Ossis & Wessis: Nur 35 % sehen Zusammengehörigkeit

vom 05.08.2007, 20:51 Uhr

Ich bin selber gebürtiger "Ossie" und "Made in DDR", ich mach selbst so meine Scherze damit und hab auch kein Problem damit wenn andere Leute das tun, aber was ich gar nicht mag sind solche Sprüche von wegen die Mauer müsste wieder aufgebaut werden. So was kann ich gar nich ab und finde es auch nicht sonderlich amüsant. Meine Familie musste damals auch über Umwege durch die Ukraine in den Westen Deutschlands flüchten kurz vor dem Mauerfall.

Für mich persönlich is zum Beispiel auch der Tag der Deutschen Einheit im grunde der einzige Feiertag den ich schätze und der mir auch wichtig ist, da ich eben nich gläubig bin und mir dementsprechend Christliche Feiertage nichts bedeuten.

» Apollo » Beiträge: 183 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich möchte sagen, dass ich aus Leipzig komme (für die, die nicht wissen wo das liegt, das ist im Osten), bin aber kurz nach der Wende geboren, aber ich habe vieles von meinen Eltern, Verwandten und Lehrern erzählt bekommen, wie es zu DDR-Zeiten war.

Es ist klar, dass das Politische nicht toll war. Das heißt, die meisten Ossis sind froh, dass jetzt zum größten Teil Demokratie herrscht. Es hieß zwar auch, dass Demokratie in der DDR herrschte, aber es war alles andere als das.
Was aber die meisten Ossis besser fanden, war das ganze soziale Leben!

Jeder musste die Schule mindestens 10 Jahre besuchen, das heißt jeder bekam mindestens einen Realschulabschluss! Da gab es keine Hauptschule! Wenn man heute sieht, dass nur ganz wenige Leute ein Beruf bekommen, die einen Hauptschulabschluss bekommen, dann ist klar dass die das sch... finden. Dann hatte jeder in der ganzen DDR die gleiche Bildung bekommen. Überall gab es den gleichen Lehrplanund die gleichen Lehrbücher (von der Schule!) heute ist es von Bundesland zu Bundesland verschieden, und deswegen haben manche weniger Chancen einen Beruf im anderen Bundesland zu bekommen, was in der DDR nicht so war.

Man wollte damals in der DDR genauso weniger Arbeitslose, deswegen bekam jeder eine Arbeit. Ab und zu gab es vielleicht 10 Leute in einer Stadt, die arbeitslos waren, aber sie bekamen spätestens nach einem Monat eine neue. Heute sind 3 Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos und es gibt nur 1 Millionen freie Arbeitsplätze! Und da gibt es noch Hartz 4!? Wegen den ganzen Gründen und noch mehr fanden es die Ossis früher besser. Abgesehen von der Politik und Regierung der DDR war das meiste besser als heute.

» farey » Beiträge: 5 » Talkpoints: 1,86 »


Naja, die Gleichmacherei in der DDR hatte auch viele Nachteil, so wurden Qualifizierte und Unqualifzierte oft in die gleiche Abteilung gedrückt, was den Vorteil wieder zunichte machte. Das man keine Arbeitslosen wollte war eher ideologisch als wirtschaftlich bedingt, was auch zum Kollaps führte. Eine Arbeitlosenquote von 5 - 7 % ist auch ein Zeichen für eine gute Wirtschaft, denn die muss es da geben sonst wird diese wieder durch einen Mangel geschwächt. Nur sollte es sich dabei um Kurzzeit und nicht um Langzeitarbeitslose handeln, was man bedenken muss.

Außerdem hatte jeder, siehe weiter vorn im Thread, das Recht auf einen Arbeitsplatz, egal wie schlecht er war, was kein Vorteil ist.

farey hat geschrieben:Wegen den ganzen Gründen und noch mehr fanden es die Ossis früher besser. Abgesehen von der Politik und Regierung der DDR war das meiste besser als heute.

So pauschal kann man das auch nicht sagen, es gab noch viel mehr schlechtes in der DDR als nur die Politik, auch mit einer anderen Politik wäre vieles besch****en gewesen, der einzige Vorteil in der DDR waren bestimmte Ausrichtungen des Bildungssystems, bei weitem nicht alle und die soziale Gerechtigkeit, dann wird`s aber langsam eng.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Tja, man sieht, dass die Wiedervereinigung nicht nur gutes gebracht hat. Ich denke aber nicht, dass die Kinder, die zu SED-Zeiten NICHT gelebt haben, eine neue DDR wollen. Denn wenn man dem Geschichtsunterricht zuhört, hört man nur Sachen wie: "..böse DDR.." .." Diktatur" .. " Kommunismus (schlecht)".

Das man in den Zeiten, kaum gorssartige Freiheiten hatte ist ja klar, aber das die DDR schlechter dargestellt wird, als sie vielleicht war, ist für mich auch nicht gerade ein Zeichen dafür, dass man zufrieden in Zukunft schauen kann.

» fodi » Beiträge: 148 » Talkpoints: 0,04 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bin in Gera geboren, also auch im Osten des Landes. Mittlerweile wohne ich hier etwa 50 km von Frankfurt am Main weg, also nun im Westen. Da ich jetzt direkt in die Wende reingeboren bin sag ich eigentlich nie das ich 'Ossi' bin, sondern einfach nur Deutsche. Wenn mich dann aber mal jemand genauer fragt, woher ich denn genau komme und ich dieses mit Gera beantworte (und falls sie überhaupt wissen wo das liegt...) bekomme ich schon ab und zu mal zu hören 'IIIhhhhhhh ein Ossi'.

Eigentlich mittlerweile lach ich über so was, klar ich verurteile auch vieles, aber hier im Westen wird manches viel zu schlimm dargestellt als es war (kann ich natürlich nicht aus eigenen Erfahrungen berichten, aber habe mich sehr gut bei meiner Mutter, die ja wirklich ihr bisheriges halbes Leben dort verbracht hat). Und wenn ich mal ab und an Berichte sehe, wie es da so war, kann ich auch oft beobachten das meiner Mutti die Tränen in den Augen stehen, weil selbst die Medien immer noch klar zwischen 'Ost' und 'West' unterscheiden.

Zur Zeit gehe ich auf eine Berufsbildende Schule, wo man ja der Meinung sein könnte, man seine aus dem Alter raus, aber dennoch kann ich mir hier eigentlich fast täglich irgendwelche Anfeindungen anhören. Zum Beispiel hatten wir gestern so eine Diskussionsrunde und ich war anderer Meinung als so eine türkische Mitbürgerin. Die meinte dann nur so was in der Art wie: ''Die ist doch eh nur ein Ossi, die will hier ordentliches Deutsch reden, dabei ist sie doch zu 80 % Russe.''

Da kommt bei mir wirklich Wut hoch, das gerade ausländische Mitbürger (ich bin auf keinen Fall rechtsradikal) nach 'Deutsch' und 'Osten' sortieren.

» Flerche » Beiträge: 296 » Talkpoints: -0,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde dieses ganze Ossi Wessi Gerede irgendwie doof. Ich bin geborener Wessi. Die Mauer steht nun schon ewig nicht mehr und immernoch gibt es soviele Unterschiede, die gemacht werden zwischen Ossis und Wessis. Mir ist das egal und oft wenn ich meine Freunde mal reden höre sagen sie oft: Boa man merkt der kommt aus dem Osten. Ich finde solche Äußerungen echt abwertend und mir ist so was wirklich egal. Es gibt dumme Ossis genauso wie dumme Wessis.

» julia08 » Beiträge: 1991 » Talkpoints: -5,91 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde diese Ost-West Aufteilung auch total überhöht und übertrieben. Aber man darf seine Augen nicht verschließen, denn es werden immer noch Unterschiede zwischen Ost und West gemacht. Die Gehälter der Beamten variiert zwischen Ost und West, kann eigentlich nicht sein und außerdem sind immer noch solche Begriffe wie Ossis und Wessis *hier oft genug erwähnt* immer noch sehr beliebt.

Nach dem Mauerfall mache ich keinen Unterschied zwischen Ost und West, denn wir sind ein Land und ich möchte ehrlich gesagt nicht mehr so was haben wie vor 1989. Die Leute sollen froh sein, dass der östliche Teil Deutschlands zu uns gehört, denn so ein DDR-Regime wünsche ich keinem auf der Welt.

» juker » Beiträge: 141 » Talkpoints: -0,04 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bin auch für die Ost-West-Freundschaft und hoffe, dass man diesen Begriff wirklich irgendwann zurecht verwenden kann.

Ich komme aus Gera, das im Osten liegt (wer den Thread aufmerksam verfolgt hat, der hat das hier schon mal gelesen von der Flerche) und ich bin an sich nicht ungern ein "Ossi". Aber es hat auch seine Nachteile. Denn man wurde ja doch irgendwo anders erzogen und viele von uns im Osten in meiner Generation sind noch zu kleinen Duckmäuschen herangezogen wurden. Ist ja auch klar, damals in der DDR musste man ein Duckmäuschen sein und immer nach der Pfeife des Staates tanzen, sonst sah man ganz schnell ganz alt aus.

Aber ich denke, man muss einfach selber lernen, diese Eigenschaften, die einem noch aus der DDR mitgegeben wurden und die nicht so gut sind (was auch beiweitem nicht alle sind), abzulegen.

Und dabei wiederum können uns die "Wessis" nur zu gut helfen. Deswegen wäre ein Miteinander nicht nur schön, sondern meiner Meinung nach auch nützlich. Ich habe auf jeden Fall diese Erfahrung gemacht und mache sie immer noch, seitdem ich meinem "Wessi"-Freund habe. Und lasst mich bemerken, dass wir sehr glücklich miteinander sind.

Aber man merkt schon, dass im Westen eine andere Mentalität herrscht als hier, noch immer. So wurde beispielsweise mein Freund hier von allen meinen Freunden mit offenen Armen empfangen, während ich mir dort immer noch jedes Fitzel Anerkennung etwas härter erarbeiten muss. Aber ich denke nicht, dass das Boshaftigkeit oder so was ist. Es liegt halt einfach daran, dass die Menschen an sich etwas anders sind. Und um dort was zu zählen, muss man sich halt erstmal durchsetzen.

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» Wunky » Beiträge: 487 » Talkpoints: -0,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das ist mal wieder ein typisches Beispiel von Zahlenjongliererei und völliger Fehlinterpretation von Statistiken. Zunächst wäre es einmal interessant zu sehen, wie sich alle Umfrageergebnisse auf Ost- und Westdeutsche verteilen. Die Ergebnisse, die differenziert wurden verzerren das Bild jedoch komplett: Dass nur ein sehr geringer Prozentsatz der Westdeutschen der Meinung sind, dass sich ihre Situation seit der Wende verbessert hat, liegt zum einen daran, dass es für sie ja ein weitaus weniger einschneidendes Ereignis war, als für die Ostdeutschen und zum anderen daran, dass die Stimmung im Volk eh seit Jahren rapide in den Keller geht, ganz unabhänig von der Wiedervereinigung.

Um noch eine persönliche Erfahrung anzuhängen: Für mich was diese bescheuerte Ost-West-Debatte nie ein Thema. Ich habe da eigentlich nie wirklich unterschieden. Erst als ich mit meiner damaligen Freundin, die aus dem Osten stammt, zusammen kam, wurde ich durch sie und ihre Familie für diese Unterscheidung sensibilisiert. Da hatte ich schon viel Frust und Missmut mitbekommen, der mir in der Form bislang fremd war. Aber gut, ich denke, in dem Fall ist es auch ausschlaggeben, dass die Familie vom Osten in den Westen kam und somit quasi "allein unter Fremden" war.

Jedenfalls halte ich diese ganze Diskussion für völlig überholt und lächerlich. Im Grunde handelt es sich dabei schon fast um eine Form von Rassismus, da hier Menschen auch nach ihrer Herkunft und ihrem kulturellen Hintergrund bewertet und über einen Kamm geschoren werden. In diesem Sinne: Habt euch doch alle lieb, Leute!

» P_Rocker » Beiträge: 10 » Talkpoints: 0,20 »


Na das ist ja mal ein Thema. Auf dem Gebiet bin ich ja sozusagen Profi. Zumindest durfte ich einige prägende Erfahrungen sammeln. Als jemand, der im Osten geboren, im Westen aufgewachsen und nun mittlerweile wieder im Osten lebend ist, steht man ja eigentlich so ´n bisschen zwischen den Stühlen. Ist aber auch nicht weiter schlimm, weil ich muss mich ja gar nicht entscheiden. Man kann sicher nicht alle über einen Kamm scheren, aber die Ossis schimpfen über die Wessis und die Wessis schimpfen über die Ossis.

Na klar ist das völliger Schwachsinn, ob es den Leuten passt oder nicht, die Mauer ist nunmal lange gefallen. Manche mögen mich dafür für einen Verräter halten, Fakt ist, es geht den Menschen im Osten definitiv seit der Wende besser, auch wenn sie das nur sehr ungern zugeben, zumindest einige. Auf der anderen Seite gibt es auch immer wieder welche, die über den "blöden" Ossi quatschen. Das möchte ich an dieser Stelle ja mal bestreiten. Auch wenn es diese Teilung nicht mehr gibt, werden die Leute wahrscheinlich trotzdem noch ewig von "hier" und "drüben" sprechen.

Quatsch ist es trotzdem.

» MissDandee » Beiträge: 7 » Talkpoints: 2,44 »


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