Über Grammatik-Fehler beim Sprechen nicht hinwegsehen können

vom 13.10.2014, 01:05 Uhr

Ich muss gestehen, dass mich Grammatik-Fehler immer schrecklich aufregen. Und vor allem dann, wenn sie mir nicht schriftlich vorliegen, sondern wenn jemand beim Sprechen einen Grammatik-Fehler macht, dann fällt mir das sofort auf. Ich kann dann nicht anders und ich muss die Person dann einfach verbessern. Das war bei mir schon in der Grundschule so, dass ich in dieser Hinsicht als Besserwisser galt und da ich nun Germanistik studiere, ist es für mich natürlich ein richtiger Schock, wenn jemand einen schlimmen grammatischen Fehler beim Sprechen macht.

Mein Freund ist nun alles andere als dumm und schriftlich kann er sich sehr gut ausdrücken, wobei ihm beim Sprechen immer wieder kleinere und auch größere Grammatik-Fehler unterlaufen, da er einfach nicht so sehr darauf achtet, sich korrekt auszudrücken, wenn er mit Freunden oder mit mir ist. Da kommt es dann durchaus vor, dass er sagt "Ich iss etwas" oder ich "Ich nimm das", was natürlich völlig falsch ist. Dabei habe ich ihm sicherlich schon an die hundert Mal erklärt, wie man Verben richtig konjugiert und langsam müsste er es endlich verstanden haben, was jedoch nicht der Fall ist, weil er es einfach immer wieder sagt.

Langsam ist mein Freund auch schon richtig genervt, wenn ich ihn ständig verbessere und er hat mir auch schon oft gesagt, wie sehr es ihn stört, wenn ich ihn ständig korrigiere. Allerdings platzt in solchen Momenten die Korrektur einfach aus mir raus und ich kann solche Sätze wie "Ich iss etwas" absolut nicht unkommentiert lassen. Mittlerweile versuche ich mir auch schon immer, auf die Zunge zu beißen, wobei ich mich da immer mächtig zusammen reißen muss. Ein Schnauben kann ich mir da leider auch nicht verkneifen. Allerdings ärgert mich so etwas auch doppelt, weil es ja nicht so schwer ist, die Konjugation zu lernen und mein Freund es eben doch endlich können muss, wenn ich es ihm schon so oft gesagt habe.

Ist es bei euch auch so, dass ihr über Grammatik-Fehler anderer Leute beim Sprechen einfach nicht hinweg sehen könnt? Platzt es dann auch immer aus euch raus oder haltet ihr euch da lieber zurück?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Da ich manchmal nicht grammatikalisch korrekt spreche, sind solche Menschen wie du ziemlich nervtötend. Wenn jemand in meinem engeren Freundeskreis mich beim Sprechen ständig korrigieren würde, mit demjenigen würde ich auf Dauer nichts mehr zu tun haben wollen. Sowas stört in einem Gespräch ungemein und ich bin da mittlerweile sehr konsequent und entferne solche Menschen so nach und nach aus dem näheren Umfeld, nicht aus dem Freundeskreis.

Ich kenne auch so eine Person, die mich ständig korrigiert und das ist echt anstrengend. Wenn es deinen Freund schon sichtlich nervt, finde ich es gut, dass du versuchst dich zurückzuhalten, aber versuche dieses Schnauben auch noch einzudämmen. Manchmal ist es gesünder für die Freundschaft, wenn man nicht auf sprachliche Fehler reagiert. Du solltest es lockerer nehmen, ich frage mich, was du tust, wenn du in einem Bundesland mit starkem Dialekt lebst. Versuchst du dann den Leuten Hochdeutsch aufzudrängen, damit der Besserwisser nicht hervorkommt?

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12546 » Talkpoints: 0,94 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Solche Klugscheißerei mag ich überhaupt nicht und ich denke, dass man sich als gebildeter Klugscheißer auch mal zurück halten sollte und nicht jedes Mal jemanden verbessern sollte. Kein Mensch ist perfekt und nur, weil du glaubst der deutschen Sprache mächtiger zu sein als andere dann die Leute zu verbessern, bist du auch kein perfekter Mensch. Mich würde das wahnsinnig machen, wenn mich jemand im Gespräch verbessert.

Du weißt, dass man nicht mal einem Kind ständig die Sätze verbessern soll, wenn es etwas falsches sagt, sondern das richtige einfach mit einem Kommentar verbessern soll. So hört sich ein "Ja, ich esse auch was" besser an als "Das heißt ich esse was". Schon alleine dieses Schnauben stelle ich mir gerade vor. Und ich glaube, dass es für mich dann schon ein Grund wäre doch auszurasten und dich in deine Schranken zu weisen. Denn es gehört sich einfach nicht jemanden ständig zu maßregeln.

Ich glaube, dass ich an Stelle deines Freundes irgendwann richtig ausrasten würde und dann denke ich, würdest du mich nicht mehr maßregeln. Denn dazu würdest du nicht mehr kommen, weil ich dich aus meinem persönlichen Umfeld entlassen hätte. Ich finde so was einfach völlig respektlos, wenn man einen Menschen ständig maßregelt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



So ein ständiges Korrigieren, nur weil man mal etwas grammatikalisch nicht korrekt ausgesprochen hat, finde ich total nervig. Klugscheißerei, wie es Diamante trefflich geschrieben hat, finde ich ganz fürchterlich und ich würde mir bei ständigen Wiederholungen echt überlegen, wie ich demjenigen weiterhin begegnen würde.

An der Stelle deines Freundes würde ich dich auf jeden Fall bitten, dieses einzustellen, da das für mich auch tatsächlich irgendwann ein Trennungsgrund wäre. Insofern solltest du dich vielleicht einfach fragen, ob du nicht über kleine Fehler deines Freundes hinwegsehen kannst und ihn einfach so reden lassen kannst, wie er es tut. Nicht jeder Mensch kann perfekt sein und alles richtig machen.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich lebe im Ruhrpott. Und wer noch den alten Ruhri-Slang kennt, der weiß, dass dieser "Dialekt" völlig anderen Regeln folgt als den allgemein gültigen. Aber es gibt Regeln. :lol: Ich selbst werde zwar in ganz Deutschland immer für eine Hamburgerin gehalten, aber auch ich kann "Pott". Und natürlich fällt es mir auf, wenn sprachlich gerade etwas schief gelaufen ist. Aber bei Dialekten aller Art stört mich das gar nicht. Das finde ich eher niedlich und gemütlich, im Falle des Potts ist es einfach Heimat.

Wenn jemand dagegen Hochdeutsch spricht und dann Fehler macht, dann stolpere ich schon darüber. Aber ich würde niemals jemanden ungefragt korrigieren. Das steht mir nicht zu und ist für das Gegenüber peinlich, unangenehm oder gar nervig. Jeder macht Fehler, auf die muss man nicht ständig hingewiesen werden. Dafür ist die Schule da, der Prof, der eine Arbeit liest oder ein Vorgesetzter. Im Privatleben sollte es dagegen entspannt zugehen.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Bei solchen Grammatikkreationen würde ich eine totale Meise bekommen. Wenn die Satzstellung etwas komisch ist, finde ich das noch vertretbar, aber wenn mein Partner ständig die Verben falsch konjugiert und wie ein Sozialfall spricht (klingt vielleicht hart, ist aber so), wäre er nie mein Partner geworden. Ich kenne kaum Menschen in meinem Umfeld, denen solche sprachlichen Fehler dauerhaft passieren und ich bin auch der Meinung, dass so viel Bildung schon sein muss.

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» ninjafan » Beiträge: 1455 » Talkpoints: -0,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Dass "so jemand" als Partner unzumutbar ist, das kann man doch nicht pauschal sagen. Ich kenne beispielsweise einen sehr netten jungen Mann, der auch ein ordentliches Abitur hat, der sein Studium abgeschlossen hat und eine ziemlich gute Promotion hingelegt hat. Der ist mit 15 Jahren aus Rumänien gekommen und sprach damals nicht deutsch. Der Mann ist hochintelligent, ein harter Diskussionsgegner, geistig extrem flexibel und sehr vielseitig gebildet.Damals hat er in sehr kurzer Zeit unsere Sprache in Wort und Schrift gelernt, dazu Englisch und Französisch. Im Studium kam dann noch der typische Schnellkurs Latein.

Sicher hat er Schwächen in der Rechtschreibung und ab und zu hakt die Grammatik. Aber ungebildet? Es kommt doch bei einem Menschen immer auf das Gesamtpaket an. Wenn das stimmt, dann dürfen auch solche Schwächen sein. Korrigieren würde ich das nur, wenn dieser Mensch sich das wünscht oder es zu meinen Aufgaben gehört. Ich gebe zu, mir wäre das zu anstrengend. Ich habe im letzten Jahr vor dem Abi an diesem Menschen ständig herumkorrigiert. Weil es eben ansonsten wegen der Fehler knapp mit dem Abi geworden wäre. Und das war eine verdammt harte Zeit für und beide. Wir sind noch heute befreundet. Er entwickelt sich permanent weiter und heute passieren nur noch selten kleine Ausrutscher. Aber ich wäre mir nicht sicher, dass ich in einem fremden Land mit völlig fremder Sprache jemals so unauffällig und korrekt würde.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich habe auch Linguistik studiert und gleich im ersten Semester gelernt, dass die Vorstellung, es gebe ein "richtig" oder "falsch" in einer Sprache, schon längst überholt ist. Natürlich gibt es Normen, die gerade für das Erlernen einer Fremdsprache unabdingbar sind. Aber die Idealvorstellung von einem "guten" und "richtigen" Deutsch (oder Englisch oder was auch immer) ist unter Forschern schon seit Jahrzehnten vom Tisch. Es gibt in jeder Sprache zahllose Varianten, Dialekte, Soziolekte oder lokale Besonderheiten, die vom wissenschaftlichen Standpunkt her alle gleichwertig sind.

Bei uns in der Gegend sagt man beispielsweise "der Butter" und "der Radio". Dabei handelt es sich mitnichten um einen grammatikalischen Fehler, sondern um eine Besonderheit des lokalen Dialekts. In anderen Gegenden Deutschlands gelten dafür wieder ganz andere Regeln. Deswegen halte ich es für reichlich engstirnig, anderer Leute Grammatik zu verbessern, solange sie nicht völlig unverständlich daher reden.

Die meisten Leute bei mir in der Gegend sagen beispielsweise auch: Ich nimm das jetzt mal, weil das im örtlichen Dialekt korrekt ist. Kein Schwanz würde bei uns "ich nehme" sagen, und du würdest dir garantiert keine Freunde machen, wenn du anfangen würdest, deine Mitmenschen zu konjugieren, oder wie das jetzt heißt. ;)

Mit grammatikalischen Unterschieden komme ich also gut klar. Mein Problem besteht eher darin, wenn Leute Wörter für meinen Geschmack falsch aussprechen. Man hört im Fernsehen und auf der Straße viel zu oft "Füch" anstatt "Fisch", "Mülsch" anstatt "Milch" und meinen besonderen Favoriten "Ümfomation". Aber natürlich würde ich nie zu jemand anderen hingehen und sagen: "Das heißt "FISCH"! Sie sollten mal zum Logopäden gehen, das kann ja keiner mehr mit anhören." So unhöflich bin ich dann doch nicht.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Witzig finde ich ja, dass du von schweren grammatischen Fehlern sprichst. Das ist eher etwas, was mich nervt oder aufregt. Vielleicht sehe ich es auch einfach vollkommen falsch, denn ich habe eben nicht Germanistik studiert, sondern Mathematik und da haben wir mit richtigen Texten wenig zu tun. Aber in meinen Augen heißt korrekt "grammatikalische Fehler" und nicht "grammatische Fehler". Und das sind so die Feinheiten, über die ich mich aufregen kann. Wenn denn meine Ansicht nun richtig ist. Denn dann finde ich es lächerlich, wenn jemand einen solchen derben Fehler begeht, obwohl er eben noch angekreidet hat, dass anderen solche Fehler unterlaufen. Stimmt meine Meinung über diese grammatikalische Auffälligkeit nicht, so entschuldige ich mich selbstverständlich für diese Aussage.

Generell kommt es bei mir auf die Person an, habe ich gemerkt. Meinen Ex-Freund habe ich ständig korrigiert und all seine sprachlichen Fehler gingen und gehen mir nach wie vor tierisch auf den Keks. Aber das war oder besser gesagt ist ja auch eine Person, die sich für gebildet hält. Und daraus auch keinen Hehl macht. Aber ein gebildeter Mensch würde solche Fehler wie er sie macht einfach nicht machen, wenigstens nicht in dieser extremen Häufigkeit. Und daher hat mich das immer sehr aufgeregt, denn er hat sich über andere Menschen und ihre Unwissenheit ausgelassen, seine eigene Inkompetenz aber verleugnet.

Mein aktueller Freund hingegen spricht eigentlich ein ganz annehmbares Deutsch. Wenn er spricht, habe ich nicht viel auszusetzen und ich habe ihn auch noch kein einziges Mal korrigiert in der Zeit, in der wir uns kennen. Aber er hat schriftliche Defizite. Erstens ist seine Kommasetzung manchmal hundsmiserabel, was er aber auch selber zugibt. Manchmal setzt er die Kommata so, dass ich den Satz von der Sinngebung her nicht mehr verstehe. Dann frage ich nach und korrigiere seine Zeichensetzung indirekt, indem ich den Satz noch einmal mit richtig gesetzten Kommata wiedergebe. Das stört mich aber auch nicht weiter, denn so lange er nicht behauptet, dass er gut schreiben kann, verzeihe ich solche Fehler großzügig.

Nur ein grammatikalischer Fehler nervt mich ungemein: das Ignorieren des Akkusativs!

Nicht nur beim Schreiben mit meinem Freund fällt mir das häufig negativ auf, sondern auch bei vielen meiner diversen Nachhilfeschülern. Sie schreiben zum Beispiel "Ich feiere mein Geburtstag am..." statt "Ich feiere meinen Geburtstag am...". Und das ist falsch. Und das nervt. Finde ich. Bei einigen meiner Nachhilfeschülern habe ich nachgefragt, warum sie diesen Fehler begehen. Daraufhin meinen sie, dass sie es eben so schreiben würden, wie man es auch spricht. Unterhält man sich aber mit ihnen, so zeigt sich, dass sie schon richtige Grammatik anwenden, aber das "e" etwas verschlucken und daher falsch schreiben, wenn sie so schreiben wie sie es auch sprechen.

Bei meinen Nachhilfeschülern werden diese Fehler umgehend korrigiert und viele machen es mittlerweile richtig. Meinen Freund würde ich nicht belehren. Ich achte immer darauf, dass ich es richtig mache. Auch in der Hoffnung, dass er es von mir abguckt. Klappt nicht sonderlich gut. Aber im Leben käme ich nicht auf den Gedanken, ihn belehren zu wollen.

Ich kann deinen Freund da sehr gut verstehen, denn mir würde es auch nicht gefallen, wenn mein Freund ständig an mir herum kriteln würde und mich verbessern wollen würde. Das nervt wahnsinnig und ist absolut überflüssig. Wenn es dich so sehr stört und du absolut nicht nachvollziehen kannst, warum dein Freund trotz deiner anhaltenden Korrekturen noch nicht richtig konjugiert, dann solltest du dir vielleicht besser einen anderen Freund suchen.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich musste ja nun doch für mich alleine hier lachen, als ich deinen letzten Beitrag hier Schon während dem Kochen aufräumen und spülen? gelesen habe. Du regst dich sogar bei deinem Freund über grammatikalische Fehler auf und schreibst schon in der Überschrift und auch in dem Beitrag so grammatikalisch falsch, dass es für eine, die das kritisiert doch weh tun müsste. Es heißt grammatikalisch richtig "Schon während des Kochens ...". OK in der Überschrift noch zu entschuldigen weil der Platz oft fehlt. Aber nicht im Beitrag.

Ehe du andere kritisierst solltest du dir an die eigene Nase fassen. Ich finde es weitaus schlimmer grammatikalisch falsch zu schreiben, als zu reden. Besonders für jemanden, der ja so viel Wert darauf legt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


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