Making of Bericht - der Film "Die Farbe"

vom 28.10.2008, 14:27 Uhr

So, wie schon vor einiger Zeit angedroht hier der nicht ganz so konventionelle Making-of Bericht unseres letzten Filmdrehs. Ich möchte im Vorfeld auch gleich darauf hinweisen, dass es ein Mix aus einem Tagebuch und einem konventionellen Making-of Bericht wird, da ich nicht immer und überall an den Vorgängen unmittelbar beteiligt gewesen bin. Als Produzent habe ich zwar in vielen Dingen meine Finger, aber eben nicht überall. Zuerst schauen wir einmal, um einen groben Überblick zu bekommen, was man zum Filme drehen eigentlich so alles braucht:

Zuerst einmal braucht man eine Kamera, ohne die geht freilich nix. In unserem Fall war das die Drake (abgeleitet von Drachenfeder-Kamera-Experiment). Die Drake ist ein Kamera Prototyp und in ihrer Art einzigartig. Ein findiger Kameramann, den unser Regisseur bereits von einem anderen Projekt kannte, hat diese in Eigenregie zusammen mit einem Elektronikspezialisten gebaut und programmiert. Im Herz der Kamera schlägt ein handelsüblicher kleiner Computer auf Linux Basis, was einem direkt am Set einige Möglichkeiten bietet, die man mit einer normalen Heimkamera nicht gerade hat wie jede Szene einzeln speichern mit Nummer des Takes, Kommentare zu den einzelnen Takes (war das Licht ok, Schauspiel gut oder schlecht etc…), jeden Take direkt nach der Aufnahme am Kontrollbildschirm ansehen und mit den bisherigen Takes vergleichen.

Als nächstes braucht man eine Crew. In der Regel schaut man dazu erst einmal bei den Leuten, die man von bisherigen Drehs bereits kennt und arbeitet dort die Telefonliste ab, ob derjenige zu diesem Zeitpunkt zufällig Zeit hat. Damit lässt sich in der Regel schonmal ein recht großes Team zusammstellen. Die restlichen freien Plätze werden über das Internet zusammengesucht bei Seiten wie Xing oder Crew United, wo sich ein großer Teil der Filmszene tummelt mit einer genauen Beschreibung bei welchen Projekten die Leute bisher mitgerabeitet haben und was sie dort genau gemacht haben. Somit ist es heute relativ leicht genau für sein persönliches Vorhaben die passenden Spezialisten zu finden.

Steht das Team, macht man sich nun daran die Schauspieler zu casten. In aller Regel findet das über Agenturen statt denen man sagt, für welche Rollen Darsteller gesucht werden, wie sie aussehen sollen und so weiter. Danach bekommt man von der Agentur für die jeweiligen Rollen mehrere Vorschläge in Form von Bildern und meist auch Videomaterial von bisherigen Projekten der Darsteller. Ein Casting wie früher gibt es eigentlich nicht mehr, wo man zum Vorsprechen hingehen muss, das läuft heute alles digital.

So, nun haben wir das Wichtigste mal zusammen. Jetzt geht es daran Drehorte zu finden. Hierbei geht man das Drehbuch erst einmal Schritt für Schritt durch und notiert sich die verschiedenen Locations die man dafür braucht. Danach kommt der fast schönste Teil bei einer Filmproduktion: Man setzt sich ins Auto und fährt einfach mal los. Wo man was Passendes sieht hält man an, macht ein paar Bilder, notiert sich wo das war und fährt weiter. Je nachdem wie speziell die Locations sein müssen ist das eine Arbeit von wenigen Tagen bis hin zu Wochen. Hat man alles zusammen geht es damit weiter, sich für jede in Frage kommende Location eine Drehgenehmigung zu besorgen. Eine Drehgenehmigung ist an sich nix Spektakuläres. Hierbei einigt man sich mit dem Gründstückseigner bzw. Hausbesitzer einfach darauf, dass man an dem Ort an jenem und welchem Tag drehen darf, hält das auf Papier fest und was wars eigentlich schon. Gelegentlich sind noch Mieten oder Kautionen zu entrichten, je nachdem wo man dreht. Der Bauer nebenan wird für seinen Acker wohl kaum Miete verlangen, während wir auch schon einmal einen halbes Schloss gemietet haben, wofür natürlich sowohl eine dicke Miete als auch eine saftige Kaution fällig waren.

Ist auch diese Hürde genommen, wird es Zeit sich eine Technikliste zu erstellen, in der vom Kran bis zur Wäscheklammer alles aufgelistet ist was man an Equipment braucht. Dabei kommt auch meistens die erste Ernüchterung, dass das Budget möglichweise etwas zu knapp sein könnte und man beginnt Sachen die nicht unbedingt sein müssen wieder zu streichen.

Zum Schluss wird die Logistik geplant und eine sogenannte Disposition erstellt. In einer Disposition ist bis ins Detail genau geplant welche Szene wann und wo gemacht wird, wie lange das dauern darf, wer wann am Set anwesend sein muss, wann es Essen gibt und wer wo schläft. Ohne das wäre kein reibungsloser und vor allem schneller Ablauf möglich. Jeder Drehtag kostet durch das gemietet Equipmet wirklich viel Geld, von daher ist es wichtig jeden Tag maximal auszunutzen.

Die tatsächlichen Vorgänge sind eine kleine Ecke komplexer und viele Arbeitsschritte überscheiden sich auch in der Planungsphase. Aber um einen kleinen Überblick zu bekommen, sollte die Mini-Einführung in die Vorgänge allemal reichen.

So, nun haben wir alles zusammen, ignorieren mal die ganzen kleinen Probleme die zwischendrin immer wieder auftauchen und gehen mal weiter zum Tag der Anreise.

0. Drehtag
Für die ersten geht es bereits früh morgens los. Vor allem die Beleuchter und Tontechniker müssen früh aus den Federn, da sie zuerst einmal zu Europcar müssen und den reservierten Sprinter abholen, danach geht es weiter zur Verleihfirma für die ganze Technik, dann werden die Lampen, Mikrofone, Stative und das ganze Zeug eingeladen.

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Da sich diese Prozedur in aller Regel ziemlich hinziehen kann, geht man danach erstmal was zu mittag essen, der restliche Tag wird noch lang. Andererorts sind mittlerweile auch schon alle auf den Beinen. Unsere Kostümdame sitzt schon seit 2 Stunden im Auto und holt in München in letzter Minute noch 2 Paar Schuhe, die im hiesigen Kostümverleih auf einmal dann doch nicht da waren, trotz telefonischer Absprache. Der Regisseur ist mit rappelvollem Auto auch schon auf der Autobahn und ich kämpfe noch zusammen mit unserem Koch die ganzen Requisiten und das Essen in meinen Skoda Fabia zu quetschen. Unglücklicherweise war ich für die Planung zuständig und konnte niemand dafür verantwortlich machen :lol:. Irgendwann war das Tetris spielen dann aber vorbei und wir konnten losfahren, nachdem wir ein paar nicht ganz so wichtige Dinge ausgemustert hatten (2 Wochen ohne meine Shisha, verdammter Mist!).

Nun überspringen wir mal ein paar langweilige Stunden der Autofahrt und gehen weiter zum späten Nachmittag: Der erste Drehort, der auch gleichzeitig eine Woche lang unsere Heimat sein sollte war das Freilichtmuseum in Wackershofen in der Nähe von Schwäbisch Hall. Hier sind viele alte Bauernhöfe aus den verschiedensten Epochen andererorts abgebaut und hier wieder aufgebaut worden. Die ideale Location für uns, zumal dort im Museum bereits viele andere Filmemacher vor uns gewesen sind für Produktionen wie "Margarete Steiff" (ARD) oder auch "Schiller" (ebenfalls ARD).

Zuerst einmal galt es den Museumsdirektor ausfindig zu machen, was aber gar nicht so leicht gewesen ist, da der gute Herr aus Überzeugung kein Handy hat und in seinem Büro wohl nur ist wenn es draußen stürmt und schneit. Nach fast einer Dreiviertelstunde des Suchens haben wir den (wirklich sehr netten) Herren dann aber finden können und ich konnte die Schlüssel für die Räumlichkeiten in Empfang nehmen.

Kaum beim Aufenthaltsraum angekommen, trudelten auch schon die ersten ein. Dass unser Regisseur so ziemlich zu den Letzten gehörte hat schon Tradition und wundert auch keinen mehr. Während die Autos ausgeladen wurden, habe ich mich dezent verdrückt (das darf ich als Produzent :lol:) und habe mir vom Museumsdirektor erstmal die Sanitären Einrichtungen und auch die ganzen Stromquellen zeigen lassen, nebst den Gebäuden, in denen wir drehen werden und was es da im Speziellen zu beachten gibt, damit die anderen Rabauken nix kaputt machen.

Wieder zurück waren die Autos weitgehendst entladen und wir machten uns auf zur allgemeinen Drehortbesichtigung, wo wir akribisch jeden einzelnen Drehort begutachtet habe, und der Regisseur mit dem restlichen Team vorab schon die meisten Szenen durchgesprochen hat, dabei gibt es meist auch die ersten angeregten Diskussionen, weil man genau an der Stelle beispielsweise nicht so ausleuchten kann, wie das sich der Regisseur vorgestellt hat. Dann gilt es zusammen schonmal einen groben Plan zu entwerfen für die Szenen. Meistens sind diese Diskussionen rein logistischer Natur, wo geklärt wird, welche Ausrüstung für diese Szene gebraucht wird. Man kann ja nicht immer alles mitschleppen. Nach rund zwei Stunden waren wir durch, mittlerweile war es früher Abend und die Crew hatte für den restlichen Abend dann auch frei und man konnte sich in gemütlicher Runde erstmal etwas besser kennenlernen. Gegen Mitternacht ging es dann in die Pension um fit zu sein für den ersten Drehtag.

1. Drehtag
Bevor wir anfangen wird erstmal ein Daumenbild gemacht, das hat Tradition :lol:

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Für die erste Szene, wollten unsere Beleuchter gleich in die Vollen gehen und einen sogenannten "Butterfly" aufbauen. Ein Butterfly ist ein großes Seidentuch (in unserem Fall 5x5m) welches mit zwei sehr großen Kurbelstativen auf Rädern (diese nennt man "Highroller") aufgerichtet wird. Durch solch eine Konstruktion bekommt man ein sehr weiches und vor allem schattenfreies Licht hin rein mit Tageslicht. Die Sonne scheint auf das Tuch und dieses verteilt es sehr gleichmäßig auf die gesamte Fläche.

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Kaum aufgebaut, setzte plötzlich Wind ein (es war ein strahlend blauer Sommertag, damit war wirklich nicht zu rechnen) und unser Butterfly mutierte zum Fallschirm, was uns den ersten Versicherungsschaden einbrachte ohne bisher überhaupt was gedreht zu haben.

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(die Stange hat wohlgemerkt einen Durchmesser von 7cm und ist ausgekurbelt rund 3,50m hoch)

Von solchen kleinen Rückschlägen lässt sich das motivierte Team aber nicht abschrecken und die Beleuchter tüfteln schnell einen Ersatzplan aus, welcher dann auch recht schnell realisiert wird mit sogenannten "Silberfischchen" was eigentlich nichts anderes ist wie die Alu-Beschichtung die man in den meisten Kühltruhen findet, ist zwar nicht ganz so edel, macht aber auch ein recht weiches Licht. Nur wird da das Licht eben nicht durchgeleitet, sondern reflektiert. Wenns nicht ganz so viel weiches Licht sein soll, nimmt man in der Regel simples Styropor als Reflektor, nur so am Rande.

Am späteren Nachmittag drohte entgegen aller Prognosen Regen aufzuziehen und wir beschlossen zur Sicherheit ein paar Innenszenen vorzuziehen, die eigentlich erst auf den nächsten Tag angedacht waren und hofften darauf, am nächsten Tag mehr Glück zu haben (was auch auch als richtige Entscheidung herausstellte). Mit unserem Darsteller war das auch kein Problem sich kurzfristig auf die neuen Szenen vorzubereiten, da er selbst noch recht jung und dynamisch war. Es gibt aber auch Darsteller die sehr empfindlich auf solche Änderungen reagieren, obwohl es sich manchmal einfach nicht vermeiden lässt.

Gerade bei Außendrehs ist man immer sehr wetterabhängig, von daher ist es wichtig für diese Tage einen Ersatzdrehplan zu haben, sollte das Wetter nicht mitspielen. Das bedeutet nicht, dass man nun auf einmal eine Szene komplett umschreibt, sondern nur, dass man die Szenen in einer anderen Reihenfolge abarbeitet (also bei Regen wie in diesem Fall eben mit den Innenszenen weitermacht).

Naja, auf jeden Fall musste dann draußen alles abgebaut, und drinnen wieder aufgebaut werden, was uns ca. eine Stunde in Verzug gebracht hat. Danach lief es aber reibungslos und wir konnten unser Soll für diesen Tag erfüllen.

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2. Drehtag
Petrus hatte wohl Mitleid mit uns und bescherte uns einen sonnenreichen Tag, damit wir die ausstehenden Außenszenen heute nachholen konnten. Hier kam auch zum ersten Mal unser Dolly zum Einsatz (= Schienensystem für die Kamera)

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Wozu das da ist, hat man bestimmt schon in hunderten Making-Of´s gesehen und bedarf denke ich keiner Erklärung. Gedreht wurden an diesem Tag eigentlich nur Szenen rund um einen Garten, wo sich zwei der Darsteller im späteren Film längere Zeit unterhalten werden und dafür einige Shots nötig sind. Da sparte uns einiges an Umbauarbeit und wir konnten richtig viel Material aufnehmen. Dadurch dass es nur zwei Darsteller über den ganzen Tag waren, flutschte es von der Regie her auch recht gut (umso mehr Leute im Bild sind, desto träger wird die Angelegenheit)

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Tja, arg viel Spannendes ist an dem Tag nicht passiert und was hinzudichten muss jetzt auch nicht sein, nur um es spannender zu machen.

3. Drehtag
An unserem dritten Drehtag waren wieder ausschließlich Innenszenen auf dem Tagesplan, wo unsere Dame von der Maske auch erstmals etwas mehr zu tun hatte als nur Puder aufzutragen(komm ich später noch zu). Im Bild unten ist einer unserer Beleuchter gerade dabei, ein klassisches weiches Licht für Innenräume aufzubauen. Dazu befestigt man auf einem Stativ eine Styroporplatte, richtet sie auf das Objekt das beleuchtet werden soll aus und strahlt wie in unserem Fall hier mit einer "1KW" dagegen. Die Beleuchtung wird meistens lediglich nach ihrer Leuchtstärke benannt, eine 1KW hat also 1000 Watt Lichtstärke, eine 2,5KW 2500 Watt und so weiter (das Stärkste was wir hatten war eine 8KW, das Ding war heller als die Sonne :lol:)

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Während das Lich aufgebaut wurde, hatte unsere Maskendame bereits alle Hände voll zu tun, einem unserer Darsteller die Hand etwas zu modifizieren, sie sollte alt und vertrocknet aussehen und später mit Schleim überzogen werden. Das mit dem Schleim wollte aber einfach nicht so recht klappen, sowohl Götterspeise als auch ein Mix aus Babyöl und allerei Dinge brachte einfach keinen schönen gruseligen Schleim hervor. In eine Dreiviertelstunde sollte es aber schon losgehen mit der Szene, es musse also nun schnellstmöglich eine Lösung auf den Tisch und ich habe mich dann der Sache angenommen, während der Darsteller schonmal soweit fertig geschminkt wurde.

Da wir nicht wirklich was Brauchbares direkt am Set hatten gab es eigentlich nur eine Option, runter zur Küche fahren, und schauen ob wir dort was "Schleimiges" finden. Nach kurzem Suchen kam dann auch die Idee: "Ähm, Benni (unser Koch). Haben wir Honig da?" Benni wohlwissend was ich vorhabe: "Jepp, aber nur 10g Portionen, davon allerdings jede Menge". "Tja, dann krempel mal die Ärmel hoch...^^". Der Plan ging auf, wir haben den Honig etwas mit Wasser verdünnt, Zucker hinzugegeben und aufgekocht bis er ganz leicht anfing zu karamelisieren. Mit dem noch heißen Topf zum Set gezischt und dem Darsteller erklärt, dass er in diese lauwarme Pampe nun seine Hand stecken dürfe. Ich weis nicht genau wie sich ein Mann bei der Geburt anhört, das Geräusch das er dabei von sich gab dürfte dem aber sicherlich recht nahe kommen. Als er dann die Hand aus dem Topf nahm, und es richtig schöne Fäden zog, so wie es sich für echten Horror-Schleim gehört, gab es erstmal einen Applaus für unsere "Kochkünste". Na wenn die wüssten was es morgen zu essen gibt...

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4. Drehtag
Heute wirds winterlich, zumindest entnehme ich das unserer Tagesdisposition. Während das Team ein paar kleinere Szenen dreht, habe ich mal wieder die Ehre des Super-Special-Jobs. Ich solls in nem Zimmer schneien lassen. Dafür habe ich schon einige Zeit vorher Theaterschnee besorgt, welcher jetzt erstmal seinen Feinschliff bekommt. Zuerst muss ich etwas Kohlepulver hinzugeben, damit der Schnee etwas gräulicher wird, sonst wird er nachher im Bild zu hell. Wenn ich gewusst hätte, dass ich danach 2 Stunden duschen darf um dem schwarzen Schmand wieder los zu werden, ich hätte es wohl trotzdem getan :lol:

Dann ging es an das Präparieren des Zimmers. Erst einmal den Sack auf den Boden schütten und schön fein verteilen. Wenn das Zeug nur nicht so unglaublich leicht wäre. Ein kleiner Nieser erzeugt sofort einen Schneesturm, und das bei 27°C und im geschlossenen Zimmer. Das Zeug ist zwar nicht giftig (der Schnee ist aus Kartoffelstärke, und auch das Kohlepulver ist jetzt nicht gerade eine tödliche Chemikalie). habe mich dann aber doch dazu entschlossen, während ich das das Zeug durch die Luft schleuder, lieber einen Atemschutz zu tragen, weil ich nicht wirklich Lust hatte die nächsten 4 Tage meine Taschentücher schwarz einzufärben. Manche Darsteller waren allerdings besorgt als sie das gesehen haben, und auch Erklärungen, dass da nix Giftiges verwendet wird, konnte nicht alle Zweifel aus der Welt schaffen. Gestorben ist aber keiner daran, soweit ich informiert bin.

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Beim eigentlichen Dreh mussten wir feststellen, dass die feinen Staubpartikel den Objektiven der Kamera nicht gerade gut tun und sich recht schnell ein hartnäckiger Staubfilm auf den Objektiven absetzte. An diesem Tag hatten wir mit Abstand den höchsten Verschleiß an Brillenputztüchern. Sonst lief aber eigentlich alles glatt, wenn da nicht das spätere Saubermachen gewesen wäre. Der Schnee hat sich in alle Ritzen gesetzt, und es dauerte wohl gefühlte 3 Stunden, ehe wir den Raum wieder auf einen museumsgleichen Zustand gebracht hatten (der Schnee flog beim Fegen natürlich noch besser durch die Luft als bei, Verteilen. Bedeutete also in Zeitlupe zu fegen, damit die schon sauberen Stellen nicht wieder beschneit werden)

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5. Drehtag
Wir dürfen wieder nach draußen an die frische Luft damit sich unsere Feinstaublungen nach dem gestrigen Tag etwas erholen können. Es stehen mehrere Szenen an einem neuen Gebäude an, was auch die Motivation etwas steigert. 4 Tage am gleichen Drehort macht irgendwann doch etwas depressiv. Wir sind zwar immer noch im Museum, diesmal aber etwas zentraler.

Klingt erstmal ganz toll, wenn da ab Mittag nicht ganze Herden von neugierigen Touristen durch das Set gestapft wären, die die Arbeiten immer wieder ein wenig verzögert haben (eine Bitte an alle die das lesen: Wenn ihr irgendwo mal bei einem Filmdreh vorbei kommt dürft ihr euch das gerne alles anschauen wenn ihr wollt. Haltet aber bitte Abstand zu den Leuten die da arbeiten damit ihr nicht im Weg steht und löchert auch nicht jeden mit Fragen. Und am wichtigsten: Wenn der Satz "Ruhe wir drehen!" fällt, dann gilt das für alle um Umkreis von 500 Metern bis ein "Danke!" folgt. Ruhe heist in dem Fall wirklich Ruhe, nicht reden, nicht laufen und auch nix aus der Hose kramen oder am Handy rumspielen. Wer einen Hund dabei hat oder kleine Kinder, möge doch vorher bitte erstmal nachfragen ob es gerade ok ist, ein Nein muss dann aber auch bitte respektiert werden.)

Bei den meisten Außeszenen kam unser Dolly zum Einsatz, was zwischen den einzelnen Szenen stets längere Umbauarbeiten erforderte, was uns im Zeitplan auch ziemlich nach hinten geworfen hat, da wir uns was den zeitlichen Umfang angeht etwas verschätzt hatten. So kam es, dass wir leider auf zwei Einstellungen verzichten mussten. Aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse konnten wir nur bis ca. 19:00h drehen, danach wäre es zu dunkel geworden. Dazu kam, dass das Gelände recht uneben war, was zum Teil abenteuerliche Konstruktionen erforderte, damit der Dolly auch gerade fahren kann.

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Zur späteren Stunde haben wir dann erstmal eine Stunde Pause gemacht, was gegessen und gewartet bis es Nacht wurde. Wir waren zwar bereits seit 6 Stunden am Drehen, der Drehplan sah aber auch noch einen Nachtdreh vor. Abends pünktlich um zehn konnte es dann weitergehen.

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Wie man sieht, hatten wir das Problem einen recht jungen Darsteller dabei zu haben, für den es zudem der erste Filmdreh überhaupt gewesen ist, da war die Bange schon recht groß, dass er in Anbetracht der späten Stunde recht schnell die Lust verliert und wir die Szene zu einem späteren Zeitpunkt tagsüber drehen müssen, was aber bei weitem keine so guten Bilder gebracht hätte (echte Nacht lässt sich nicht so einfach faken). Dazu kam auch das Problem mit dem Jungendschutz, dass er eigentlich maximal 4 Stunden pro Tag drehen darf und das auch nur bis 24:00h.

Der Kleine war aber sehr ehrgeizig und seine Mutter die dabei war, hat es ihm überlassen, wie lange er drehen möchte. Er hat sich dann dazu entschieden, dass er auf jeden Fall alle Szenen machen möchte, und wenn es bis zum nächsten Morgen dauert (das wollten wir alles gerne sehen). Um 02:00h waren wir dann mit allem fertig und der Kleine konnte ins Bett, womit wir zumindest die 4 Stunden Beschränkung eingehalten haben. Für die Crew war aber noch lange nicht Feierabend, die letzten sind wohl erst gegen 04:00h ins Bett gekommen, was in der Summe einen Drehtag von 16 Stunden machte. Das übliche Drehschlussbier entfiel in diesem Fall...

6. Drehtag
Aufgrund der Anstrengungen des Vortages, fiel der Drehplan für heute etwas sparsamer aus. Außer ein paar wenigen Einstellungen und ein paar Tonaufnahmen wurde nicht viel gemacht, wie unser Beleuchter Hannes hier eindrucksvoll demonstriert:

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Das war von vornerein aber auch so geplant, da wir wussten, dass dies einer der heftigsten Tage werden würde. Normalerweise kann man es sich nicht erlauben einen Tag lang einfach mal nichts zu tun. Was im Drehplan steht wird auch durchgezogen, und wenn man noch so müde ist.

7. Drehtag
Heute war für mich mal wieder Basteltag. Wir hatten bei einem Schreiner einen altmodischen Brunnen anfertigen lassen. Das Problem war nur, dass das Holz bisweilen noch nicht altmodisch aussah. Also habe ich meine Pinsel gespitzt und mich gleich morgens an die Arbeit gemacht, während die anderen natürlich andererorts weitergedreht haben. Wie der Dreh dort verlaufen ist kann ich nicht sagen, da es aber recht unspektakuläre Szenen mit Bauern auf einer Wiese gewesen sind, kann eigentlich nicht allzuviel schief gegangen sein.

Jedenfalls war ich schon früh morgens auf den Beinen, und habe den noch zerlegten Brunnen in mein Auto geladen, welcher zu diesem Zeitpunkt noch in etwa so aussah:

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Nachdem ich hier schon ganz ordentlich ins Schwitzen gekommen bin, kam der schöne Teil und ich durfte meiner Berufung als Maler folgen. Mit Kohlepulver uns Atemschutz (kennen wir das nicht schon?) hab ich mich an die Arbeit gemacht:

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Da der Brunnen neben einem touristisch stark frequentierten Gebäude errichtet werden musste, lies es sich leider nicht vermeiden, dass ich neugierige Leute immer wieder davon abhalten musse, den Brunnen zu anzufingern. Eine Frau hat mich sogar angepöbelt weil ihr Sohn sein T-Shirt dreckig gemacht hat am Brunnen und dass ich doch gefälligst ein Schild aufzustellen habe. Ähm, hallo? Man sieht doch dass ich da gerade am pinseln bin...

Während ich immer noch leicht verärgert gewesen bin, habe ich jedoch unerwarteten Besuch erhalten. Michael Kausch (ehemaliger Darsteller aus der Schwarzwaldklinik) kam mit seiner Frau vorbei um sich das Museum und unsere Dreharbeiten anzusehen und muss mich trotz meiner Verhüllung gleich erkannt haben (wir haben die Tonaufnahmen bei ihm Zuhause gemacht und er spielt im Film auch mit, allerdings erst im zweiten Drehblock). Da er weis, wie es manchmal laufen kann am Set fand er schnell ein paar beruhigende Worte, was mich dann auch tatsächlich wieder etwas runter gebracht hat. Nach einem kurzen Plausch ist er dann zum eigentlichen Team weiter gegangen und ich konnte weiterarbeiten (so langsam wurde auch die Zeit knapp).

Also nochmal Vollgas gegeben, und auch pünktlich fertig geworden, was dann im Endeffekt so aussah:

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Stolz auf meine Arbeit erwartete ich nun unseren Regisseur, und als hätte ich es schon geahnt, gab es weder Lob noch Tadel sondern nur ein trockenes: "Aha, das ist also der Brunnen... der muss aber da rüber". Das sind diese Momente wo man es sehr schade findet, dass auf Mord so hohe Freiheitsstrafen stehen. Später hab ich mein Lob dann aber doch noch bekommen und alles war wieder ok, auch wenn die Nacht wieder lang wurde (erneuter Nachtdreh).

8. Drehtag
Halbzeit! Zuerst wurden am Brunnen noch einige Tagszenen aufgenommen, welche jedoch nicht all zu viel Zeit in Anspruch genommen haben. Später stand dann ein Umzug nach drinnen an, was jedem im Team auch recht kam, da es mittlerweile doch ziemlich kalt geworden ist und viele schon ihre Jacken an hatten. In den Gebäuden war es zwar nicht wärmer, aber zumindest ging da kein Wind. Irgendwann habe ich dann aber beschlossen jemand in den Baumarkt zu schicken und einen Heizlüfter zu holen, denn gerade den Darstellern wurde es in ihren Kostümen dann irgendwann doch zu kalt (und mir ehrlich gesagt auch).

Bei vielen Szenen hatten wir ein großes Problem mit dem Ton. Wir hatten von der Museumsleitung die Genehmigung, dort wo wir unmittelbar drehen abzusperren, das verhinderte aber nicht, dass die Museumsbesucher im unteren Stockwerk auf dem knarzigen Holzboden immer Störungen im Ton verursacht haben. Somit hieß es immer wieder warten, bis unten einigermaßen Stille herrschten. Alle von der Crew, die nicht unmittelbar an der Szene beteiligt waren mussten ebenfalls nach unten in den Hof, da der Boden auch in den oberen Stockwerken alles andere als leise war. Selbst wenn man ruhig auf dem Fleck stand, hat es immer wieder mal geknarzt. Ob der Originalton brauchbar ist oder nicht, wird sich jetzt dann in der Postproduktion zeigen, wenn nicht, muss wohl nachvertont werden (was wir aber immer versuchen zu vermeiden, es geht einfach nichts über den Originalton).

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Heute machen wir einigermaßen früh Drehschluss, da wir morgen das Museum für ein paar Tage verlassen werden.

9. Drehtag
Wir gehen nämlich zum Steinbruch, unserer nächsten großen Location. Natürlich hatten wir großes Glück, und es hatte in der Nacht zuvor ordentlich geregnet, dadurch gab es für jeden eine schöne Moorbadbehandlung und das sogar gratis, tolle Sache beim Film zu arbeiten. Die erste Arbeit die anfiel, war aus einem normalen Stein einen Meteoriden zu machen, was wieder mal in mein (zweites) Aufgabengebiet fiel.

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Am Set waren auch ettliche neue Darsteller, nämlich gleich 4 Wissenschaftler, die den Meteoriden analysieren sollten. Dazu kam die komplette Bauernfamilie, die oben am Kraterrand stehen sollte. Es war also endlich mal richtig was los am Set und überall wuselten Leute rum. Nicht dass ich die ruhigen Tage im Museum nicht genossen hätte, aber ein wenig mehr Bewegung am Set ist eine willkommene Abwechslung und ich hätte es beinahe toll finden können, wäre da nicht überall der Schlamm gewesen. An der Kraterstelle selbst war es zwar schon trocken (der Boden bekam sogar schon Risse) in den tiefer gelegenen Stellen stand aber immer noch das Wasser. Obendrein musste man auch ziemlich aufpassen wo man hintritt, wie man sich denken kann ist so ein Steinbruch ganz schön tief. Das gesamte Areal abzusichern war aber schier unmöglich, somit musste man sich einfach auf die Vernunft jedes Einzelnen verlassen, was auch keine Probleme bereitet hat.

Eine etwas größere Aktion war das Verlegen der Stromleitung, die nächste Steckdose war 700 Meter vom Drehort entfernt. Da unsere Beleuchtung etwas mehr Strom braucht als eine normale Deckenleuchte, mussten wir insgesamt 5 Starksromkabel den Steinbruch hinaufschleppen, wer sowas schonmal in der Hand hatte, weis wie schwer die Dinger sind. Als dann aber alles stand, machte sich trotz allem gute Laune am Set breit, wir hatten schönen Sonnenschein, es war nicht zu heiß oder kalt, und auch die Szenen ließen sich ohne größere Schwierigkeiten zeitplannah abdrehen.

10. Drehtag
Der zehnte Drehtag war heiß, so unglaublich heiß. Man nahm jede Gelegenheit wahr, sich irgendwie in den schützenden Schatten zu retten unter dem provisorischen Vordach, das wir an unseren Sprinter montiert hatten, was teilweise in einem Gerangel um die Plätze endete. Bedingt durch die Hitze gingen auch die Arbeiten mit jeder weiteren Stunde schleppender und schleppender voran.

Dazu kam noch, dass die Gräßer ihren Blütenstaub mir der Crew teilen wollten, was gerade unserem Hauptdarsteller sehr zu schaffen machte, musste er doch stundenlang mitten in einer Wiese oben am Kraterrand stehen. Wer nicht unbedingt was zu tun hatte, lies an diesem Tag den Gott einen guten Mann sein, von daher gibt es über diesen Tag nicht viel Spannendes zu erzählen, Man machte halt seine Routinearbeit, und damit war auch gut. Zumal am nächsten Tag bereits wieder ein Umzug anstand...

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11. Drehtag
... nach Schwäbisch Hall. Übgrigens ein nettes Städchen, in dem man durchaus auch mal Urlaub machen könnte. Die alten Gassen sind wirklich sehr schön, und auch die Freilichtspiele, deren Proben zufälligerweise genau an dem Tag stattfanden, sind wirklich ein Besuch wert, wenn man sich für Theater begeistern kann.

Für unser Vorhaben, hatten wir direkt neben dem Marktplatz eine alte Schule gemietet und auch sehr viel alten Krempel besorgt. Es galt nämlich, diese alte Schule in ein Labor der 30er Jahre zu verwandeln. Im Freilichtmuseum haben wir uns alte Tische besorgt, bei der Uni Tübingen und einem nahe gelegenen Gymnasium allerlei altes "Glasgerät", Chemikalienflaschen, Retorten, Mörser und Stößel, alles was die Chemikerküche damals eben so zu bieten hatte wurde mühsam zusammengesucht.

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Der Aufbau der ganzen Apparaturen war für uns Chemielaien wahrlich nicht leicht. Glücklicherweise hatten wir tatkräftige Unterstützung von einem dort ansässigen Chemieleher (aus dem Gymnasium wo wir einen Teil der Apparaturen her hatten), der uns sehr geduldig die Sachen aufgebaut hat und nebenbei den Darstellern auch deren Funktion erklärte, damit es später im Film auch glaubhaft wirkt. Nach kurzem Zureden erklärte er sich sogar bereit als Statist mitzuwirken. Solche Aktionen sind immer schön und machen das sonst sehr streng durchkalkulierte Vorhaben etwas bunter, auch ich wurde als Statist rekrutiert, besser gesagt mein Arm, juhuu, ich bin berühmt.

Anfangs lief alles sehr gut, wir hatten zwar eine komplexe Szene, mit vielen Leuten im Bild und einer Dollyfahrt (was vom Timing her bei so vielen Leuten immer schwierig ist), hatten glücklicherweise aber auch ausreichend Zeit eingeplant für die Szene (4,5 Stunden). Danach wurden die Szenen etwas kleiner, da in der späteren Geschichte, die Doktoren und Professoren alle nach und nach Richtung heimwärts gehen, bis nur noch 2 Wissenschaftler im Labor verbleiben, welche ihr Schauspielkunst unter lebensbedrohlichen Umständen ausführen mussten (man beachte wie die Beleuchtung befestigt ist, war aber leider nicht anders zu lösen. Und nein, die neumodischen Heizkörper sind zu keiner Zeit im Bild zu sehen, darauf haben wir schon geachtet)

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Auch wenn es recht gemütlich aussieht, war dieser Tag sehr sehr anstrengend, und endete für manche erst, nachdem es draußen schon zu dämmern begann. Na zum Glück geht es am nächsten Tag ja erst um 13:00h weiter, da kann man ja ganze 5,5 Stunden schlafen.

12. Drehtag
Da ich wieder basteln durfte, war das mit dem wenigen Schlaf kein nennenswertes Problem, da werd ich immer hellwach wenns um solche Aufgaben geht. Etwas, das der Rest der Crew nicht mit mir teilen konnte. Benny, unser Koch, ebenfalls ein leidenschaftlicher Modellbauer, hatte im Vorfeld schon ein Großteil der Arbeit erledigt für das Projekt "Riesenbirnen". Die Birnen sollten mutiert wirken, was liegt da näher als sie einfach auf die dreifache Größe aufzublasen.

Mit jeder Menge Styrodur, hatte Benny schon 6 dieser Birnen im Rohbau vorbereitet, nun galt es diese mit Gips zu überstreichen, glatt zu schmirgeln, zu bemalen und dann eine Schicht Glanzlack darüber zu ziehen (nein, ich trag das Ding nicht gern, aber irgendwie bin ich nur damit eines Fotos würdig...)

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Erwähnenswert ist vielleicht, dass unser Regisseur gerne wissen wollte, ob es möglich ist, dass da die Darsteller davon abbeißen (ja ne, is klar...). Direkt am Baum sah das Ganze dann so aus, da kriegt man doch fast schon Hunger.

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Unser Hauptdarsteller hatte mal wieder massive Probleme wegen dem Blütenstaub. Da ich weis, dass ich darauf auch sehr allergisch reagiere, habe ich meine Staubmaske einfach an gelassen und ich muss ehrlich sagen, das funktionierte besser als gedacht. Alles in allem war es mal wieder ein sehr entspannter Drehtag mit viel in der Wiese rumsitzen, Sonnenschein und ab und zu mal ein bischen was umbauen, so könnte eigentlich jeder Drehtag sein.

13. Drehtag
Auf diesen Tag haben wohl zumindest die Männer im Team gewartet. Aus der Schweiz sind zwei Statisten samt altem US-Militärjeep und Kostümen angereist (www.whitestar1944.ch wer mehr über die Jungs wissen will). Natürlich hatten sie auch gleich die passenden Kostüme für zwei unserer Darsteller im Gepäck und haben die Jungs auch gleich mal wehrmachtstauglich eingekleidet. Alles Kostüme sind wohlgemerkt Originale und keine billigen Plagiate, teilweise konnten sie uns sogar erzählen, von welcher Front welches Teil kommt. Ziemliche Freaks, aber welche aus dem sympathischen Lager.

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Wenn man derart tolle Requisiten am Start hat, macht auch das Arbeiten besonders viel Spaß, insbesondere wenn man mit den Sachen auch ein bischen rumspielen darf, worauf ich jetzt aber mal nicht näher eingehe. :lol: Einziges Manko waren die fehlenden Englischkenntnisse unserer schweizer Kameraden. Da sie einen US-Erkundungstrupp darstellen sollten, mussten sie natürlich auch auf Englisch reden, was leider nicht so ganz geklappt hat. Da werden wir wohl ins Tonstudio gehen müssen.

14. Drehtag
Ich kann mich an keinen Tag in meinem Leben erinnern, an dem es jemals so heiß gewesen wäre. Gut, vielleicht musste ich bis jetzt bei brütender Hitze auch noch nie den ganzen Tag auf nem Dachboden verbringen oder habe es zumindest geschafft mich davor zu drücken (was ich auch hier versucht habe, allerdings nur mit teilweisem Erfolg). Wie man unschwer erkennen kann, hatten sich bereits vormittags die ersten Herren leicht entkleidet.

Doch trotz guten Zuredens und aufzählen aller möglichen Vorteile, wollten sich die Damen am Set einfach nicht überzeugen lassen sich uns anzuschließen (ihr wollt Emanzepation? Dann aber bitte ohne Ausnahme). Als dann auch noch die Strahler angeschaltet wurden hätte ich eigentlich die Gewerkschaft rufen müssen, wenn wir denn in einer wären. Länger als eine halbe Stunde am Stück war es nun nicht mehr auszuhalten in diesem Backofen und jeder aus der Crew musste regelmäßig runter zum abkühlen bei angenehmen 30°C (ihr könnt euch ja gar nicht vorstellen wie erfrischend kühl das sein kann).

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Unsere schweizer Kollegen mussten mit ihren dicken Uniformen glücklicherweise nicht dort hinauf und genossen den Tag bis sie dann am Abend an der Reihe waren, bei deutlich angenehmeren Temperaturen.

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Wir waren zwar nach Drehplan zeitig fertig für den heutigen Tag (ca. 19:00h). Nun folgte aber die eigentliche Hektik. Alles, aber wirklich alles musste in unseren Autos und dem großen Sprinter verstaut werden, da dies unser letzter Tag im Museum gewesen ist, ab morgen ist unsere letzte Station nochmals der Steinbruch. Zwei Tage noch, dann haben wir es geschafft.

15. Drehtag
Da es am Vortag logischerweise wieder recht spät wurde (viel zu spät um genau zu sein) beschlossen wir am Vortag, dass wir die Dreharbeiten um 2 Stunden nach hinten verschieben auf 14:00h. Da wir bisher immer einigermaßen gut im Zeitplan lagen, bis auf ein paar Ausnahmen, glaubten wir uns das gönnen zu dürfen. Wie sich herrausstellen sollte, war das eine unfreiwillig richtige Entscheidung. Zuerst sei mal angemerkt, dass ich von dem verschobenen Zeitplan nichts hatte, da ich bereits in der Frühe einen Termin mit dem Museumsdirektor hatte zwecks Schlüsselübergabe und Kontrollgänge durch alle Gebäude die wir benutzt hatten. Als das erledigt war musste ich auch schon los zum Steinbruch um dort ebenfalls die Schlüssel in Empfang zu nehmen. Zugegeben war ich etwas stinkig, weil die anderen etwas länger pennen konnten, das sollte sich aber bald ändern.

Gegen 13:00h hatte ich dann alles erledigt und wartete zusammen mit Benny (immer noch unser Koch) der mit mir schonmal mitgefahren ist um dort vor Ort dann gleich Essen einzukaufen mit meinem Auto. So wartete ich dann also alleine im Steinbruch, auf die Ankunft der anderen. Zur ausgemachten Uhrzeit war noch niemand da, ganz offensichtlich hatte die ganze Mannschaft verschlafen, was ich wenig witzig fand. Eine halbe Stunde später trafen dann die ersten ein (unsere Beleuchter mit dem Sprinter). Zumindest hatte ich jetzt jemand zum reden und sie nannten mir auch einen Grund warum sie etwas zu spät sind (kleine Panne), gut, das ist ein Argument und das lass ich natürlich gelten und wir beschlossen schonmal eine Drehortbesichtigung zu machen bis die anderen da sind.

Wir waren keine 20 min am geplanten Drehort, begann auf einmal ein extrem heftiger Wind einzusetzen. Da es im Steinbruch sehr staubig ist, reduzierte sich die Sicht binnen von Sekunden auf wenige Meter, und wir haben es gerade noch so in unsere Autos geschafft und sind zurück zum Basiscamp gefahren. Kaum waren wir zur Tür hinein gerannt begann es zu hageln, aber kein schön feiner Erbsenhagel, nein. Ich wohne zwar im Gebirge, solche Hagelkörner habe ich aber in meinem Leben noch nicht gesehen und ich lüge nicht wenn ich jetzt sage dass sie fast doppelt so groß waren, wie ein 2 Euro Stück. Erstaunt haben wir dem Spektakel zugesehen, insbesondere wie mein Auto von den Hagelbällen zerlegt wurde. Ich habe mich aber wirklich nicht mehr raus getraut um was dagegen zu unternehmen (bin ja außerdem versichert). Just in dem Moment trafen die anderen ein. Ach war das herrlich zuzusehen, wie die Schnarchnasen nun ihre wohlverdienten Kopfnüsse kassieren. :lol:

Drehen konnten wir erst spät in der Nacht. Dafür musste erst einmal der Brunnen aufgebaut werden (warum der auf einmal da steht, erfahrt ihr erst im Film :lol:). Unterdessen haben die Beleuchter Licht aufgebaut und die Regie schonmal mit den Darstellern geprobt um den Brunnen, während ich diesen noch aufgebaut habe, bizarre Situation.

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Und hier mal noch ein Bild von der schon bereits angesprochenen 8KW (leider etwas unscharf und mit Farbstich, ist mit ner Handykamera aufgenommen)

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Beim Aufbau der 8KW ist auch leider ein recht großes Unglück passiert. Einer unserer Beleuchter hat am Trafo einen Stromschlag bekommen (wohlgemerkt 380V und 8000 Watt, das ist weit das Doppelte als in eine Steckdose zu fassen). Er war danach aber glücklicherweise noch ansprechbar und wollte die Sache sogar noch runterspielen, was wir ihm zuerst auch mal glaubten.

Als wir nach einer Stunde aber bemerkten dass er immer noch am zittern ist wurde er von uns dann doch ins Krankenhaus zwangsversetzt (und in Zukunft passiert das gleich, ganz egal was uns der Betroffene da erzählen will). Etwas geschockt von dem Ereignis haben wir noch routiniert weitergearbeitet, die Stimmung war dann aber doch etwas gedrückt. Heute ging wohl alles schief, hoffen wir dass es morgen besser wird.

16. Drehtag
Letzter Drehtag! Da wir gestern fast einen kompletten Drehtag verloren hatten, war es allen nur all zu bewusst, dass heute ein wahrer Höllenmarsch vor uns steht. Da es der letzte Drehtag gewesen ist, hat man aber die Zähne zusammengebissen und sich tapfer durchgekämpft. Wenn man 2 Wochen lang zusammen an einem Projekt arbeitet ist es jedem einzelnen sehr ans Herz gewachsen und man wird sicher nicht zulassen, dass jetzt am letzten Tag noch etwas schief geht. Also Ärmel hochgekrempelt und erstmal die Dispo von gestern rausgekramt, zwei unwichtige Sachen gestrichen und los gehts.

Zuerst standen noch einige Szenen mit dem Brunnen an (schon wieder andere Stelle, nanu?)

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Das war dann auch schon ein großer Teil unseres Tagessoll vom Vortag, geplant waren 5 Stunden, geschafft haben wir es in 4. Immerhin schonmal eine Stunde plus und das Wichtigste vom Vortag abgehakt.

Danach ging es weiter mit der Dispo von heute. Streng genommen waren wir 3 Stunden hintendran, ist also schaffbar. Für heute war eigentlich nur eine Szene geplant, diese allerdings mit 5,5 Stunden reiner Drehzeit + 1 Stunde Maske und Aufbau, obendrein war es noch ein Nachtdreh, der erst um 20:00h starten sollte. Durch unsere Verzögerung konnten wir erst um 23:00h beginnen. Körperlich wirklich am Ende haben wir uns dann durchgebissen und gerade die Darsteller waren hochmotiviert, das alles zu einem guten Ende zu bringen und wir drehten die letzten Szenen noch bis in die Morgenstunden, nach dem Motto: "Drehschluss ist wenn es hell wird". An dieser Stelle ein großes Danke an die Crew und die Darsteller, die allesamt mit Herzblut von der ersten bis zur letzten Minute dabei waren. Jeder hatte seine Hochs und Tiefs, und trotzdem wurde bis zur letzten Minute darum gekämpft dass wir diesen Film gemeinsam fertigstellen können. Ohne diese Leidenschaft, hätte das Projekt nicht beendet werden können.

Ich hoffe euch hat dieser kleine Blick hinter die Kulissen gefallen und man möge es mir bitte verzeihen, wenn ich weitgehendst versucht habe nichts von der Geschichte zu verraten. Feedback ist natürlich gerne gesehen und auch erwünscht, ganz gleich ob positiv oder negativ. Den Trailer zum Film, sowie weitere Informationen gibt es unter www.die-farbe.com bzw. gibt es den Trailer auch auf youtube: Trailer zu "Die Farbe".

Und einen besonderen Dank an alle die das jetzt tatsächlich alles gelesen haben :lol:

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» PitDesign » Beiträge: 375 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 100 Beiträge



WOW! Ich wusste nicht, dass solch kreative Menschen hier anwesend sind. Ehrlich, ich bin beeindruckt, zu solch einer Leistung kann man nur gratulieren.

Vielleicht hab ich es überlesen, wenn ja sorry, aber wo bzw. wann wird denn der Film ausgestrahlt? Den würde ich mir gerne ansehen, denn auch der Trailer macht ja definitiv Lust auf mehr! Darf man fragen, wie du oder wie das Team zu diesem Film gekommen ist? Wie findet sich so eine Crew zusammen und - sorry - wer bezahlt das alles?

Also, klasse Bericht, scheint ein super Film geworden zu sein!

» helene32 » Beiträge: 703 » Talkpoints: -0,96 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Danke danke :wink:

Der Film wird wohl mitte nächsten Jahres auf DVD veröffentlicht werden, ob sich ein TV-Sender findet, der Interesse an einer Ausstrahlung hat, wird sich erst zeigen wenn der Film fertiggestellt ist (man kauft ja nicht die Katze im Sack). Schön wäre es zwar, aber ich rechne mal nicht damit, da wir nicht ganz in das Sendeschema passen, der Film wird zu lang für einen Kurzfilm und zu kurz für einen Spielfilm (Schätzungsweise 60 - 65 min). Arte zeigt zwar ab und zu solche Werke, da rein zu kommen ist aber schwierig, da wir dafür kulturell dann wohl doch nicht interessant genug sind.

Der Film entstand aus der Idee unseres Regisseurs Huan Vu, mit dem einige aus dem Team bereits schon andere Projekte realisiert haben. Da er ein großer Lovecraft Fan ist, wollte er eine seiner Geschichten schon seit längerer Zeit verfilmen, ich glaube mich sogar daran zu erinnern, dass wir uns vor über 4 Jahren schonmal darüber unterhalten haben. War also schon eine längerfristig geplante Sache.

Das restliche Team wurde dann bei der Filmakademie Ludwigsburg rekrutiert, wo Huan momentan noch studiert (schreibt aber gerade seine Diplomarbeit) und auch aus dem Internet. Es gibt unzählige Plattformen, wo man entsprechend qualifizierte Leute rekrutieren kann, naja, und der Rest ging eben über Mund zu Mund Propaganda.

Finanziert wurde das Projekt mit rein privaten Mitteln. Wir sind insgesamt 5 Investoren, wobei meine Einlage allerdings mit die Kleinste ist. Das hat natürlich Vor- und Nachteile. Der Nachteil ist, dass wir dadurch natürlich kein so großzügiges Budget haben, wie eine richtige TV-Produktion, der Vorteil ist aber dass wir mit dem Geld machen können was wir wollen und uns keiner reinreden kann. Ein Projekt wie dieses würde keine mir bekannte Fernsehanstalt finanziell unterstützen, da es einfach nicht massenkompatibel ist. Von daher hat man auch keine wirkliche Option, wenn man sowas dennoch realisieren will. Sicher kann man mit Pornos oder Daily Soaps mehr verdienen, bei uns stehen aber Filme im Vordergrund, die wir selbst auch gerne anschauen würden und entsprechend Spaß an der Produktion haben.

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» PitDesign » Beiträge: 375 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Noch ausführlicher hätte man das ganze ja wohl kaum beschreiben können :wink: - 16 Drehtage nenn ich ja mal auch eine echt straffe Produktion verglichen mit Mainstreamwerken, wo alles unter 45 Tagen ja schon Geschwind wie der Wind ist :wink:. Umso erstaunlicher bei 60 Minuten Drehmaterial, Daumen hoch dafür.

Angesichts des Berichtes ist es ja schon ein Muss sich den Film endlich ansehen zu dürfen - Frage dahingehend: Warum noch knapp 9 Monate warten?

Darf man auch noch auf weitere, genauso lehrreiche und unterhaltsame Making Of Berichte hoffen, habt ihr schon etwas neues in Planung? So blöd wie es klingt, weitere Details zur verwendeten Kamera würden mich auch noch glatt interessieren, wenn Du die noch auf Lager hättest, vielleicht in einem Extra Bericht wenn Du diese beschreiben und vorstellen darfst.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Zuerst will ich anmerken, dass ich ein paar Drehtage unterschlagen habe, mein Bericht behandelt den Hauptdreh, worauf aber ca. 1 Monat später noch ein kleinerer Dreh folgte. Wir haben also nicht alles in den 16 Tagen gedreht, sondern sagen wir mal grob geschätzt rund 75% davon. Hätte ich vielleicht im Vorfeld erwähnen sollen.

Was die Wartezeit angeht: 9 Monate ist nicht viel Zeit, wenn man das alles nebenberuflich macht. Viele in unserem Team sind noch Filmstudenten, oder bereits welche die zwar schon Fuß gefasst haben in dem Bereich, aber auch gerne mal bei solchen guerellia-Drehs mitmachen (nennt man wirklich so :lol: ) oder eben auch Leute wie ich, die einen ganz normalen Beruf haben, und sich nach und nach ein zweites Standbein damit aufbauen wollen. Das willst du jetzt aber sicher nicht hören, sondern lieber erfahren, dass noch allerlei Computereffekte eingefügt werden, die nunmal ihre Zeit brauchen. Wir haben Szenen, an denen die Leute unseres 3D-Departments womöglich tage- und wochenlang basteln werden. Unser erster Spielfilm den wir damals gemacht haben, hatte eine Postproduktionszeit von annähernd 4 Jahren, da haben wir uns mit 9 Monaten doch ganz ordentlich verbessert :lol:

Was die Kamera angeht, kann ich dir leider nicht viele Infos geben, da das ein Bereich ist, in dem ich nicht ganz so firm bin. Ich weis zwar wie Blenden funktionieren und alles, damit hört das Fachwissen aber auch schon auf. Was ich dir sagen kann, ist dass die Kamera mit einem analogen Playstation 2 Controller bedient wird, sie theoretisch Full-HD aufnehmen kann, wobei wir in Anbetracht der Datenmengen die dabei anfallen aber "nur" mit dem kleinen HD-Format aufgenommen haben. Aber auch hier kriegst du im Schnitt an einem Tag deine 70-80GB zusammen. Bei 16 Tagen ist das rund 1TB an Daten, mehr kann man derzeit am Heimcomputer kaum bearbeiten. Dazu kommt ja noch der Ton, welchen wir in 5.1 abmischen werden, da fressen die Masterdateien auch nochmal ganz schön was.

Das Herz der Drake ist ein kleiner Linux Rechner, mit nem Athlon Prozesser wenn ich mich nicht irre und einer eingebauten 80GB HDD. Dazu eben alle gängigen Schnittstellen wie USB und Firewire. Die Kamera kann sowohl im Netzbetrieb als auch mit Batterie versorgt werden (12V 24 Ah pro Batterie, eine reicht ca. für 1,5 Stunden). Die Objektive sind natürlich wechselbar, welche Aufnahme das aber nun ist, darfst mich nicht fragen.

Die Kamera selbst hat keinen eigenen Monitor, hier wird wahlweise ein 19 Zoll HD-Bildschirm über VGA angeschlossen, oder ein kleiner 9 Zoll wird auf die Kamera montiert (für Dolly Fahrten und dergleichen). Ton kann die Drake zwar auch aufnehmen, allerdings nicht in der Qualität wie man ihn für eine Filmproduktion benötigt, das zeichnet man dann lieber mit einem DAT auf (was für den Kameramann die Kamera ist, ist für den Tontechniker sein DAT). Hoffe ich konnte deinen Wissensdurst in der Hinsicht trotzdem einigermaßen zufriedenstellend befriediegen.

Was die weiteren Berichte angeht: Denkbar wäre das auf jeden Fall wenn ich mal wieder irgendwo meine Finger im Spiel habe. Über 6 Jahre alte Projekte möchte ich jetzt aber nicht unbedingt was schreiben, da zum einen die Erinnerungen schon deutlich verblasst sind, und zum anderen auch nicht wirklich das repräsentieren, was wir mittlerweile machen. Obendrein dürfte das Interesse daran noch weit geringer sein als es hier schon der Fall ist. Ist den meisten wohl einfach zuviel zu lesen.

Es wird aber ganz sicher nicht das letzte Projekt sein, das wir in Angriff nehmen, soviel steht schonmal fest. Jetzt müssen wir aber erstmal das Material von diesem Dreh verarbeiten, ehe Zeit für neue Spinnereien ist. Wenns dann soweit ist, gibts auch ganz sicher wieder nen Bericht darüber, das sei schonmal versprochen. Wobei da glaube ich aber zuerst mal noch ein Bericht über die Premiere im Sommer fällig wird :wink:

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» PitDesign » Beiträge: 375 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo der Herr Pit,

irgendwie fehlt mir hier das Update :wink: - ich hab gerade auf eurer Seite gelesen, dass der von Dir angekündigte Postproduktionszeitraum wohl doch nicht mit 9 Monaten zu bewerkstelligen sein wird, da der Film ja nochmal 30 Minuten länger werden soll.

Ist das noch aktuell? Gibt`s schon einen ungefähren Premiere / Release Termin? Irgendwelche News, die noch nicht auf eurer Website aufgetaucht sind? Wann kann man (ich :lol:) mit der DVD rechnen? Steht vielleicht doch der Sprung ins Fernsehen an? Hier in den Staaten ist mir im Kabelfernsehen erst letztens ein B - Movie über den Weg gelaufen, den selbst euer Teaser locker versenkt hätte (Synchro / Subtitles?)!

P.S. Danke für die Info mit der Kamera! Schon Ideen für neue Projekte?

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Tja, da sprichst du einen wunden Punkt an :lol:. Wir waren beim ersten Rohschnitt selbst sehr überrascht, wieviel verwertbares Material wir da eigentlich aufgenommen haben. Gerechnet hatten wir mit rund 60 Minuten und nun ists doch ein echter Spielfilm geworden was die Länge angeht. Natürlich bedeutet das auch etwas mehr an Bearbeitungszeit.

Es ist immer schwierig zu sagen, wie lange die Postproduktion eigentlich dauern wird bei solchen Projekten. Man darf nie vergessen, dass das viele Leute in unserem Team nebenberuflich machen und wenn es der Hauptberuf gerade nicht zulässt, kann es sein dass beispielsweise ein 3D Projekt eben mal für 4 Wochen brach liegt ehe es weiter geht. Auf der anderen Seite kam es aber auch schon vor dass Leute aus dem Team mit gebrochenem Fuß 3 Wochen ans Bett gefesselt waren und richtig Material raushauen konnten. Das sind alles Faktoren die eine Nennung eines ganz bestimmten Stichtages sehr schwierig gestalten. Wir wissen zwar sehr wohl, wieviel Arbeit im Gesamten uns bevorsteht. Aufgrund der genannten Probleme kann man das aber einfach nicht so ohne Weiteres hochrechnen.

Intern reden wir von einem Release im Herbst (ohne Deadline arbeitet schließlich keiner was ^^). Ob das wirklich einzuhalten ist, wird sich zeigen.

Fakt ist jedenfalls dass wir mittlerweile einen einigermaßen funktionierenden Rohschnitt haben und die ersten Szenen nun auch einen Status haben bei dem man mit der Bearbeitung anfangen kann (Tonwertkorrekturen, 3D Objekte, 3D Enviroments, Sounddesign, Maskieren und Fussel rauskeyen [davon gabs leider einige wie wir erst später gemerkt haben]).

Was den Sprung ins Fernsehen angeht, so bin ich sehr vorsichtig mit einer Äußerung. Wenn es klappen sollte ist es für uns finanziell natürlich eine super Sache, damit rechnen würde ich allerdings nicht, da wir trotz allem independent-Filmer sind und es ohne Verleihfirma im Rücken sehr sehr schwierig ist, sein Produkt einem Fernsehsender zu verkaufen. Dazu fehlt uns zum einen die Erfahrung wie solche Verhandlungen ablaufen und zum anderen auch einfach die Professionaliät. Auch wenn wir unsere gesteckten Ziele erreichen was die Qualität angeht, so wird man dem Streifen trotz allem ansehen, dass er eine independet-Produktion mit geringem Budget ist. Man kann zwar glücklicherweise viel kaschieren heutzutage, man wird aber immer wieder Passagen haben, wo man einfach sehen kann, dasss hier gespart werden musste.

Ich kann dich aber beruhigen: Deine US-Kollegen werden sich den Film sicher auch ansehen können, da wir auf jeden Fall eine Untertitelspur einbinden werden. Eine Synchronistation wäre natürlich eine feine Sache, ist aber auch wieder eine Budgetfrage. Ein Tonstudio zu mieten um alles einzusprechen kommt sicher auf ein paar Tausender bis alles auf Band ist. Dazu kommen native Sprecher, die wohl auch nicht so leicht zu finden sind und natürlich eine komplett eigene Postproduktion für die englische Tonspur. Ich will mich da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich denke dass ich nicht lüge wenn ich sage, dass sowas nochmal locker 3 Monate Arbeit verschlingen kann. Im Gegenzug dazu steht natürlich der größere potentielle Kundenkreis, der sich natürlich mehr als verdoppeln würde, wenn man eine englische Tonspur anbieten kann.

Die Frage ist aber auch, ob es nicht sinnvoller ist auf eine einzelne Synchro zu verzichten und liebere mehrere Sprachen als Untertitel anbietet (Englisch, Französich, Spanisch und Italienisch) um eben noch ein breiteres Publikum anzusprechen. Die Kostenersparnis gegenüber einer Synchronisation ist enorm, da man sowas für wenige hundert Euro einfach von einem Übersetzer machen lassen kann.

Kunden werden wir damit meiner Meinung nach nur wenige abschrecken. Wer auf solchen Randgruppenfilme steht, der sollte denke ich auch keine Probleme mit Untertiteln haben. Schließlich geht es um das Werk an sich, und nicht um einen Kino-High-Definition-Audio-Orgasmus mit dem sich jeder Hinterwäldler berieseln lassen kann. Wer Lovecraft mag wird sich schon damit arrangieren. Lesen sollte er ohnehin gewohnt sein durch die Bücher.
Wenn die Nachfrage natürlich stark genug ist, kann man aber sicher nochmal darüber nachdenken eine zweite Auflage herrauszugeben mit entsprechender Tonspur. Zuerst muss aber mal wieder Geld in die Portokasse, und das werden wir ohnehin erstmal zu 90% hier in deutschsprachigen Raum machen. Wenn dieses dann da ist muss man weitersehen ob sich eine erneute Investition wirklich auszahlen würde.

In Sachen neue Projekte ist derzeit noch nichts konkret geplant. Ideen sind natürlich immer da. Alleine bei jedem Filmdreh kommen einem hunderte von Ideen mit Dingen, die man mal noch umsetzen würde. Meistens dann wenn man bei der aktuellen Produktion mal wieder an seine technischen Grenzen stößt. Sprichreif ist aber sicher noch nichts und wird es auch sicher nicht werden bevor dieses Projekt abgeschlossen ist. Man sollte bei solch groß angelegten Projekten von Anfang bis Ende zu 100% bei der Sache sein und sich nicht schon den Kopf darüber zerbrechen was man denn 2012 in Angriff nehmen möchte. Zwischen diesem und dem vorhergehenden Projekt ist über ein Jahr vergangen bis es mit neuem Drehbuch konkret an die Planung ging. Das wird dieses Mal wohl auch nicht anders sein. Gerade die kreativen Leute beim Film brauchen auch mal ihre Schaffenspausen für neue Ideen und Inspirationen. Nicht jeder ist so eine Regiehure wie damals George Lucas oder Stephen Spielberg, die zu ihren Glanzzeiten Blockbuster am Fließband rausgehauen haben. Der Normalfall ist eher wie bei einer guten Band. Ein gutes neues Album braucht nunmal seine 3-4 Jahre, und ähnlich handhaben wir das auch. Wir wollen gute Filme machen und nicht einfach möglichst viele, das können andere besser :lol:

Achja, wenn du magst kannst du deine DVD auf der Premiere abholen falls du es echt nicht aushalten solltest auch nur einen Tag länger zu warten. Bis im Herbst solltest ja hoffentlich wieder hier sein. ^^

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» PitDesign » Beiträge: 375 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Danke für die Vorabinfo - Du nimmst mir irgendwie alle Fragen, die meinerseits noch offen bleiben könnten, vorweg (Du Meister der autonomen Gesprächsführung :wink:) - das wäre meine nächste Frage gewesen, ob ihr nicht zwei Releases machen wollt, genau wie Du es geschrieben hast...

Aber schön, dass ihr den Film auf Spielfilmlänge ausbauen könnt, so gesehen kann man natürlich nur hoffen, dass sich noch der ein oder andere den Fuß bricht :lol:.

Hm, die Bearbeitungsschritte interessieren mich auch, vor allem weil ich nur theoretisch darüber gelesen habe und nur kurz (wobei das Verständnis nach 50 % meist auf der Strecke bleibt). Aber das wird hier vielleicht zu sehr OT, vielleicht ein Fall für ein neues Thema. Trotzdem: Fussel?

Was das Fernsehen angeht - arte gibt`s ja auch noch :wink:, wahrscheinlich sowieso einer wenigen Sender außer Spartenkanälen, die man mit Lovecraftschen Stoff reizen kann (leider).

PitDesign hat geschrieben:Auch wenn wir unsere gesteckten Ziele erreichen was die Qualität angeht, so wird man dem Streifen trotz allem ansehen, dass er eine independet-Produktion mit geringem Budget ist. Man kann zwar glücklicherweise viel kaschieren heutzutage, man wird aber immer wieder Passagen haben, wo man einfach sehen kann, dasss hier gespart werden musste.

Denk mal an "Aguirre, der Zorn Gottes", wenn vielleicht auch etwas stärker im Budget - der war auch nur knapp (wenn überhaupt) über Independent Niveau und ist trotzdem ein weltbekannter Klassiker, wenn auch nur für Kenner. Gut ich nehme nicht an, dass einer von euch für "Die Farbe" in die Kriminalität abdriftete, aber nur als Beispiel.

PitDesign hat geschrieben:Der Normalfall ist eher wie bei einer guten Band. Ein gutes neues Album braucht nunmal seine 3-4 Jahre, und ähnlich handhaben wir das auch. Wir wollen gute Filme machen und nicht einfach möglichst viele, das können andere besser :lol:

Nun gut, ist wohl auch die bessere Arbeitseinstellung, auch wenn ich Sonnenstich und Survival of the Fittest und vor allem Damnatus (wahrscheinlich wegen des Warhammer Szenarios) richtig gut fand!

PitDesign hat geschrieben:Achja, wenn du magst kannst du deine DVD auf der Premiere abholen falls du es echt nicht aushalten solltest auch nur einen Tag länger zu warten. Bis im Herbst solltest ja hoffentlich wieder hier sein. ^^

Dann aber mit garantierter Unterschrift und einem anschließendem persönlichem Umtrunk :wink:! So wie es aussieht werde ich hier wohl noch mindestens 2 Jahre festsitzen :(, außer ihr schafft es eure Premiere nach Burbank zu verlagern (hätte bestimmt auch eine gute Werbewirkung).

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Na so ein Mist, wenn du nix mehr zu fragen hast, hab ich ja auch nix mehr zum antworten. :lol: Sei mal etwas kreativer oder stell einfach mehr zweideutige Fragen. :D

Eine Frage hab ich aber zum Glück dann doch entdeckt, und zwar die Fussel. Eigentlich dachte ich, dass das auch recht klar gewesen sein sollte was ich damit meine. Mit Fusseln meinte ich einfach Staubpartikel und eben Fussel, die sich auf dem Objektiv niedergeschlagen haben, aufgrund der teilweise recht staubigen Umgebung. Leider waren diese nicht wirklich vermeidbar vor Ort (trotz ständiger Reinigung der Objektive), weshalb diese jetzt von Hand entfernt werden müssen. Der derzeitige Rekord liegt bei 220 Korrekturen bei einer einzelnen Einstellung. Gehen wir einmal davon aus, dass die Einstellung rund 4,5 sek lang ist macht das rund 25.000 nötige Korrekturen. Gut, das meiste davon kann man automatisieren, aber rund 10% muss man trotz modernster Filtertechnik immer noch von Hand vornehmen. Wir reden da zwar von Dimensionen, die teilweise nur vier oder fünf Pixel umfassen pro Korrektur , sind aber trotz allem nötig für ein schönes Bild.

Was einen Bericht angeht über den gesamten Postproduktionsvorgang, so muss ich leider passen. Ein einigermaßen authentischer Bericht würde die Ausmaße meines Making-Of Berichtes hier erreichen oder sogar übertreffen. Und so leid es mir tut: Ich schreibe hier nicht der Punkte willen, sondern dass die Leute es auch lesen. Wie ich hier jetzt aber festgestellt habe ist Talkteria wohl einfach das falsche Forum für derart ausschweifende Texte, möge man auch noch so viel Arbeit reinstecken.

Wenn dich gewisse Vorgänge interessieren, dann erklär ich dir diese gerne. Aber den gesamten Vorgang einer Postproduktion so zu erklären dass auch alles schlüssig klingt, das bedarf wirklich einiger Worte die auch noch wohl überlegt sein wollen. Was interessiert dich denn genau an der Postproduktion?

(und in welchem von den 7 oder 8 Burbanks in den USA bist du eigentlich? ^^)

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» PitDesign » Beiträge: 375 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich weiß ja nicht wo deine Auskunftsfreudigkeit aufhört und wo sie anfängt und zu indiskret möchte ich nicht sein - was mich konkret noch interessieren würde wäre der genaue unterschiedliche Kostenaspekt bei Requisiten, Aufnahmen, Mitarbeitern, Postproduktion usw. :wink:, also wieviel von euch wie die Kamera in Eigenleistung erbracht werden kann und welche Kosten man bei allen Selbstopfern nicht vermeiden kann, auch nicht mit "Good Will".

Danke für die "Fusselaufklärung", ich dachte da eher an Probleme wie unerkannte Bildfehler technischer Natur, ähnlich Effekten und Bildfehlern / Bildstörungen wie sie gerne beim Drehen auf Super8 Material unter extremen Bedingungen (Hitze / Kälte) auftraten - warum kompliziert wenn es auch einfach geht :lol:.

PitDesign hat geschrieben:Was interessiert dich denn genau an der Postproduktion?

Ehrlich gesagt so ziemlich alles, vor allem deswegen, da ich diese Arbeit eher als "Praktikantenarbeit" ansehe, sprich: ein wesentlich geringerer künstlerischer Anteil als bei Regie, Requisite, Schauspiel der sich nur auf`s Zusammenschneiden und Aufwerten beschränkt und vor allem aus vielen monotonen, sich ewig wiederholenden Arbeitsschritten statt "schaffender" Arbeit besteht. Aber nachdem ich hier bei einigen Vermutungen schon durchgehend ins Klo gegriffen habe erwarte ich auch hier eines besseren belehrt zu werden :wink:.

P.S. In dem "David Burbank" Burbank :wink:, wohn aber zum Glück nicht da :lol:.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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