Unser Sozialsystem - zu viel Wohlfahrtsstaat?

vom 06.10.2008, 21:01 Uhr

Hallo,

wir Deutsche sind bekannt dafür, dass wir gerne jammern. Von Jahr zu Jahr wird es schlimmer. Unsere Politiker sagen uns, dass wir auf hohem Niveau jammern und vergleichen uns dabei mit anderen Ländern. Und ja, das stimmt. Im Vergleich zu den anderen geht uns wirklich gut. Unser Sozialsystem lässt uns nicht hungern und hier wird niemand im Stich gelassen.

Ich kenne sonst kaum einen Staat, wo man als arbeitsloser Ausländer so viel Unterstützung bekommt, dass man gar nicht arbeiten muss. Unser Sozialsystem ist etwas Kostbares und darf daher nicht ausgenutzt werden. Leider haben viele den Sinn dieses Systems verkannt und liegen lieber auf der faulen Haut und schmarotzen von der Gesellschaft anstatt für ihr Wohl selbst zu sorgen.

Ich finde es schade, dass durch solche unser soziales System ruiniert wird. Was meint ihr dazu?

» GinaL » Beiträge: 8 » Talkpoints: 0,00 »



Hallo,

Du hast Recht, die Einstellung vieler Sozialhilfeempfänger ist wirklich erschreckend. Mir fällt dazu eine wahre Begebenheit ein, die mir meine Mutter, die in einem Kindergarten arbeitet, erzählt hat:

Es ging um die Berufswünsche der Kinder. Früher hätten die Kinder Feuerwehrmann, Polizist oder ähnliches genannt; ihr kennt das sicher. Doch eines der ausländischen Kinder erklärte (sinngemäß), dass es nicht arbeiten müsse und später zu einem Amt gehen könne, bei dem man Geld bekommt. Seine Eltern würden das ja schließlich auch so machen. Was damit gemeint war, könnt ihr euch sicherlich denken.

Etwas anderes habe ich vor kurzem auf dem Bahnhof aufgeschnappt. Da unterhielten sich angeregt zwei junge Männer, von denen einer deutlich machte, dass er keinesfalls für einen geringen Lohn arbeiten würde, während er von Hartz 4 fast genauso viel bekommen könnte. Ihm war es dabei egal, ob er durch andere Steuerzahler mitfinanziert wird und als Sozialschmarotzer gilt. Hauptsache selbst auf der faulen Haut liegen.

Natürlich gibt es auch Schicksale, bei denen die Menschen wirklich auf Hilfe angewiesen sind, das will ich gar nicht bestreiten. Allerdings sollte es strengere Auflagen geben, um den Sozialschmarotzern einen Strich durch die Rechnung zu machen. Für solche Menschen habe ich überhaupt kein Verständnis.

» abnormality » Beiträge: 134 » Talkpoints: 2,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Die Zahl der "Schmarotzer" (macht euch mal lieber schlau, in welcher Zeit dieser Begriff erstmalig für Menschen verwendet wurde, ihr würdet euch in Grund und Boden schämen) liegt laut offiziellen Erhebungen der Argen bei gerade 2%. Das ist weit weniger als bei Steuerhinterziehung und ähnlichen Verbrechen. Bei über 10 Millionen Hartz4-Beziehern (Bezuschusste inklusive) ist das ein tadelloser und unspektakulärer Wert. Wenn das in allen Gesellschaftbereichen so wäre, wir könnten die Polizei abschaffen und ein Gefängnis für ganz Deutschland würde reichen.

Es ist auch absolut richtig und erste Arbeitnehmerpflicht, seine Arbeitskraft nicht unterhalb des Existenzminimums und schon garnicht für die darunter liegenden Hartz4-Sätze zu verschleudern. Wer für weniger arbeitet, schädigt sich selbst und die Gesellschaft massiv.

Ich bin auch langsam genervt, dass die Leute scheinbar derart uninformiert sind, dass sie trotz Wirtschaftskrise, Stellenstreichungen aller Orten, Kurzarbeit bei großen Firmen und so weiter immer noch meinen, es gäbe genug Arbeit. Es gibt sie nicht! Offenbar geht an meinen beiden Vorpostern das Leben vollends vorbei und der einzige Kontakt zur Realität besteht aus Olli Geissen und ZDF Reporter-die verbreiten die falschen Informationen nämlich.

» Rockefeller » Beiträge: 127 » Talkpoints: 19,66 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Unser soziales System, jaja, ein leidiges aber auch interessantes Thema, über das sich eine Diskussion immer lohnt.

Was bietet unser System eigentlich? Unser Sozialstaat ist so aufgebläht, dass kaum einer die gesamte Tragweite überblicken kann. Damit meine ich, dass es für fast jede Gegebenheit irgendwo eine Hilfe gibt, die einspringen kann und auch zu oft missbraucht werden kann und wird. Das ist eine der negativeren Eigenschaften.

Gut ist, dass uns in den meisten Ernstfällen die staatliche Hilfe zu Teil wird, die wir genau dann auch brauchen können. Schlecht daran ist allerdings, dass es immer wieder vorkommt, dass die Leistungen mehr und mehr dem Missbrauch an Heim fallen.

Warum bekommt jeder, der nicht arbeiten will oder kann eigentlich einen Geldbetrag aufs Konto überwiesen? Alles was der Mensch braucht ist ein Dach über dem Kopf, Kleidung und etwas zu essen auf dem Tisch. Vielleicht auch etwas zu trinken dazu, aber sehr viel mehr ist nicht lebensnotwendig.

Der ein oder andere wird mich für völlig bescheuert halten oder mich am liebsten mit dem blauen Auto und der "Hab-mich-lieb-jacke" abtransportieren lassen, aber das macht gerade nichts. Menschen, die in dieser Not sind, dass sie HartzIV beantragen müssen und an diesem Zustand auch auf absehbare Zeit nichts ändern wollen, denen ist doch auch geholfen, wenn ihnen die Wohnung bezahlt wird und sie anstelle von Geldleistungen Lebensmittel- und Bekleidungsgutscheine bekommen, wodurch sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Ich glaube, das könnte auch funktionieren. Außerdem würde dies einiges an Missbrauch vermindern.

Die nächste Möglichkeit die ich persönlich für extrem Wirkungsvoll halte, ist folgende:

Jeder, der HartzIV bezieht muss dies soweit ich weiß beantragen. Warum macht man es nicht zur Auflage, dass diejenigen, die diese Leistung beziehen ein klein wenig gemeinnützige Arbeit leisten? Kann man denn nicht als Gegenleistung für das erhaltene Geld/ die erhaltenen Sachleistungen entsprechend in der eigenen Gemeinde etwas verrichten? Sei es die Straßenreinigung, oder das instandhalten von Spielplätzen/ Parkplätzen oder das Rasenmähen in Parkanlagen etc? Damit würden einige Ortschaften wieder ordentlich aussehen und nicht immer weiter verwahrlosen und einige unserer Sozialschmarotzer würde auf einmal ein nicht mehr ganz so leichtes Leben haben.

Es würde mit Sicherheit immer noch Menschen geben, die auch hier Möglichkeiten finden würden, das System auszutricksen, aber es wären weitaus weniger, als heute. Die Leistungen, die sie beziehen hätten auf einmal einen Sinn.

Benutzeravatar

» jasper » Beiträge: 554 » Talkpoints: -0,26 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das grundlegende Problem sehe ich dadrinn, das Arbeit immer weniger wert ist und selbst Leute die arbeiten teilweise auf Hartz IV Leistungen angewiesen sind um sich knapp mit der Nasenspitze über Wasser halten zu können.

Inzwischen hatte ich das etwas bizarre Vergnügen mal meine Nase in die wundersame Welt der 1-Euros Jobs zu stecken, die im Grundsatz ja als sowas wie der Vorposter forderte angedacht waren: Gemeinnützige Arbeiten im Dienste der Gemeinschaft, also etwas was jeder halbwegs denkende Mensch mit einem "Okay, dann tue ich halt was für das Gemeinwohl" befürworten kann. Nur, was da vermittelt wird sehe ich inzwischen als eher kontraproduktiv an, denn im Grunde bekommen die Leute in erster Hinsicht vermittelt:

- Deine Arbeitskraft ist uns so wenig wert, das wir dich sinnloses Zeug machen lassen, dafür bist du aus unserer Statistik für ne Weile raus
- Und ist egal was du kannst und was nicht, hier werden alle gleich behandelt: Als ob sie frisch lobotomisiert worden wären
- Wenn ihr euch fragt wem das nun nützen soll: natürlich uns, den Anbietern solcher Maßnahmen.

Ich halte es für fatal an den Soziallistungen und deren Empfängern rumzumaulen, sondern würde eher mal nach den ursachen forschen, wie fehlende Schulbildung, fehlende Perspektiven und so mies bezahlte Jobs, das du dich totarbeiten kannst und trotzdem noch Hilfe brauchst.

Benutzeravatar

» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^