Konsumgesellschaft - JA oder NEIN?

vom 31.10.2008, 00:28 Uhr

Ich möchte mit dem Thema mal eine kleine Diskussion ins Leben rufen. Angeregt zur dieser Diskussion wurde ich durch folgendes Thema: Verkauft ihr Sachen um euch neue Sachen zu gönnen?.

Findet ihr euch in der Konsumgesellschaft wieder? Geht ihr verschwenderisch mit Sachen um?

Ich finde wir sind eine extreme Konsumgesellschaft, betrachtet man mal den einfachen Aspekt, das wir für total unnütze Sachen unser Geld aus dem Fenster werfen, z.B. als Jugendlicher kauft man sich eine Zeitschrift nur, weil man das Poster darin haben will. Oder man kauft sich eine Spielekonsole, spielt damit 2 Monate und dann verstaubt diese. Genauso ist es auch mit anderen Sachen. Lebensmittel sind auch ein gutes Beispiel, Leute werfen Lebensmittel raus, nur weil sie schon einen Tag abgelaufen sind, die meisten Produkte kann dennoch genießen. Es geht noch extremer, manche schmeißen, z.B. Käse, etc. weg, obwohl dieser noch haltbar ist, aber schon ein paar Tage offen war.

Ich finde mich in diesen Beispielen wieder, ich habe zum Beispiel eine Spielekonsole zu Hause, ich habe mir diese geholt, weil ich mir gedacht habe, holst du dir mal die Konsole, dann kannst du ab und zu mal zocken. Am Anfang habe ich diese auch noch öfters benutzt, aber jetzt benutze ich diese vielleicht einmal im Monat, wenn nicht sogar weniger. Auch das Beispiel Lebensmittel trifft bei mir zu, Produkte die abgelaufen sind, aber trotzdem noch gut sein könnten, werden weggeschmissen.

Wenn man überlegt, das andere Menschen, nicht nur in anderen Ländern, wie es immer heißt, sondern auch bei uns nichts haben. Diese können sich weder/kaum Kleidung, Essen, etc. leisten, geschweige eine Spielekonsole.

Fazit: Wir sind eine Konsumgesellschaft mit einer großen Kluft zwischen reich und arm.

» Judil » Beiträge: 21 » Talkpoints: 0,45 »



Ich kann mich dem nur anschließen! Wir alle leben in einer Wegwerf- und Konsumgesellschaft und sind uns dessen auch selten bewusst. Wir kaufen Dinge ein, welche teilweise unbenutzt im Mülleimer landen. Vieles an Lebensmittel wird weggeschmissen, weil man der Auffassung ist es sei ungenießbar obwohl dem nicht so ist.

Auch viele Gebrauchsgegenstände verlieren für uns schnell an Wert, auch wenn sie relativ teuer waren. Man benutzt sie seltener bis gar nicht mehr, bis die Artikel letztendlich im Mülleimer oder bei eBay landen.

Ich denke jeder kann das beeinflussen, wenn er nur etwas bewusster leben würde und bei einigen Dingen bezüglich Lebensmittel vorsichtiger einkaufen würde. Lebensmittel wie Obst und Gemüse landen in den meisten Haushalten in Unmengen im Mülleimer weil es so schnell verfault und die Zeit zum verzehren fehlt. Dennoch wird es gekauft weil es als notwendig betrachtet wird doch oft verfehlen wir die optimale Menge.

» DenSty » Beiträge: 230 » Talkpoints: -0,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Na klar, da stimme ich Dir absolut zu! Wir leben in einer totalen Konsum- und vor allem Wegwerfgesellschaft, wie DenSty schon angemerkt hat.

Zum Teil - vor allem was das tatsächliche Wegwerfen (insbesondere von Elektroartikeln) betrifft - liegt das aber gar nicht unbedingt an uns. Da sind wir dem Diktat führender Hersteller von Unterhaltungselektronik unterworfen. Diese Hersteller könnten Produkte auf den Markt bringen, die zwar nicht ewig, aber deutlich länger haltbar sind als wir es so gewohnt sind.

Nimm mal als Beispiel einen DVD-Player. Wenn meiner irgendwann kaputt geht, werde ich mir garantiert einen neuen kaufen. Früher hat man Fernseher und Videogeräte in die Reparatur gebracht. Das steht heute ja in keinem Verhältnis mehr zur Neuanschaffung, wenn ich - um bei meinem gewählten Beispiel zu bleiben - einen DVD-Player schon für knapp 30 Euro bekomme.

Auch was die Lebensmittel betrifft, hast Du völlig recht. Ich muss zugeben, dass ich selbst Lebensmittel wegwerfe, wenn diese abgelaufen sind. Irgendwie hab ich da auch eine kleine Macke. Mir ist durchaus bewusst, dass man einige Dinge auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatum noch genießen kann. Es heißt ja nicht umsonst MINDESThaltbarkeitsdatum. Das Problem ist lediglich, dass ich mir dann auch einbilde, es sei nicht mehr gut. Und wenn man einen solchen Gedanken schon im Hinterkopf hat, schmeckt es tatsächlich nicht mehr.

Lediglich bei Brot bin ich inzwischen der Ansicht, dass es durchaus richtig ist, dieses zu diesem Termin zu entsorgen. Denn wenn Brot schimmelt, sind das ja bereits die sichtbare Auswirkungen. Die giftigen Schimmelsporen sind bereits vorhanden bevor man den tatsächlichen Schimmel sieht. Aber das trifft eigentlich nur auf Gebäck zu, da dieses durch die luftige Struktur die Entwicklung und Ausbreitung von Schimmel begünstigt.

Ansonsten bin ich im Großen und Ganzen schon ein Mensch, der aufs Geld achtet und nicht blind konsumiert. Das liegt aber vor allem daran, dass ich Studentin bin, und nebenbei ziemlich viel arbeiten muss, um mir ein normales Leben zu finanzieren. Ich hab es einfach nicht so dicke. Die Überlegung "ich kaufe mir mal eben eine Konsole" verbietet sich da von selbst. Bevor ich eine Anschaffung tätige, die ins Geld geht, muss ich darauf lange hinarbeiten. Von daher überlege ich es mir dreimal, ob ich das Geld wirklich ausgebe. Und wenn ich es tue, dann ist es in der Regel für etwas, dass ich wirklich brauche bzw. wirklich haben möchte. Sicher habe ich mich auch schon mal vergriffen, aber ich denke schon die ganze Zeit darüber nach, und mir fällt einfach nichts ein.

Der Thread, auf den Du Dich beziehst, ist doch eigentlich ein ganz guter Ansatz. Nicht mehr Benötigtes verkaufen, um sich Dinge zu leisten, an denen im Moment das Herz hängt. Ich habe mir auch vorgenommen, demnächst einiges an hochwertiger und extravaganter Kleidung, die ich schon lange nicht mehr trage, bei einem großen Online-Auktionshaus zu verkaufen. Dann habe ich mir überlegt, dass es ja schön wäre, genau den erwirtschafteten Betrag zu nehmen, und damit auf Shoppingtour zu gehen und sich neu einzukleiden. Demnächst werde ich mal antesten, ob das lukrativ ist. Sollte das der Fall sein, kann ich mir vorstellen, das regelmäßig zu tun. Ist doch schön, öfter mal was neues zu haben, ohne großartig Kapital zu investieren, das vorher noch nicht drinsteckte... :-)

» Insan1ty » Beiträge: 294 » Talkpoints: 20,07 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Sind wir eine Konsumgesellschaft - eindeutig Ja! Aber Du hast den Titel etwas unglücklich gewählt. Das, was Du beschreibst, ist eher die Definition einer Wegwerfgesellschaft. Natürlich sind beide Gesellschaftsformen untrennbar miteinander verflochten, nur eine Konsumgesellschaft beschreibt eine Bevölkerungsgruppe, deren mehrheitliche Mitglieder in der Lage sind, sich jederzeit alle erdenklichen Dienstleistungen, Gebrauchs- und Verbrauchsgüter erwerben zu können.

Deine Thesen sind zweifelsfrei Richtig, wer etwas anderes behauptet, sollte nur mal unsere Müllberge und Recyclinganlagen besichtigen, was da Tag für Tag angeliefert wird, ist erschreckend. Es gibt findige Individualisten, die gezielt Schrottplätze, Wiederverwertungsanlagen und ähnliche Einrichtungen erkunden, um nach Gütern zu suchen, die entweder noch komplett funktionsfähig sind oder mit ein wenig handwerklichem und technischem Geschick wieder hergestellt und zum Verkauf angeboten werden können.

Die Frage ist, woher kommt diese Mentalität, alles Mögliche zu kaufen, gebrauchen, um es nach kurzer Zeit wieder zu entsorgen? Einerseits sind wir selber schuld, weil wir, aus irgendeinem, mir unbekanntem Grund, gar nicht mehr in der Lage zu sein scheinen, über unser Handeln nachzudenken. Da verhalten wir uns, anders kann ich das leider nicht ausdrücken, wie eine Herde wild gewordener Büffel. Sehe ich, will ich und rennen los, der Nachbar hat es, will ich auch und rennen los, meine Freunde haben das, will ich auch und rennen los. Ohne Sinn und Verstand, aber wer will schon behaupten, dass wir einen haben, angesichts dessen, was in unserer Gesellschaft vor sich geht. So gesehen ist das also gar kein Wunder, wie wir mit den Dingen umgehen.

Andererseits ist die Wirtschaft natürlich genau so schuld. Sie predigt uns ja ständig kaufen, kaufen, kaufen, damit die Wirtschaft wächst und es uns allen gut geht. Dabei gaukelt sie uns so lange viele lustige, bunte Bilder, Werbespots und plakative Aussagen vor, bis der Kunde eigentlich gar nicht mehr anders kann, als kaufen. Selbst wenn er pleite ist und sich die vielen schönen Sachen gar nicht leisten kann. Da mühen sich die meisten Menschen Tag ein Tag aus ab um Geld zu verdienen, damit sie Dinge kaufen, von denen die Hersteller behaupten, das brauchen wir, das ist eminent wichtig, ohne können wir nicht mehr leben. Und zu allem Überfluss werden neue Artikel, die wir im Grunde gar nicht benötigen, in immer kürzeren Abständen auf den Markt geworfen. Viele Menschen, die diesem Zeitgeist nicht mehr nachkommen, weil sie einfach zu wenig verdienen, enden dann zwangsläufig im Armenhaus.

Daher finde ich es auch vollkommen in Ordnung, wenn alte Sachen verkauft werden, nur um sich dem Konsumrausch hinzugeben. Denn zum Einen landet das Zeug nicht auf dem Müll und zum Anderen erwirbt vielleicht jemand etwas, was er sich als Neuware gar nicht leisten könnte.

Um jetzt aber noch auf Dein Fazit zu kommen, ist es da verwunderlich, dass dies unter anderen einer der Gründe ist, warum der Abstand zwischen Armen und Reichen immer größer wird und die Gruppe der Armen immer weiter wächst?

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» michellinmaennchen » Beiträge: 39 » Talkpoints: 0,15 »



Ich bin auch der Meinung das wir eine Konsumgesellschaft sind. Noch würde ich sagen. Deutschland ist vom hohen Roß schon abgestiegen und es wird uns sicherlich noch schlechter gehen. Muß es wohl auch noch. Da noch immer zuviel Geld da ist anscheinend. Gut uns geht es persönlich auch nicht schlecht. Auch wenn wir beide arbeiten. Trotzdem müssen wir auch mal auf was verzichten bzw. auch meine Kinder.

Das heißt im Klartext wenn die Kids im Fernsehen sehen das bei den Cornflakes eine CD drin ist wie im Moment sogar die "3 ?" dann wollen die das natürlich haben. Sowas kaufe ich wenn aber höchstens einmal im Jahr. Die würden auch die Heftchen haben wollen nur wegen einer DVD, einem Spielzeug. Selbst bei den Überraschungseiern wollen meine Kinder nur das Spielzeug. Von daher wenn ich sowas merke dann schränke ich als Mutter das sofort ein.

Meistens sage ich einfach es wäre zu teuer und sie sind zufrieden. Billig-Discount-Cornflakes sind oft genauso gut und ist mehr drin und auch noch billiger. Egal ob da kein Spielzeug drin ist. Ich denke das Spielzeug ist eh nur drin weil es sonst keiner mehr kaufen würde. Die hoffen halt einfach das besonders die Kinder drängeln. Mich lassen solche Lockangebote als Erwachsener kalt. Die Kinder sind die größten Opfer solcher Dinge.

Erst neulich habe ich mit meinem Mann über die Juniortüte von MC Donald geredet. Wir waren froh wenn ein Luftballon und ein Päckchen Gummibärchen drin war. Ein richtig gutes Spielzeug gab es damals noch nicht drin und ich waren trotzdem froh. Von solchen schönen Juniortüten hätten wir nur träumen können. Heutzutage hat ja jede Fastfood-Kette tolle Junior-Tüten.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Natürlich sind wir eine Konsumgesellschaft und man kann sich dem Konsum auch kaum verweigern. Ich bin zwar ein Mensch, der nicht einfach etwas wegwirft. Wenn ich etwas nicht mehr haben will schaue ich immer ob das jemand anders noch brauchen könnte oder ob man es vielleicht auch total zweckentfremdet weiterverwenden könnte, und bei Lebensmitteln habe ich das inzwischen auch so organisiert, das bei mir nur noch ganz ganz selten etwas schlecht wird - aber trotzdem kaufe ich genug Sachen die ich eigentlich nicht bräuchte. Ich könnte zum Beispiel mit 2 oder3 Paar Schuhen überleben und ich bräuchte eigentlich auch nur eine Jacke für den Winter und diverse Dekorationsgegenstände in meinem Haus erfüllen auch keinen anderen Zweck als gut auszusehen.

Und dass auch unsere Wirtschaft zum grossen Teil auf Konsum basiert sieht man im Moment mal wieder an der aktuellen Debatte um die Hilfen für die Autoindustrie. Es geht ja nicht darum, dass man Leuten helfen will ein Auto zu kaufen das sie dringend benötigen - mit den geplanten Steuersenkungen will man einen Anreiz schaffen damit Menschen ein neues Auto kaufen und mit diesem Kauf die Autoindustrie stützen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Das stimmt wirklich voll und ganz. Wir sind eine sehr intensive Konsumgesellschaft. Da man sich mit Geld so ziemlich alles kaufen kann, wird auch gekauft, was der Geldbeutel hergibt. Ich kenne ein Pärchen, die kaufen oft viel zu viel an Lebensmitteln und am Ende der Woche, wenn der neue Großeinkauf bevorsteht, werfen sie mit unter vieles weg, weil sie es einfach nicht gegessen haben. Andere hingen horten ihre Lebensmittel und Jahre später findet man diese Konserven oder ähnlich lange haltbares, was dann schon längst abgelaufen war und nicht mehr genießbar wäre. Manche sind auch im Kaufrausch bzw. haben den Zwang immer etwas zu kaufen, egal ob sie dies brauchen oder ob es ihnen passt. Meist liegt es dann im Schrank, oft noch mit dem Kaufetikett versehen und wird nie angezogen.

Wir versuchen oft nur das Nötigste zu kaufen. Alles andere, was wir nicht mehr benötigen, verkaufen wir entweder wieder oder verschenken es. Kleidung, die noch gut ist, aber wir nicht mehr anziehen bzw. nicht mehr reinpassen, spenden wir.

In unserer Gesellschaft habe ich auch schon bemerkt, dass, wenn ein technisches Gerät beispielsweise kaputt geht, ist die Reparatur oft teurer als eine Neuanschaffung. Ich beziehe mich hier einfach auf die Reparatur eines Druckes. Wenn man im Fachgeschäft dort einen günstigen Drucker kauft, kommt man billiger damit weg, als würde man den Alten zur Reparatur geben. Das ist wirklich ein trauriger Aspekt in dieser Verschwendungsgesellschaft.

Viele Menschen sind sich oft nicht bewusst, wie verschwendungssüchtig sie mit den Dingen umgehen, die sie umgeben. Dies resultiert aber auch aus dem Verhalten der Person, die sie in ihrem täglichen Umfeld erleben. Oft ist auch ein wenig die Werbung daran Schuld, die einem unterschwellig suggieren möchte, wie leicht es doch mit genügend Geld ist, Dinge zu kaufen, die man eigentlich gar nicht möchte. Es gibt richtige Marketingstrategien, die darauf abzielen, in das Kaufverhalten der Probanten einzugreifen. Besonders, wenn man mit Kindern einkaufen geht, bemerkt man erst oft da, dass viele "gefährliche" Konsumgüter genau in dem Bereich platziert sind, wo man am meisten warten muss. Nämlich im Kassenbereich. Dort gibt es meist noch kleine Stände mit viel zu teuren Süßigkeiten.

» ps-mieze » Beiträge: 457 » Talkpoints: 0,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Eindeutig leben wir in einer Konsumgesellschaft und dagegen können wir uns nicht einmal wehren, selbst, wenn wir es wollten. Wenn wir auf all diese unnützen Dinge, die wir ständig kaufen, verzichten würden, dann hätten wir ein riesen großes Arbeitslosenproblem. Noch viel schlimmer, als wir es jetzt schon haben. In Industrie und Verkaufs- und Handelsgewerbe sind so viele Leute tätig, all die oder die meisten würden auf der Straße sitzen, wenn wir uns auf das Nötigste beschränken würden. Das wäre fatal. Die Wirtschaft ist ein Kreislauf, in dem alles zusammenhängt und voneinander abhängig ist. In Ländern, die nichts zum Verkaufen bieten können, sieht es daher auch ziemlich mies aus. Das ist es, was arme Länder so arm macht. Wer nichts zu verkaufen hat, hat auch kein Geld, um sich selbst etwas zu kaufen und muss sehen, wo er bleibt.

An sich ist es daher auch nicht so schlimm, wenn wir weiterhin fleißig einkaufen. Ich finde nur die zunehmende Gier der Menschen schlimm und die entsteht unter anderem durch den immer größer werdenden Spalt zwischen arm und reich und durch die ganze Manipulation der Medien. Gerade wenn man sich mal anschaut, was hier los geht, wenn mal wieder ein Media Markt eröffnet oder ein Quelleversand geschlossen wird, dann werden Gier und Manipulation sehr deutlich. Die Leute gehen im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen, wenn sie das Wort "Angebot" hören. Die brauchen den ganzen Kram eigentlich gar nicht, aber trotzdem stellen sie sich mitten in der Nacht vor das neue Geschäft und schwingen dann bei Ladenöffnung ordentlich die Ellenbogen. Verletzte müssen da eben einfach in Kauf genommen werden! Wirtschaft ist der neue Krieg von heute. Was den einen freut, ist des anderen Leid.

Und natürlich das ganze Wegwerf-Problem bereitet mir nahezu Schmerzen. Um Arbeitsplätze zu erhalten, produzieren wir im Überfluss und dementsprechend wird auch im Überfluss gekauft, wenn es der Geldbeutel hergibt. Und da man einfach gar nicht so viel braucht, fliegt die Hälfte in den Müll. Natürlich passiert es jedem mal, dass mal etwas weggeworfen werden muss, aber es gibt ja Leute, wo das schon völlig normal ist! Klar kann ich eine Scheibe Käse nicht nach Afrika schicken, nur weil ich sie nicht schaffe - aber trotzdem hört hier für mich die Moral einfach auf. Schon bei uns in Deutschland ist Hunger ein Problem und ich will es einfach nicht einsehen, dass ein Supermarkt seine Nahrungsmittel lieber wegwirft, als sie unter denen, die es brauchen, zu verteilen! Ich will es auch nicht begreifen, dass sogar das Wühlen nach Nahrungsmitteln im Müll verboten ist, weil der Müll entweder noch dem Supermarkt oder schon der Abfuhr gehört. Wo bleibt denn hier die Moral, wo bleibt die Menschlichkeit?

Die sollte bereits bei der Scheibe Käse anfangen. Ich weiß nicht, aber ich kann das mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Ich kann nicht Dinge kaufen, die ich nicht brauche, um die einfach wegzuwerfen, während in diesem Moment in Afrika ein Mensch verhungert! Meine Freundin kommt jedesmal mit dem Spruch: "Soll ich's einpacken und nach Afrika schicken?" - ich könnte sie dafür ohrfeigen. Was sie heute nicht schafft, kann sie morgen essen und muss es nicht gleich wegwerfen, nur weil sie heute glaubt, dass sie morgen auf etwas anderes Appetit hat. Und so ein dummer Spruch zeigt ja bereits, wie wenig uns das hier interessiert, was anderswo los ist. Es ist uns schlichtweg egal. Und das ist das Bild einer Konsumgesellschaft.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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