Vorurteile gegen Studienfächer

vom 10.09.2008, 03:42 Uhr

An dieser Stelle möchte ich mit euch mal einige verbreitete Klischees zu verschidenen Studienrichtungen zusammentragen und auf ihre Richtigkeit hin prüfen. Am besten werden natürlich diejenigen Auskunft geben können, die mitten in einem Studium stecken oder es kurz zuvor beendet haben. Es zählen aber auch stichhaltige Aussagen von Bekannten, auf die das zutrifft, was im vorigen Satz steht.

Um mal mit einem klassischen Beispiel anzufangen: Soziologie ist das größte Laaberfach unter der Sonne. Ein Weiteres wäre: Durch ein Germanistikstudium kann im Prinzip jeder kommen. Oder vielleicht auch. Ein Jurastudium verheißt dämlichtrockenes Gepauke allerstrengster Regularien und Versinken in einem Paragraphenstrudel. solchen eigenwilligen Pauschalurteilen können wir doch mal an den kragen gehen. vielleicht fliegen ja einige im hohen Bogen raus, einige werden sich bestimmt aber auch halten können, denn wie wir alle wissen sind Klischees nicht immer nur vielzitierte Märchen.

Ich selbst kann leider noch nicht viel beisteuern, weil ich erst in diesem jahr mein Germanistik- und Soziologiestudium aufnehme, ich dachte aber, ich bin als Lieferant der Grundidee schonmal ganz fein raus und kann beobachten, was euch hier so an schönen Ideen kommt. Sobald ich erstmal mitten drin bin, werde auch ich ins Faktennennen einsteigen.

» Schnibbeldiwapp » Beiträge: 262 » Talkpoints: 35,07 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Schnibbeldiwapp hat geschrieben: Durch ein Germanistikstudium kann im Prinzip jeder kommen.

Da wäre ich mir nicht so sicher. Um den Bachelor of Arts in Germanistik machen zu können, musst du entweder ein Latinum gemacht haben (soll gar nicht so einfach sein, wenn man das nicht schon zu Schulzeiten erledigt hat) oder du muss nachweisen, dass du drei lebende Fremdsprachen beherrscht.

Auch das Lesen mittelhochdeutscher Texte, das Lernen althochdeutscher Grammatik und ähnliches ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Wer der Meinung ist, im Germanistikstudium würden nur gemütliche Texte gelesen und dann bei einer Tasse Tee darüber geplaudert, der irrt gewaltig.

» Fantasia2009 » Beiträge: 405 » Talkpoints: -0,53 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das ist doch das selbe wie "BWL studiert jeder der nicht weiß was er machen soll". Blabla. Meistens sind das dann auch noch die Leute, die nichtmal ansatzweise Ahnung davon haben was das Studium beinhaltet.

Ich selbst studiere international Management und Business und musste mir diesen Spruch schon öfters anhören, weil es ja BWL schon nahe kommt. Oder es kommt ein "puuuhuuu" bei dem Wort Management. Naja, was soll ich sagen? Die Leute haben keine Ahnung,aber das müssen sie ja auch nicht. Mir macht es Spaß und ich weiß wo ich im Leben hinwill und das ist das wichtigste denke ich.

» Romina79 » Beiträge: 5 » Talkpoints: 3,29 »



Ja die Sache mit den Vorurteilen bei bestimmten Studiengängen ist schon so eine Sache. Bei BWL z.B. wird schnell mal geurteilt, dass das ja eh nur diejenigen machen, die für was anderes nicht gut genug sind. Und bei naturwissenschaftlichen/technischen Studienrichtungen sagt man gern, dass das ja alles so schwer ist.

Ich persönlich fange im Oktober ein Informatik-Studium (und das als Frau!) an und ernte auch des Öfteren oder eigentlich besser gesagt so gut wie immer ein "Oh, das ist doch aber mega-schwer, oder?" Ich persönlich denke, dass jeder Studiengang seine Daseinsberechtigung hat und es sicherlich keinen Studiengang gibt, durch den man mal eben durchkommt. Es liegt halt immer an den Interessen und Fähigkeiten des jeweiligen Studenten. Was dem einen leicht vorkommt, ist für den anderen nahezu unbegreiflich.

» sunny4590 » Beiträge: 132 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hallo!
Ja, BWL ist aufjedenfall so ein Studienfach, wo es viele Vorurteile und Klischees gibt. Viele sagen, BWL ist etwas für Menschen, die keine Ahnung haben, was sie studieren können, oder was sie später in ihrem Leben machen wollen. Aber das ist doch Quatsch - ja, zurzeit gibt es viele Studenten, die sich für BWL entschieden haben, aber BWL ist auch sehr gefragt.

Außerdem finde ich, wird das Studienfach unterschätzt. Es ist gar nicht so einfach, wie viele meinen. Man muss auch viel Arbeit und Zeit hinein investieren. Aber es sind ja auch größtenteils die Leute, die keine Ahnung davon haben, die solche Vorurteile BWL gegenüber haben.

Und bei dem Studienfach Psychologie gibt es viele Vorurteile. Es wird auch als einfach und nicht viel Wissen benötigend, dargestellt.

» Cookie28 » Beiträge: 432 » Talkpoints: 7,49 » Auszeichnung für 100 Beiträge


sunny4590 hat geschrieben:Ich persönlich fange im Oktober ein Informatik-Studium (und das als Frau!) an und ernte auch des Öfteren oder eigentlich besser gesagt so gut wie immer ein "Oh, das ist doch aber mega-schwer, oder?" Ich persönlich denke, dass jeder Studiengang seine Daseinsberechtigung hat und es sicherlich keinen Studiengang gibt, durch den man mal eben durchkommt. Es liegt halt immer an den Interessen und Fähigkeiten des jeweiligen Studenten. Was dem einen leicht vorkommt, ist für den anderen nahezu unbegreiflich.

Ich denke zwar auch, dass jeder Studiengang selbstverständlich seine Daseinsberechtigung hat, aber trotzdem denke ich auch, dass Informatik sau-schwer ist. Und auch nicht, weil du eine Frau bist, sondern einfach vom Studieninhalt. Denn in den ersten Semestern wird da eiskalt ausgesiebt mit eher trockenen Mathekursen, die aber nunmal für später auch notwendig sind (insofern verständlich). Habe erst kürzlich mit unseren zwei neuen Azubis in der Firma gesprochen, die vorher beide ein Informatikstudium begonnen, dann aber nicht vollendet haben und stattdessen in die Ausbildung gingen.

Cookie28 hat geschrieben:Und bei dem Studienfach Psychologie gibt es viele Vorurteile.
Es wird auch als einfach und nicht viel Wissen benötigend, dargestellt.

Das hab ich ja noch nie gehört :o Psychologie soll einfach sein und kein Wissen benötigt? Für Psychologie braucht man doch genauso sein Latinum wie im Medizinbereich auch und jeder der ein Buch darüber mal ansatzweise versucht zu lesen hat wird schnell bemerkt haben, dass die Psychologie jawohl zu den schwierigsten Wissenschaften gehört, weil der menschliche Organismus und vor allem die Wahrnehmung und Reaktionen auf unnormale Verhalten noch gar nicht soweit aufgeschlüsselt ist wie wir es gern hätten.

Um zum Ausgangsthema zurückzukommen; Ich kenne eigentlich auch nur die Klischees über BWLer, die wissen sonst nicht was sie studieren sollen ;) Eigentlich weiß ich persönlich noch nichtmal, was man mit einem BWL-Studium nachher macht. Interessiert mich aber auch nicht so wirklich.

All diejenigen die auf Lehramt studieren haben übrigens "keinen Bock, sich richtige Arbeit zu suchen", vor allem diejenigen, die auf die Sek II wollen - so sagt man jedenfalls gern mal. Die auf eine Grundschule wollen haben wenigstens noch Spaß an der Pädagogik und den Kindern.

Benutzeravatar

» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich habe Soziologie studiert und kenne die Vorturteile nur zu gut. Bei uns kam dann noch hinzu, dass wir ein Professorengespann hatten, das, wenn es zusammen prüfte, immer ziemlich gute Noten gab. Irgendwann kam dann das Gerücht auf dass dies Profs mit Kuchen bestechlich seien und diverser anderer Quatsch, was dann darin gipfelte dass besagte Professoren zusammen keine Prüfungen mehr abnehmen durften. Besonders für die Lehramtsstudenten war das ziemlich übel, da die fast alle diese Prüfer gewählt hatten und die neue Regelung eine Woche vor den Prüfungen bekannt gegeben wurde. Die durften sich dann alle innerhalb einer Woche neue Prüfer suchen.

Es kommt immer etwas darauf an in welchem Bereich der Soziologie man Seminare besucht. Klar gibt es "Laberseminare", aber die gibt es in jedem anderen Studienfach auch. Aber es gibt schon komplizierte Themen, mit denen man sich intensiv befassen muss um sie zu verstehen (ich sage nur Spieltheorie oder Systemtheorie nach Luhmann). Ich habe meinen Magister in Sozi auch mit 1 bestanden, aber die 1 habe ich mir durch intensives Lernen auch verdient und sie ist mir nicht nachgeschmissen worden. Auch wenn einige Jurafutzis das behauptet haben. "Man weiß ja wie ihr an eure Noten kommt..." meinte einer. Ich weiß es zum Glück besser.

» Ashley » Beiträge: 510 » Talkpoints: -0,48 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Taline hat geschrieben:Eigentlich weiß ich persönlich noch nichtmal, was man mit einem BWL-Studium nachher macht. Interessiert mich aber auch nicht so wirklich.

Auch wenn es Dich nicht interessiert: Die meisten enden als Betriebswirt :wink:, d. h. sie gammeln bis zum Ende ihres Lebens in der mittleren Verwaltung kleiner bis großer Betriebe herum. Ein echter Traumjob :wink:.

Naja, Klischees gibt es dutzende. Informatiker sind bebrillte, picklige und verklemmte Spießer und das Studium langweilig (gleiches gilt für Naturwissenschaftler), Juristen arrogante Bonzensöhne die nur Gesetze auswendig lernen, BWLer schleimige Polohemdenträger die ein einfaches Studium haben, Sozialpädagogen und Psychologen Birkenstockträger die sich mal waschen sollten und das Studium Pipikram usw.

Was mir bisher auffiel: Ich hab zwar immer diesen Stereotyp auch in echt antreffen dürfen, aber das war vielleicht einer von 100 Studenten (wenn überhaupt) und ehrlich gesagt: ich hab auch schon "Hippies" als BWLer erlebt und schleimige und gelackte Soz-päds kennengelernt - interessanterweise häufiger als die Stereotype. Irgendwie bleibt da immer die Frage offen, woher die Klischees eigentlich stammen - denn so wirklich bestätigt werden sie in der Realität nie.

Vorurteile sind aber nicht dann verhängnisvoll, wenn sich irgendwelche ignoranten Menschen nur darüber ein Bild über Studis erlauben sondern wenn Studis deswegen ein Studium aufnehmen: Es ist immer wieder "erschreckend" dass der Großteil der Erstis und der Abbrecher in den ersten Zwei Semestern sich nicht aufgrund eigener Erfahrung und objektiver Recherche für ein Studium entschieden haben, sondern aufgrund von Vorurteilen

Zu dumm, dass das Studium dann oft genug überhaupt nicht dem entspricht was man sich "erwartete", also man als BWLer nicht nur lernt, wie man Kohle scheffelt, als Jurist nicht nur lernt Plädoyers zu halten, Informatiker nicht rund um die Uhr hacken oder Spiele entwickeln, SozPäds und Psychologen nicht nur "chillen" und mit Jugendlichen abhängen oder mit interessanten Fällen à la Hannibal Lector verkehren oder als Mediziner kein neuer Dr. Brinkmann mit Porsche vor der Tür ist. Und im Gegensatz zu dümmlichen Vorurteilen ist das leider wirklich oft Realität (eben diese Erwartungshaltung)!

Benutzeravatar

» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Taline hat geschrieben:
sunny4590 hat geschrieben:Ich persönlich fange im Oktober ein Informatik-Studium (und das als Frau!) an und ernte auch des Öfteren oder eigentlich besser gesagt so gut wie immer ein "Oh, das ist doch aber mega-schwer, oder?" Ich persönlich denke, dass jeder Studiengang seine Daseinsberechtigung hat und es sicherlich keinen Studiengang gibt, durch den man mal eben durchkommt. Es liegt halt immer an den Interessen und Fähigkeiten des jeweiligen Studenten. Was dem einen leicht vorkommt, ist für den anderen nahezu unbegreiflich.

Ich denke zwar auch, dass jeder Studiengang selbstverständlich seine Daseinsberechtigung hat, aber trotzdem denke ich auch, dass Informatik sau-schwer ist. Und auch nicht, weil du eine Frau bist, sondern einfach vom Studieninhalt. Denn in den ersten Semestern wird da eiskalt ausgesiebt mit eher trockenen Mathekursen, die aber nunmal für später auch notwendig sind (insofern verständlich).

Ob man die mathematischen in dieser Form wirklich braucht, dass sei mal dahin gestellt, ich habe es einmal erlebt, dass ich eine Erkenntnis des Grundstudiums später wiederfand. Allerdings sind die mathematischen Prinzipien und eine gewisse Exaktheit im Denken sowie Abstraktionsvermögen schon sehr wichtig. Aber das liegt wohl auch am Professor und unser fand die tiefste Theorie einfach nur Spitze, weswegen am Ende des Grundstudiums von 80 Anfängern etwa ein Drittel weg waren.

Als Frau denke ich hat man sich für ein eher von Männern dominiertes Studium sehr bewusst entschieden und sollte das auch schaffen. Trotzdem wurde mir von ein paar jugendlichen C64-Cracks zu Beginn meines Studiums gern mal um die Ohren gehauen, was man denn mit einem Informatik-Studium mache, da sei man doch eh nur ein besserer Hacker. Andere waren wieder enttäuscht, dass man nicht unbedingt eine Allroundgenie ist - mit Schwerpunkt Software-Engineering ist man nicht unbedingt ein Hardware-Crack und umgekehrt.

Und wo wir schon bei Vorurteilen sind, so sind Pharmazeuten und Mediziner gern als sture Büffler verschrien. Säzialpädagogen Labertaschen ohne tiefergehendes Wissen. Kenne ich auch genug Studenten und Absolventen, die das genaue Gegenteil beweisen!

Subbotnik hat geschrieben:Vorurteile sind aber nicht dann verhängnisvoll, wenn sich irgendwelche ignoranten Menschen nur darüber ein Bild über Studis erlauben sondern wenn Studis deswegen ein Studium aufnehmen: Es ist immer wieder "erschreckend" dass der Großteil der Erstis und der Abbrecher in den ersten Zwei Semestern sich nicht aufgrund eigener Erfahrung und objektiver Recherche für ein Studium entschieden haben, sondern aufgrund von Vorurteilen

Das finde ich auch ganz wichtig zu erwähnen. So habe ich einige Kommilitonen schnell scheitern sehen, weil sie sich für die Informatik als Studienfach entschieden haben weil sie gern am PC herumschrauben oder Programmieren. Da gäbe es wirklich andere Ausbildungen, die schneller abgeschlossen sind und den Interessen auch viel besser entgegen kommen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Taline hat geschrieben:
Cookie28 hat geschrieben:Und bei dem Studienfach Psychologie gibt es viele Vorurteile.
Es wird auch als einfach und nicht viel Wissen benötigend, dargestellt.

Das hab ich ja noch nie gehört :o Psychologie soll einfach sein und kein Wissen benötigt? Für Psychologie braucht man doch genauso sein Latinum wie im Medizinbereich auch

Oh doch, dass ist ein Vorurteil, was ich selbst auch sehr oft gehört habe und bei meinen Psychologie-Seminaren im Rahmen meines Medizinstudiums kam das ganze auch oft so rüber. Die Dozenten haben sehr selten was gemacht, entweder wir mussten das ganze Seminar über irgendwelche Persönlichkeitstests machen, haben Videos geguckt oder durften gleich selbst das Seminar gestalten. Das ist zwar nur eine Augenblicksaufnahme und kann beim "richtigen" Psychologiestudium oder an einer anderen Uni ganz anders sein.

Aber so wirkte es schon lustig, weil es genau das Klischee erfüllte, krasser NC um schwer zu wirken, danach aber nie wieder richtig arbeiten und lernen ;) Wie gesagt Klischee halt und in Wirklichkeit wirds wohl auch ganz anders aussehen, aber lustig ist es schon, wenn man sowas dann sieht.

Übrigens braucht man entgegen landläufiger Meinung für ein Medizinstudium kein Latinum (ich denke mal für Psycholigie sicher auch nicht). Da macht man dann einfach ein Semester lang ein Crash-Kurs kriegt sein schein und kann danach immer noch kein Latein ;)

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^