Wie reagieren, wenn die eigenen Kinder homosexuell sind?

vom 29.09.2008, 11:33 Uhr

winny2311 hat geschrieben:
Ich kenne viele Homosexuelle und habe da überhaupt kein Problem mit nur leider ist das nicht die Regel.

Fraglich ist es ja speziell in diesem Thread, wie man reagiert, wenn die eigenen Kinder schwul oder lesbisch sind. Denn wenn das "jemanden anders" betrifft reagiert man in der Regel nochmal anders, als bei den eigenen Kindern.
Genau das ist doch der Punkt!

In unserer Familie sind weder mein Bruder noch ich homosexuell. Ich glaube besonders für meinen Vater wäre das Gegenteil eine mittelgroße Katastrophe gewesen. Warum ich das glaube? Zwei seiner Cousins und eine meiner Cousinen haben sich als homosexuell geoutet und leben das auch. Dies zu akzeptieren war für die Eltern recht schwer. Schon allein der Gedanke in der Erziehung etwas falsch gemacht zu haben, wenn ja was? Da einer meiner Groß-Cousins lange in einer festen heterosexuellen Partnerschaft gelebt hatte, mussten sich die Eltern auch erst mal von dem Traum verabschieden, weitere Enkelkinder zu bekommen. Und nicht zuletzt der Spott von außen, da es die Familien traf, die sonst immer alles besser wussten.

Wie ich in einer solchen Situation reagieren würde, das weiß ich nicht. Das hängt wohl zu sehr von der konkreten Situation ab. Sicher würde ich auch meinen Gedanken nachgehen, mich vielleicht von einigen Träumen verabschieden. Auf jeden Fall würde ich mein Kind sicher weiterhin lieben, auch wenn ich vielleicht zunächst enttäuscht wäre. Wer weiß!?

Ich denke wie man sich verhalten sollte ist eigentlich klar, wie man im Falle eines Falles wirklich reagiert kann wohl niemand vorher sagen - wenn man ehrlich ist :wink:

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hallo,

Ich bin bisexuell und Freunde und Bekannte wissen das zum Teil auch. Einige aber auch nicht. Meine Eltern wissen es übrigens beide nicht und auch sonst keiner aus der Verwandtschaft.

Es ist aber nicht so, dass ich es ihnen verheimlichen würde. Würden sie danach fragen, würde ich ganz offen und ehrlich, ohne Scham, antworten. Nur fragen sie eben nicht, und da wäre mein Gedanke, wieso ich ihnen denn erzählen sollte, dass ich bisexuell bin? Ich finde das genauso normal, wie Homo- oder Heterosexualität. Und, ich habe es wohl irgendwo anders hier bei Talkteria auch schon einmal geschrieben, ein Heterosexueller geht ja auch nicht durch die Bekanntschaften spazieren und ruft dann beispielsweise jedem zu: "Hallo du, ich bin schwul!". Also weiß ich auch nicht, wieso ich mit meiner sexuellen Ausrichtung überall hausieren gehen sollte. Aber wenn direkt gefragt wird oder das Thema aufkommt, dann wüsste ich auch nicht, wieso ich mich denn schämen und etwas verheimlichen sollte. Das widerspräche ja der Auffassung, dass Homo- und Bisexualität völlig "normal" sind.

Wenn ich Kinder hätte und diese homosexuell wären, dann wäre mir das ziemlich egal. Ich bin da tolerant. Sie müssen damit auskommen und umgehen, nicht ich. Es ist einfach ihre Sache. Sie täten mir nur ein wenig Leid, weil eben viele Menschen viele dümmliche Vorurteile haben und sie darunter dann eventuell in der Zukunft leiden müssen. Das wäre so die einzige Sache, die bei der Homosexualität der Kinder anders wäre, verglichen damit, wenn sie heterosexuell wären. Allerdings gibt es ja viele Gründe, dass man durch Vorurteile geschädigt werden kann, also zu bemitleiden gäbe es im Grunde fast immer etwas, leider. :( So ein großer Unterschied ist es dann also wohl allgemein doch gar nicht.

Übrigens wüsste ich auch nicht, was an der Homosexualität der Kinder schlimm sein sollte. Ich bin allgemein nicht so interessiert an Nachkommen, ja, eigentlich nicht einmal an eigenen Kindern, also würde ich auch nicht zwingend Enkelkinder haben wollen. Auch auf irgendwelche Mann-Frau-Traumhochzeiten bin ich nicht scharf. Also für mich wäre es wirklich ziemlich egal, ob mein Kind nun schwul, lesbisch, bi- oder heterosexuell wäre.

Wie meine Eltern mit der Situation umgehen würden, weiß ich nicht. Meine Mutter hat aber schwule, lesbische und transsexuelle Freunde und ist bei der Thematik allgemein sehr tolerant. Aber ob sie plötzlich intolerant wäre, sobald es um ihre eigene Tochter geht, das weiß ich natürlich nicht.

Für die Schwiegereltern gilt übrigens dasselbe, wobei die viel weniger tolerant sind. Sie tun immer so, aber dumme Vorurteile haben sie dann doch und sie tuscheln auch gerne dumm über Homosexuelle. Obwohl sie dann immer behaupten, das sei ja nur Spaß und sie seien ja eigentlich völlig tolerant. Das kommt mir schon sehr fragwürdig vor.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich selbst habe zwar nie Interesse am selben Geschlecht gehabt, aber ich denke das meine Eltern damit recht schnell klar gekommen wären. Sie sind da doch recht aufgeschlossen und haben auch nie irgendwelche Berührungsängste mit homosexuellen Menschen gehabt. Immerhin war ein früher Arbeitskollege meines Vaters auch schwul und wohnte sogar mit uns in einem Haus.

Ich selbst würde jetzt nicht emotional zusammenbrechen, wenn eine meiner Töchter in 10 Jahren käme und mir eine Freundin anstatt eines Freundes vorstellen würde. Sie ist und bleibt meine Tochter, welche ich mit allem was dazu gehört liebe. Und wenn sie halt auf Frauen stehen würde, dann ist es eben so. Vorteil dabei wäre doch, das ich keine Bedenken haben müsste, das sie mit 16 schwanger wird :lol:

Ich kenne aber auch zwei junge Männer, welche sehr große Probleme mit ihren Vätern deswegen hatten. Der eine hat es dann zwar bei seinem Sohn akzeptiert. Verstarb aber leider recht früh. Der neue Partner der Mutter kommt damit überhaupt nicht klar und hat es sogar geschafft, das Mutter und Sohn kaum mehr Kontakt haben.

Bei einem ehemaligen Klassenkameraden war es eher ein austesten, welche sexuellen Neigungen er da hat. Am Ende fühlte er sich doch mehr zur holden Weiblichkeit hingezogen. Trotzdem ist das Verhältnis mit seinem Vater seit mehr als 15 Jahren sehr angeschlagen. Und alles nur, weil er halt offen dazu stand, das er damals eben auch mal mit Jungs seine Erfahrungen gesucht hat.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Mir wäre es lieber, mein Kind hätte eine homosexuelle Ausrichtung als eine, die woanders hindriftet. Viel schlimmer und entsetzlicher wäre doch, wenn man irgendwann bemerkt, dass der Sohn auf kleine Kinder steht oder dass das eigene Kind sonst irgendwelche Bedürfnisse hat, die einen selbst total überfordern. Da wäre es für mich absolut in Ordnung und gar nicht schlimm, wenn mein Kind homosexuel wäre. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich darauf jemals negativ oder entsetzt reagieren würde.

Meine Eltern übrigens rätseln seit Jahren, ob mein Bruder vielleicht schwul ist und haben sich bisher aber nicht getraut, ihn danach zu fragen. Das ist leider eine recht verzwickte Situation, weil sie das einfach nur daran festmachen, dass er bisher noch keine Freundin mit nach Hause gebracht hat. Sie haben auch kurzzeitig mal probiert, mich vorzuschicken und ihn zu fragen, allerdings habe ich das strickt abgelehnt. Ich denke, da müssen sie selbst durch. Für mich ist es kein Problem und es würde mich gar nicht stören und es ist nicht einmal so, dass es mich besonders interessiert solange er nur glücklich wird.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich denke ich hätte nicht wirklich ein Problem damit. Ich glaube ich würde meinem Kind noch eher sagen, dass selbst wenn es so ist, dass es doch dann vertrauen zu mir haben soll und es mir erzählen soll. Als Eltern kennt man eigentlich immer als letztes den ersten Freund oder Freundin, doch würde ich dann mein Kind niemals vor den Kopf stoßen. Ich würde vielleicht, wenn ich dann alleine bin, mich fragen warum wieso und weshalb, doch auf Antworten würde ich dann auch nicht kommen.

Doch ich kann ein Kind doch nicht verstoßen, nur weil es das gleiche Geschlecht liebt. Da es mein Kind dann vielleicht besonders schwer haben wird, stehe ich noch mehr für mein Kind und den Partner mit ein und schaue dass ich es ihnen so leicht wie möglich mache.

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» kleineliebe » Beiträge: 1817 » Talkpoints: 2,92 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich kenne auch keinen in meinem näheren Bekanntenkreis, der sich geoutet hätte, aber das ist auch egal, ich hätte vollstes Verständnis für die Sexualität meines Kindes! Ich habe mit Homosexualität überhaupt keine Probleme, im Gegenteil, ich finde solche Worte wie "outen" reichlich überflüssig. Ich gehe schließlich auch nicht zu meinen Eltern und sage, dass ich auf Männer stehe. Das macht keiner und das sollte auch keiner müssen.

Es sollte selbstverständlich sein, dass ein Junge auch Jungen und ein Mädchen auch Mädchen lieben kann. Für mich gibt es da rein gar nichts zu diskutieren. Liebe ist Liebe und ich unterstütze alles, wenn meine Kinder dabei ehrlich mit sich selbst und ihren Partnern bleiben und nicht untreu werden. Ich hätte kein Verständnis, wenn mein Kind sagt, dass es gestern mit dem geschlafen hat und sich nachher mit dem trifft, obwohl es mit einem ganz anderen zusammen ist. Bei so etwas hört bei mir dann der Spaß auf.

Wenn mein Sohn sagen würde, dass er schwul ist, würde ich mich sogar noch freuen, glaube ich. :lol: Die besten Männer sind nun einmal schwul, das ist ganz einfach so. Schwule sind oft so liebe und warmherzige Menschen, ich würde es begrüßen, wenn mein Sohn auch so einer sein könnte. Ich will keinen großmäuligen, Testosteron gesteuerten Sohn haben, der sich wie der letzte Proll benimmt. Naja und wenn meine Tochter sagen würde, dass sie lesbisch ist, ist das auch okay. Dann ist das völlig gut so.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hier wurde von einigen Leuten beschrieben, dass sie sich in dieser Situation fragen würden, wieso das Kind denn schwul oder lesbisch geworden sei. Ich frage mich, warum?

Sicherlich ist es so, dass die Gründe für Homosexualität noch nicht sicher erforscht worden sind. Dennoch gibt es schon recht starke Vermutungen, dass die sexuelle Neigung einfach angeboren ist, und etwas mit dem Hormonstand und auch bestimmten, ja, einfach seit Geburt vorhandenen, Verknüpfungen im Gehirn zutun hat. Das heißt, man ist sich ziemlich sicher, man kann niemanden zur Homosexualität oder auch zur Heterosexualität erziehen. Die Leute kommen einfach so auf die Welt. Wozu dann also fragen, ob man selbst "schuld" sei oder was man "falsch" gemacht hätte? Das verstehe ich nicht.

Natürlich kann ich nachvollziehen, dass viele Menschen neugierig sind oder Dinge einfach gerne analysieren. So wird dann vielleicht schon überlegt, wieso beispielsweise der eigene Sohn schwul ist. "Schwul geworden" als Formulierung finde ich hierbei übrigens schon kritisch, wenn die Neigung doch angeboren ist. Denn dann war er ja schon immer schwul und ist nicht erst irgendwann oder durch irgendetwas "schwul geworden".

Aber ja, wenn man sich nicht sicher ist, ob denn nicht vielleicht doch auch Erziehung eine Rolle spielt, dann kann man sich die Gedanken ruhig machen. Wie gesagt, wissenschaftlich eine feste Erkenntnis gibt es darüber noch nicht. Nur eben starke Tendenzen in die Richtung, dass es eben nicht anerzogen, sondern angeboren, ist. Wobei die Erziehung sicherlich eine große Rolle dabei spielt, ob Homosexuelle sich outen oder nicht, oder ob sie überhaupt zu ihrer Sexualität stehen.

Was ich nur sagen möchte: Ich verstehe diese oft gehörte und gelesene Situation, dass jemand sich Gedanken machen würde, wieso das Kind schwul geworden sei, nicht. Das wirkt ja fast schon wie ein Kult oder wie ein krampfhafter Zwang, sich Vorwürfe bei einem schwulen Kind zu machen und nach eigenen Erziehungsfehlern zu machen. Und das klingt wenig nach einer wirklichen Akzeptanz von Homosexualität als das, was sie ist: eben eine sexuelle Ausrichtung, gleichwertig zu anderen sexuellen Ausrichtungen. Nur, dass Homosexualität möglicherweise eben ein wenig weniger Menschen betrifft, als Heterosexualität, aber die Masse sagt ja nichts über die Wertigkeit aus.

Abgesehen davon sollten sowieso alle sexuellen Neigungen, die niemandem schaden, als gleichwertig betrachtet werden.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich selbst bin heterosexuell und habe einen absolut entspannten Umgang zur Homosexualität. Ich finde das ist sogar ein sehr interessantes Thema, mit dem ich außerdem auch praktisch aufgewachsen bin. "Leider" habe ich keine eigenen Bekanntschaften, die die gleichgeschlechtliche Liebe für jemanden empfinden. Aber ich fände es wirklich total interessant und toll, so jemanden in meinem privaten Leben kennen zu lernen. Auch wenn sich das jetzt vielleicht merkwürdig anhört.

Ich hätte absolut kein Problem damit, sollte eines meiner Kinder sich später als Mann zu einem anderen Mann oder als Frau zu einer anderen Frau hingezogen fühlen. Ehrlich gesagt ist es mir total gleichgültig welche Sexualität meine Kinder später einmal haben werden. Sie bleiben ja trotz allem immer noch meine Kinder, und ich könnte mir gar nicht vorstellen selbst so zu reagieren wie der Vater aus deinem Beitrag. Nein, das ist falsch - ich WÜRDE gar nicht so reagieren. Nicht im Geringsten. Wenn mein Kind sich später einmal vor mir outen sollte, würde ich wahrscheinlich nur mal kurz interessiert aufblicken und vielleicht etwas sagen wie "Oh, wirklich?" Aber das war's dann auch schon. Ich würde das absolut locker und möglicherweise sogar schon als wie selbstverständlich nehmen.

Ich glaube ich könnte letztendlich sogar so weit gehen sagen zu können, dass ich mich regelrecht freuen würde wenn sich eines meiner Kids als homosexuell entpuppen würde. Ich habe absolut keinen blassen Schimmer warum. Es ist einfach so. Genau wie die Homosexualität im Allgemeinen, die ist auch einfach so und man kann nichts ändern. Ich würde auch nichts ändern wollen. Und es wäre schon wenn alle anderen Menschen auch so denken und die ganze Sache endlich einmal akzeptieren würden.

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» porcelain » Beiträge: 1071 » Talkpoints: 5,47 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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