Lehrstellenwechsel möglich?

vom 05.09.2008, 05:35 Uhr

Mein Sohn 17 hat eine Schreinerlehre angefangen und ist nun im zweiten Lehrjahr. Das Problem fing circa vor einem halben Jahr an, als der Seniorchef der Schreinerei aus gesundheitlichen Gründen aus der Firma ausstieg. Seit dem herrscht dort ein sehr rauer Ton und auch die Zahlungen der Ausbildungsvergütung kommt nur sehr unregelmäßig.

Mein Sohn hat schon richtigen Horror vor der Arbeit und eigentlich ist Schreiner sein Traumberuf. Nun habe ich überlegt ob man nicht die Lehrstelle wechseln könnte, weiß aber nicht an wen ich mich da wenden muss.

Ist so etwas möglich und wie kann ein Lehrstellenwechsel eingeleitet werden?

» Hundekeks » Beiträge: 229 » Talkpoints: -0,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hallo!

Dieses Thema interessiert mich auch sehr. Mit meinem Ausbildungsbetrieb bin ich ebenfalls sehr unzufrieden. Die Ausbildungsvergütung bekomme ich regelmäßig, das ist nicht das Problem, aber ich komme mir total ausgenutzt vor. Ich habe manche Mitazubis, die bei weitem nicht so viel machen müssen und manches wohl auch nicht können, wie ich. Wenn ich mal anklingen lasse, dass ich es nicht gerecht finde, wenn immer nur ich die Aufgaben erledigen muss, dann wird mir nur gesagt, dass ich doch stolz darauf sein sollte, wenn man mir Aufgaben aufträgt. Prinzipiell wäre ich das ja schon, nur nicht, wenn es sich um solche Aufgaben handelt, wie Kaffee zu kochen oder den Tisch zu decken.

Freundlich behandelt komme ich mir in dem Betrieb auch nicht und gerade mit meiner Ausbilderin verstehe ich mich gar nicht. Sie schikaniert mich geradezu. Eine Situation nehme ich mal zur Erklärung: Die Ausbilderin hat ein Büro, in dem die Ordner mit den Bankauszügen stehen. Vor ein paar Wochen ging sie in das Büro, in dem ich sitze, knallte mir Kontoauszüge mit einem unfreundlichen "Bitteschön" auf den Tisch und verschwand wieder in ihrem Büro. Sie wollte wohl, dass ich die Kontoauszüge in den Ordner lege. Aber, wie gesagt, der Ordner steht in ihrem Büro. Also musste ich hinter ihr herdackeln und die Auszüge in den Ordner legen. Und mir kann keiner erzählen, dass sie das zu Übungszwecken gemacht hat. Die Kontoauszüge habe ich schon zigmal einsortiert und schwierig ist das auch nicht. Für die Ausbilderin wäre es im übrigen auch noch einfacher gewesen, wenn sie die Auszüge selber einsortiert hätte, das wäre eine Sache von ein paar Sekunden gewesen.

Ich überlege auch schon, wie ich mich verhalten soll und was ich machen soll. Ich bin auch im zweiten Ausbildungsjahr und habe eigentlich noch etwa anderthalb Jahre vor mir. In der Berufsschule sind meine Noten ganz gut, daher überlege ich, ob ich die Ausbildung nicht verkürzen sollte, damit ich möglichst schnell fertig bin und den Betrieb los bin, aber andererseits bin ich so schon ziemlich im Stress mit der Ausbildung, weil ich eben vieles im Betrieb in kurzer Zeit zu erledigen habe und ich glaube kaum, dass ich dann noch nach dem Feierabend mir ein halbes Jahr Schulstoff selber beibringen könnte.

Viele Grüße

» Mareikel » Beiträge: 1738 » Talkpoints: 6,97 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also ein Lehrstellenwechsel ist grundsätzlich möglich. Ihr müsst natürlich eine Firma finden die Euch in der Situation einstellt. Mit Situation meine ich ihr befindet Euch ja schon in der Ausbildung, 2. Lehrjahr oder so. Einen Betrieb zu finden könnte schon nicht ganz so einfach werden, aber wenn die Situation so schlecht ist, zahlt sich eine Suche schon aus.

Habt ihr also einen Betrieb gefunden der euch einstellt, kündigt ihr einfach im alten Betrieb. Ich glaube 4 Wochen Kündigungsfrist sind in den meisten Verträgen ausgehandelt. Aus besonderen Gründen kann auch fristlos gekündigt werden, jedoch glaube ich in diesem Fall liegt das noch nicht vor, das wäre z.B. bei sexueller Belästigung der Fall. Der neue Betrieb meldet euch ganz normal an, nur halt schon im 2. Lehrjahr und wenn die neue Stelle nicht in ein anderes Gebiet fällt, müsst ihr nichtmal in eine andere Klasse.

Also wenn keine Besserung in Sicht ist und für Euch das nicht bis zum Ende der Ausbilung akzeptabel ist, könnte eine Kündigung und ein Neuanfang in einem anderen Betrieb durchaus ratsam sein.

» meinereiner » Beiträge: 53 » Talkpoints: 0,27 »



Prinzipiell ist ein Lehrstellenwechsel möglich. Der beste Ansprechpartner dafür ist die Handelskammer. Diese wird vorher auch versuchen, im bisherigen Betrieb zu vermitteln, zumindest sofern es möglich ist, weil ein Stellenwechsel nicht ganz einfach klappt. Denn dafür braucht man erstmal einen neuen Betrieb, bei dem man sich wieder bewerben muss und wo man dann nahtlos die Ausbildung weiterführen kann.

Die IHK muss natürlich vorab über den Wechsel informiert werden und sie muss dem ganzen auch zustimmen (letzteres geht eigentlich glatt, sofern es eben ein Betrieb ist wo die Ausbildung im gleichen Rahmen möglich ist) und dem alten Arbeitgeber muss natürlich auch gekündigt werden.

Die Schwierigkeit an der Sache ist eben, einen neuen Betrieb zu finden, der einem auch ermöglicht an der selben Position der Lehre (also im zweiten bzw. im dritten Lehrjahr) weiterzumachen, denn viele Betriebe haben lieber einen "eigenen" Azubi, dem sie von Anfang an alles von grundauf beibringen. Jemand, der im zweiten Lehrjahr ist zum Beispiel, hat in der alten Firma schon einige Muster für Arbeitsabläufe gelernt, die im neuen Betrieb nicht unbedingt genauso ablaufen etc. Und der "neue" Azubi muss dann zunächst trotzdem wie jemand aus dem ersten Lehrjahr behandelt werden, bekommt dafür aber direkt das Gehalt des zweiten.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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