Könnt ihr Euch vorstellen autark zu leben?

vom 04.11.2008, 07:30 Uhr

1999 bin ich mit meinen Eltern auf eine Art Biobauernhof gezogen, mein Vater wurde dort angestellt und Bedingung war in die vorhandene Dienstwohnung zu ziehen. Vor uns war dort ein Ehepaar angestellt welches vorhatte sich auf dem Hof einen Garten anzulegen sowie Kleintierhaltung zu betreiben um am Ende autark zu leben. Einfach unabhängig von Supermärkten und Einkaufsstress.

Eingefallen ist mir das wieder, weil mein Mann und ich überlegen uns im nächsten Frühjahr einen Garten zuzulegen. Mein Mann meinte dann ich könnte ja allerhand selber anbauen und so bräuchte man es dann nicht kaufen und sich über die schlechte Qualität ärgern. Wir haben in letzter Zeit sehr schlechte Erfahrungen mit Kartoffeln gemacht.

Nun haben ich mir mal darüber Gedanken gemacht und mir viel dieses Ehepaar ein und nun frage ich mich kann man mit Hilfe eines Gartens annähernd autark leben? Kann man übers Jahr soviel anbauen und ernten, konservieren oder einfrieren, dass man über den Winter kommt? Man bräuchte bestimmt noch einen Bauern des Vertrauens wo man Biofleisch und so bekommt. Ist es den Zeitaufwand wert? Ich kann es mir kaum vorstellen, sicher ein Garten mir ein bisschen Obst und Gemüse aber eigentlich würde ich in dem Garten ganz gerne entspannen wollen und mich nicht um den Verstand schindern weil ich autark leben möchte.

Könnt ihr Euch das vorstellen nur noch vom eigenen Anbau zu leben? Ich bin mir sicher, dass ich dafür zu bequem wäre und lieber schnell in den Supermarkt fahre und mich einmal mehr über schlechte Kartoffeln ärger.

lieben Gruß
stance

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» stance » Beiträge: 1775 » Talkpoints: -0,31 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo,
nein, ich könnte es mir nicht vorstellen. Klar kann man einiges sparen, wenn man Gemüse und Kartoffeln im Garten hat. Aber ich würde nicht Enten und Kühe halten, damit ich sie dann selber schlachten muss oder so. Und mein ehemaliger Nachbar dachte auch er könnte viel anbauen und dann den Winter über davon leben. Im Oktober musste er doch wieder Gemüse haben, weil seine grosse Tiefkühltruhe schon leer war. Also sich etwas zum Leben dazu zu wirtschaften finde ich gut und ist eine gute Mölichkeit zum sparen, aber komplett auf den Supermarkt zu verzichten geht nicht. Denn man braucht ja auch GEwürze und andere Zutaten zum kochen.

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» Softeis » Beiträge: 2587 » Talkpoints: 5,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Hallo stance,

das ist eine interessante Frage. Vorstellen könnte ich mir das schon schon. Aber zwischen der Vorstellung und der Umsetzung liegen in einem solchen Fall wohl wahre Welten.

Witzigerweise hatte ich vor einigen Monaten erst mit meinem Vater ein Gespräch über dieses Thema, wobei er mich vollkommen überrascht hat. Er hat mir erzählt, dass er sich tatsächlich mal intensiver mit der Thematik auseinandergesetzt hat. Das ging allerdings einen Schritt weiter. Wir haben darüber gesprochen wie und ob es machbar wäre, in völliger Unabhängigkeit von der Gesellschaft zu leben - als reine Selbstversorger.

Also nicht nur als einzelnes Ehepaar auf einem Hof, sondern als größere Gemeinschaft. Mein Vater meinte sogar, er hätte irgendwo noch ein Buch über das Thema, in dem erklärt wird, wie man an eine solche Sache herangehen könnte. Darin ist wohl auch beschrieben wie man zum Beispiel selbst Käse herstellen kann und dergleichen.

Wir haben ein bißchen herumgesponnen, sind aber letzten Endes da hängen geblieben, dass man wohl doch nicht ganz ohne Geld auskommen würde. Wir sind mal vom Idealfall ausgegangen - also dass wir in dieser Gemeinschaft ein überschaubares, aber breitgefächertes Spektrum verschiedener Berufe vereint hätten. Aber spätestens, wenn es dann um die medizinische Versorgung geht, würde man auf ein Problem stoßen. Selbst wenn man einen Arzt in der Gemeinschaft hat, bräuchte man doch Geld für Medikamente. Nun könnte man natürlich überlegen, dass man Hofverkäufe veranstaltet (zum Beispiel selbst hergestellten Käse verkaufen, wenn man das schon kann), um so an Einnahmen zu kommen.

Ganz so drastisch hast Du Dir das wahrscheinlich nicht vorgestellt, aber so könnte das aussehen, wenn man mal einen Schritt weiterdenkt.

Vorstellen könnte ich mir das schon. Ich denke, je schnelllebiger und hektischer unsere Umwelt wird, umso stärker wird das Bedürfnis nach Einfachheit, danach, wieder zu den Ursprüngen zurückzukehren.

Ich glaube schon, dass das durchführbar ist. Es gibt ja auch heute noch Gemeinschaften, die auf eine solche Weise leben - wie zum Beispiel die Amischen in den USA. Die haben allerdings eine längere Tradition. So komplett auszusteigen, und das Leben wie wir es gewohnt sind hinter sich zu lassen, ist sicher nicht ganz so einfach. Es ist eine schöne, wildromantische Vorstellung, aber die Realität sieht wahrscheinlich doch etwas anders aus - und vor allem viel arbeitsintensiver.

Wenn ich das entsprechende Grundstück hätte - so wie es bei euch offenbar der Fall ist - könnte ich mir schon vorstellen, das bis zu einem gewissen Punkt durchzuziehen. Also nicht vollständig autark, aber immerhin ein Stück weit.

» Insan1ty » Beiträge: 294 » Talkpoints: 20,07 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Was Du beschreibst erinnert mich sehr an den Film "The village - das Dorf" dort lebt auch eine Gemeinschaft in ihrer eigenen kleinen Welt, autark und vollkommen unabhängig. Die ganze Zeit denkt man der Film spielt auch zu dieser Zeit bis ein Mann aus dem Dorf ausbricht und am Ende des Waldes welchen sie nie betreten durften auf unsere jetztige Welt triff. Die Gemeinschaft hat sich in der heutigen Zeit ihre eigene autak lebende Gemeinschaft aufgebaut und es hat wohl funktioniert bis zu dem Punkt wo einer mehr wissen wollte.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass so ein Projekt realisierbar wäre denn irgendwann würde die Gemeinschaft von Reportern oder sonst wem besucht werden, ich glaube nicht, dass man da jemals seine Ruhe hätte, es sei denn es würde geheim gehalten werden was nicht funktionieren würde. Auch gut zu sehen in dem Film "the Beach".

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» stance » Beiträge: 1775 » Talkpoints: -0,31 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Das hier angesprochene Buch ist vermutlich Das neue Buch vom Leben auf dem Lande, da gab es einen VOrgänger, der sehr berühmt geworden ist - und den ich träumer hier auch noch im Regal stehen habe.

Alles in allem ist eine völlige Autarkie nicht möglich oder doch nur sehr schwer erreichbar, aber ansatzweise ist es sicher eine gute und finanziell reizvolle Sache. Allerdings kann DIr jeder Kleinbauer oder Bauer etwas über die Zeit erzählen, die man dafür braucht, und das geht wohl kaum, wenn man noch am Anfang Geld verdienen muss. Und auch später werden gewisse Waren immer einfacher zu beschaffen sein durch Kauf. Aber ich stelle es mir, weil ich es als Kind auch noch kenne, doch toll vor, das selbstgeerntete Gemüse zu essen und zu genießen. Gartenarbeit aknn auch durchaus ein sehr bereicherndes Hobby sein. Allerdings eben vermutlich in Maßen - in Massen ist es eine verflixte Schinderei, was jeder weiß, der schon mal bei36°C 25 Johannisbeerbüsche ernten durfte!

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» Karen 1 » Beiträge: 1344 » Talkpoints: 0,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Vorstellen kann man sich ja vieles. Und früher war es zu DDR-Zeiten üblich gewesen, dass man sich größtenteils selbst versorgt. Wir hatten damals ein großes Grundstück zur Verfügung. Dort hatte man die Möglichkeit, dass viele Kleintiere Platz hatten. Wir haben dann Kaninchen gehalten und eine Zucht betrieben. Dazu gab es eine Menge Hühner und Gänse sowie auch Enten und Tauben. Hinter dem Haus gab es dann auch genügend Feld, um Kartoffeln, Karotten, Erdbeeren und vieles mehr anzubauen. Eine reine Selbstversorgung war dennoch schwierig und ich kann mich daran erinnern, dass wir auch Milch gekauft hatten und andere Dinge, die es nicht auf unserem Hof gegeben hatte.

Trotz aller Vorzüge der Selbstversorgung würde ich sicher diese Belastung nicht aushalten, obwohl dies eine schöne Vorstellung ist, sich selbst zu versorgen. Ob so etwas heute überhaupt noch möglich ist? Sicher ist es auch sehr kostenintensiv, alle Tiere mit Futter zu versorgen. Könnte ich mir vorstellen. Oder gibt es hier jemanden, der so "selbständig" von sich selbst leben kann? Wäre sehr interessant, einmal näher zu erfahren, ob es heute sich überhaupt finanziell rechnet, als Selbstversorger sein Leben zu bestreiten.

» ps-mieze » Beiträge: 457 » Talkpoints: 0,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke es lohnt sich finanziell nur bedingt. Ich habe jetzt zum Beispiel gerade eine ganze Menge Äpfel geschenkt bekommen von Leuten, die eine riesige Streuobstwiese haben und dort überhaupt nichts machen ausser ein oder zwei mal im Sommer das Gras zu schneiden und im Herbst eben das Obst zu ernten. Das lohnt sich natürlich und man kann so eine Menge Geld sparen, aber wenn man jetzt zum Beispiel mal an Erdbeeren denkt - da muss man jedes Jahr neue Setzlinge kaufen und regelmässig danach schauen damit die Erdbeeren nicht den Schnecken und Vögeln zum Opfer fallen. Meine Eltern hatten jahrelang Erdbeeren im Garten und haben es jetzt aufgegeben, weil es billiger und stressfreier ist die Erdbeeren bei einem Bauern in der Nähe selber pflücken zu gehen.

Ausserdem würde mir bei dieser Art der Ernährung im Winter die frischen Lebensmittel fehlen. Im Sommer und Herbst stelle ich es mir schön vor, wenn man einfach in den Garten gehen kann und ganz frisches Obst oder Gemüse holen kann, aber die wenigsten Sachen kann man lange lagern. Das heisst, man würde dann im Winter fast ausschliesslich von eingefrorenem oder eingemachten Sachen leben müssen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Das erste was mir zu dieser Frage einfällt: mein Gott klingt das idyllisch. Alles selbst herstellen, saftige Wiesen mit ein zwei Kühen besitzen, einen wundervollen Garten mit allerlei Kräutern, Gemüse- und Obstsorten zu haben, Hühner für Eier und gegebenenfalls Fleisch zu halten. Das ist der romantische Blick. Klingt sehr verlockend und unglaublich gesund :lol:

Kehre ich dann in die Realität zurück muss ich sagen: es ist vermutlich extrem viel Arbeit und lohnt sich kaum. Der Aufwand, um so viel herzustellen um damit den Winter zu überbrücken, um eine Familie zu ernähren, um einen gewissen Lebensstandard zu sichern, wäre viel zu hoch. Zudem müsste Futter für die Tiere hergstellt werden, was noch eine zusätzliche Belastung in Form von landwirtschaftlichen Arbeiten bedeuten würde.

Auch die Frage, wie man dann an Weizenprodukte kommt (Semmeln, Brot, etc.) ist nicht unwichtig. Man wüsste Weizen anbauen, die Körner nach dem Ernten mahlen. Wer hat solche Geräätschaften schon zu Hause.

Vollkommen autark zu leben bedeutet auch, Kleidung und Hygieneartikel selbst herzustellen. Aber wer kann heutzutage noch Seife selbst herstellen, wer will Schafe scheren und daraus Pullover und Co stricken? Denn wirklich autark leben, heißt ja auch unabhängig von der Modeindustrie zu sein.

Ich glaube wenn man den Faden mal bis zum Ende durchspinnt, muss man feststellen dass man lieber abhängig von Wirtschaft und Co ist, anstatt sein Leben der ununterbrochenen Arbeit zu widmen. Denn das wäre notwendig um tatsächlich frei von all diesen "Luxuseinrichtungen" zu sein.


Die vorstellung der Autarkie klingt verlockend, realistisch gesehen ist es in meinen Augen unmöglich.

» steffi11191 » Beiträge: 1275 » Talkpoints: -2,88 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hallo zusammen,

ich stelle es mir äußerst mühsam vor, wenn man versuchen würde, autark zu leben, nur von dem was man selbst anbaut und was der Garten bzw. die Tiere so hergeben. Vermutlich würde man von morgens bis abends nur schuften und wäre entweder mit der Pflege der Beete, der Ernte der Früchte, Einkochen etc. beschäftig. Oder, sofern man Tiere hält, mit melken, Milch verarbeiten Käse produzieren, Tiere füttern, Stall ausmisten etc.

Nein, ich kann es mir nicht wirklich vorstellen. Es wäre bestimmt ein Knochenjob, Freizeit wäre Mangelware und Zeit, um die ländliche Idylle zu genießen wäre auch nicht vorhanden. Die Vorstellung ist schön, aber es ist eben nur eine Vorstellung, die Wirklichkeit sieht anders aus. Zudem wäre grade ich nicht fähig, mich nur von heimischem Gemüse, Obst usw. zu ernähren, mir würden die Süßigkeiten fehlen und das ein oder andere exotische Obst. Also ganz klar, für mich wäre das nichts.

Nichts desto trotz kann ich mir gut vorstellen (bzw. träume ich davon), einen großen Garten zu haben mit vielen Obstbäumen und auch ein mittelgroßes Gemüsebeet mit Kartoffeln und was sich sonst noch gut anbauen läßt, irgendwann zu haben. Am besten noch einen großen alten Walnussbaum, so dass man zumindest in der Hinsicht etwas unabhängig ist und im Sommer Obst aus dem eigenen Garten zur Verfügung hat.

Den Gedanken, autark zu leben, haben aber noch mehrere Menschen. Eine Freundin von mir zieht gerade aufs Land in ein recht kleines Dorf. Dort hat sie zusammen mit ihrem Mann ein altes Bauernhaus gekauft mit allem Drum und Dran, also Scheune, Milchküche, Hühnerstall und Schweinestall. Das Gefhört soll nach und nach wieder bewohnbar gemacht werden, ihr schwebt auch vor, Hühner zu halten und zwei Milchschafe, damit sie ihren eigenen Käse produzieren kann. Eine Weide ist beim Haus mit dabei, die Ställe ließen sich nutzen. Weiterhin möchte sie auch eigenes Gemüse anbauen und sich früher oder später dann in der Form selbständig machen, dass sie von zu Hause aus arbeiten kann. Einige alte Obstbäume hat sie im Garten, zwei Apfelbäume, die andern konnten wir noch nicht zuordnen. Ich bin mal gespannt, in wieweit sie ihre Träume vom zumindest teilweise unabhängigen Leben verwirklichen kann.

Viele Grüße von
wölfchen

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» wölfchen » Beiträge: 2280 » Talkpoints: 13,46 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Hallo, schon wie Steffi sagte, bedeutet ein autarkes Leben, dass man sich KOMPLETT selbst versorgen kann, also ist ein Gärtchen nur dafür da, sich ggf. in einem kleinen Bereich selbst zu versorgen, was man aber niemals autark nennen kann.

Der Gedanke, sich selber zu versorgen und damit vielleicht auch Geld zu sparen, ist schon ein Gedanke, der mir gefallen würde. Aber dann müsste jede Familie sich einen großen Hof bauen und dort dann auch für sich und den Rest der Sippschaft genug anbauen, einlagern, etc. Das ist noch recht utopisch.

Vielleicht kann man mit der Gentechnik irgendwann Pflanzen entwickeln, die schnell nachwachsen, im kältesten Winter, wie im heißesten Sommer. Dann kann man sich diese Pflanzen kaufen und sich vielleicht autark ernähren. Dazu noch ein paar Baumwollpflänzchen, ne Strickmaschine und ne Menge mehr.

Es gibt bestimmt Menschen, die sich komplett autark versorgen können, aber in unserer Gesellschaft könnten dass nicht alle. Versuchen könntet ihr das, aber dann müsstet ihr wirklich alles selber herstellen!

Wenn ihr es versucht: Viel Erfolg!

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» DocMichi » Beiträge: 667 » Talkpoints: 3,51 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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