Lehman Brothers

vom 12.09.2008, 23:07 Uhr

Was sagt ihr zu der Lage von Lehman Brothers? Ist es nicht bedenklich, dass die viertgrößte Investmentbank der USA innerhalb von 9 Monaten 95% an Aktienwert verlieren kann? Ist es in einer solchen Zeit wirklich noch sinnvoll eine Ausbildung im Bereich Investment Banking zu machen?

Mir kommt es bei der Marktlage eher so vor, als wär eh alles nur Glücksspiel und ich bin mir fast sicher viele Manager und Analysten sitzen vor den Bildschirmen und schauen, was mit ihrem Geld passiert (im Moment schauen die meisten da wohl eher weg). Was ist die richtige Strategie bei dieser Marktlage? Es scheint so, als gäbe es keine Möglichkeit für effektives Hedgen, denn sowohl Rohstoffe als auch Aktien schwanken zurzeit ja heftig und die meisten verlieren massiv an Wert. Gibt es denn keinen Ausweg aus dieser misslichen Lage?

Und was glaubt ihr passiert nun mit Lehman? Übernahme? Gibt ja alle 5 Minuten neue Meldungen diesbezüglich, seit die Koreaner ausgestiegen sind, haben die, die in Lehman investiert sind wohl wirklich alles an Vertrauen verloren, was noch übrig ist. Ich hoffe, dass mit Bank of America oder Barclay's eine Einigung erzielt werden kann, denn Lehman spielt ja auch für die europäischen Börsen eine nicht geringe Rolle

» miami_weiss » Beiträge: 104 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das beste was man derzeit wohl machen kann, ist einfach nicht investiert zu sein. So wie die Kurse derzeit hin und her gehen scheint mit vieles einfach nur Spekulation zu sein, ohne dass es wirklich Fakten gibt oder man sie beachtet.

Meinetwegen kann Lehmann ruhig richtig Pleite gehen. Klar zieht das die Börsen runter und es erschüttert das Vertrauen in die Bankenwelt. Aber auf Dauer bringt es doch auch kein Vertauen, wenn jeden Monat eine neue Bank gestützt wird und dafür Unmengen an Geld verpulvert werden. Es bietet sich doch gerade jetzt die Chance in der Bankenwelt mal richtig aufzuräumen.

Das Traurige ist ja leider nur, dass im Endeffekt die falschen für diese Misswirtschaft bezahlen. Ich würde es begrüßen, wenn die verantworlichen Manager, die soviel Verlust produziert haben, den Kunden bis an ihr Lebensende einen Teil ihres Gehaltes abgeben müssten.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Nun ja, klar kostet es Unmengen, die großen Investmentbanken zu retten, doch lässt man ein Unternehmen fallen, wenn es seit 150 Jahren besteht und zu den größten Investmentbanken Amerikas gehört? Du widersprichst dir nämlich selbst, wenn man jetzt Lehman fallen lässt, dann hat das - wie du ja auch zugibst - eine ziemlich große Auswirkung auf die europäischen Börsen auch. Das heißt, zu den schon laufenden Problemen käme noch ein großes dazu. Dann ist ja die Idee, Lehman fallen zu lassen sehr "kundenunfreundlich".

Und dass du findest, die Manager sollten lebenslang den Kunden etwas abgeben, finde ich amüsant. Wenn man ins Aktiengeschäft investiert, weiß man doch, dass es sich um ein spekulatives Geschäft handelt, also dass man hohen Gewinn machen kann, allerdings mit einem sehr hohen Risiko. Man kann also damit gewinnen oder verlieren. Das weiß man vorher, also wieso sollte man, wenn man verliert, lebenslang etwas zurückgezahlt bekommen? Das ist eben der Preis, wenn man spekulative Geschäfte betreibt, dass am Ende von dem investierten Geld vielleicht kein Cent übrig bleibt. Deine Methode wäre ja auch total unlogisch, hohe Gewinnchancen bei keinem Risiko, da würde wohl keiner mehr sein Geld auf die Bank legen, wo sie nur 4,5% Zinsen kriegen und wenn der Sektor eingeht, dann glaub ich weiß doch jeder, dass das auf die Arbeitslosenquote einen verheerenden Einfluss hätte.

Ich finde nicht, dass Manager so viel verdienen sollten, wie es manche leider tun, aber dann doch bitte weniger Gehalt für die und nicht ein Teil ihres Gehaltes an die Kunden - um Gottes willen nein, dann ist wirklich der ganze Markt kaputt.

» miami_weiss » Beiträge: 104 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge



@Miami: Mir geht es nicht um die Aktionäre. Die wissen ja meistens hoffentlich, dass man mit Aktie zwar viel Geld verdienen, aber eben auch viel Geld verlieren kann. Aber bei den ganzen Banken, die hier Pleite gehen, sind ja oft auch die Kunden betroffen, die da ihr Konto hatten und ihr ganzes Geld gespart haben. Und nicht überall hat man einen Einlagensicherungsfond.

Wenn ich bei einer Bank ein normales Konto oder Sparbuch habe und ihr mein Geld anvertraue, dann erwarte ich schon, dass sie damit verantwortungsvoll umgeht und es nicht in hochspekulative Investments steckt. Und diese Kunden, die ihr Erspartes dann verlieren, die sollten entschädigt werden, was mit den Aktionären passiert ist mir eigentlich egal, die haben meistens doch eh genug Geld und können das verschmerzen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ja, da hast du schon recht, wenn ich es auf die Bank lege, sollte ich schon damit rechnen dürfen, dass es nicht verspekuliert wird. Ich finde nicht, dass man bei Banken gar kein Risiko haben kann - denn 4% Zinsen sind eben auch Geld, das man bekommt, das man nicht bekommt, wenn das Geld unterm Kopfpolster liegt - aber auf jeden Fall ein geringes Risiko darstellen sollte.

Ich weiß leider nicht, wie das in Deutschland ist, in Österreich ist das Geld bis zu einem Betrag von 20000 Euro gesichert, das heißt man bekommt es auch, wenn die Bank Pleite geht. Klar, wenn man 2 Millionen hat, müsste man das Geld bei 100 verschiedenen Banken veranlagen, dass es gesichert ist, aber bei 100000 ist das ja noch kein Problem, man legt das Geld eben auf 5 verschiedene Banken und der ganze Betrag ist garantiert gesichert. Noch sicherer ist zum Beispiel, wenn man in Bundesschätze der Republik Österreich investiert, dort bekommt man auch für ein Jahr gebundenes Geld 4,7% Zinsen und man hat KEIN Risiko, denn die Republik wird nicht eingehen, sonst haben wir hier sowieso alle andere Probleme als unser Geld.

Mit ein bisschen mehr Aufwand, kann also jeder dafür sorgen, dass ihm sein Geld auf jeden Fall bleibt, was auch immer mit der Bank passiert und gerade Banken geben ja auch meistens bessere Konditionen als zum Beispiel eben Bundesschätze, das ist dann die Risikoprämie - höheres Risiko, also müssen sie bessere Konditionen bieten. Wieder ist sich der Kunde also bewusst, dass die Bank eingehen könnte und er dann nur 20000 gesichert hätte. Wer mehr als 20000 auf die gleiche Bank legt, muss das Risiko also meiner Meinung nach wieder in Kauf nehmen.

Die Kunden können eine sichere Anlage tätigen, bei der ihr ganzes Geld gesichert ist, also warum sollten die was kriegen, wenn sie eine risikoreiche Möglichkeit auswählen (und ja, auf eine Bank mehr als gesichert ist einzuzahlen ist ein Risiko, wenn auch ein geringes)? Es ist keinesfalls okay, was die Banken teilweise mit dem veranlagten Geld machen, aber die wirklichen Leidtragenden sind meiner Meinung nach eher die einfachen Angestellten, die dann ohne einen Fehler gemacht zu haben auf einmal arbeitslos sind. Die Manager kriegen dann eh die Rechnung präsentiert (wie bei der BAWAG, wo sowohl Elsner, als auch Flöttl ins Gefängnis wandern) und die Kunden bekommen das Geld, von dem sie wussten, dass es gesichert ist, wenn die Bank Pleite geht. Für mich klingt das absolut gerecht.

» miami_weiss » Beiträge: 104 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Wow, also ich hätte es wirklich nicht gedacht, dass weder Regierung noch Notenbank mithelfen, Lehman Brothers zu retten, immerhin ist/war Lehman das viertgrößte Bankhaus der Vereinigten Staaten. Die eigentlich vorgesehene Übernahme durch die Bank of America platzte im letzten Moment, weil die BoA nun den Konkurrenten von Lehman, nämlich Merrill Lynch übernommen hat um 29 Dollar pro Aktie bei einem derzeitigen Stand der Merrill-Aktie auf 17 Dollar. Während die Merrill Lynch-Aktie nun ein kräftiges Plus erfährt, fällt die der Bank of America gleichzeitig um ca. genauso viel. Auf jeden Fall erspart die Übernahme durch die Bank of America den wirklichen "Schwarzen Montag", auch wenn der Dow Jones durch das Aus für Lehman Brothers so schon auf -5% für den heutigen Tag sinkt und unter 11000 Punkten schließt.

Der Schock sitzt auch bei den europäischen Börsen tief, da hier die meisten Unternehmen Produkte mit Lehman Brothers anboten, DAX und ATX rutschen beide ziemlich in die roten Zahlen. Experten reden von der schlimmsten Krise seit der Weltwirtschaftskrise, Michael Katz, ein New Yorker Investmentbanker, der auf Hedge Fonds spezialisiert ist, warnt, dass bald auch große Hedge Fonds gefährdet sein werden, Hemetsberger, ein anderer Investmentbanker empfiehlt den Leuten ihr Geld auf die Bank zu legen. (Wenn einmal jemand, der sein Geld mit Aktien verdient, so eine Aussage tätigt...)

Die Performance der großen Banken liegt heute durch die Bank in etwa bei -10%. Das klingt alles nach Weltuntergang, die ZIB2-Sondersendung auf ORF war voll mit pessimistischen Experten. Ja, ich weiß, es war absehbar, dass das passiert, aber in dem Ausmaß? Merrill Lynch und Lehman Brothers gehören zu den größten Investmentbanken der Welt. Außerdem ist auch noch AIG (American International Group) ein Wackelkandidat, die größte Versicherungsanstalt der Welt, die sich nur durch eine Milderung der Kreditbestimmungen, die heute für sie erlaubt wurde, noch wirklich über Wasser halten kann. Ich frage mich wirklich, wohin uns das alles führen wird.

» miami_weiss » Beiträge: 104 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Nunja wenn man sich das Desaster bei Lehman ansieht und die Zahlen vorher offen gelegt worden wäre, hätte es jeder Grundschüler absehen können was da passiert.

Ich kann mir nicht mal richtig vorstellen, wie man als Bank über 600 Mrd. Dollar Schulden haben kann. Kein Wunder, dass niemand so richtig Lehman Brothers übernehmen will und auch die Fed bzw. der amerikanische Staat kein Geld zur Rettung beitragen will. Und das finde ich auch richtig so, denn das sind ja unüberschaubare Risiken, wer weiß ob nicht vielleicht sogar noch mehr faule Papiere bei Lehman liegen, die das ganze noch dramatischer machen.

Entgegen dem was Miami schrieb, habe ich aber eigentlich von fast allen Leute, die sich im Internet und Fernsehen als Börsen- und Finanzexperten hinstellen, gehört, dass es für deutsche Banken nicht wirklich schlimm sein soll, da sie kaum mit Lehman und Papieren die Lehman ausgibt gehandelt haben. Ob das nun aber wieder stimmt, weiß natürlich auch keiner so richtig.

Zum Teil scheint es mir aber an vielen Stellen zwar schon ein Sache klaren Missmanagements zu sein, aber an anderen Stellen wohl auch einfach nur eine Vertrauensfrage. Zum Beispiel heißt es ja heute, dass auch Goldman Sachs die Finanzmärkte mit der Bilanz geschockt hat, weil man 70% weniger als im Vorjahreszeitraum verdient hat. Dabei bleibt immer noch ein Gewinn von um die 800 Mio Dollar. Ich meine da verdient eine Bank, in Zeiten schlechter Börsenkurse, riesiger Finanzmarktkrisen und Pleiten anderer Großbanken fast 1 Mrd Dollar und das ganze wird als Schock bezeichnet.

Manchmal denke ich auch die Leute an der Börse haben jeglichen Sinn für Realität verloren. Jedes Unternehmen was Gewinn erwirtschaftet, arbeitet doch an sich erstmal gut. Klar kann es immer besser sein, aber solange ein Unternehmen Gewinne macht ist doch alles in Ordnung, die Arbeitsplätze eigentlich sicher und auch die Aktionäre sollte das freuen. Aber nein es muss ja immer alles besser und toller werden.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^