Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondetin auf Umwegen?

vom 30.07.2008, 18:36 Uhr

Eine Bekannte meines Freunds hat folgendes Problem: Ihre Tochter macht nächstes Jahr Abitur und möchte gerne Fremdsprachenkorrespondetin(FK) werden. Der Besuch einer solchen Schule kostet aber 600€ im Monat. Die Bekannte ist Hartz-IV-Empfängerin und nun wurde ihrer Tochter diese Ausbildung verwehrt. Die Finanzierung des Monatsbetrages wäre zwar durch einen 400€-Job und Berufsschul-BAFöG möglich, dennocht stellt sich die Agentur quer und hat den Beginn dieser Ausbildung einfach mal verboten und zu einer Entscheidung zu einer anderen Ausbildung oder einem Studium gedrängt.

Rechtlich haben die zwar meines Wissens keine Handhabe dies zu unterbinden, es würden jedoch die Bezüge massiv gekürzt werden, da sowohl das BAFöG, als auch die Einkünfte aus dem 400€-Job auf das Einkommen der Mutter angerechnet werden würden. Dann würde es nicht mehr zum Leben reichen, so dass mit dem Kopf durch die Wand zu gehen wohl ausscheidet.

Daher nun meine Frage: Sollte die Tochter sich entschließen, anstatt eine Ausbildung zur FK für Englisch und Französisch zu machen, ein Studium in diesen beiden Sprachen zu beginnen, nutzt ihr das irgendetwas? Es gibt ja inzwischen fast nur noch BA/MA-Studiengänge, so dass sie ja erstmal einen Zwei-Fächer-BA für diese beiden Sprachen anstreben könnten, um anschließend einen passenden Master dranzuhängen.

Aber: Gibt es Masterstudiengänge, die einen mit ähnlichen Qualifikationen versehen, wie eine Ausbildung zur FK? Diese Ausbildung dauert schließlich nur drei Jahre, während für einen Master-Abschluss vier bis fünf Jahre benötigt werden. Allerdings beinhaltet die Ausbildung auch Schulung in wirtschaftlichen Fächern, die in einem BA-Studium erstmal nicht drin sind. Bei dem Master bin ich unsicher. Es gibt ja neben dem Master, der zum Lehramt befähigt, noch diverse fachwissenschaftliche Richtungen, die einen zur Lehrtätigkeit an Hochschulen und der Forschung befähigen sollen.

Das kann ja aber wohl noch nicht alles sein! Es muss doch eine Möglichkeit geben, ein fünfjähriges Sprachstudium in den Nebenfächern so zu gestalten, dass man damit einem Dolmetscher oder FK gleichwertig ausgebildet wird.

Ich wäre sehr dankbar, wenn sich hier jemand fände, der sich vielleicht damit auskennt und mir sagen kann wo und wie man sich darüber informieren kann. Bei der Agentur nachzufragen erwies sich als fruchtlos: Zum einen wurde die Dame pampig, weil das Mädchen versuchte auf Umwegen seinem Berufsziel näher zu kommen und sie dies als Starrköpfigkeit auslegte. Zum anderen schien sie aber auch einfach sehr uninformiert und ratlos und wollte dies womöglich durch Unfreundlichkeit verdecken. Wie auch immer, sie hat uns nicht weiter geholfen, also suche ich nun hier nach Ratschlägen für dieses Problem. Vielen Dank bereits im Vorraus für sinnvolle Antworten und Tipps!

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Sorcya,

du bist aber eine wirklich engagierte Bekannte :) .

Also, ich selbst habe eine solche Ausbildung als Fremdsprachenkorrespondentin und in der Tat sind die Schulen, die das anbieten meit staatlich anerkannte Privatschulen, die mit seinem saftigen Schulgeld dann auf eine dann doch staatliche Prüfung (zumindest in Bayern, wo ich diese Ausbildung gemacht habe, kommt die direkt zentral vom Ministerium in die Schulen geflattert). Das Berufsziel an sich ist kein Schlechtes, nur muss man dazu eines wissen: Den meisten Chefs reicht diese Ausbildung alleine häufig nicht aus! Wirklich tolle Jobs bekommt man nachher, wenn man zuvor schon sowas wie "Groß- und Außenhandelskauffrau/-kaufmann" oder "Bankkauffrau/-mann" oder ähnliches absolviert hat und diese Ausbildung sozusagen als Fremdsprachenweiterbildung draufsattelt.

Ich weiß, das verschweigen die vollmundigen Prospekte der Schulen gerne.

Ein BA-Studium dauert drei Jahre und man kann sicher eine Möglichkeit finden, einen wirtschaftlichen Schwerpunkt in das Sprachenstudium einzubringen. Zudem schießen der Wirtschaft angepasste Studiengänge in jedem Bereich, also auch in den philologischen aus dem Boden. Natürlich muss man sich da was Uni und Wohnort angeht flexibel zeigen.

In Heidelberg gibt es hierfür sowohl renomierte Studiengänge, als auch dieses Institut hier zum Beispiel: Link1 (Hat soweit ich weiß eingen gewissen Ruf.)

Das hier klingt auch sehr gut (wirklich sehr gut): Link 2

Also, einfach mal recherchieren und umschauen, welche Alternativen es gibt. Eine Fremdsprachenkorrespondenten-Ausbildung ist als Soloausbildung auf dem Arbeitsmarkt keinesfalls einem Studium gleichwertig. Ein Studium ist da ganz klar überlegen! Was sehr wichtig ist, um den Job einer Fremdsprachkorrespondentin zu machen, sind hervorragende Zoll- und Einfuhrregelungen-Kenntnisse. Man bekommt die an so einer Schule zwar teilweise vermittelt, aber das sitzt keineswegs so sehr, dass man das mit einem Groß- und Außenhandelskaufmann und ähnlichem vergleichen kann. Viele Firmen fahren da einfach besser, wenn sie so jemandem einstellen, der einfach gute Englischkenntnisse mitbringt.

Ebenso sind nur zwei Sprachen oft zu wenig auf dem hart umkämpften Markt um die wenigen Stellen - die es zudem hauptsächlich in größeren Städten gibt. Ich wohne in der Nähe von Frankfurt, deshalb ging das. Aber auch ich hatte nur die Fremdsprachenkorrespondentinnen-Ausbildung und musste all diese Erfahrungen schmerzlich machen, die ich der Tochter deiner Bekannten sehr zu bedenken geben möchte. Bitte hier nicht den schieren Wunsch die Mutter des Gedankens sein lassen und lieber offen recherchieren. Schaut euch einfach mal ein paar Stellenanzeigen an, wo eine Fremdsprachkorrespondentin gesucht wird. Es sind nicht gerade übermäßig viele, noch nicht mal in dem wirklich international geprägten Mainhätten (Frankfurt, scherzhaft) hier.

Die Tochter deiner Bekannten sollte sich, möchte sie aus diesem Harz IV - Einengungsproblemen generell herauskommen und damit nicht schon in jugen Jahren so derart ausgebremst werden aber mit dem Gedanken anfreunden von Zuhause wegzuziehen, einfach Bafög zu beziehen, ein wenig zu jobben und günstig in einer WG mitzuwohnen. Zuhause wird all das immer ein Problem sein. Das ist erstmal sicher ein harter Gedanke, aber ein Kind muss lernen an sich selbst zu denken, auch wenn es für die Mutter unter Umständen, was Wohnung, Miete und Harz IV - Höhe angeht unangenehme Folgen haben könnte. Ich weiß ja nicht, wieviele Kinder da noch da sind. Wenn die Tochter die einzige ist, wird es für die Mutter wahrscheinlich haarig werden... allerdings könnte das auch für sie eine völlig neue Flexibilität und ein Neuanfang bedeuten. Aber das nur so ein Gedanke am Rande. Das ist natürlich eine sehr persönliche Entscheidung, wie man sowas in einer Mutter-Kind-Beziehung gestaltet.

Ich wünsche der Tochter deiner Bekannten auf jeden Fall den richtigen Riecher für den richtigen Weg. Eine sehr solide Entscheidung wäre beispielsweise die Möglichkeit zwei Ausbildungen (in oben genannten Traumkombination für die meisten Arbeitgeber in dem Bereich) hintereinander zu schalten. Das wäre eine extrem solide Grundlage für den Arbeitsmarkt später. Sie müsste sich kaum mehr Sorgen machen, danach eine gut bezahlte Anstellung zu finden.

Eine ander Möglichkeit wäre wie gesagt, die Sache mit dem gut gewählten Studiengang und dann natürlich die Flexibilität, was den Wohnort angeht.

Viel Glück wünsche ich den beiden! Mutter und Tochter, meine ich!

Benutzeravatar

» Tsunami » Beiträge: 218 » Talkpoints: 26,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo,

hier in Frankfurt kann man von einigen wenigen Firmen auch zur Fremdsprachenkorrespondentin ausgebildet werden. Die Firmen zahlen einen recht ansprechenden Lohn für eine Ausbildung und natürlich auch das Schulgeld, denn die schulische Ausbildung, die man für diesen Beruf gehen muss, macht man natürlich auch hier.

Vielleicht bewirbt sich deine Bekannte einfach auf eine solche Stelle, sollte es sowas bei Euch geben. Falls nicht, muss sie eben für ihren Wunschberuf umziehen in eine Stadt, in der sie einen solchen Ausbildungsplatz bekommen würde. Wenn sie das wirklich machen möchte, ist sie mit Sicherheit so flexibel, und möchte umziehen.

Oder sie geht eben nebenbei arbeiten - wenn sie die Ausbildung in ihrem Heimatort machen kann und noch zu Hause wohnen kann für die Dauer, sind 600 Euro ja nicht die Welt. Ich gehe neben zwei Studiengängen auch 120 Stunden pro Monat minimum arbeiten, um mich zu finanzieren, und es tut mir keinen Abbruch.

Ich denke, es gibt genug Möglichkeiten für Deine Bekannte - sie muss eben etwas dafür tun, aber so ist das im Leben.

LG,H

Benutzeravatar

» Qn » Beiträge: 1539 » Talkpoints: 7,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^