Stellenwert der Bildung

vom 24.09.2008, 00:38 Uhr

Früher herrschte das Vorurteil, dass die oberen sozialen Milieus sehr an einer guten Bildung interessiert sind, und dafür auch sehr viel geben. Sowohl Anstrengung als auch Geld sind nicht zu schade, um es für eine gut fundierte Ausbildung auszugeben. Die unteren sozialen Milieus sollen im Gegensatz dazu nicht an einer guten Schulbildung interessiert sein. Für diese zähle nur die Schulzeit irgendwie zu überstehen, damit man dann in das richtige Leben, das Berufsleben starten kann. Dort sollte man sich dann anstrengen und das Beste geben, um ein guter Mitarbeiter zu werden.

Denkt ihr, dass diese Vorurteile eine wahre Grundlage haben?

» Müller » Beiträge: 103 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich würde sagen, Du hast Deine Aussagen falsch herum formuliert. Du fällst in die soziale Unterschicht, wenn du nicht an einer guten Schulbildung interessiert bist.

Sicherlich herrscht oftmals auch die Ansicht bei der Unterschicht, dass Bildung nicht so wichtig ist und dies an die Kinder weitergegeben wird, jedoch muss man auch beachten, dass jedes Kind durch seine Schulbildung in einem gewissen Rahmen selbst bestimmen kann, welcher Schicht es später mal angehören möchte.

Anderseits könnte man auch argumentieren, dass die soziale Unterschicht aus weniger intelligenten Menschen besteht und da von nichts auch nichts kommen kann, der Nachwuchs eben in der Unterschicht festsitzt. Idiocracy ist hierfür ein schöner Film, der es recht witzig wiedergibt.

so long

» JohnDoe » Beiträge: 72 » Talkpoints: 0,16 »


Sozaile Unterschichten sind an Bildung weniger interessiert, da die Eltern den Kindern falsch Vorleben und die Kinder mit vielen "Ausländern" zu tun haben. Kriminalität bestimmt sicher auch ihr leben, also denken Sie sich warum "lernen um zu haben". Schulbildung wird aber immer wichtiger, immer weniger Betriebe stellen Schulabgänger ohne ordentlichen Abschluss ein. Es werden lieber qualifizierte Facharbeiter aus dem Ausland angelockt.

Ich denke auch dass die Kinder durch den Medienkonsum ein falsches Bild vom Geld bekommen. Sie sehen Männner mit Frauen die sich Geld zuschmeißen, dicke Kette aber wenig im Hirn. Schade eigentlich.

» nick1 » Beiträge: 373 » Talkpoints: -8,69 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Sozaile Unterschichten sind an Bildung weniger interessiert, da die Eltern den Kindern falsch Vorleben und die Kinder mit vielen "Ausländern" zu tun haben.

Ich will ja niemandem Ausländerfeindlichkeit unterstellen, aber das ist grenzwertig.

Und um zu der Frage zurückzukommen, ich denke das hat nicht unbedingt etwas mit Interesse zu tun sondern damit, dass es in Deutschland keine Chancengleichheit gibt. Das fängt schon in der Grundschule an - bei gleichen Noten bekommen Kinder aus der sogenannten Unterschichte nicht so oft eine Empfehlung fürs Gymnasium als Kinder von besser gestellten Eltern. Und selbst wenn das Kind aufs Gymnasium gehen könnten können sich das manche Eltern nicht leisten, weil das nächste Gymnasium im Nachbarort ist und das zusätzliches Fahrgeld kosten würde. Dann ist es inzwischen wohl auch üblich, dass Familien die ALG 2 beziehen bedrängt werden wenn ihre Kinder erwachsen sind und noch zur Schule gehen (was ja im Gymnasium normal ist, die meisten werden in der 12. oder 13. Klasse volljährig).

Und nach der Schule kommt das Studium. Dank diversen CDU Regierungen ist das aber auch nicht mehr überall kostenlos. Gut, kostenlos war es noch nie, Immatrikulations Gebühren gab es ja schon immer, Bücher und sonstiges Material waren auch noch nie kostenlos und meistens braucht man auch noch eine Wohnung am Studienort, aber durch die Studiengebühren wird es für viele eben noch viel unmöglicher ein Studium aufzunehmen und an Auslandssemestern und ähnlichem, die die Berufschancen verbessern braucht man erst gar nicht zu denken.

Sicher gibt es auch genug Kinder die von den Eltern ein totales Desinteresse an Bildung vorgelebt bekommen und entsprechend übernehmen sie diese Werte natürlich auch. Aber das ist auch nicht nur auf die Unterschicht beschränkt. Ich kenne / kannte einige Leute die sich nur für Parties, Sex, Drogen und Konsum interessiert haben. Leute die es dank Papas Geldbeutel irgendwie durchs Gymnasium geschafft haben, aber dann im Studium festgestellt haben, dass ihnen kein Nachhilfelehrer mehr helfen kann und dass sie selber Interesse für ihr Fach aufbringen müssen. Und die stehen jetzt teilweise immer noch ohne Berufsabschluss da und haben wahrscheinlich "reicher Erbe" als Perspektive.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Mhh, cloudy24, du hast natürlich irgendwo recht, vielleicht habe ich mich zu hart ausgedrückt. Aber so kenne ich es eben nunmal aus meinen eigenen Erfahrungen. Es hat sich wahrscheinlich etwas hart angehört, so sollte es aber nicht klingen. Ich denke dennoch, dass jeder, der Vorrausetzungen erfüllt und den Wille hat, etwas bestimmtes zu erreichen, dies auch schafft- ohne jegliche Unterstützung oder Geld.

Im Bus, in der Straßenbahn, in der Stadt, überall wird man von- wie soll ich es nennen, wenn ich sonst als Ausländerfeindlich abgestuft werde - ich sage mal Migranten angepöbelt. Letztens habe ich in der Bahn erlebt, wie ein paar junge Jugendliche eine ältere Dame ziemlich dumm angemacht haben. Diese war dann natürlich etwas furios, hat rechtmäßigerweise geschimpft und wurde wirklich sehr böse. Die "Kinder" meinten dann, dass Ihr Vater in einer Sekunde mehr verdienen würde als die Frau in ihren ganzen Leben getan hat. Nunja, gut, jeder der dass gehört hat rollte die Augen und schmunzelte. Ausgestiegen sind die Kinder dann in einem sehr schlechten Viertel.

So kenne ich das meistens, aber ich weiß dass dies nicht Regelmäßigkeit ist. Leider passiert so etwas sehr oft. Ein Kumpel von mir wurde regelrecht gezwungen, "Entschuldigung" zu sagen da er einen Migranten wohl seiner Meinung nach falsch angeguckt hätte. Halllo? Gehts noch? Du kannst mich natürlich eines besseren belehren, doch ich hoffe, dass dir etwas klarer geworden ist weshalb ich so reagiert habe.
Grüße

» nick1 » Beiträge: 373 » Talkpoints: -8,69 » Auszeichnung für 100 Beiträge


nick1 hat geschrieben:Im Bus, in der Straßenbahn, in der Stadt, überall wird man von- wie soll ich es nennen, wenn ich sonst als Ausländerfeindlich abgestuft werde - ich sage mal Migranten angepöbelt.
[...]
So kenne ich das meistens, aber ich weiß dass dies nicht Regelmäßigkeit ist. Leider passiert so etwas sehr oft.
[...]
Du kannst mich natürlich eines besseren belehren, doch ich hoffe, dass dir etwas klarer geworden ist weshalb ich so reagiert habe.

Naja, bei diesen Aussagen und den darin auftauchenden ständigen Pauschalisierungen fällt es schwer hier nicht unterschwelligen Xenophobie zu vermuten :wink:, vor allem wenn Du noch relativiertist...

Meine Erfahrung: Ich bin schon oft mit zahlreichen Migranten im Bus gefahren - und die haben immer nur das gleiche gemacht: ruhig dagesessen oder sind sogar für alte Leute aufgestanden :wink:. Seltsam, ich glaube eher das liegt an der Gegend wo man wohnt & sozialen Stufe wo man sich bewegt, nicht an der ethnischen Gruppe - denn benehmen sich die (-> Ausländer) einen asozial siehts beim Rest (-> den Deutschen) kaum anders aus. Im Osten & Süden gibt`s auch viele Neonazis die recht aktiv sind - trotzdem machen sie nur einen Bruchteil der eigentlichen Gruppe aus und deswegen sind nicht alle Ostdeutschen & Süddeutschen genauso.

Und deine Erfahrungen sind keine Entschuldigung - Ich hab in Ost- & Süddeutschland auch schon ein paar Nazis einen Ausländer zusammenschlagen sehen + ihren Sprüchen - hab ich dann das Recht zu sagen: "Ossis & Süddeutsche sind alle so, feige Schläger ohne Hirn! Sorry, ist aber meine Erfahrung, daher der Gedanke meine erste Reaktion..." - wohl kaum, oder?

So jetzt mal abseits davon zum eigentlichen Thema: Sicher haben diese Vorurteile ihre Wurzeln, die sich aber auch an der sozialen Situation orientieren. Denn wer ein Kind aus höheren Schichten hat dem stehen eher seitens der Eltern die finanziellen Mittel zu Verfügung eine gute Schulbildung zu erhalten oder auch bei schlechten Leistungen eher (kostenpflichtig) gefördert zu werden. Außerdem ist der Druck hier wesentlicvh geringer, schneller eigenes Geld zu verdienen.

Wer aus einer unteren Schicht kommt, bei dem ist das genau umgedreht: Hier ist der Druck schneller auf eigenen Füßen zu stehen wesentlich stärker und die Eltern haben in der Regel kaum finanzielle Mittel zur Förderung ihrer Kinder zur Verfügung.

Dazu kommt, dass die Oberschicht ihre Kinder natürlich auch in der Oberschicht aus egoistischen Gründen halten möchte, denn für Professoren, Unternehmer oder Akademiker stellt es schon einen gewissen Makel dar (an der eigenen Leistung -> Frucht der Lenden :wink:) wenn die Nachkommen eben nur zum Maurer und nicht zum Überflieger taugen.

Auch dass die unteren Schichten nicht an einer guten Bildung interessiert sind halte ich für ein Gerücht, da die meisten Begriffen haben, dass der Sprung auf`s Gymnasium oder höherwertige Bildung der einzige Weg nach oben bzw. heute sogar zur Erhaltung des Status Quo darstellt, vor allem nachdem der Hauptschulabschluss durch die Bank weg in den letzten Jahren extrem abgewertet wurde und mehr oder weniger nur noch einen Notschulabschluss darstellt.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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