Als Testkäufer testende Mitarbeiter in die Pfanne hauen?

vom 15.03.2014, 10:15 Uhr

Ich hatte gestern meinen ersten Testkauf in einem Babymarkt. War eigentlich ganz lustig, und wenn es wirklich ausbezahlt wird, auch ein gar nicht so schlechter Verdienst. Allerdings war dort eine Mitarbeiterin die nicht so wirklich freundlich war, und mich gekonnt ignoriert hat, eine die sehr bemüht war, und noch eine, die sich ganz toll um eine Kundin gekümmert hat.

Jetzt ist es ja meine Aufgabe, die Mitarbeiter zu beurteilen, und dafür werde ich ja auch bezahlt, die Frage ist, hatte sie schlecht gelaunte Mitarbeiterin vielleicht nur einen schlechten Tag?! Welche Auswirkungen hätte es, wenn ich etwas nicht so positives schreiben würde? Möchte ja eigentlich niemanden etwas schlechtes.

Habt ihr schon mal gehört, das ihr selber getestet worden seid?

» laraluca » Beiträge: 1067 » Talkpoints: 9,53 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin noch nicht selbst getestet worden, aber ich bin auch ein Testkäufer. Ich gebe meine Berichte immer so ab, wie ich sie selbst erlebt habe. Mein Auftraggeber ist immerhin der Ladenbesitzer und er möchte wissen, wie seine Angestellten sich gegenüber den Kunden verhalten. Dafür braucht er diese Angaben, denn er muss ja wissen, was da abläuft, warum sein Laden etwa schlecht läuft oder schlechte öffentliche Bewertungen bekommt. Den Grund dafür wird er aber nicht selbst herausfinden können, weil sich die Angestellten ihm gegenüber anders verhalten.

Und so gebe ich meine Bewertungen dann auch immer ganz objektiv ab und beantworte nur, was gefragt wurde. Ich schmücke also nichts aus oder bringe meine eigenen Gefühle rein. Im Endeffekt ist es ja auch egal, ob der Verkäufer nur einen schlechten Tag hatte oder immer so ist. Wenn mir als Käufer so jemand begegnet und ich dadurch abgeschreckt werde, ist es geschäftsschädigend und geht den Besitzer etwas an. Ich weiß, dass der Job als Verkäufer alles andere als leicht ist - aber andere Berufe sind es auch nicht. Und immerhin werden sie auch dafür bezahlt, freundlich zu den Kunden zu sein.

Ich möchte auch niemandem etwas Schlechtes - aber ich sehe meine Verantwortung in diesem Fall, wo ich Testkäufer bin und dafür ein wenig Geld bekomme, ganz klar bei meinem Auftraggeber und seinem Interesse. Und wenn nun ein bestimmter Verkäufer getestet wurde, dann hat auch das meistens den Hintergrund, dass der schon öfter aufgefallen ist. Im Endeffekt muss also jeder seinen Job machen. Und wenn dieser schlecht gemacht wird, hat es Konsequenzen. Das weiß jeder und muss damit rechnen, wenn er seine Arbeit nicht ordentlich macht. Bei Verkäufern gehört eben die Freundlichkeit dazu.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich gehe mal davon aus, dass ein Arbeitgeber nicht nur einen Testkäufer schickt, das wäre ja auch ziemlich fahrlässig. Wie schon gesagt, kann jeder mal einen schlechten Tag haben und ich denke, dass ein guter Arbeitgeber das auch weiß. Aber wenn eben mehrere Testkäufer angeben, dass Verkäuferin XY die ganze Zeit zickig und schlecht gelaunt ist und die Kunden vergrault, dann wird der Chef handeln müssen, da dies ja Kunden auf Dauer abschrecken könnte, was geschäftsschädigend ist.

Daher verstehe ich deine Probleme nicht so wirklich. Schreib doch einfach ganz neutral was du gesehen hast und lasse nichts aus, wenn etwas gefragt wird. Ich denke nicht, dass eine schlechte Bewertung über eine Mitarbeiterin direkt negative Konsequenzen für diese hätte, aber es hätte eben Konsequenzen, wenn sich die schlechten Bewertungen häufen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kenne nur die Aufgabe eines Produkttesters, nicht des Testkäufers, denke aber auch, dass es wohl nicht so monoton sein kann, dass man nur einen Käufer zur Beurteilung schickt. Das wäre dann ja ziemlich seltsam und wirklich nicht aussagekräftig.

Ich würde deshalb an deiner Stelle die Mitarbeiterinnen genau so beurteilen, wie sie dich erlebt haben und da gar nicht lange ein Blatt vor den Mund nehmen. Hatte die Verkäuferin einfach nur einen schlechten Tag, dann wird sie an einem anderen Tag von einem anderen Testkäufer anders beurteilt werden.

Wird sie von mehreren Testkäufern einfach schlecht bewertet, hat sie so oder so im Job nichts verloren. Auf der Arbeit muss ich auch freundlich sein und darf mir meine schlechte Laune nicht anmerken lassen. Auch wenn ich genervt bin, darf ich das nicht einfach so heraus lassen. Ich erwarte mir so etwas auch von den Verkäuferinnen.

Und von einer Studie, die Veräuferinnen beurteilt erwarte ich mir ebenfalls dass sie repräsentativ ist, weil man ehrlich bewertet und nicht nur so bewertet, weil einem die Person leid tut oder man ein schlechtes Gewissen hat, wenn man die Wahrheit schreibt. Dann ist man als Testkäufer meiner Meinung nach im falschen Beruf.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich würde es nicht wohlwollend, sondern so bewerten, wie ich es erlebt habe. Natürlich kann jeder mal einen schlechten Tag haben, aber das ist dann ja auch kein Problem, wenn andere Testkäufer auch dort unterwegs waren und es anders erlebt haben. Wenn man allerdings immer wieder schlechte Laune an den Kunden herauslässt, dann hat man sicherlich auch wenig in einem Laden verloren, der Artikel verkaufen möchte.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich bin auch schon öfter als Testkäufer unterwegs gewesen und kenne auch solche Situationen. Ich bewerte dann auch mit möglichst objektiven Formulierungen, wie ich es erlebt habe. Ich empfinde das auch nicht als Hereinlegen des Verkäufers an, sondern als Qualitätskontrolle des Chefs. Jeder Chef muss ja irgendwie seine Mitarbeiter kontrollieren können. Die einen machen das darüber, dass sie die hergestellten Produkte prüfen.

Bei Dienstleistungen müssen eben die Mitarbeiter geprüft werden, was der Chef aber nicht selbst machen kann, weil sie sich ihm gegenüber natürlich anders verhalten als gegenüber vermeintlich normalen Kunden. Es bleibt dem Chef also nur die Methode mit den Testkäufern, wenn er sie nicht noch rund um die Uhr mit Kamera und Mikrofonen bespitzeln will, was ich als viel schlimmer erachte.

Und so sehe ich es als meine Aufgabe an, dem Chef auch die Informationen zu liefern, die er braucht, um seine Mitarbeiter einschätzen und bewerten zu können. Ich teile aber dann nicht immer nur mit, was mir negativ aufgefallen ist, sondern ich bemühe mich, auch immer über Gutes zu berichten, was mir aufgefallen ist, denn auch wenn danach nicht ausdrücklich gefragt ist, so finde ich dies doch auch wichtig und ich schreibe es zumindest in die Kommentare, die man oft noch extra geben darf, mit hinein.

» rasenderrolli » Beiträge: 1058 » Talkpoints: 16,66 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich bin zwar auch kein Testkäufer, würde aber auf jeden Fall eine ehrliche Bewertung abgeben, denn dafür mache ich den Job ja. Wer zu viele Skrupel hat, darf einen solchen Beruf nicht ausüben. Du selber hast ja vielleicht auch Stimmungsschwankungen und ohne die nötige Objektivität würdest du dann an manchen Tagen milder urteilen als an anderen. Das wäre aber Willkür. Natürlich gibt es wie auch bei der Polizei oder Kontrolleuren (außer denen in München, die überhaupt keine Gnade kennen) einen gewissen Ermessensspielraum, aber der wäre überschritten, wenn du das Verhalten, das die Verkäuferin dir gegenüber gezeigt hat, nicht ehrlich beschreibst.

Ich könnte diesen Job nicht machen, weil ich mich von meinen Gefühlen nicht loslösen könnte und keine negativen Kritiken über abhängig Beschäftigte abgeben könnte. Ich würde mir in solchen Fällen vorstellen, dass die Frau vielleicht gerade ein krankes Kind zu Hause hat, mit ihrem Partner im Streit liegt oder morgens beim unabsichtlichen Schwarzfahren erwischt wurde. Aber wennan den Job macht, muss man das tun, für das einen der Auftraggeber bezahlt, natürlich nur, soweit es moralisch vertantwortbar ist.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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