Schülerstreik in Hessen

vom 12.11.2008, 13:50 Uhr

Heute durften die Hessischen Schüler streiken, meine Frage an Euch, haltet ihr es für sinnvoll das Schüler streiken oder nicht?

Meiner Meinung nach ist es sehr sinnvoll, da auch Schüler, genau wie zum Beispiel die Bahn oder die Telekom, ein Recht auf Streik haben um dem Lehrkörper ihre Vorstellungen und Anregungen näher zu bringen. Und ein Streik bringt meistens Vorteile für beiden Seiten, so wurde bei der Bahn ja eine Lohnerhöhung herausgehandelt die für beide Seiten annehmbar waren.

Aber jetzt zu Euch, vielleicht sind ja von Euch noch selbst welche Schüler die hier gerne Ihre Meinung zum Thema Schülerstreik loswerden möchten.

» NazC4 » Beiträge: 23 » Talkpoints: 1,19 »



Der Erfolg eines Streiks hängt (meiner Meinung nach) wesentlich vom medialen Echo das es auslöst (oder eben auch nicht).

Wir haben in Düsseldorf gegen die Studiengebühren im Juni diesen Jahres demonstriert und obwohl sich ca. 3000 Studenten eingefunden haben, wurde der Aktion keinerlei Bedeutung beigemessen, da es keine Resonanz in den Medien fand.

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» Disconnected » Beiträge: 13 » Talkpoints: 0,06 »


Grundsätzlich sind Streiks ein legitimes Mittel zur Durchsetzung von Forderungen und deswegen sollte dieses Recht auch jedem eingeräumt werden. Allerdings sollte man bei Schüler da etwas kritischer hinterfragen, ob es gerade Sinn macht zu streiken, da es ja doch schon eine andere Altersstruktur ist, als in Betrieben oder an Universitäten.

Vor allem in jüngeren Klassen kann ich mich gut vorstellen, dass für diese leicht der Eindruck entstehen kann, wenn einem etwas nicht passt, dass man dann einfach nicht zur Schule geht. Wenn dies aber von reifen Schüler in die Hand genommen wird und es um elementare Dinge geht, wie Schulgebühren oder vielleicht eine sehr schlechte Lehre an der Schule, Diskriminierungen oder solche Sachen, dann sollten auch Schüler das Recht haben, darauf mit einem Streik aufmerksam zu machen, wenn Gespräche mit der Schulleitung oder dem Kultusministerium nichts mehr bringen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich denke auch, dass ein Streik in diesem Sinne mehr verursacht, als eine Bitte oder einen Brief an die zuständige Behörde. Der Sinn eines Streikes ist es Aufmerksamkeit zu bekommen, um dadurch auf Fehler aufmerksam zu machen und sicher klappt das am Besten, wenn sich das Fernsehen oder andere Medien einschalten und darüber berichten, denn dann bekommen die Bürger Bundesweit von der Sache mit und die Behörde hat natürlich noch mehr Druck zu handeln.

Meiner Meinung nach sind die Forderungen auch völlig gerecht und dadurch auch der Streik gerechtfertigt, denn das verkürzte Abitur bringt einfach zu viel Druck für manche Schüler, die ohnehin schon in extrem großen Klassen sitzen und fast keine individuelle Hilfe beziehen können, weil es an Lehrern mangelt.

Ich persönlich hätte im Moment nicht das Bedürfnis zu streiken, weil meine Lernverhältnisse eigentlich sehr gut sind, aber wenn sie sich verschlechtern würden, dann wäre ein Streik eine gute Alternative für mich.

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» .daviD » Beiträge: 1221 » Talkpoints: 5,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde das wirklich beeindruckend. Euch ist sicher aufgefallen, dass die Generation der momentan 14 bis 30 Jährigen alles andere als politisch aktiv oder auch sonst irgendwie anderweitig engagiert ist. Ich habe beispielsweise mit einigen Mitstudenten gesprochen die vorher an anderen FHs, Unis waren und die haben mir berichtet dass nirgendwo die Situation wesentlich besser war als bei uns und auch am Gymnasium habe ich das selbe beobachten können.

Die Fachschaften bekommen oft nichteinmal genug Leute aufgestellt um richtige Wahlen notwendig zu machen. Neulich war eine Ideenrunde an unserer Hochschule um darüber zu beraten was mit den Studiengebühren geschehen soll, quasi wofür das viele Geld ausgegeben werden sollte. Resonanz: 35 von 4000 Studenten.

Dann muss ich ganz ehrlich sagen: Hut ab, wenn Schüler auf die Straße gehen um ihre Gedanken Medienpräsenz zu verleihen. Genau so muss man mit den Missständen im Bildungssystem umgehen.

Das Abitur in Baden Würtemberg wird als einer der besten Schulabschlüsse Deutschlands angesehen gemeinsam mit dem in Bayern anderen. Aber ich muss ehrlich sagen, dass selbst ich als "Nicht-Lehrer" eine Menge an Missständen festgestellt habe. Wie soll es funktionieren, Bildung nicht auf der Strecke zu lassen wenn zugunsten von nebensächlichen Kompetenzen Wissen, Kompetenzen im Umgang mit Texten, logisches Verständnis nicht ausreichend gefördert werden.

Wir haben während der Oberstufe extrem viel Zeit für Gruppenarbeiten vergeudet. Was soll es denn bringen Aufgaben in einer Gruppe zu bearbeiten, die ein einzelner bei straffem Arbeitstempo alleine lösen kann, wobei die ganze Organisationsarbeit und die Zeit zum zusammentragen der Ergebnisse bald schon die Hälfte der Arbeitszeit verschlingt. Natürlich ist Gruppenarbeit wichtig, aber so wie ich es beschrieben habe nützt das keinem. Viel Sinnvoller wären richtige Gruppenprojekte über längere Zeiträume mit richtigen Aufgaben und richtigen Ergebnissen zu fördern. Projektwochen wären ein Stichwort. So könnte man diese Softskills geziehlt fördern und trotz der verlorenen Woche noch einen großen Teil der Zeit einsparen und für guten und effektiven Unterricht.

Genau so wird mit Kompetenzen umgegangen die für künftige Erwachsene unerlässlich sind, jedoch nicht direkt im Lehrplan stehen. Kaum eine Schule geht auf den Umgang mit Computern und dem vernünftigen Umgang mit Internet, Textverarbeitung, Sicherheit am Computer oder Datenschutz ausreichend ein. Dabei sind das die Fähigkeiten die in Zukunft jeder mitbringen muss und die auch einen uneinholbaren Vorsprung versprechen. Oder beim Thema Datenschutz den Privatmenschen vor unliebsamen Überraschungen, Unternehmen vor Milliardenverlusten schützen können.

All diese Dinge werden im Schulsystem gar nicht bis wenig berücksichtigt, da man es für wichtiger hält Lernplakate erstellen zu lassen, deren Nutzen ich für maßlos überbewertet halte.

Liebe Schüler, ich bin positiv überrascht, dass ihr Missstände erkannt habt und wirklich und wahrhaftig darauf reagiert haben. Herzlichen Dank an jeden der mitgeholfen hat das zu realisieren. Vielleicht ist ja wirklich noch etwas zu retten. Auch wenn vielleicht der ein oder andere eher einen Schulfreien Tag vor Augen hatte, als den Streikgrund. Wobei das ja wohl hoffentlich die Ausnahme gewesen sein dürfte.

» listen_and_talk » Beiträge: 204 » Talkpoints: 0,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich persönlich finde es gut, dass Schüler das recht haben zu streiken. Da können die Schüler ihrer Schule endlich mal die Meinung sagen. Und wenn eine Schule schon streikt, dann sollte sich der Schuldirektor mal ein paar Gedanken machen warum die das tun.

An unserer Schule zum Beispiel gibt es eine Cafeteria. Diese Cafeteria wird allerdings nicht von der Schule selbst geführt sondern von einem anderen Unternehmen. Die Preise in dieser Cafeteria sind unglaublich! Dort kostet ein belegtes Brötchen 1,20€. Dort kostet quasi alles doppelt so viel wie normal.

Ca. 2km weiter gibt es eine Bäckerei und einen Metzger , dort kann man sich so ein belegtes Brötchen für 0,60€ kaufen. Dies finde ich schon ein wenig Unverschämt. Der Betrieb hat sich also nur bei der Schule angesiedelt um hohen Profit zu machen , und nicht um uns Schüler zu versorgen. Gegen solche Sachen sollte der Schuldirektor etwas tun, Entweder die Preise senken oder den Betrieb raus schmeißen. Früher gab es bei uns eine Schulinterne Cafeteria. Dort hat alles nur 0,10€ mehr als normal gekostet, das war ja noch einigermaßen akzeptabel.

Punkt 2 - Unterrichtsqualität: Es ist wie folgt: An unserer Schule gibt es ca. 10 verschiedene Lehrer. Knapp 80% von denen sind gute Lehrer, die den Kindern Unterrichtsstoff gut vermitteln können. Aber es sind auch einige dabei, die den Unterrichtsstoff einfach nur "ablesen". Sie versuchen den Schülern etwas beizubringen, haben allerdings nicht die richtigen Mittel dazu.

Allerdings liegt es nicht immer an den Lehrern, natürlich. Das waren schon einmal 2 Punkte wegen den man Streiken könnte. Deshalb ist ein Streik vollkommen berechtigt.

» KillaMarci » Beiträge: 14 » Talkpoints: 4,18 »


Ich bin Schülersprecher, zusammen mit noch 3 Mädels. Wir haben auch sehr lange und intensiv darüber diskutiert, ob so ein Streik denn wirklich sinnvoll ist und ob wir in Baden-Württemberg mit machen wollen, denn soweit ich weiß, war der auch in Baden-Württemberg. Auch habe ich noch mit anderen Schülern darüber geredet und wir sind zu folgendem Schluss gekommen.

Wir machten nicht mit bei dem Streik, da ich ihn nicht für gut halte und er wirklich ein wenig zu klein angelegt war und es kompliziert war dort mit zu machen. Es ist nun einmal leider so, dass 90% der Schüler sich nicht wirklich dafür interessieren, wie es mit der Bildung in Deutschland steht und würden das nur dazu nutzen um nicht in den Unterricht zu müssen. Das ist leider so und ich denke auch jetzt bei diesem Streik wusste ein sehr großer teil nicht wieso dieser überhaupt statt findet und wofür gestreikt wird.

Das ganze kann einige Steine ins Rollen bringen, auf jeden Fall. Ich denke aber, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, als einfach mal zu streiken. Das ganze scheint, wie wenn man sich das in Italien ab geschaut hätte, weil dort auch die Schüler gestreikt haben, allerdings etwas radikaler und auch wegen anderen Sachen. Das sich hier aber nur sehr wenige Jugendlichen dafür interessieren wäre es doch auch einmal sinnvoll das zu fördern und hierfür Referenten oder ähnliches einzuladen.

Aber wie gesagt ich glaube schon, dass es manchen Politikern die Augen öffnen kann und zeigt, wie die Jugendlichen wirklich über die schreckliche Bildungspolitik in Deutschland denkt und das sie eine Veränderung wollen und zwar alle.

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» weeedy » Beiträge: 818 » Talkpoints: -3,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich bin selbst noch eine Schülerin aus der neunten Klasse und habe mitbekommen, das ein Schülerstreik stattfindet. Allerdings mit Gründen, die mich eh nicht wirklich beeinflussen.

Es ging um die G8 Abschaffung, also dass die Schüler 9 Jahre Zeit haben und nicht in acht Jahren den ganzen Stoff durchnehmen müssen. Darüber hinaus ging es auch noch gegen ein verkürztes Abitur, dass ebenfalls den Schülern nach verlängert werden soll, um Hetzerei und Stress im Schuljahr zu vermeiden.

Aus unserer Klasse fehlten zehn Leute, die alle auf dem Schülerstreik waren. Ich finde das unlogisch, weil wir an unserer Schule das G8-System eh schon abgeschafft haben. Und Abitur betrifft und erst in einem Jahr oder später. Bestimmt haben die Schüler alle nur gefehlt, da sie nicht in die Schule gehen wollte. Aber wenn man schon auf so einem Schülerstreik anwesend ist, sollte die auch einen Grund haben und nicht nur, da man keine Lust auf den Unterricht in der Klasse hat. Und außerdem müssen die Schüler jetzt den Stoff nachholen, von daher war das kein riesiger Vorteil.

» miri78910 » Beiträge: 172 » Talkpoints: 3,49 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Schon interessant, dass die Schüler das G8-Abitur abschaffen wollen, obwohl sie als Studenten später alle darüber meckern, dass die Ausbildung in Deutschland viel zu lang sei.

Ich wäre als Schüler damals froh gewesen, wenn ich mein Abitur nach 12 statt nach 13 Jahren hätte schreiben können. Zum einen muss ich mittlerweile sagen, dass ich wohl nie wieder so viel Freizeit haben werde wie als Schüler, es zeitlich also überhaupt kein Problem gewesen wäre jeden Tag 1-2 Stunden dran zu hängen und zum anderen sieht man es als Student/Erwachsener aus einer ganz anderen Perspektive.

Sicher habe ich mich früher gefreut, dass ich viel unternehmen konnte und nahezu jeden Nachmittag frei hatte, da fand ich es schon schlimm, dass ich Mittwochs 8 Stunden hatte, aber heute sehe ich eben das Jahresgehalt, dass ich dadurch verliere. Je nachdem was man macht, können das auch schon mal 25.000 Euro netto oder mehr sein, die man nun einfach weniger verdient in seinem Leben.

Und einige andere Beiträge hier von Schüler zeigen auch, wie sehr ich doch mit meinen Zweifel am Schülerstreik richtig lag. Das Beispiel mit den zu teurer belegten Brötchen ist ja da genau das, was ich mir dachte. So was ist nun wahrlich kein Grund zu streiken. Wenn es zu teuer ist, dann kann man den Laden einfach boykottieren und sein Brötchen selbst mitbringen oder woanders kaufen. Aber deswegen streiken? Ein Streik stellt das äußerste Mittel dar um wichtige Forderungen durchzusetzen, so wie es die Schüler bei der G8-Problematik gemacht haben, aber doch nicht wegen belegten Brötchen.

Man kann ja später auch nicht streiken, weil man mal kein Mittagessen bekommen hat, obwohl einem eine Mittagspause zusteht oder weil der Imbiss in der Nähe deiner Arbeitsstelle 10 Cent mehr verlangt als irgendein anderer.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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