Türken traditionell seltener von Burn-Out betroffen?

vom 23.03.2014, 22:59 Uhr

Immer mehr Menschen bekommen heute die Diagnose Burn-Out. Wobei die Ursachen wohl stressbedingt sind und die Diagnose, laut der Meinung einiger Menschen, leider viel zu schnell und leichtfertig gestellt wird.

Meine Freundin erzählte letztens, sie hätte ein Gespräch mit ihrem türkischen Obst- und Gemüsehändler zu dem Thema geführt. Der Türke meinte, er kann das gar nicht verstehen, dass so viele Menschen am Burn-Out Syndrom leiden. Er meinte, dass sei eine für Deutsche typische Erkrankung und Türken wären von dieser Erkrankung kaum betroffen.

Der Obst- und Gemüsehändler meint, Türken würden sich untereinander viel mehr helfen. Man würde Abends zusammen sitzen und über Probleme reden und sich damit auch gegenseitig stützen. Alleinstehende Türken würden ebenfalls weniger alleine sein, da sie dann eben den Kontakt in Teestuben und bei Bekannten suchen.

Deutsche Mitbürger hingegen würden sich eher abschotten, Gemeinschaft meiden und Probleme in sich hinein fressen und deshalb sei es nicht verwunderlich, dass so viele Deutsche an Burn-Out leiden. Türken seien aufgrund ihrer Traditionen eben weniger davon betroffen, weil sie eher aufgefangen werden.

Hat der Obst- und Gemüsehändler mit türkischen Wurzeln damit recht? Fehlt uns Deutschen wirklich die Tradition viel Zeit miteinander zu verbringen? Führt die typisch deutsche Vereinsamung eher zum Burn-Out?

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Der türkische Obst- und Gemüsehändler hat in Bezug auf ältere Türken und diejenigen mittleren Jahrgangs recht. Allerdings treffen sich in den Teestuben auch nur die Männer. Da die Frauen kaum arbeiten und dafür zu Hause die Familie versorgen, betrifft sie diese Krankheits-Erscheinung wohl kaum. Aber die jüngeren Türken sehen das Leben nicht mehr ganz so in der Tradition wie die älteren.

Wenn diese jungen Leute ebenso einen entsprechenden Arbeitsplatz haben, wo sie hauptsächlich mit Stress konfrontiert werden, weiß ich nicht, ob auch sie so aufgefangen werden, wie ihre Väter und Großväter. Möglich ist das, aber falls sie sich inzwischen mehr dem Leben hier angepasst haben, kann es auch anders sein. Das war bei uns in früheren Zeiten eben auch anders und nicht so hektisch.

Mir geht es genauso wie dem Obst- und Gemüsehändler. Ich kann auch nicht verstehen, wie so viele ein sogenanntes Burn-Out-Syndrom haben. Meiner Meinung nach ist es oft hausgemacht. Es müsste nicht immer sein. In diesem Fall könnten die Menschen mit Burn-Out-Syndrom viel von den Türken lernen.

Ich meine damit jetzt nicht, dass sie sich nach der Arbeit auch in Kaffee- oder Teestuben treffen sollten und ihre Familie vernachlässigen, die ein solches Vorgehen nicht gewöhnt wäre und dementsprechend rebellieren würde. Aber sie sollten sich mit jemandem aussprechen und auch mal abschalten können und dadurch neue Energie aufnehmen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich denke nicht, dass man pauschal der Deutsche oder der Türke sagen kann. Natürlich ist es so, dass manche Menschengruppen eine andere Mentalität haben und somit auch der Stressfaktor nicht mehr so hoch ist und man sich auch gegenseitig hilft, aber eine positive Bewertung kann durchaus auch bei einem Deutschen stattfinden. Ich denke durchaus das auch ein Türke so etwas haben kann und vor allem auch, dass die Zahl nicht eben gering ist, weil man es vielleicht einfach nur ein bisschen totschweigt.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Meiner Ansicht nach hängt das nicht nur von der eigenen Einstellung ab, sondern auch vom Beruf, den man ausübt. So habe ich mal gelesen, dass gerade die Mediziner die größte Arbeitsbelastung haben sollen und daher auch verstärkt das Risiko für Burnout tragen. Ich vermute mal, dass das in der Pflege ähnlich aussieht, auch wenn ich dazu keine Zahlen kenne. Wenn man Pech hat und dann einen Job hat, wo zu wenig Personal und zu viele Aufgaben da sind, dann muss man sich eben anpassen oder gehen. Nicht immer haben die Menschen die Möglichkeit, den Job zu wechseln wegen den Qualifikationen oder weil das Geld fehlt.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^