Ein Jahr im Wasserbett

vom 15.08.2008, 21:24 Uhr

Seit etwas mehr als einem Jahr schlafe ich nun schon in meinem Wasserbett. Es hatte mich schon immer interessiert, wie man darin wohl schläft, da ich aber in meinem Zimmer bei meinen Eltern eh keines unterbringen konnte, war das erstmal kein Thema.

Dann nahte aber mein Auszug und da ich mal bei Bekannten zur Probe liegen konnte, war mir klar, das kommt in die engere Auswahl. Aber dann war da erstmal die Frage, woher nehmen, wenn nicht stehlen. All zu viel kosten sollte es auch nicht. Also stieg ich in mein Auto und fuhr zu einem Discounter, der zufällig um die Ecke war. Dort angekommen stand ich erst einmal dumm in der Gegend rum, die Ladenbesitzer haben im Geschäft geraucht, was ich gar nicht gut fand und irgendwann fand sich dann jemand, der mir hätte "Beraten" können.

Statt einer Beratung bekam ich eine Standard Verkaufsvorführung, ein paar Preise auf ein Prospekt gekritzelt und eine Ausbauanleitung auf DVD, damit ich mir ansehen kann, wie einfach das geht. Nun das war ja nicht sehr überzeugend, auch wenn mit Preisen "ab 399 Euro" geworben wird. Dass dieser Händler der hier nicht näher benannt werden soll einen typischen Pornobart und eine Pornobrille trug, passte ganz gut zu den Bettbezügen im Leopardenfellimitatlook.

Ein wenig entmutigt war ich dann schon, doch dann habe ich ein wenig gegoogelt und einen Fachhändler aufgetrieben, bei diesem habe ich einen Termin zur Beratung gemacht und bin dann dort gewesen.

Zwischen Discounter und Fachhändler lagen hier Welten. Der Fachhändler hatte eine freundliche, angenehme Atmosphäre, er hat sich Zeit für mich genommen und auch meine blödesten Fragen freundlich und verständlich beantwortet. Dann war wieder Probeliegen angesagt, es gibt Wasserbetten in verschiedenen Beruhigungsstufen, dazu sind Stofffliese in die Wassersäcke eingenäht, so dass das Wasser weniger schwingen kann.

Ich hatte mich eigentlich schon für die Stufe 1 entschieden (die geringste Beruhigungsstufe) wollte dann aber gerne noch einmal Stufe 0 (ganz ohne Beruhigung) ausprobieren. Ich lag also da, und da dann ein anderer Kunde in den Laden kam, konnte ich knapp 5-10 Minuten einfach dort liegen.

Nun ich habe dann Stufe 0 genommen. Das ganze war im Angebot, das Bett (also der Sockel mit Softrand in "beliebiger" Größe), die Wasserkerne, die Heizungen, Bettdecken, Kopfkissen und ein Spannbettlaken. Für die 400 Euro vom Discounter bekommt man leider nicht viel dort, das Angebot kostete 1650 Euro. Ich habe noch die Heizungen auf bessere Modelle aufgewertet und ein zweite Spannbettlaken dazu genommen und dann knapp 1815 Euro bezahlt.

Ein paar Tage später stand der Lieferwagen vor der Tür und mein Bett wurde geliefert, aufgebaut, gefüllt (der Laie wenn er es selber macht auch einige Versuche braucht, bis die Füllmenge stimmt) und mit Wasserpflege versorgt, alles im Preis mit drin. Beim Discounter hätte dies alles extra gekostet.

Von der ersten Nacht an, war ich begeistert und bin es immer noch. Ruhiger Schlaf und die sanfte Wärme des Wassers sind wunderbar zum entspannen. Das erste dreiviertel Jahr habe ich in keinem anderem Bett mehr geschlafen, auch wenn dies nach Familienfeiern oder ähnlichem mal eben eine Nachtfahrt von 200km bedeutete.

So nun habt ihr erst einmal die Chance Fragen zu stellen, ehe ich mich in Details verliere, die keinen interessieren :-)

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» crissi » Beiträge: 1137 » Talkpoints: -9,86 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich spiele auch seit geraumer Zeit mit dem Gedanken, mir solch ein Ding zuzulegen. Dass mir nun hier solch ein Experte unterkommt, der sich ein Beispiel am geduldigen Fachhändler nimmt und freundlich beraten kann, kommt mir sehr gelegen.

Einige Details, die du erwähnt hast, sind mir noch einigermaßen chinesisch: Was genau bewirkt die Heizung? Muss eine Heizung sein oder geht auch ein Kaltwasserbett? Erstens bin ich selbst eher ein Kaltmöger und zweitens bin ich stutzig darüber, dass die Heizung, wenn sie ständig in Betrieb ist, doch sicher ohne Ende Strom frisst? Wie löst du das? Was soll ich mir unter der angesprochenen Wasserpflege vorstellen? Inwiefern kann sich das Wasser im Lauf der Zeit verunreinigen und welche Möglichkeiten habe ich als Bettnutzer, den Matratzeninhalt zu säubern oder filtern oder wie auch immer?

Stimmt das alte Vorurteil, dass ein Wasserbett zu arg schwabbelhaft und liegeschlecht für den Rücken ist? Zu weiche und nachgiebige Matratzen stehen ja im Ruf, den Wirbeln mehr zu schaden, als zu nutzen.

Kannst du das entkräften und gibt es da von Modell zu Modell auch gewisse Unterschiede? Wie reguliert man allgemein den Härtegrad? Was gibt es noch für Modellunterschiede, die nennenswert ins Gewicht fallen? Und kann sich so eine Matratze nach einigen Jahren auch durchgelegen haben, sodass kostspielig erneuert werden muss? Oh, ich hoffe, das ist nicht zu viel, bin nun aber echt neugierig geworden. Wie hieß der Fachhändler denn, kannst du wenigstens den Guten nennen, wenn schon nicht den Schlechten?

» Schnibbeldiwapp » Beiträge: 262 » Talkpoints: 35,07 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das ist ja gleich ein ganzer Haufen von Fragen, ich versuche sie mal alle zu beantworten. Eine Heizung muss schon sein, würdest du das Bett nicht beheizen, hätte das Wasser Zimmertemperatur, also etwa 20 Grad. Das wären dann etwa 17 Grad unter deiner Körpertemperatur, dadurch dass du grossflächig Kontakt zum Wasser hast, und Wasser die Wärme gut leitet, würdest du da schnell frieren.

Die Heizung selber heizt nicht andauernd, die hat ein Thermostat und heizt dann nur, wenn das Wasser kühler wird. Die Kosten belaufen sich auf wenige Cent am Tag. Ich habe das mal gemessen, und ich meine es waren so zwischen einer und eineinhalb Kilowattstunden am Tag. Die Wasserpflege gestaltet sich im Normalfall ganz einfach, in dem man einmal im Jahr einen so genannten Konditioner in den Wassersack schüttet, der hält das Wasser keimfrei und sauber. Es gibt inzwischen auch einen Biokondi, da sind Mikroorganismen drin, die das Wasser ohne Chemie sauber halten.

Nun ich schrieb im Normalfall. Anfangs hatte ich etwas Probleme, mit Luftbildung im Kern. Im Leitungswasser ist ja einiges an Gasen gebunden. Diese lösen sich mit der Zeit aus dem Wasser und sammeln sich dann im Wassersack (man redet eigentlich von "Wasserkern"). Bei mir war die Luftbildung etwas stärker, es gluckerte und ich musste die Luft dauernd raus lassen. Habe da diverse Mittelchen probiert, wie Luftbindesalz und ähnlichem. Auch habe ich mir einen Teststreifen besorgt und damit das Wasser auf Bakterienbefall untersucht. Da war aber nichts. Das Wasser bei mir hatte einfach unheimlich viel Luft gebunden.

Mit dem Biokondi hat sich dass dann schlagartig gebessert. Mein Fachhändler hat mich auch da immer vorbildlich unterstützt und stand mir zur Seite, ob per Telefon oder eMail. Seit ich den Biokondi vor einem halben Jahr drin habe, ist ruhe mit Luftbläschen. Der Konditioner für meine zwei Wasserkerne kostet pro Jahr so um die 30 Euro.

Die Wasserkerne bestehen aus Vinyl, dieses möchte auch regelmässig mit einem Vinylreiniger gereinigt werden, so etwa alle zwei bis drei Monate putze und pflege ich das ganze schön ordentlich. Den Reiniger gibt es als Spray für ich glaube etwa es waren 10 Euro und es gibt fertige Reinigungstücher für etwa 15 Euro, damit kommt man dann auch etwa ein Jahr hin.

Die "Schwabbelligkeit" eines Wasserbettes ist viel geringer, als man so glaubt, es ist nicht so, dass man sich einmal umdreht und dann das Wasser 10 Minuten lang schwappt. Eher ist so nach 20-30 Sekunden wieder Ruhe, eigentlich geht es mir viel zu schnell, ich hätte gerne eine Wellenmaschine im Wasserbett. Ein Wasserbett ist nicht weich in diesem Sinne, sondern es passt sich deiner Körperform an, wenn man gerade liegt, so ist der Körper überall gleichmässig gut gestützt. Wenn man punktuell Druck ausübt gibt der Wasserkern nach und man hat das Gefühl es wäre sehr weich. Das ist aber ein Trugschluss.

Grosse Modellunterschiede gibt es eigentlich nicht. Es gibt Wasserbetten die zum Beispiel noch eine Schublade im Sockel haben, sonst gibt es eigentlich nur Unterschiede in der Qualität des Vinyls, welche beim seriösen Fachhändler und ordentlicher Pflege aber nun auch nicht so viel aus machen. Da sich das Wasser ja nicht durchliegt kann man gut und gerne 10-15 Jahre Freude an einem ordentlichen Wasserbett haben.

Der Wasserbettenhändler war die "Schlafoase" in Bensberg in der Nähe von Köln. Die haben auch eine Webseite Klichmich und es gibt auch noch eine Filiale in Ründeroth. Dürfte für dich aber nur interessant sein, wenn du im 50* oder 51* Postleitzahlenbereich wohnst.

Ich habe den Kauf des Bettes noch keine Sekunde bereut, auch der Kollege der mal Probeliegen durfte und eher geizig mit seinem Geld ist, lag nur da und meinte "Es ist jeden Cent wert". Wichtig ist aber wirklich das Probeliegen, denn so ein Wasserbett ist nicht für jeden etwas.

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» crissi » Beiträge: 1137 » Talkpoints: -9,86 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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