch wirklich einen guten Kauf machen oder reicht es wenn man ein gutes Gefühl dabei hat?

» Nutzri » Beiträge: 10 » Talkpoints: 0,00 »



Hallo!

Ich denke, dass in einem solchen Fall, wo es wirklich um alte Gebäude geht ein Gutachter nciht verkehrt ist. Auf das Gefühl würde ich mich bei der Bausubstanz nicht verlassen. Denn Schimmel oder Schwamm sieht man als Laie nicht. Das kann nur ein wirklich erfahrener Mensch sehen und erahnen und auch Tests machen und diese auch in Auftrag geben.

Ein Gutachter sieht auch besser, ob Balken noch in Ordnung sind oder die Decke und das Dach und so weiter. Ich persönlich würde lieber einen Gutachter mitnehmen. Der muss aber auch bezahlt werden, wenn ihr das Haus aufgrund des Gutachtens nicht nehmen solltet oder aus einem andren Grund ihr euch gegen das Bauernhaus entscheidet.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ist nicht böse gemeint, Nutzri, aber es ist mir ein Rätsel warum sich Leute ohne Fachwissen einfach zutrauen enorme Mengen an Geld auszugeben. Hast du Ahnung von Architektur, kennst du die üblichen Preise der Region für Land? Kannst du die rechtlichen Feinheiten abschätzen?

Nehmen wir zum Beispiel mich. Ich verstehe nichts von Autos. Interessiert mich nicht die Bohne. Sagt mir einfach nichts. Ich komme auch gut ohne Autos aus. Aber wenn ich mir jetzt ein Auto kaufen würde, und ich würde es mir etwas kosten lassen wollen, sollte ich das Auto auswählen weil mir die Lackierung gefällt? Oder weil ich ein gutes Gefühl habe? Oder wäre es nicht geschickter, wenn ich zumindest aus dem Bekanntenkreis eine Person mitnehmen würde die mir sagen kann ob die Öllache unter dem Motor für mich nun gut oder schlecht ist. Die abschätzen kann ob 750'000 km viel oder wenig ist (ich habe keine Ahnung, ist das für einen Motor viel?).

Zurück zum Bauernhaus. Erkennst du von Käfer befallene Balken? Die kann man erkennen, wenn man mit einem Hobel oder mit einem Kratzer einmal über den Balken geht. Fall befallen sieht man die Löcher. Oder weisst du was ein echter Hausschwamm ist? Oder ist das für die ein bisschen Schimmel im Keller? Bei einem echten Hausschwamm kannst du das ganze befallene Material plus einen Meter abreissen. Mauern, Balken, alles! Das kann dann plötzlich die Statik etwas beeinflussen. Und erkennst du den Zustand von Installationen wie Wasser und Abwasser? Kannst du den Zustand einer Heizung erkennen?

Nochmals, es ist nicht böse gemeint, aber zehn- bis hundertausende von Euros auszugeben ohne zumindest einigermassen etwas von der Sache zu verstehen halte ich für grob fahrlässig. Daher empfehle ich dir dringend eine Fachperson beizuziehen. Das kostet dich zwar etwas, aber wenn du diese Kosten mit den Gesamtkosten und dem Risiko in Bezug setzt, dann ist es mit Sicherheit ein Schnäppchen!

» thisnamewasfree » Beiträge: 1102 » Talkpoints: 2,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo Nutzri,

mein Vorredner hat ja schon klar Stellung bezogen, aber eines möchte ich noch hinzufügen:

Seit Mitte 2008 gibt es den Energieausweis, das bedeutet kurz gesagt, dass Du als Käufer eines "gebrauchten" Hauses einen Ausweis über die Energiewerte entweder erstellen oder erstellt bekommen musst. Manche Hausverkäufer haben selbst einen solchen Energieausweis erstellen lassen, andere nicht. In letzterem Fall musst Du Dich selbst darum kümmern. So ein Energiesparausweis kostet zwischen 100 und 400 Euro und gibt Auskunft über die Energiewerte des Hauses. Du als Käufer bist verpflichtet, das Haus innerhalb einer gewissen Frist an die heute geltenden energetischen Standards anzupassen, was wiederum eine finanzielle Investition bedeutet, die für den Laien überhaupt nicht einschätzbar ist.

Schon aus diesem Grund würde ich einen Fachmann mitnehmen und bestenfalls schon bei der Besichtigung darauf achten, dass bereits ein Energieausweis existiert, den nicht Du extra noch erstellen lassen musst, sodass Du Dir diese Kosten schon einmal sparen kannst. Der Fachmann sollte dann einen Blick auf diesen Ausweis werfen und Dir sagen, mit welchen Kosten Du für die energetische Sanierung etwa rechnen musst.

Dann kann ich Dir noch sagen, dass Bauernhäuser zwar in der Anschaffung meist günstig, in der Versicherung aber recht teuer sind. Ein Kollege, der Architekt ist, hat mir das so erklärt: Bauernhäuser verfügen in der Regel über eine Scheune, die an das Haus angebaut ist. Das bedeutet, dass eine sehr große Fläche (Wohnhaus plus Scheune) gedeckt ist. Im Falle eines Sturms können wesentlich größere Flächen abgedeckt werden als bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus, und diese Mehrflächen werden entsprechend höherpreisig in die Gebäudeversicherung einkalkuliert.

Es gibt also außerhalb der Anschaffung eines solchen Hauses auch noch immense weitere Kosten, die man erst einmal gar nicht im Kopf hat. Sprich am besten vor der weiteren Planung mit einem Architekten und lass Dich über die Pros und Contras eines Bauernhauskaufs aufklären. Erst dann würde ich die weiteren Schritte unternehmen.

LG,
moin!

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Hallöchen,

ich wäre auch mit so einem "Hauskauf" vorsichtig, denn wir hatten so einen Hauskauf auch einmal vor. Wir hatten ein schönes älteres Häuschen gefunden für einen sehr sehr günstigen Preis, jedoch kamen uns dann genau diese Zweifel auf. Auch u.a. wegen des Energiepasses.

Wir hatten auch jemand, der genau von solchen Häusern sehr viel Ahnung hatte, der sich das Haus auch hätte genauer angeschaut, jedoch haben wir uns dagegen entschieden, denn es hätte im nachhinein sehr viel gekostet, eben u.a. wegen des neuen Energiestandarts.

Ich würde, wenn man wirklich den Traum eines solchen Hauses hat, wirklich zuvor die Kosten eines Gutachters nicht scheuen und sämtliche Hebel in Bewegung setzen, sodass man keinen Fehlkauf begeht, denn wenn es um so eine hohe Summe geht, sollte man kein Risiko eingehen, gerade wenn man von solchen Häusern null Ahnung hat. Das Bauchgefühl täuscht da "eher" als der Gutachter und so kann man sich am Ende sicher gehen, etwas gekauft zu haben, das keine "Baustelle" ist, die "abreißen" bedeutet.

lieben Gruß,
SybeX

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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