Ossis & Wessis: Nur 35 % sehen Zusammengehörigkeit

vom 05.08.2007, 20:51 Uhr

Mein Vater hat seine Lebensgefährtin damals auch im "Osten" kennengelernt. Sie lebte in derr Nähe von Leipzig. Mittlerweile lebt sie hier mit meinem vater. Ihre Kinder kamen später auch nach. in der ganzen zeit sind natürlich Diskussionen über das "Ach, wir hatten es vor der Wende doch besser" aufgekommen. Sie meint immer nur, dass vieles besser war, einiges aber auch nicht!

Zum Beispiel die Krippenplätze für Kinde, die Arbeitsplätze. Das alles war vor der Wende gesichert. Natürlich gab es auch Nachteile, die ganzen Spione und alles. Aber im großen und ganzen ging es den menschen nicht schlecht. Die sind dann anstatt an die Nordsee an die ostsee gefahren, haben in ungarn und Rumänien Urlaub gemacht. Und da isses nunmal auch sehr schön! Mittlerweile kann man echt nur sagen, dass dieses unterscheiden von "Ossis" und "Wessis" mal ein Ende haben muss!

Es sind alles Menschen, es sind alles dieselben menschen mit 2 Armen, Beinen, etc. die auch in Steinhäusern wohnen und fliessend Wasser aus dem kran haben! Manchmal haben sie einen, für uns Ruhrpöttler, komischen Dialekt aber ich denke, genau dasselbe werden sie auch sagen, wenn sie uns reden hören! Irgendwo ist mal gut mit der Verurteilerei!

» Pflänzchen » Beiträge: 222 » Talkpoints: 2,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe die ersten 20 Jahre meines Lebens im Osten verbracht und finde das ganze Ossi/Wessi Gequatsche auch doof. Zu meiner Kindheit ist zu sagen, dass ich wirklich glücklich aufgewachsen bin und es mir an nichts gemangelt hat. Ich würde auch sagen, man ist bescheidener als die Generation von heute, hat Respekt vor den Eltern, den Kollegen, den Lehrern. Wir haben damals noch Werte vermittelt bekommen und Anstand. Mittlerweile ist diesbezüglich bei der jüngeren Generation einiges aus den Fugen geraten.

Natürlich bin ich froh, dass die Wende gekommen ist. Man hat doch mehr Möglichkeiten. Aber "mehr Möglichkeiten" kosten auch Geld und Geld bekommt man durch Arbeit und die ist im Osten rar. HartzIV tut sein übriges. Vielleicht finde ich dazu noch einen anderen Thread wo ich was schreiben kann. Fakt ist aber eines: Es ist traurig, dass es nach 17 Jahren Mauerfall immer noch einen Unterschied zwischen Ost und Westgehältern gibt. Wie lange soll dieser Zustand noch andauern? Für manche ist das schon fast ein halbes Arbeitsleben!

Und zum Solizuschlag: Auch Ossis zahlen Solizuschlag! Und im Übrigen hat der Westen auch rein wirtschaftlich von der Kaufkraft der Ossis Anfang der 90ziger Jahre profitiert, dass sollte nicht vergessen werden. Das hat eure Arbeitsplätze gesichert. Was mir am Westen nicht gefällt ist die "Ellenbogengesellschaft" Erst komme ich und ich will jetzt. Manchmal vermisse ich Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit. Es ist ein Anspruchsdenken in den Köpfen der Leute entstanden, dass ich so nicht gut finde.

Naja, um meinen Beitrag zu beenden kann ich nur sagen, in der DDR war nicht alles schlecht, heute ist aber auch nicht alles gut!

» Zarte » Beiträge: 8 » Talkpoints: 0,04 »


Obwohl ich von der DDR nichts mehr mitbekommen habe, da ich ein Jahr vor der Wende geboren wurde, denke ich auch, dass man auch heute noch die Nachwirkungen der Teilung Deutschlands merken kann. Zwar ist Deutschland heute eine Nation und besonders in solchen Zeiten einer Fußball-EM wächst da sicher ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl, aber generell wird heute ja trotzdem noch von von Ossis und Wessis gesprochen und vor allem hier im Osten hört man immer einmal Leute etwas böse über unsere Westdeutschen Mitbürger reden. Ich weiß zwar nicht, inwieweit all diese Vorurteile zutreffend sind, da ich nie im Westen Deutschlands gelebt habe, aber ich kann mir schon vorstellen, dass insbesondere im Hinblick auf die allgemeinen Lebensverhältnisse einige Ungerechtigkeiten zwischen Osten und Westen bestehen, was sich für das Zusammengehörigkeitsgefühl unserer Nation natürlich nicht gerade positiv auswirkt.

Allgemein denke ich also auch, dass noch immer eine gewisse geistige Teilung Deutschlands besteht, welche sich wenn überhaupt nur sehr sehr langsam abbauen lässt. Da kann man nur hoffen, dass große Events wie ein Fußballturnier dieser Gespaltenheit etwas Abhilfe schaffen kann.

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» Katara » Beiträge: 1294 » Talkpoints: 5,34 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Die nicht vorhandene Zusammengehörigkeit durfte ich vor 2-3 Jahren selbst erleben: Bei der Wohnungssuche. Ich komme aus dem Berliner Raum und lebe inzwischen seit 10 Jahren in Baden-Würtemberg. Vor 3 Jahren stand aus privaten Gründen mal ein Umzug an.

Bei der Wohnungssuche und auch teilweise bei den Wohnungsbesichtigungen kam vom Vermieter die Frage: Sie sind aber nicht von hier, woher kommen sie denn? Mit der Antwort aus der Nähe von Berlin war man dann schon raus. In einem Fall ging's dann nicht mal mehr zur Besichtigung der Wohnung, obwohl man pünktlich zum vereinbarten Termin erschienen war und direkt davor stand, sondern es gab direkt ein: Schönen Tag noch.

In den anderen Fällen, war die Stimmung im Vergleich zu vorher deutlich frostiger, es wurde nicht mehr geplaudert, sondern höchstens noch knapp auf Fragen reagiert und es wurde bei der Verabschiedung schon deutlich gemacht, daß man schon mal weiter suchen könne. Da sag ich doch Einheitsgefühl, wo bist du? Danke daher an dieser Stelle an meine jetzigen Vermieter, die der frustrierenden Suche vor 2 Jahren ein glückliches Ende bereitet haben.

» masc-online » Beiträge: 101 » Talkpoints: 61,03 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich nehme so etwas wie Ost und West gar nicht mehr wahr. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich im tiefsten Osten lebe. Aber ich glaube solange es vorgelebt wird und seien es nur Vorurteile, solange bleibt es auch in den Köpfen und wird sogar an die Kinder weitergegeben. Wie kann es bitte sein, dass man sich 15 jährige gegenseitig diskriminieren, weil sie entweder aus dem Westen oder Osten kommen?

Ich bin bei solchen Statistiken sowieso relativ skeptisch. Die Fragestellungen sind hier nämlich sehr entscheidend. Fragt man beispielsweise im Allgemeinen nach den Ostbürgern, wird bei vielen Menschen durch Vorurteile und Medien generiertes Bild in den Kopf projiziert, das ist in der Regel negativ. Fragt man nun hingegen: Kennen sie persönlich Ostdeutsche? Und was halten sie von diesen? Dann ist die Antwort oftmals eine positive. Dort geht es nämlich nur um die persönlichen Erfahrungen mit Menschen und nicht um eine verunreinigte Wahrnehmung.

Fraglich ist doch überhaupt jemand, der in Südbayern oder Ostmecklenburg sich überhaupt eine Meinung darüber bilden kann, inwieweit Ost und West zusammengewachsen sind nach der Wende? Wobei einige nichteinmal regelmässigen Kontakt mit Ost bzw. Westbürgen pflegen. Ich persönlich kann mir da kein Urteil erlauben, meine ich. Auch fällt es mir nicht auf, ob ich mit Ost oder Westbürger rede (naja ausser bei Bayern).

Leider sind es aber immer die Leute die am lautesten schreien, die am meisten Aufmerksamkeit geschenkt bekommen. Das wiederrum verzehrt das Allgemeinbild wiederrum. Ich glaube es ist einfach eine Sache der Wahrnehmung. Menschen bewerten mit Hilfe von Heuristiken. Kommt die Bahn 20 mal pünktlich nehmen wir das nicht bewusst wahr. Ist sie jedoch einmal unpünktlich, so kommt eswielen so vor, als ob es ständig passiert. Analog verhält es sich mit der Ost-West-Diskussion. Gibt es zig Berichte darüber, dass es zwischen Ost- und Westdeutschland ein aufeinanderzukommen gibt fällt es nicht weiter auf. Aber wehe es gibt Konfliktsituationen.

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» lundner » Beiträge: 230 » Talkpoints: -1,52 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Also ich bin auch der Meinung, dass Ost und West noch lange nicht gleich sind. Leider! Nach 20 Jahren gibt es noch immer solche großen Unterschiede, obwohl wir ja eigentlich ein Land sind. Aber es geht ja schon bei den Vorurteilen los, die die Ostdeutschen gegenüber den Westdeutschen haben und umgedreht. Weiter geht es mit der Bezahlung. Im Westen verdient man bei weitem mehr für die gleiche Arbeit als im Osten. Außerdem gibt es im Westen viel weniger Arbeitslose als im Osten. Da sieht man schon auf dem ersten Blick, dass Ost und West total unterschiedlich sind. Ich frage mich nur, wann diese Unterschiede wohl endlich abgeschafft sind und Deutschland wirklich endlich eins ist.

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» Mietzis » Beiträge: 802 » Talkpoints: -0,75 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich befürchte fast dass die Ossi-Wessi Diskussionen erst aufhören wenn der letzte Ossi verstorben ist. Ich bin Ossi und muss sagen, von der Mentalität sehe ich wirklich Unterschiede. Mir ist zwar auch unbegreiflich wie sich ein vernünftig denkender Mensch die Mauer oder die DDR wieder zurückwünschen könnte, aber anscheinend gibt es genug Leute die das damalige System gut fanden oder auch aus heutiger Sicht verklären.

Wenn ich daran denke wie wenig Geld ich verdient habe, was für einen Aufwand ich betreiben musste um einfachste Gebrauchsgegenstände zu bekommen oder eine Wohnung, auch mit welcher Gleichgültigkeit man diese politische Gängelei, den Armeedienst oder die Reisebeschränkungen hinnahm war schon bewundernswert. Damals war es durchaus üblich dass man anstatt zu Arbeiten sich abwechselnd in der Stadt herumtrieb, immer mit dem Hamsterbeutel in der Hosentasche und auf der Jagd nach Beute. Gab es dann mal wirklich irgend etwas Bemerkenswertes, Paprikaschoten zum Beispiel, dann leerten sich ganze Büroabteilungen um zwei oder drei dieser Früchte zu erbeuten. Kein Chef hatte etwas dagegen. Auch war es nicht schlimm wenn man Betrunken zur Arbeit kam oder sich während der Schicht sinnlos betrank, bekannte Alkoholiker wurden teilweise sogar mit dem Auto von zu Hause abgeholt, niemand wurde wegen Alkoholeskapaden entlassen oder überhaupt wegen irgendwelcher Unregelmäßigkeiten entlassen. Klar dass sich so mancher nach dieser DDR zurücksehnt, aber ob das wirklich die geistige Elite des Landes war?

Warum es heute noch immer diese Konflikte gibt kann ich mir eigentlich nicht so recht erklären. Ich vermute mal dass die Medien da schon eine unrühmliche Rolle spielen oder dass immer mal wieder einem selbst persönlich ein paar negative Wessis oder Ossis auffallen und das dann wieder verallgemeinert wird. Klar wird im Kollegenkreis immer mal über den Ossi gefrotzelt weil er etwas nicht gleich geschnallt hat oder über den Wessi der an der roten Ampel mit grünem Pfeil steht und sich nicht traut abzubiegen, aber so richtig ernst meint man das doch eigentlich nicht.

Ich fühle mich eigentlich als Deutscher und kann über diese Ossi-Wessi Kategorien einfach nur den Kopf schütteln.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Es ist wirklich schade, dass wir in einem Land leben, aber unsere Ansichten noch so verschieden sind. Wir sind einfach alle deutsch und ich glaube, dass es manche noch nicht so wirklich kapiert haben. Bei manchem gibt es bestimmt noch eine Mauer im Herzen. Dass man als ehemaliger Ossi stark benachteiligt wird, ist natürlich überhaupt nicht in Ordnung.

Ich denke mal, dass man überhaupt nicht darüber nachdenken darf, wieder eine Mauer zu bauen, das wäre ja ein politischer Rückschritt von 50 Jahren. Die ehemalige DDR war wirklich nicht schön. Was da unter Honecker und der ganzen Stasi alles abgelaufen ist, das werden wir wohl nie alles erfahren. Ich will das alles auch gar nicht so genau wissen. Die bis 1984 aktive Todesstrafe ist ein absolutes Indiz für die Grausamkeiten.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich muss mal sagen, dass mich dieses ganze Ost- und Westdeutschland gerede nervt. Natürlich gibt es noch viele Unterschiede, wie die Löhne, aber es gibt nur noch Deutschland. Vielleicht sehe ich das so, da ich zwar im Gebiet der ehemaligen DDR geboren wurde, aber in Deutschland aufgewachsen bin. Ich sage auch nicht, dass ich aus Ostdeutschland komme, sonder dass ich aus Mitteldeutschland komme.

Natürlich kann ich nicht sagen, wie es den Menschen damals in der DDR ging, aber ich kann nicht sagen, dass es mir heute schlecht geht. Wenn ich meine Eltern manchmal über die "alten Zeiten" reden höre, dann bin ich eigentlich froh, dass ich nicht in der DDR groß geworden bin und mehr Freiheiten habe. Außerdem bin ich der Meinung, dass die "Westdeutschen" keine wirklichen Nachteile durch die Wiedervereinigung bekommen haben. Also ich bin froh, dass es nur noch Deutschland gibt und ich kann mir auch kein geteiltes Land vorstellen.

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» nickyleinchen » Beiträge: 387 » Talkpoints: 3,87 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Um mal an den Anfang zurück zu erinnern: Es war keine Volksbefragung sondern eine Studie der Forsa.

Studien sollten repräsentativ sein, allerdings ist das Praktisch äußerst schwierig, wenn man von 80 Millionen Menschen 1000 auswählt und als repäsentativ wertet (Ich weiß nicht, wie viele für diese Studie ausgewählt wurden, allerdings hat die Forsa schon oft "repräsentative" Studien mit 1000 Leuten durchgeführt).

Zudem sind Studien analytische (daher theoretische) Verallgemeinerungen. Ein "in den Punkten Ja, in den Punkten Nein" wird zu Ja oder Nein, nicht aber zu beidem oder nichts gezählt.

Ich selbst bin Wendekind, daher kann ich wenig dazu sagen, was früher besser war und was schlechter. Aber ich finde es definitiv falsch, zu sagen, es war alles schlecht, wie es hier bereits passiert ist. Nicht umsonst ist das Schulsystem einiger skandinavischen Länder, die das Schulsystem der DDR teilweise kopiert haben, außerordentlich.

Davon kann Deutschland mit seiner Bildungspolitik, die mehr Sprünge macht als ein Hürdenläufer, nur träumen. Ich hatte persönlich beinahe nur ostdeutsche Lehrer(innen) und muss sagen, wenn meine 13 Jahre jüngere Schwester von Lehrern der "neuen Generation" nicht einmal das ABC ordentlich gelernt bekommt, bin ich sehr enttäuscht. Dabei ist dies kein Einzelfall, bei meiner Cousine im Westen ist das Gleiche bereits vor ein paar Jahren passiert.

Und das Beispiel Bildung ist definitiv nicht das einzige, was an der DDR gut war. Warum nun viele Menschen wieder nörgeln, erkläre ich mir recht einfach: Menschen wollen immer das, was Sie mal hatten, oder was Sie nicht haben.

Ein anderes Beispielzum Schluss (unglaublich, aber wahr, die Dame ist noch immer Lehrerin - ohne Vorurteile - im Westen): Mathe, 2. Klasse.
Druckfehler im Lehrbuch: 6 mal 7 ist 36.
Schüler antwortet 42.
Lehrerin sagt "Falsch".
Einige Schüler unterstützen Ihn, sagen, 42 ist richtig.
Lehrerin: "In der Lösung steht 36. Das was hier steht, stimmt."

» felipe » Beiträge: 16 » Talkpoints: 0,12 »


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