Heutige Jugend - Allgemeinbildung gleich null!

vom 13.08.2008, 01:49 Uhr

Davon kann ich auch ein Lied singen. :lol: Wir haben zu Beginn unserer Ausbildung in einem Fach mal einen alten PISA-Test zur Allgemeinbildung im Unterricht durchgeführt und das Ergebnis fand ich wirklich erschreckend, obwohl alle eben erst die Realschule oder das Gymnasium verlassen hatten. Ich kam mir schon blöd vor mit meinen 30 von 40 Punkten, vieles wäre so einfach gewesen, ich hätte es wissen können. Aber mit diesem Ergebnis hatte ich die Klasse weit hinter mir gelassen. Der nächste hatte nochmal 10 Punkte weniger und das Schlusslicht der Klasse hatte lediglich eine einstellige Punktzahl erreicht. Und ich kann es nach wie vor nicht wirklich nachvollziehen.

Klar, interessiert man sich nicht für alles, aber Allgemeinbildung hat ja eigentlich nicht viel mit Interesse oder Lernen zu tun, es ist einfach eine Folge von " etwas einfach mal so nebenbei mitbekommen". Ich kann mir nicht vorstellen, wie man nicht wissen kann, wer gerade Bundeskanzler ist. Das ist doch so allgegenwärtig, man kann sich dem doch eigentlich gar nicht entziehen! Selbst wenn man nie in der Schule aufgepasst hat und nie Zeitung gelesen hat, irgendwo bekommt man sowas doch einfach mit, wenigstens das mit dem Bundeskanzler und Deutschlands Hauptstadt. Ganz ehrlich, ich verstehe es nicht.

Aber eins habe ich beobachtet. Menschen (auch Jugendliche), die in einem Fach, besonders einer Naturwissenschaft, Informatik oder in mehreren solchen Fächern gut sind, die haben meistens keine große Ahnung vom "großen Ganzen". Sehe ich bei meinen älteren Schwestern. Das sind beides Genies in Mathe und die eine ist auch in Chemie eine echte Leuchte und da kennen die sich wirklich meilenweit besser aus als ich, aber themenübergreifend hört es bei ihnen dann auf. Gut, die wissen, wer Bundeskanzler ist, aber von ganz allgemeinen geografischen, historischen, literarischen, philosophischen Dingen, von Kunst, Musik, Sport, Politik, Religion und so weiter haben die kaum was in ihrem Speicher. Ich weiß nicht, ob die sich wirklich nicht dafür interessieren oder ob etwas anderes dafür der Grund ist. Keine Ahnung. :think:

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Nun wie die Hauptstadt von Deutschland heisst weiß ich noch, oder wen wir derzeit als Bundeskanzlerin haben durchaus auch, aber ich könnte nicht die Hauptstadt von Lettland sagen oder wo dieser oder jener Fluß liegt, da Geographie und ich einander noch nie gemocht haben udn für manche zählt so etwas durchaus auch zur Allgemeinbildung.

Da ist also die Sache, was ist wirklich Allgemeinbildung und wer legt das bitte fest? Jeder hat eine andere Definition davon und dann kommt immer der tolle Satz "aber das muss man doch wissen". Der eine ist sehr gut über die Wirtschaft informiert und hat eine Schwäche in Geographie, der Nächste wiederum kennt sich gut im Bereich Klassiker aus und erwartet das man eine Melodie von Vivaldi kennt. Alles was über das absolute Minimum an Allgemeinwissen hinausgeht ist doch von Person zu Person anders.

Was jedoch das mit der Jugend allgemein angeht. Nun selbst auf dem Gymnasium und da bin ich erst seit einem halben Jahr weg, war das Allgemeinwissen bei Schülern nicht gerade der Hammer. Natürlich gibt es Unterricht, aber was bringt de wenn Schüler kosequent abschalten? Bei einer Klassenstärke von 30 Leuten, kann der Lehrer nicht ständig darauf achten, das alle zuhören und entweder man will oder halt nicht. Doch das Niveau der Allgemeinbildung ist natürlich abgesunken, das Niveau unserer Schulen ist allerdings auch nicht mehr das Beste.

Bei mir selbst denke ich (19) eigentlich ein recht Gutes Allgemeinwissen zu haben. Ich weiß über Literatur gut Bescheid, kenne mich mit biologischen Prozessen und Mathematik ganz gut aus, denn auch das gehört MEINER Meinung nach zur Allgemeinbildung. Allerdings brauch mich keiner fragen, wer derzeit sonstewas-Minister ist, dafür interessiere ich mich halt übehaupt nicht und da das wohl nicht nur mir so geht, sieht das mit der Allgemeinbildung wohl bei jedem anders aus ;-).

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich denke, dass in Medienberichten sehr genau ausgewählt wird, was gesendet wird. Ich meine: Wer will schon schlaue Jugendliche im Fernsehen sehen? Das hat ja kaum Unterhaltungswert! Darüber kann man ja gar nicht ordentlich meckern oder lachen!

Ich bin Abiturientin und werde dieses Jahr mein Abschluss machen. Ich lese täglich Zeitung und kenne viele Jugendliche in meinem Umfeld, die genau wie ich in keiner Weise das Klischee der "Generation doof" erfüllen. Viele meiner Freund informieren sich zusätzlich zu Themen, die sie interessieren und lesen in ihrer Freizeit auch gerne mal ein Buch. Verallgemeinern sollte man die "Verdummung der Jugend" von daher auf keinen Fall!

Wenn ich nun erklären sollte, warum die Jugend von heute dümmer wird, so würde ich sagen, dass das Hauptproblem ist, dass es heutzutage aufgrund der technischen Möglichkeiten kaum noch erforderlich ist, etwas zu wissen! Wenn man etwas wissen will, befragt man eben das Internet, Wikipedia wird es einem schon verraten! Viel Bildungsfernsehen gibt es auch nicht mehr. Die Möglichkeiten zur Zerstreuung werden immer mehr und immer weniger wird für die Schule gemacht und wenn doch, meist nur im Bereich, den man wirklich machen muss. Man lernt die Bundeskanzler vielleicht für einen Test mal auswendig, dann wird diese Information aber schnell wieder aus dem Gedächtnis gestrichen. Diese Entwicklung ist bedauerlich, aber nicht aufzuhalten.

Ein weiterer Faktor ist sonst noch die Erziehung. Meine Eltern haben mich immer dazu animiert wissbegierig zu sein. Noch heute bin ich sehr neugierig und möchte Dinge dazulernen. Wenn mir danach ist, frische ich meine Bildung auch gerne wieder etwas auf und wiederhole die Bundesländer mit ihrer Lage und ihren Hauptstädten. So ist aber nicht jeder! Aber dumm ist auch nicht jeder! Ich denke, jeder sollte das für sich selbst entscheiden, was wirklich wissenswert ist. Das wichtigste ist eigene Interessen zu haben und so viel wie möglich aus der Schule mitzunehmen, da es im Alltag nur förderlich ist, viel zu wissen!

» cochiiii » Beiträge: 159 » Talkpoints: 0,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde es ebenfalls ziemlich unverständlich, wenn Menschen nicht einmal einen Funken Allgemeinbildung haben. Ich erwarte nicht, dass jeder Einwohner Deutschlands die komplette Liste aller ehemaligen Bundeskanler mit ihren Amtszeiten oder sämtliche US-Staaten inklusive Hauptstädte aufsagen kann. Auch wenn man solche banalen Dinge in der Schule eingetrichtert bekommt, macht man sich nicht unbedingt lächerlich, wenn man eine Frage zu diesen Themen nicht beantworten kann. Allerdings finde ich es ziemlich übel, wenn jemand nicht einmal weiß, wer aktuell in Deutschland Bundeskanzler/-in ist und glaubt, dass Hamburg die Hauptstadt unseres Landes ist. Ein paar Dinge sollte man vielleicht wissen, auch wenn Allgemeinbildung einen nicht unbedingt weiterbringen muss und in vielen Bereichen keine Rolle spielt.

Allerdings denke ich nicht, dass das Problem des fehlenden Wissens nur die Jugend betrifft. Es gibt auch reichlich ältere, erwachsene Leute, die immer noch Bonn für die aktuelle deutsche Hauptstadt halten oder sogar glauben, dass Tirol ein deutsches Bundesland ist. Auf der anderen Seite gibt es auch erfreuliche Beispiele junger Leute, die mit Wissen punkten können. Es ist keine Frage des Alters, sondern der (Allgemein-)Bildung. Und diese fällt heute ebenso gut oder schlecht aus wie vor zwanzig Jahren auch. Ich denke auch nicht unbedingt, dass die Ansprüche so stark gestiegen sind.

Je nachdem, in welchem Umfeld man aufwächst und sich bewegt, bekommt man mehr oder weniger Bildung, und auch Allgemeinbildung, mit. Warum sollte plötzlich eine ganze Generation so viel unwissender sein als die Generationen vor ihnen? Das ergibt doch keinen Sinn und selbst wenn es so wäre, sollten sich die älteren Generationen Gedanken machen, warum die jüngeren bestimmte Defizite aufweisen. Denn alles was die Jungen lernen, bekommen sie von der Generation vor ihnen vermittelt. Dann müsste die ältere Generation ja quasi eingestehen, dass sie es nicht geschafft hat, den Jungen etwas zu vermitteln.

Ich denke, dass es dein persönlicher, subjektiver Eindruck ist, dass die Jugend über immer weniger Allgemeinbildung verfügt. Das, was RTL, Sat.1 und andere Sender dieser Art tagtäglich senden, prägt die Meinung der Menschen, die sich das anschauen. Und bestimmte Formate kritisieren immer wieder die Verblödung der Jugend, so dass die Zuschauer diese Meinung irgendwann adaptieren und weiterverbreiten - ganz unreflektiert und ohne den Anspruch, sie auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Das, was an dumpfem Gesocks allabendlich über die Schirme flimmert, muss nicht repräsentativ sein.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich muß sagen das das Niveau nicht nur in Deutschland so ist sondern überall. Anscheind gibts keine Allgemeinbildung mehr. Ich habe mir das auch schon oft gedacht wenn ich im Fernsehen oder Radio mal wieder die Sendungen gehört oder gesehen habe wo die Leute über simple Dinge befragt wurden und die Antwort irgendein Blödsinn war.

Ein weiteres Beispiel war das: Ich fuhr mit dem Zug von Wien nach Hause und saß mit meinem Lebensgefährten in einem Abteil mit zwei Jungen Leuten. Man belauschte so ein wenig das Gespräch und hat dann mitbekommen das beide kurz vor dem Ende des Lehramtstudiums für die Volkschule sind. Was dann noch weiter geredet wurde ließ uns schon fast zusammenzucken. Die diskutierten über so einfache Dinge die sie nicht wissen was wir schon in der Volkschule als Allgemeinwissen gelernt haben. Ich finde es unverantwortlich solche Leute auf die Kinder loszulassen.

Meiner Meinung nach sollte in den Schulen wieder mehr Wert auf das Allgemeinwissen gelegt werden und dafür ein bischen weniger Fachwissen das die meisten sowieso nicht brauchen. Wenn wir uns anschauen was bei den meisten Bewerbungsgesprächen gefragt wird ist ja alles Allgemeinwissen und da sind die meisten schon total überfordert. Wo soll das denn noch hingehen mit unsererer Jugend?

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» torka » Beiträge: 4369 » Talkpoints: 5,93 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich glaube nicht, dass man da alle Jugendlichen über einen Kamm scheren kann. Das wäre sicherlich zu sehr pauschalisiert und würde nicht der Realität entsprechen.

Viel mehr ist es doch so, dass gerade in der heutigen Zeit jedem Menschen die Möglichkeit offen steht, dass er sich bildet. Diese Möglichkeit muss nur eben genutzt werden. Manche Menschen tun dies, andere nicht. Die, die es nicht tun, sind in gewisser Weise selber Schuld.

Man sollte jedoch viel mehr nach den Ursachen für diese Negativentwicklung fragen. Ich denke, dass unser derzeitiges Schulsystem beziehungsweise die Anforderung an die Schüler dieses Defizit überhaupt erst ermöglicht haben. So erhält man doch heute durch stupides Auswendiglernen sein Abitur. Dies ist meiner Meinung nach einer der größten Missstände in unserem derzeitigen Bildungssystem. Dies müsste schleunigst geändert werden. So sollte viel weniger Wert auf einzelne Begriffe gelegt werden. Dafür sollte man sein Hauptaugenmerk auf eine gut fundierte eigene Meinung legen, da gerade diese es ist, die die Zukunft eines Einzelnen ausmacht.

» matthias1990 » Beiträge: 17 » Talkpoints: 0,07 »


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