Wie viel Körperkontakt darf Lehrer in Sportunterricht haben?

vom 17.10.2014, 20:01 Uhr

Als ich noch zur Grundschule ging, hatten wir gemischten Sportunterricht, wobei Jungs und Mädchen eben gemeinsam Sport hatten. Ich weiß noch genau, dass ich dann für ein oder zwei Jahre einen Sportlehrer hatte, den ich jedoch absolut nicht leiden konnte und soweit ich weiß, mochte ihn auch keines der anderen Mädchen. Er war wirklich sehr streng und erforderte immer sehr viel Disziplin und wollte es immer ganz genau haben. Von daher gab er auch immer ganz ausgiebig Hilfestellung, wobei man jedoch auch gerne am Po angefasst oder gehoben wurde. Das war mir als Kind schon immer sehr unangenehm und auch die anderen Mädchen fanden das immer sehr unangenehm, wobei niemand jemals etwas dagegen gesagt hatte.

In der Realschule hatten wir dann jedoch immer eine Sportlehrerin, wenn es um Turnübungen ging und es wurde auch recht früh so gemacht, dass immer irgendwelche Schüler Hilfestellung machen mussten. Die Lehrer griffen da eigentlich nur im Notfall ein und gaben sonst eher Tipps, so dass sie möglichst wenig Körperkontakt hatten. Das fand ich aber auch gut so.

Wenn ich heute an die Situation in der Grundschule denke, dann finde ich das absolut nicht in Ordnung und ich würde da auf jeden Fall etwas sagen. Allerdings realisiert man das als Grundschüler jedoch sicherlich gar nicht richtig. Wenn der Lehrer einen jedoch regelmäßig am Po anfasst und alle Mädchen in der Umkleidekabine zugeben, wie unangenehm sie das doch finden, dann kann da jedoch etwas nicht in Ordnung sein.

Wie viel Körperkontakt darf ein Sportlehrer im Sportunterricht überhaupt haben? Wie viel ist normal und wann sollte man etwas sagen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich bin kein Sportlehrer. Aber in der ganzen Zeit, wo ich als Kind im Turnverein war oder in der Schule Sportunterricht genossen habe, hat mich nie jemand an den Po gefasst. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Ich frage mich auch, wozu das nötig gewesen wäre? Hilfestellung beim Turnen kenne ich aus Kindertagen eher so, dass die Arme stabilisiert wurden. Und wenn beim Reck mal etwas Extraschwung benötigt wurde, dann hat der Trainer am Rücken angeschoben.

Hat denn der betreffende Sportlehrer nur die Mädchen, oder die Jungen gleichermaßen am Po angefasst? Falls nicht, wäre das möglicherweise in Hinweis darauf, dass da was nicht ganz korrekt zu ging.

Ich weiß auch nicht, wie lange das her war und was damals erlaubt war. Heute kann ich mir zum Beispiel nicht mehr vorstellen, dass Berührungen am Po durch Lehrer noch gestattet sind. Heute würden die meisten Eltern da auch durchaus sensibel reagieren, wenn das Kind so etwas zu Hause erzählt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Egal ob Schule oder Sportverein: Je nach Übung bin ich im Prinzip bei der Hilfestellung schon überall angefasst worden. In den meisten Fällen war das so nötig, selten gab es mal einen Fehlgriff aus Versehen.

Das Problem bei diesen Hilfestellungen ist ja nicht, wo angefasst wird. Es ist die Motivation dahinter. Wenn ein Lehrer oder Übungsleiter (natürlich auch die weiblichen Vertreter) einfach seinen Job macht, dann sind Griffe, die Po, Brust oder Intimbereich streifen oder berühren gar kein Thema.

Erfolgt dieses Anfassen aus rein sportlichen Gründen, dann denkt man sich auch wenig dabei. Es wird einfach zu zugegriffen und es trifft alle Beteiligten gleichmäßig verteilt – unabhängig von Alter, körperlichen Merkmalen und Geschlecht.

Natürlich kann ein möglicher Täter diese eigentlich normalen Handlungen nutzen, um den Objekten seiner Begierde näher zu kommen. Schließlich kann man niemanden in den Kopf schauen. Aber wenn dabei alles in normalem Rahmen verläuft, dann entsteht für die Kinder und Jugendlichen immerhin kein Schaden.

Außerdem sollte man selbst Kinder im Grundschulalter nicht unterschätzen. Wie oben beschrieben, merken sie ziemlich genau, ob etwas ok ist oder nicht. Wenn die meisten Mädchen einer Gruppe ein Verhalten als unangenehm und nicht angemessen beschreiben, dann sollte ihnen vertraut werden. Sehr kleine Kinder wissen vielleicht noch fast nichts über Sex und über sexuelle Belästigungen wissen sie meist gar nichts. Aber sie haben ganz feine Antennen für die Überschreitung von Distanzen. Sie wissen wahrscheinlich nicht, wo genau das Problem liegt. Aber sie erkennen Übergriffe und Abweichungen von der Norm sehr gut und oft schneller und deutlicher als Erwachsene.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich glaube mich zu erinnern, dass ich auch an den Po gefasst wurde. Aber das war halt der Übung geschuldet, die gemacht werden musste. Und da ich auch die Erfahrung machen durfte, dass man sich schnell verletzt, wenn Mitschüler die Hilfestellung geben sollen, ist mir der geschulte Griff des Sportlehrers dann wesentlich lieber. Denn mein Sportunfall hätte damals wirklich böse enden können.

Je nach Alter des Kindes kann es auch genau erklären, was im Sportunterricht geübt wurde. Da kann man als Eltern schon nachvollziehen, ob es ein nötiger Griff an die Körperstelle war oder eben nicht. Aber man sollte auch bedenken, dass Schüler ungewollt den Lehrer an intimen Stellen erwischen können. Das hat ein Mädchen damals aus meiner Klasse geschafft, was vor allem für unseren Sportlehrer nicht ganz schmerzfrei war.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich finde, dass man nicht überall nach bösen Menschen suchen muss. Es kann ja durchaus sein, dass es bei bestimmten Übungen einfach mehr Sinn macht. Beispielsweise hatte ich mal im Sportunterricht gesehen, dass eine Freundin von mir fast mit dem Bock umgefallen wäre beim Versuch drüber zu springen. Die Lehrerin hat sie dann auch am Po angefasst, weil es eine schnelle Reaktion ihrerseits war und konnte sie so stabilisieren und sie davor bewahren, dass der Bock auf sie knallt. Blöd zu beschreiben, aber solche Situationen gibt es eben.

Ich finde, dass man als Sportlehrer da anfassen darf wo es sportlich etwas bringt. Wenn man allerdings als Schüler ein schlechtes Gefühl hat muss das auch thematisiert werden und dann kann es auch nicht richtig laufen. Es ist aber sportlich schon dienlich, wenn das kein Mitschüler macht, der einem ja nie im Leben wirklich fest halten kann, sondern ein erfahrener Lehrer. Bei uns war es beispielsweise auch so, dass die Mädels immer mit einer Lehrerin Unterricht hatten und die Jungs mit einem Lehrer, das hilft schon ein bisschen gegen das Unwohlsein beim Schüler, wobei es bei einem pädophilen Lehrer natürlich auch nicht hilft.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich denke schon, dass da ein Unterschied besteht zwischen gelegentlich mal und systematisch am Po anfassen. Natürlich fasst man lieber an den Po, als dass ein Kind unglücklich von einem Turngerät stürzt. Aber das sollte einem Kind auch selbst einsichtig sein, dass es in dem einzelnen Fall sonst gestürzt wäre. Das können Kinder eigentlich auch einordnen.

Im Ausgangspost steht aber zum Beispiel auch, dass die Mädchen ihrer Klasse auch am Po gehoben wurden. Da erschließt sich mir nicht, warum das notwendig sein sollte. Wenn ich meine Kinder hoch hebe, dann eigentlich so, in dem ich unter die Achseln fasse. Das ist bei präpubertären Kindern auch bei Fremden vollkommen statthaft. Aber warum am Po?

Ich glaube auch nicht, dass es etwas mit "nach Bösen Leuten suchen" oder um "böse Unterstellungen" geht. Wenn eine Einzelperson so ein Verhalten als unpassend auffällt, dann kann man vielleicht noch überlegen, ob diese Person vielleicht überdurchschnittlich sensibel ist. Aber auch dann finde ich, dass man als Eltern das klären sollte und dem Lehrer zu verstehen geben muss, dass er seine Berührungen einerseits besser unter Kontrolle zu halten hat und andererseits mal die Notwendigkeit den Kinder erläutern muss, warum angeblich am Po angefasst werden muss.

Wenn aber mehrere bis alle Mädchen einer Schulklasse die Berührungen als unangenehm und unangemessen empfinden, dann würde ich nicht zuerst an eine Massenhysterie glauben. Warum auch? Sicher liegt das Fallbeispiel in der Vergangenheit und man kann nur noch darüber spekulieren, was man hätte machen können und warum möglicherweise nichts gemacht wurde. Man fragt sich schon, warum alle Kinder dies ertragen haben, ohne Anscheinend jemanden etwas zu erzählen. Da reicht eben die Macht der Lehrer ziemlich weit, auch wenn der vielleicht nicht mal eine Drohung ausgesprochen hat.

Von daher würde ich schon dafür plädieren, mit solchen Dingen sehr sensibel umzugehen. Denn gerade in einer Schule, wo Kinder in einem geschützten Bereich sind, den sie besuchen müssen, hat so ein Verhalten nichts zu suchen. Von einem Sportverein mit einem dubiosen Trainer kann man Kinder einfach abmelden. Bei einer Schule ist das schon schwerer.

Von daher würde ich erst mal eine Elternversammlung ohne Anwesenheit des Lehrers organisieren. Dort können sich Eltern untereinander austauschen und klären, ob vielleicht anderen Kindern auch etwas aufgefallen ist, oder vielleicht sogar noch mehr passiert ist. Wenn sich so etwas heraus stellt, würde ich da eher nicht impulsiv aus eigener Faust handeln, sondern mir erst mal professionelle Beratung bei einem Verband holen, der sich um Missbrauchsopfer kümmert. Die kennen sich ja auch bei sexueller Belästigung aus. Da sich die Mädchen belästigt gefühlt haben, würde ich da auch in die Richtung denken. Die werden einem sicher sagen, wie man in solchen Fällen so vorgeht, dass nicht mehr Porzellan als nötig zerschlagen wird, aber die Situation für die Kinder trotzdem geklärt wird. Vielleicht kennt man auch einen befreundeten Lehrer, der an einer anderen Schule arbeitet und kann den mal zu seiner Meinung befragen.

Auf jeden Fall würde ich so etwas ernst nehmen, denn heute pubertieren die Mädchen schon etwa ab der dritten Klasse. Die einen früher, die anderen später. Und wenn die Pubertät erst mal in Gang gekommen ist, reagieren die Mädchen dann eben sensibler auf solche Grenzüberschreitungen, als beispielsweise Kindergartenkinder, die noch kein wirklich ausgeprägtes Schamgefühl haben.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Abgesehen von der Tatsache, dass ich ganz bei dir bin, dass man solche Gefühle bei Kindern sehr ernst nehmen sollte: Warum nicht am Po anfassen, beziehungsweise je nach Übung wo den sonst?

Nimm nur die Übungen für die ganz regulären Bundesjugendspiele am Schwebebalken. Um von Standwaage in die Radwende oder den Radüberschlag zu kommen, benötigt es anfangs doch einiges an Hilfestellung. Bei einem Balken auf 1,20 Meter Höhe bleibt der Po, die Taille und es wird eventuell die Brust gestreift. Und ganz ehrlich? An diesen Punkten sollte die Hilfestellung nicht von Mitschülern kommen. Die sind einerseits oft noch zu klein und andererseits viel zu wenig versiert in diesem Bereich. Mit 10 Jahren hast du etwas leichtere Übungen, aber da sind auch schon einige Stellen, wo man mal besser zufasst.

Im Sportverein kommen diese Sachen früher dran, als in der Schule. Das Problem besteht aber dort auch. Voltigieren ist auch so ein Sport, wo die Arme selten greifbar und sinnvoll sind.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Bei einigen Antworten hier wundert es mich, dass überhaupt noch junge Männer auf Lehramt studieren, wenn sie doch irgendwann von hysterischen Eltern beschuldigt werden, ihr Kind unsittlich berührt zu haben. Es ist meiner Meinung nach ganz normal, wenn man Hilfestellung gibt, die auch am Po stattfindet. Wenn der Lehrer mit der flachen Hand unter den Po geht und den Schwung gibt, ist es doch was ganz normales. Man kann wirklich in allem etwas unsittliches sehen, wenn man will und wenn man zu hause vor den Kindern so darüber spricht, wie manche es hier darstellen, dann sehen die Kinder es irgendwann genauso und so hat man einen vielleicht guten Lehrer etwas unterstellt, dass er nie wieder als Lehrer arbeiten kann.

Ich muss zugeben, dass ich die Lehrer heutzutage nicht beneide und wenn ich noch mal jung wäre, dann würde ich jedem abraten auf Lehramt zu studieren und erst Recht nicht in der Grundschule arbeiten zu wollen, wo man die Kinder noch so manipulieren kann, dass sie selber glauben, was die Eltern ihnen eintrichtern.

Wie soll denn ein Lehrer im Sportunterricht Hilfestellung geben? Wie soll er es machen, dass die Kinder sich nicht verletzen? Wenn er andere Kinder dazu bringt es zu machen, muss er denen auch erst mal zeigen, wie es geht und wenn dann was passiert ist das Geschrei der Eltern wieder groß. Und wird es demnächst so kommen, dass immer zwei Lehrer im Sportunterricht da sein müssen? Soll man wirklich so weit zurück gehen, dass Mädels und Jungs getrennt im Sport unterrichtet werden? Wird es soweit kommen, dass Sport nicht mehr stattfindet oder nur noch gelaufen und gesprungen wird, weil man da keine Hilfestellung geben muss? Man kann doch nicht in jedem Lehrer, der Hilfestellung gibt etwas unsittliches sehen.

Außerdem sieht man immer in den männlichen Lehrern einen potentiellen Kindergrabscher. Wie ist das denn mit Frauen? Sehen die, die es als "unnormal" empfinden, wenn auch mal am Hintern eine Hilfestellung gegeben wird in den Lehrerinnen kein "Monster"? Auch Frauen können sich dabei was sexuelles denken. Nicht nur Männer. Sehen jetzt alle in allen Lehrern und Lehrerinnen einen potentiellen Kindergrabscher? Ich finde, dass man alles übertreiben kann und auch aufpassen soll, was man im Gegenwart der Kinder von sich gibt, damit die nicht auch irgendwann glauben, dass Lehrer A ein Grabscher ist.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Also mir fallen da einige Sportgeräte aus meinem früheren Sportunterricht ein, wo der Lehrer nur am Po anfassen konnte, damit man ein wenig Hilfestellung oder eine Stütze hat. Und das hat mit Sicherheit nichts damit zu tun, dass unser männlicher Lehrkörper sich daran aufgeilen wollte, sondern damit wir die Übung irgendwie schaffen und nicht gerade die schlechteste Note darauf bekamen. Zumal eben auch nur bei den Mädchen geholfen wurde, die es wirklich nötig da ihren Hintern über den Stufenbarren zu schwingen.

Während der Ausbildung war es dann so, dass man sich das Sportgerät aussuchen konnte. Da war dann auch weniger Hilfestellung nötig und entsprechend weniger wurde berührt. Aber es ist schon verdammt schlimm, wenn man hinter jeder Geste was böses suchen muss. Ich fand es vor einigen Jahren schon albern, dass ich dafür unterschreiben musste, dass bei Zeckenverdacht auf einer Hortfahrt meine Kinder von einem erwachsenen Betreuer auch nackt angeschaut werden darf.

Aber die Lehrer und Erzieher können heute gar nicht mehr so blöd denken, um wirklich alles abzudecken, wo Eltern eventuell etwas unterstellen könnten. Sicher ist es richtig, dass man das ernst nimmt, was die eigenen Kinder erzählen. Aber man sollte auch mal die Kirche im Dorf lassen und nicht in jedem männlichen Lehrer und Erzieher einen potentiellen Triebtäter sehen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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