Der liebe Teuro

vom 05.09.2008, 06:48 Uhr

Es heißt ja ständig, wir würden uns nur einbilden, dass durch die Euroeinführung alles teurer geworden sei. Dann frage ich mich aber, warum mir plötzlich viel weniger bleibt als früher? Teilweise kosten Lebensmittel in Euro fast so viel wie früher in DM! Mein Gehalt ist aber praktisch gar nicht gestiegen, die Abgaben natürlich schon. Ich frage mich echt, wie das noch enden soll, wenn alles ständig teurer wird, ohne die Löhne zu erhöhen.

Wer soll denn die ganzen Waren noch kaufen, wenn sich das keiner mehr leisten kann? Ein Bekannter hat sein Auto verkauft, weil er es sich nicht mehr leisten konnte! Da wird mir echt angst und bange, wenn ich an die Zukunft denke. Die Renten sind ja auch nicht so sicher, wie es immer dargestellt wird.

» Hundekeks » Beiträge: 229 » Talkpoints: -0,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Auch hier ist, wie ich finde vieles übertrieben. Sicher sind die Preise in den letzten Jahren stärker gestiegen als die Löhne. Aber trotzdem muss in Deutschland niemand verhungern oder unter der Brücke wohnen. Beispielsweise geben wir im westeuropäischen Vergleich mit das wenigste für Lebensmittel aus, gemessen am Monatslohn. Zum Teil fahren sogar schon Tscheschen über die Grenze nach Sachsen um dort einzukaufen, weil es für sie hier billiger ist.

Ebenso hab ich letztens eine Statistik gesehen, die untersucht hat ob Autofahren wirklich teurer geworden ist. Da verglich man die 70er Jahre und heute und wollte wissen ob man heutzutage prozentual mehr vom Monatslohn fürs Tanken und den Autokauf bezahlt als früher. Und im Ergebnis musste man in den 70er Jahren für einen Golf 13 Monatsgehälter ausgeben und heutzutag "nur" 12 und eine Tankfüllung kostete damals fast genauso viel wie heute, etwa 4% des Monatsgehalts.

Ich denke einfach auch, dass Deutschland das Problem hat, einfach viele Jahre über die Verhältnisse gelebt zu haben. Das sowohl unser Gesundheits- als auch Rentensystem überholt und so nicht finanzierbar sind ist ja seit den 80er Jahren bekannt und trotzdem wurde nichts geändert. Das bekommen wir eben heutzutage zu spüren, indem wir wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden.

Also ich als Student komme mit Bafög + Nebenjob super aus im Monat und kann was bei Seite packen. Und wenn ich mir dann angucke, dass sich Hartz4-Empfänger ihr Bier in einer Tankstelle kaufen, dann ist mir klar, warum die mit ihrem Geld nicht klar kommen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Hundekeks hat geschrieben:Es heißt ja ständig, wir würden uns nur einbilden, dass durch die Euroeinführung alles teurer geworden sei.

Ja, es ist auch nur Einbildung.

Hundekeks hat geschrieben:Dann frage ich mich aber, warum mir plötzlich viel weniger bleibt als früher? Teilweise kosten Lebensmittel in Euro fast so viel wie früher in DM! Mein Gehalt ist aber praktisch gar nicht gestiegen, die Abgaben natürlich schon.

Das hat mit dem Euro leider nichts zu tun, sondern mit der Inflation - und die gab es auch zu DM Zeiten (da hat der Sprit auch nicht 30 Jahre lang 90 Pfennig gekostet!). Im Grunde wurde die Inflation durch den starken Euro sogar jahrelang gebremst, sonst würdest Du heute noch weniger bekommen.

Hundekeks hat geschrieben:Wer soll denn die ganzen Waren noch kaufen, wenn sich das keiner mehr leisten kann?

Es können sich immernoch genug Menschen die Waren leisten - nur vielleicht nicht mehr soviele wie vorher, auch wenn ich das nicht glaube. Eine Nachfrage besteht weiterhin und diejenigen die sie schaffen verfügen auch über genug Kaufkraft.

Auch wenn es zynisch klingt: Es gibt immer zu allen Zeiten Gewinner und Verlierer und es ist klar das auf der Sonnenseite momentan nicht genug Platz für alle ist. Damit hat der Euro aber nichts zu tun, sondern die allgemeine wirtchaftliche (Fehl-) Entwicklung. Und auch hier: Im Grunde wirkt der Euro noch als Bremse, sonst sähe es schon wesentlich schlechter aus.

Hundekeks hat geschrieben:Die Renten sind ja auch nicht so sicher, wie es immer dargestellt wird.

Das hat auch nichts mit dem Euro zu tun, sondern mit der wirtschaftlichen Entwicklung sowie mit unserer zu alten Gesellschaft (siehe: Demographie).

Klehmchen hat geschrieben:Beispielsweise geben wir im westeuropäischen Vergleich mit das wenigste für Lebensmittel aus, gemessen am Monatslohn. Zum Teil fahren sogar schon Tscheschen über die Grenze nach Sachsen um dort einzukaufen, weil es für sie hier billiger ist.

Als ehemaliger Anwohner aus der Region: Und das nicht erst seit gestern, sondern das fing schon schon kurz nach der Wende an als es den Tschechen wirtschaftlich wesentlich schlechter ging. Da sollte man wirklich mal darüber nachdenken, ob das alles stimmen kann, wenn Menschen die nur 20 % und weniger des eigenen Verdienstes haben (heute: nur 50 - 60) im "teuren Deutschland" einkaufen gehen.

Klehmchen hat geschrieben:Ich denke einfach auch, dass Deutschland das Problem hat, einfach viele Jahre über die Verhältnisse gelebt zu haben. Das sowohl unser Gesundheits- als auch Rentensystem überholt und so nicht finanzierbar sind ist ja seit den 80er Jahren bekannt und trotzdem wurde nichts geändert. Das bekommen wir eben heutzutage zu spüren, indem wir wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden.

Sehe ich im Grunde ähnlich - unsere Großerltern- und Elterngeneration hat sich von 1960 - 1990 schön im prassen und sinnlos ausgeben geübt im Gottvertrauen darauf, dass sie es ja nicht mehr direkt ausbaden müssen. Interessanterweise haben sich die Probleme damals schon angedeutet, aber man hat halt alles laufen lassen und nicht wirklich etwas dagegen unternommen bis der Staat und die Gesellschaft in den Flaschenhals kam wo sie heute feststeckt.

Klehmchen hat geschrieben:Ebenso hab ich letztens eine Statistik gesehen, die untersucht hat ob Autofahren wirklich teurer geworden ist. Da verglich man die 70er Jahre und heute und wollte wissen ob man heutzutage prozentual mehr vom Monatslohn fürs Tanken und den Autokauf bezahlt als früher. Und im Ergebnis musste man in den 70er Jahren für einen Golf 13 Monatsgehälter ausgeben und heutzutag "nur" 12 und eine Tankfüllung kostete damals fast genauso viel wie heute, etwa 4% des Monatsgehalts.

Und die gilt nicht nur für`s Autofahren :lol: - letztens kam auf Arte / EinsExtra eine sehr interessante Doku mit einem Bericht den ich seitdem leider nirgendwo im Netz finde, was mich wirklich ärgert!

Und zwar wurde dort ein Einkaufswagen vollgepackt mit Einkäufen für 50 - 100 - 200 Euro und es wurden die Menschen auf der Straße gefragt, wann sie das letzte Mal das gleiche für 50 - 100 - 200 Mark bekommen haben. Dazu wurden 4 Antworten zur Auswahl gestellt, z. B: a) 1995, b) 1985, c) 1970 oder d) 1960

Grundintention, man sieht es, ist der Vorwurf der weniger Gebildeten, das alles 1:1 umgerechnet wurde. Natürlich haben fast alle 1995 oder 1985 gesagt - Richtig war aber (z. B.) : 1960!

Und so ging es durch die Bank weg, ein paar BILD Leser konnten es nicht glauben und wollten es auch nicht und haben sich auch nicht mit Fakten überzeugen lassen, weil sie etwas anderes "denken" :lol:. Teilweise wirklich amüsant, wie sich manche die Vergangenheit zurechtlügen oder Wahrheiten nicht wahrhaben wollen.

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