Alles Onkel und Tante! Oder was?

vom 04.11.2008, 10:41 Uhr

In dieser Woche war ich mal wieder sehr überrascht. Es geht darum wie kleinere Kinder Erwachsene anreden sollten. Für mich war schon nach der Geburt meines Sohnes klar, dass dieser nur wenige Onkel und Tanten haben wird, nämlich die durch Blutsverwandtschaft, dann noch Paten und ganz wenige Freunde, die auch so etwas wie ehrenamtliche Paten sind.

Viele meiner Freunde hielten und halten das genauso. Meinen Eltern und dem Vater des Kindes dies beizubringen ist immer noch schwierig. In den jüngeren Gruppen des Kindergartens werden die Gruppenerzieherinnen noch heute mit Tante angeredet. Nun gut, damit kann ich umgehen, man kann ja nicht alles und jeden ändern :wink:

Nun habe ich durch Zufall mitbekommen, dass einige Eltern in Gegenwart ihrer Kinder (die genauso alt sind wie mein Sohn - 5 bzw. sogar 6 Jahre) von anderen Erwachsenen als Onkel XY oder Tante YZ reden. Und das nicht nur bei einer Person, sondern bei allen erwachsenen Personen. Eine Angewohnheit, die mir die Haare zu Berge stehen lässt. Denn bei mir sind das entweder Herr XY oder Frau YZ; manch Einer (wie unsere Azubis) möchte lieber mit Vornamen angesprochen werden.

Da frage ich mich dann schon: Sehe ich das zu eng? Wann sollten denn fremde Erwachsene nicht mehr Onkel und Tante sein? Wird es nicht auch schwierig solch eingefahrene Schienen zu verlassen?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kenne auch viele Kinder bei denen alle Erwachsene Onkel und Tanten sind. Mein Kollegin hatte letztens ihre Kleine mit auf Arbeit, die ist etwas über ein Jahr alt. Da hieß es dann auch "Schau mal, da ist noch eine Tante". Ich hab auch Einspruch erhoben und gesagt, dass ich keine Tante bin, sondern einen Namen habe.

Aber ich glaube, diese Angewohnheit ist sehr verbreitet und ich befürchte, als mein Kind klein war, habe ich auch dazu geneigt. Wobei sich das dann mit der Zeit auch verliert. Es betrifft meiner Meinung nach eher die ganz Kleinen, für die alle Tanten und Onkel sind. Liegt natürlich an den Eltern, aber auch an der Allgemeinheit, die alle so bezeichnet.

Wirklich ein Problem habe ich damit nicht. Solange die Kids nicht mit 10 auch noch alle Fremden oder auch Bekannte mit Tante oder Onkel anreden geht es eigentlich. Irgendwann lernen sie ja, dass man mit einer Tante oder einem Onkel verwand ist und das nunmal nicht auf jeden zutrifft.

Vielleicht klingt es auch einfach hübscher und weicher, wenn man nicht Herr oder Frau sagt und man macht es deshalb. Man neigt ja dazu mit kleinen Kindern in einer verniedlichten Sprache zu reden.

» ChaosXXX » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Für meine Kinder waren fremde Personen niemals "Onkel und Tante", sondern wurden/werden entweder mit ihrem Vornamen angesprochen oder eben gesiezt, was meine beiden Kinder sehr früh korrekt konnten. Ich habe im Zweifelsfall eben "Der Herr, die Dame, der Mann, die Frau" gesagt. Denn ich wollte nie, dass meine Töchter einem Onkel einen Kuss geben, den sie nicht kennen, oder plump vertraulich mit anderen Erwachsenen umgehen müssen.

Dies ist ein sehr wichtiger Faktor bei der Prävention sexuellen Missbrauchs! Denn die Bezeichnung Onkel oder Tante suggiert dem Kind in fragwürdiger Weise eine Vertrautheit, die es überhaupt nicht empfindet vermutlich und die aber nahelegt, diese als Onkel und Tanten bezeichneten Personen stünden ihm irgendwie näher. Kein Onkel und keine Tante wird meine Kinder küssen oder von ihnen geküsst oder dergleichen. Wichtig, wenn Kinder sich selbst schützen wollen, ist auch ein innerer Abstand zu Personen, die ihnen möglicherweise Schaden zufügen wollen. Denn ein Onkelchen, der schmust, klingt ganz anders als ein Mann, der dem Kind den Po anfasst! Unwohl fühlen wird sich das Kind in beiden Fällen, aber den 2. kann es wahrscheinlich viel klarer beschreiben.

Ich hatte als Kind nur einen Nenn-Onkel und eine Nenn-Tante, die so alt waren, dass eine andere Bezeichnung die beiden vermutlich schwer beleidigt hätte. Aber davon wußten meine Eltern und haben ansonsten, genau wie ich, darauf geachtet, dass niemand eine vermeintliche Nähe aufbauen konnte durch diese Onkel-Nennerei. Meine wirklichen Onkel habe ich nie Onkel genannt, denn bei uns war seit jeher das ansprechen mit den Vornamen üblich. Meine Kinder nennen auch nur die Omas Oma, alle anderen Verwandten werden bei den Vornamen genannt.

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» Karen 1 » Beiträge: 1344 » Talkpoints: 0,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Oh Gott, ich dachte diese Unsitte ist mit meiner Generation ausgestorben. Schon ich habe es als absurd angesehen, und meine Eltern zum Glück auch, zu jedem Erwachsenen Tante oder Onkel zu sagen. Wir hatten zwar auch einige ältere Nachbarn, die das korrekter fanden, aber da haben wir dann eben auch ganz artig Herr und Frau gesagt.

Also ich sehe es genau wie du, enge Verwandte, und Paten, so sie nicht direkt zur Familie gehören, werden mit Onkel oder Tante betitelt, alles andere wurde und wird mit Nachnamen oder wenn sie sehr vertraut sind mit dem Vornamen angesprochen. Diese Unsitte mit dem Tante und Onkel, bringt einen doch total durcheinander. Weil man oft garnicht weiß, welcher Onkel denn nun gemeint ist, gerade, wenn die Kinder sich den Namen nicht gemerkt haben. Aus Spaß haben wir wohl mal gesagt: guck dir die Tante da mal an , aber nie dem Kind beigebracht, dass es fremde erwachsene so ansprechen soll.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Karen 1 hat geschrieben:Denn ich wollte nie, dass meine Töchter einem Onkel einen Kuss geben, den sie nicht kennen, oder plump vertraulich mit anderen Erwachsenen umgehen müssen.

Dies ist ein sehr wichtiger Faktor bei der Prävention sexuellen Missbrauchs!

Genau so sehe ich das auch, allerdings wurde mir oft genug gesagt, dass ich gerade den Punkt "Sexuellen Missbrauch" nicht so überbewerten sollte und im Sinne des positiven Denkens gar nicht erst daran denken sollte, meinem Kind könne so etwas zustoßen :think: Als ob sich so etwas vermeiden ließe, wenn man gar keinen Gedanken daran verschwendet.

Was mir auch noch aufgefallen ist beim Lesen der Antworten. Es ist auch irgendwie eine Frage der Höflichkeit, und Kinder die schon von klein auf nicht mit Tante und Onkel um sich werfen und Erwachsene sogar siezen gelten meiner Beobachtung nach irgendwie als wohl erzogener. Auch wenn das nicht unbedingt zutrifft.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


JotJot hat geschrieben:Genau so sehe ich das auch, allerdings wurde mir oft genug gesagt, dass ich gerade den Punkt "Sexuellen Missbrauch" nicht so überbewerten sollte und im Sinne des positiven Denkens gar nicht erst daran denken sollte, meinem Kind könne so etwas zustoßen :think: Als ob sich so etwas vermeiden ließe, wenn man gar keinen Gedanken daran verschwendet.

Das ist bezeichnend für das Lebensgefühl mancher Menschen, gerne auch von denen, die ihr "Wissen" darüber aus einschlägigen Romanen oder RTL-Verfilmungen haben. Die anderen, also die, die entweder betroffen sind oder sich vernünftig damit auseinander gesetzt haben, stimmen mir da weitgehend zu. Eine Tat wird keinesfalls weniger wahrscheinlich, wenn man ihre Möglichkeit in Betracht zieht. In diesem Fall heißt da ja konkret, dass ich meinem Kind korrekte Umgangsformen beibringe und das Kind sie ebenauch einfordern kann, weil es plumpe Annäherungen schwieriger macht. Damit geht dem Kind nichts verloren, Urvertrauen kann es trotzdem gerne und viel haben.

Die Wahrscheinlichkeit eines Missbrauchs ist eben in der Verwandt- und Bekanntschaft sehr viel höher als durch einen wildfremden Menschen. Die gleichen Leute, die Dir sagen, Du sollst nicht so übertreiben, schlagen nämlich die Hände über dem Kopf zusammen, wenn Du Dein Kind alleine im Dunkeln irgendwo hin gehen läßt - fragt sich nur, warum eigentlich? Statistisch ist die Gefahr geringer.

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» Karen 1 » Beiträge: 1344 » Talkpoints: 0,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hallo!

Ich finde es schlimm, wenn man Kindern beibringt fremde Leute als Onkel oder Tante zu bezeichnen. Ich habe mich auch dagegen gewehrt, wenn zum Beispiel an der supermarktkasse eine ältere Frau stand , die in den Kinderwagen schaute und sagte "Lach doch mal die Tante an" Ich habe dann gesagt, dass sie nicht die Tante meines Kindes ist. Wenn jemand fremdes vor meinen Kindern stand, die ich nur flüchtig kannte, dann war das für meine Kinder genauso wie für mich Frau xy der Herr XY.

Meine Freundinnen haben meine Kinder gedutzt und mit Vornamen angeredet und nur wirkliche Tanten und Onkels waren auch Tanten und Onkel. Andere Leute haben meines erachtens nicht das Privileg Onkel oder Tante genannt zu werden. Auch im Kindergarten waren die Erzieher nicht Onkel oderTante. Es waren entweder Frau Z. oder eben auch mit Vornamen.

In der Schule müssen die Kinder sich auch an die richtige Anrede gewöhnen und das haben meine Kinder auch schon früh gemacht. Sie wußten auch, dass man, wenn man mit "Frau" oder "Herr" ansprach, dass man dann auch das "Sie" sagt und beim Vornamen kann man "Du" sagen. Manchmal haben sie sich vertan, aber das fand ich nciht so schlimm. Wenn aber Nachbarn oder Versicherungsleute zu Besuch kamen und der Besuch hat dann gesagt "Komm mal nach Onkel...." oder so, hjabe ich mich absolut dagegen gewehrt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich hab auch nur die Blutsverwandten als Tante und Onkel angesprochen, die Freunde meiner Eltern waren halt XY ohne Tante und Onkel davor. Ich finde das ist auch das richtige, zumal ja das Wort auch eine Familienbindung darstellt, und auch wenn die beste Freundin und der beste Freunde vllt. irgendwie zur Familie gehört weil man auch schon ewig befreundet ist, ist es immer noch kein verwandtschaftliches Verhältnis.

Ich werde das auch bei meinen Kindern so halten und hoffe das sich meine Freunde auch daran halte. Für die Töchter und Söhne von meinen Freundinnen bin ich auch einfach die XY :)

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ja da muss ich dir recht geben. Ich wurde auch so erzogen, alle Leute die älter als ich waren (also schon min 10 Jahre) Onkel und Tante zu nennen, wobei wir das dann immer mit dem Vornamen kombiniert haben.

Einerseits denke ich, hat das auch Vorteile, denn dadurch wird einem auch gleichzeitig Respekt vor älteren Leuten beigebracht. Und dieses hat sich bis heute gehalten, obwohl ich längst nicht mehr Onkel und Tante sage (höchstens noch zu meinen wirklichen Onkels und Tanten). Mag sein, dass es andere Methoden gibt, seinem Kind Respekt gegenüber älteren Leuten beizubringen, aber diese Methode hat auf jeden Fall bei uns geholfen.

Aber ich denke ich werde es meinen Kindern (wenn es irgendwann mal soweit ist) auch nicht angewöhnen. Muss mir da wohl auch was anderes einfallen lassen. :-) Ich finde generell, dass es heutzutage ein Problem ist, dass Kinder respektlos mit älteren Leuten umgehen, was ich überhaupt nicht gutheiße...

» asuckau » Beiträge: 279 » Talkpoints: -0,89 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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