Unverschämte Drückerkolonnen!

vom 11.09.2008, 07:33 Uhr

Vor zwei Tagen ist mir ja wieder was ganz Dreistes widerfahren. Ich bin zu Hause, bringe die Wohnung ein wenig auf Vordermann, während meine Kleine ein Mittagsschläfchen hält. Plötzlich klingelt es an der Tür. Ich öffne und sehe mich einem recht nett aussehenden jungen Mann gegenüber, der mir freundlich mitteilt, er würde eine Umfrage zum Thema Jugendkriminalität machen. Ich gebe ihm brav Antworten auf seine Fragen. Bis hierher war noch alles im Grünen Bereich. Dann fängt er an, mir von sich zu erzählen. Er hätte im Jugendknast gesessen, finde keine Arbeit, hätte keine Wohnung, aber angeblich die Möglichkeit, eine Ausbildung zu machen. Nur sei diese sehr teuer und er brauche Geld, um diese tolle Möglichkeit wahrnehmen zu können. Finanzieren möchte er dies durch das Werben von Zeitungen, und es seien ja nur ein paar Euro, und die seien ja auch für einen guten Zweck, bla, bla, bla.

Ein Drücker also! Wütend knallte ich die Tür zu. Ich mache das normalerweise nicht und versuche auch, jedem zu helfen, der es verdient. Aber diese Masche finde ich dreist und einfach nur unverschämt! Ist euch zufällig in letzter Zeit etwas Ähnliches passiert? Ich könnte mir gut vorstellen, dass dieser Typ ein Haus nach dem anderen abklappert.

» Taipan » Beiträge: 127 » Talkpoints: 0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Diese Menschen sind leider dazu gezwungen so zu "arbeiten" Wenn sie nicht so aufdringlich sind und deswegen keine Zeitungen verkaufen, dann bekommen sie wirklich Ärger und ich versuche immer freundlich zu bleiben. Ich kaufe grundsätzlich nichts an der Tür. aber die Tür zuschlagen würde ich auch nciht, weil ich weiß, dass diese jungen menschen wirklich hart das bischen Geld bzw. Unterkunft und Essen verdienen. Wenn sie es nciht machen, dann bekommen sie oftmals ncihts zu essen oder gar Schläge.

Die Methoden der Drückerkollonnenbosse sind meist wirklich sehr hart und es ist unmenschlich. Aber leider kommt man gesetzlich nicht gegen sie an. Warum weiß ich auch nicht, aber ich finde es sehr hart, was da passiert.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ja sowas kenne ich auch, allerdings nicht vor der Haustür. Ich bin vor etwa 2 Jahren bei uns in Nürnberg in der City unterwegs gewesen. Und dann hat mich auch ein Herr angesprochen. Da ging es allerdings um Drogensucht. Hat mir auch paar Fragen gestellt und mir dann erzählt, dass er auch abhängig war usw. Und dass er ne Ausbildung machen will (relativ gleiches Schema wie bei dir). Als ich auf das Zeitungsangebot bzw. Abonnement nicht eingehen wollte, wurde er recht aufdringlich.

Deswegen mache ich um Leute mit irgendwelchen Zetteln oder um Werbeaktionen inzwischen nen sehr großen Bogen. Sicher stehen die Herren und Damen, die diesen Job machen unter Druck, aber andere Arbeitnehmer haben auch Erwartungen ihres Chefs zu erfüllen ohne als Drücker tätig zu sein. Meist werden für solche geschäfte ältere Herren und Damen als "Opfer" ausgewählt und Menschen die in sozialen Bereichen arbeiten, da diese eher ja sagen, als Andere.

» Audimaus1 » Beiträge: 106 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Letzthin schusselte bei meinen Eltern (ich bin da öfter zum futtern) so einer auf und rauschte kurz darauf freiwillig und sehr verwirrt wieder ab. Er klingelte, ich machte die Tür auf und stellte fest, er sei nicht der Eiermann und wir wollten keine Zeitschriften kaufen.

Natürlich versicherte der Knabe wortreich, er wolle uns nichts verkaufen (ach?), sondern es ginge nur um eine Umfrage, ob wir etwas gegen ehemalige Strafgefangene hätten? Ich glaube meine Reaktion (sponater Lachkrampf und das rufen meiner Eltern, die ebenfalls in schallendes Gelächter ausbrachen) verwirrte ihn, jedenfalls stand er da wie ein laufendes Fragezeichen.

Und da wir ihn nicht so dumm wie es aussah sterben lassen wollten, klärten wir ihn drüber auf, das dieser Klassiker des deutschen Drückerkolonnenwesens uns ja bestimmt seit fast zehn Jahren nimmer untergekommen sei, wieso man den denn wieder ausgegraben hätte. Retrostyle bei den Drückerkolonnen? Back to the Roots? Hoffen auf rasch voranschreitende Vergesslichkeit? Und das wir auch bei Klassikern keine Zeitungen abonnieren würden, es aber nett sei das einige Branchen ihre Wurzeln nicht vergessen würden. Sei doch viel persönlicher als die Versuche via Telefon und Internet abgezockt zu werden - wo wir ebenfalls nichts abonnieren.

Bis dahin war die Sache vermutlich nur vage verwirrend für den Typen, aber nachdem wir mitbekamen (durchs Fenster, war einer der noch warmen Herbstage) wie der Typ in der kompletten Nachbarschaft mit "Was, mit der Masche kommt ihr noch immer?", "Och menno, deshalb hat euch doch schon mein Opa vom Hof gejagt" und "Fällt euch mal was neues ein?" davon geschickt wurde, er hatte einen etwas panischen Gesichtsausdruck.

Besonders dreist waren aber mal hier welche, die meiner Großmuttererzählten sie würden Medizin studieren und so ihr Studium finanzieren, sie wäre doch bestimmt auch froh in ihrem Alter wenn im Notfall ein Arzt da sei? Mein Großmutter daraufhin "Wenn der sein Studium mit alte Leute übers Ohr hauen verdient hat soll der mir vom Puls bleiben!".

Und bei mir in der alten Wohnung in Hannover standen mal zwei Kasperköppe vor der Tür, die behaupteten sie wären vom Mieterschutzbund (aber eigentlich Rechtsschutzversicherungen verkaufen wollten). Wirklich jemand anzutreffen der im Mieterschutzbund drin ist war ganz offensichtlich nicht in der Strategie vorgesehen, denn auf meinen Einwand, das ich als Mitglied im Falle einer ungerechtfertigten Kündigung ja eh Rechtsbeistand durch den MSB bekomme, ließ sie etwas argumentativ wie Käfer wirken, die auf den Rücken gefallen waren. Deren Highlight war die Horrostory von der jungen Mutter, die der böse Vermieter Nachts um zehn auf die Straße setzte, welcher wir im Haus den Charles Dickens Gedenkpreis für fiktive soziale Dramatik verliehen.

Du siehst, an Dreistigkeit ist da so einiges bei Drückern drinn. :-)

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Meine Eltern haben ein Eckgrundstück, was genau an der Straße liegt und eine Pforte zum Gehweg hat. An einem Tag kam ein fremder junger Mann durch die Pforte, über den Rasen auf die Terrasse meiner Eltern und sprach meine Mutter an, die im Wohnzimmer bei offener Terrassentür arbeitet, sie solle keine Angst haben, er wäre ein ehemaliger Sträfling und bla bla bla. Meine Mutter hat ihn total böse an gefaucht, was er sich denn eigentlich einbilden würde einfach so auf unser Grundstück zu kommen und sie quasi schon mit diesen Worten: haben sie keine Angst, aber einschüchtern zu wollen. Er solle mal schnell zu sehen, dass er das Grundstück wieder verlassen würde und sie würde sowieso keine Zeitungen lesen.

Also ich fand das schon sehr frech von dem Mann einfach so auf unser Grundstück zu gehen, obwohl man sehen konnte, dass es nicht der Haupteingang war, sondern einfach nur der Wirtschaftsweg, wenn man Abfall aus dem Garten entsorgen will etc.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Das ist wirklich kein toller Job so Zeitschriften verkaufen zu müssen und die Leute, die den Job machen werden von ihren Chefs oft auch richtig schlecht behandelt. Aber gerade deshalb würde ich nie etwas kaufen bei so jemanden, selbst dann nicht, wenn ich zufällig wirklich gerade ein Zeitschriften Abo bräuchte. Den jeder der sich auf die Art und Weise etwas andrehen lässt sorgt dafür, dass dieses System weiterhin funktioniert, dass die grossen Bosse die dahinter stehen noch mehr Geld machen und dass sie ihre Angestellten weiterhin menschenunwürdig behandeln.

Ich habe einmal eine halbe "Umfrage" mitgemacht, weil ich damals für ein Sozialkundeprojekt auch gerade Umfragen machen musste und über jeden, der sich die Zeit genommen hat meinen Fragebogen zu beantworten echt froh war. Jedenfalls stand dann dieser Mann bei meinen Eltern vor der Tür und wollte eine Umfrage machen und ich wollte ihm eben helfen und habe geantwortet. Nur habe ich recht schnell gemerkt, dass er sich für meine Antworten nicht wirklich interessiert und sich auch keine genauen Notizen gemacht hat, also habe ich gefragt für was genau er die Umfrage macht und was er eigentlich wirklich von mir will und er rückte dann nach einigem Zögern mit der Sprache raus, dass er Zeitschriften verkaufen will.

Ich kam mir ziemlich verarscht vor und habe ihm die Tür vor der Nase zugeknallt und wenn heute jemand an der Tür steht und eine Umfrage machen will frage ich erst mal nach ob er nicht vielleicht Zeitschriften verkaufen will. Die meisten fühlen sich irgendwie ertappt und sind ganz schnell weg.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich wohne an einer Hauptstraße und habe mit Drückerkolonnen wirklich schon alles erlebt. Kurz nach der Wende kamen täglich welche, jetzt hat es sich etwas beruhigt. Der Standartsatz "Sie haben wohl was gegen Behinderte/ Straffällige/ Vertreter/ wird grundsätzlich von mir mit "Ich habe nur was gegen Dumme" beantwortet. Meistens ist das Gespräch damit auch beendet.

Ich hatte auch schon erlebt, dass ein Trupp seinen eigenen Behinderten mitgebracht hat. Wenn ich den Kleinbus nicht vorher auf einem Parkplatz beobachtet hätte und sah, wie ziemlich fiedele Jugendliche ihre Rollstühle klar gemacht haben, hätte ich den mit Schüttelkrämpfen geplagten "Behinderten" glatt etwas abgekauft.

Ich habe aber durchaus Verständnis mit den Leuten, die damit Ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Bloß sollte eine klare Aussage wie "ich kaufe nichts" auch akzeptiert werden.

Ich bin überzeugt, dass einige Vertreter sich auch selber das Geschäft versauen. Ich denke da speziell an Weinhändler. Wenn ich einmal etwas gekauft habe, kommen die in immer kürzeren Abständen wieder und wollen mir ihr Zeug zu Mondpreisen aufschwatzen. Also kaufe ich grundsätzlich nichts an der Tür.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Die Masche ist so was von alt! Also wenn ich zurückdenke, war das vor gut 8 Jahren, wo mein Ex einen an der Tür ein Abo abgeschlossen hat und mir auch die Story vom Ex-Knacki erzählte hat, die er von dem Typen erzählt bekommen hat.

Wer auf so eine Art verkauft, der sollte doch echt eher Hartz IV nehmen und zu Hause versauern. Genauso unnötig wie die nervigen Telefonanrufe!

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» DocMichi » Beiträge: 667 » Talkpoints: 3,51 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich habe auch eine eher unangenehme Erfahrung mit dem Mitglied einer Druckerkolonne gemacht. Das ganze passierte mir als ich noch in Frankfurt am Main gewohnt habe. Da öffnete ich auch nichts ahnend die Tür und ein adretter junger Mann sagte mir, dass er eine Umfrage zum Thema Jugendkriminalität durchführen würde. Im Verlauf des Gesprächs kam er dann darauf zu sprechen, dass er früher Drogenabhängig war und jetzt clean ist seit sein Sohn auf der Welt ist. Und ca. 5 Minuten später kam dann die Geschichte mit seiner Ausbildung die er über Aboverkaufe finanzieren würde. Daraufhin habe ich ihm freundlich aber bestimmt gesagt, dass ich kein Abo abschließen werde und dann kippte die Situation. Er wurde sehr laut und ausfallend und ich muss gestehen, dass ich mich schon leicht bedroht fühlte.

Als er ging, sagte er noch, dass er mir wünscht, dass ich irgendwann ganz unten sei damit ich wüsste wie er sich fühlt. Mich hat das damals ziemlich verstört zurück gelassen. Einerseits verstehe ich was für ein hartes Brot das ist, wenn man sich so seinen Lebensunterhalt verdienen muss. Andererseits habe ich Null Verständnis für so ein aggressives Auftreten. Durch Einschüchterung erreicht man bei mir nämlich gar nichts.

Was das Thema Druckerkolonnen allgemein angeht, so habe ich mal gelesen, dass wohl immer ganze Regionen durchkämmt werden auf der Suche nach Abokäufern. Also quasi ein rotierendes System.

» hasilover » Beiträge: 83 » Talkpoints: 6,41 »


Sowas kenne ich ebenfalls sehr gut. Ich habe selber fast 1 Jahr lang als "Drücker" gearbeitet. Das war die mit Abstand schlimmste Zeit in meinem Leben. Ich habe alten Leuten, die selber kaum Geld haben, Sachen angeboten und verkauft. Ich war jung und brauchte das Geld wie man so schön sagt.

Ich war mit meiner Schule fertig, hab eine Ausbildung gesucht aber keine gefunden, also musste ich mir nen Job suchen und fand eine mehr oder weniger seriöse Firma. Im Nachhinein stellte sich die Firma als typische Briefkasten Firma heraus. Ich hatte das Glück, dass ich die Leute relativ gut überzeugen konnte und demensprechend auch viel loswerden konnte. Nebenbei hatte ich mich aber auch um ne Ausbildung bemüht und auch eine bekommen.

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen was mein Chef für ein Theater veranstaltet hat, vonwegen ich habe einen Vertrag unterschrieben und ich wäre gebunden und so weiter. Nach langem hin und her, konnte ich den Vertrag auflösen und war endlich frei.

Habe meine Ausbildung mittlerweile fertig absolviert und bin sehr glücklich, dass ich nicht mehr als "Drücker" arbeiten muss. Ich kann euch nur empfehlen, die Finger davon zu lassen und auch sonst sofort die Türen zu schließen, wenn ihr schon Leute mit Aktentaschen oder sonstiges vor euch stehen seht.

» Jaft » Beiträge: 13 » Talkpoints: 0,04 »


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